Also mal angenommen, eine der derzeitigen Versionen, bei denen Herr Obst der Täter ist, kommt der Wahrheit nahe. Dann ist ja der Streit vor der MW-Str. ein wichtiges Element im Tatablauf, denn dieser Streit soll ja nachher bis zum Totschlag eskalieren. Mir ist aber dann immer noch nicht klar, wie Herr Obst erst mit seiner Frau vor der MW-Str.8 gestritten und sie dann kurze Zeit später im Wald Abzweig Arode/Steinhauser Weg abgepaßt und abgefangen haben soll. Mal ganz abgesehen davon, daß ja Frau Obst, wäre der Streit mit ihrem Mann gewesen, noch die Zeitung zur MW-Str. 8 geliefert hätte. Die Zeugen haben Schritte wegeilen hören, aber dann hätten sie erst recht knallende Autotüren und ein davonbrausendes Auto in der stillen Nacht wahrgenommen. D.h. Herr Obst hätte während des Streits vor der MW-Str. zufuß da gewesen sein müssen. Ok, da er sie nachher dann im Wald erwischt hat, gibt es, wäre er alleine vorgegangen nur eine Möglichkeit: er hatte zuvor schon das Auto in der Nähe des späteren Entführungsortes im Wald geparkt (die Mantrailer-Hunde verloren da ja die Spur und irgendwie kam Frau Obst ja auch zu der Mulde an der Egge). Er ist also in der MW-Str. zufuß unterwegs und Frau Obst mit dem Rad. Frau Obst will pflichtgemäß ihre Arbeit zuende erledigen. Immer noch: Warum ließ sie dann die MW-Str. 8 weg, wo sie doch praktisch davor stand? Vielleicht hat sie ja ihrem Mann die Zeitung in die Hand gedrückt, um ihn auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen und hat ihn gebeten, die Zeitung einzuwerfen, hat gewendet und ist weiter. Herr Obst hatte jedoch andere Sorgen und hat den Teufel getan. So könnte es bei dieser Version des Tatablaufs gewesen sein. Aber dann?
Frau Obst fährt dann jedenfalls die MW-Str. ein Stückchen zurück und überquert schiebend den Fußübergang über die Schienen. Fährt dann ein paar Meter zur Arode herunter und biegt rechts in Richtung Wald ab. Bis zum Abzweig Steinhäuser Weg sind es etwa 360 m. Das hätte in etwa auch der Strecke nach Hause entsprochen. Wenn man davon ausgeht, daß sie relativ langsam fuhr (10 km/h), dann hat Frau Obst dafür etwa 2,5 Minuten gebraucht.
Der rüstige 74-jähre Herr Obst hätte also nur eine Chance gehabt vor ihr am genannten Abzweig im Wald bei seinem dort bereits abgestellten Auto zu sein, wenn er hätte abkürzen können. Das geht (wenn ich richtig informiert bin) nur indem er irgendwo vor der Brücke über den Zaun, der die Abgrenzung zur Gleisanlage darstellt, geklettert wäre.
Dazu hätte er aber erst mal etwa 120 m die MW.-Str. runter hinter Frau Obst herlaufen, dann über den vielleicht brusthohen (wenn die Höhe falsch ist, möge man mich korrigieren) Zaun klettern, über die Schienen bis zum Radweg und schließlich noch 50 m durch den Wald laufen müssen, um vor Frau Obst am Abgriffort zu sein. Wenn er nicht durch den Wald abgekürzt hat, weil er ja keine Zeit hatte, im Dunklen auf am Boden liegende Stolperhindernisse zu achten, wären es nach der Überquerung der Schienen sogar 80 m über den Radweg und dann die Arode runter gewesen, wobei das letzte Teilstück seines Laufs sogar mit der Route von Frau Obst identisch gewesen wäre und er also deutlich unter 2,5 Minuten hätte bleiben müssen. Er hätte zudem beim Erreichen seines Autos schon gleich wieder hinsichtlich des weiteren Tatablaufs beieinander und bei Puste sein müssen, bevor seine Frau dann schließlich ankam. (In Herrn Obsts Alter dauert letzteres sicher schon alleine eine Minute oder mehr, aber das nur am Rande.)
Frage: Ist das überhaupt für einen 74-jährigen wenngleich rüstigen Nicht-Läufer-Rentner zu schaffen? Und wenn Frau Obst gemerkt hat, daß er ihr laufender Weise folgt, hätte sie sich dann nicht noch zusätzlich beeilt und wäre somit schneller als sonst gewesen?
....
Wenn das nicht machbar ist, hat entweder der Streit nichts mit dem Fall zu tun oder Herr Obst (nochmal: vorausgesetzt, er war es überhaupt) war nicht alleine.
Wenn der Streit nichts mit dem Fall zu tun hat, bricht aber diese Argumentationslinie zusammen.
Wenn der Streit in dem Sinne, daß es sich dabei um Frau und Herrn Obst handelte, doch mit dem Fall zu tun hat, dann muß Herr Obst einen Helfer gehabt haben, der schon am Auto im Wald wartete.
Dann war der Mord allerdings schon durch die Komplizen geplant, denn: Wie sonst hätte Herr Obst jemand anders sicher und spontan dazu anstiften können, ihm dabei zu helfen, seine Frau zu ermorden? Wenn der Mord aber geplant gewesen wäre, dann hätte man Frau Obst auch gleich am Abzweig Steinhauser Weg abpassen können.
Also: Was ist denn da nun tatsächlich am Morgen des 16.5. passiert? @diegraefin,
@shirleyholmes und andere Anhänger der "Herr-Obst-war-der-Täter"-Theorie, könnt Ihr das noch mal durchdenken und versuchen es zu erklären?