@Udvarias@Sven1213Ich halte solche psychoanalytischen Modelle für sehr gewagt. Denn ich persönlich würde, wenn es überhaupt in diese Richtung Qualen durch die Eltern in der Kindheit geht, in Anbetracht des Opfertyps, es sind ja eher liebe hilfsbereite Frauen, ein ganz anderes Modell entwerfen.
Der Vater ist der Tyrann, die Mutter schwach, der freundliche Muttertyp, der es nie wagt, dem Vater zu widersprechen und die es auch nicht fertigbrachte, ihn zu verlassen. Ein Junge vom Vater immer wieder gedemütigt und geschlagen. "Mama warum hilfst Du mir nicht?" Er fängt an, seine Mutter in solchen Momenten dafür zu hassen, daß sie ihn nicht rettet, fühlt gleichzeitig die "Einfachheit" und die Hilflosigkeit der Mutter. Empfindet sie das erste Mal als einfaches Opfer, an der sich seine aufgestauten Emotionen entladen möchten. "Nein, nicht die eigene Mutter!" Neben dem Vater kann er seine Persönlichkeit nicht entfalten, findet somit keinen richtigen Fuß in seinem sozialen Umfeld. Was er kann, ist sich wie ein Schauspieler und ohne Bezug zu den eigenen Emotionen einfach freundlich geben, während es immer wieder in ihm brodelt und er seine Opfer wahrnimmt. Er muß sich freundlich geben, um nicht auch noch komplett den Anschluß an seine sozialen Strukturen zu verlieren. Er versteht nicht, was da in ihm vorgeht. Da lebt ein Teufel in seiner Brust, der manchmal morden will. Sein brutaler, zynischer, emotionsloser Vater, leitet ihn ebenfalls nicht an, da herauszukommen und ein gestandener Mann zu werden. Im Gegenteil, er gibt ihm den Weg "Dominanz" vor und das Faktenschaffen durch menschenverachtende Verhaltensweisen gegenüber der Mutter, ihm, seines Sohnes und seiner Umwelt. Sein Vater hat ihn einmal mehr geschlagen und gedemütigt und seine Mutter ... sie ist hilflos ... dieses Gefühl kommt wieder in ihm auf ... Nein, nicht die Mutter! ... Dann setzt sich aufs Rad und fährt für den Vater Bier holen ... Aber manchmal ist der Vater auch anders. Manchmal nimmt er ihn mit in den Wald, das tat er oft und dann ist die Welt "in Ordnung". Er liebt seinen Vater und seine Mutter insgeheim trotz alledem, auch wenn er sie manchmal haßt. Sie haben ihn geprägt, sind ein Teil von ihm. Es gibt Zeiten, da entspannt er sich und alles scheint gut, Aber unter bestimmten Lebensumständen, zynischen Bemerkungen des Vaters oder ähnlichen Auslösern, da holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Die Emotionen waren zu stark (er ist konditioniert) und nimmt wieder seine Opfer wahr. Mütterliche, freundliche, hilfsbereite Frauen, nicht in der Lage sich (gegen den Vater) durchzusetzen. Er wird diesen Teufel nie loswerden. Schau, wie sie auf dem Fahrrad sitzt! Sie ist selber schuld, warum hilft sie ihm nicht, da heraus zu kommen, immer und immer wieder reizt sie ihn. Ich werde ihr sagen, was sie an mir verbrochen hat, in Ruhe und unter zwei Augen diesmal ...
Wie sollte ein solches Konstrukt also zum Auffinden des Täters führen, wenn man so viele weichenstellende Details im Leben eines Täters gar nicht kennen kann? Vielleicht haben sich die Eltern nicht um ihn gekümmert und das Ganze ist aus einer Verwahrlosung heraus entstanden. Vielleicht hat ihn da wer ganz anders an die Hand genommen. Oder er gehört gedanklich einer Gruppierung an, die gewisse "politische" Einstellungen gegen gewisse Bevölkerungsgruppen hat und vollzieht hier einen "Auftrag" im Sinne seiner Idee. Und das alles vorausgesetzt, es handelt sich nicht ohnehin um eine mehrköpfige "Täterschaft" (auch wenn ich nicht mehr weiß, wer ihn benutzte, der Begriff ist klasse). Oder handelt es sich am Ende nicht vielleicht doch um zwei verschiedene Fälle? Bei Psychopaten sind Teile des Gehirns, die für die Empathie gegenüber Mitmenschen verantwortlich sind, unterentwickent oder nicht vorhanden. Da braucht´s keine schlimme Kindheit, um solcher Taten fähig zu sein. Wir wissen viel zuwenig, um uns da auf solch ein Täterprofil festzulegen.