Vermisst: Christoph Hackmann ist kein Einzelfall
Osnabrück. Die Anteilnahme in der Region im Fall Christoph Hackmann ist groß: Seit seinem Besuch des Weihnachtsmarktes in Leer am 21. Dezember gilt der 20-Jährige aus dem emsländischen Oberlangen als unauffindbar. Sein Schicksal ist kein Einzelfall: Bundesweit werden fast 6000 Personen vermisst.
Wie eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden unserer Zeitung sagte, waren zum Stichtag am 1. Januar 2014 in der zentralen Vermisstendatei 5887 Fälle registriert, darunter 3743 Erwachsene und 1128 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sowie 185 Kinder bis 13 Jahre. In den übrigen Fällen ließe sich das Alter nicht genau zuordnen, erklärte die Sprecherin die Differenz. In der Datei werden alle Vermisstenfälle der vergangenen 30 Jahre erfasst. In dieser Zahl sind also sowohl Fälle enthalten, die sich innerhalb weniger Tage aufklärten, als auch Vermisste, die seit bis zu drei Jahrzehnten verschwunden sind.
Bundesweit werden pro Tag zwischen 250 und 300 Personen als vermisst gemeldet, registriert und meistens wieder gelöscht. Denn: Nach Angaben der Ermittlungsbehörde erledigen sich etwa 50 Prozent der Fälle innerhalb der ersten Woche. Binnen Monatsfrist liegt die „Erledigungs-Quote“ bereits bei über 80 Prozent. Drei Prozent beträgt der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden. Bei Kindern liegt die Aufklärungsquote sogar bei über 99 Prozent. Im Bereich Aurich/Wittmund hielt etwa 2013 ein Mädchen in einer staatlichen Einrichtung die Polizei auf Trab: Nach Angaben der Polizeidirektion Osnabrück wurde sie über 50 Mal abgängig gemeldet, weil sie abgehauen war. Dass das Schicksal von vermissten Personen nicht aufgeklärt wird, ist also eine Ausnahme, wie auch eine Sprecherin der hiesigen Polizeidirektion betont.
Ein Beispiel für einen ungeklärten Fall ist die Akte Maria-Brigitte Henselmann . Er sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen. Die damals 13-Jährige wurde am Anfang Mai 2013 vermisst gemeldet. Das BKA vermutet, dass das Mädchen aus Freiburg/Breisgau mit dem über fünfzigjährigen Bernhard Haase aus Blomberg in Nordrhein-Westfallen untergetaucht ist. Sie sollen sich im Internet kennengelernt haben. Von ihnen fehlt bislang jede Spur.
In der Polizeidirektion Osnabrück, zuständig auch für Ostfriesland, das Emsland und die Grafschaft Bentheim, wird nach wie vor nach Jutta Tirrel aus Bad Bentheim gefahndet. Sie wird seit dem 21.12.2009 vermisst. Die bisherigen Ermittlungen der Polizei ergaben keine Anhaltspunkte, wo sich die Bentheimerin aufhalten könnte. Die Frau wurde zuletzt in einer Bank-Filiale in Bad Bentheim gesehen. Danach verliert sich ihre Spur. Auch im Fall des 20-jährigen Christoph Hackmann haben die Ermittlungsbehörden bislang keine neuen Erkenntnisse.
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