@linuxerr linuxerr schrieb:Unser Gehirn ist kein Computer sondern ein nichtdeterministisches System, da es auf Quanteneffekten beruht, die nicht vorhersagbar sind.
Kannst du das näher erläutern? Wo und welche Quanteneffekten werden aus deiner Sicht beim Gehirn wirksam? Und warum sollen Quanteneffekte bei einem Computer nicht wirksam werden, wenn sie denn wirksam sind?
Außer meiner Sicht ist das Gehirn ein hochkomplexes deterministisches System. Die Arbeitsweise des Gehirns unterscheidet sich aber dennoch sehr stark von der eines Computers. Während die (meisten) Computer algorithmisch basierend sind, funktioniert das Gehirn stochastisch-heuristisch, d.h. die Kunst des Gehirns ist Weglassen von Informationen und "Raten". Ich finde es einen interessanten Umstand, dass wir die Wahrnehmung nur aus 7% - 10% aus wirklichen Informationen von den Sinnesorganen modellieren (siehe dazu das Lehrbuch Kognitive Psychologie von Dirk Wentura und Christian Frings). Der Rest ist reine Interpretation seitens das Gehirns.
Fälschlicherweise glaubt man, dass das Gehirn in 0 und 1 arbeitet (-> Aktionspotenzial). Das ist nicht richtig, die eigentlichen Verrechnungsgrößen sind stochastischer Art. Entscheidend ist z.B. wie schnell am Ende des präsynaptischen Endknopfes Neurotransmitter freigesetzt werden und wie viele dieser Transmitter an den postsynaptischen Endkopf gelangen. Die Abbauzeit der Neurotransmitter während der Ausschüttung bestimmt letztendlich ob ein hemmendes oder aktivierendes Signal entsteht (Signal nennt sich PSP - post synaptic potential). Das PSP ist seinerseits eine analoge Größe, kann also unterschiedliche Stärken annehmen. Interessant hierbei ist, dass das Gehirn kein abgeschlossener Prozessor ist, sondern durchaus von Substanzen von der Umwelt beeinflussbar ist. Alles was die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, beeinflusst den Verrechnungsprozess des Gehirns. Auch die Ernährung ist eine Einflussgröße.
Die PSPs wandern den Dendriten entlang und gelangen zum Perikaryon und wandern bis zum Axonhügel. Der Axonhügel selbst funktioniert wie ein A/D-Wandler, hat einen festen Schwellenwert, nachdem die analoge Signale "digitalisiert" werden. Entscheidender ist jedoch der computationale Prozess am Perikaryon. Denn auf dem Weg der PSP zum Axonhügel, löschen sie sich gegenseitig aus oder verstärken sich. Das kann man sich wie Wellen vorstellen, die je nach Amplitude unterschiedlich aufeinander reagieren. Bei der Betrachtung des computationalen Prozess muss z.B. auch die lokale Verteilung der einzelnen auf den Perikaryon auftreffenden Axone betrachtet werden, als auch die Gestalt des Zellkörpers. Liegen zwei auftreffende Axone sehr dicht beeinander, so beeinflussen sich diese Signale stärker.
Der Prozess ist dermaßen komplex und von außen beeinflussbar, dass es bis heute keine anständige Formalisierung dessen gibt. Das informationsmathematische-psychologische Paradigma des Konnektionismus bringt - in einer sehr einfachen Form - bereits autonom lernende Computer hervor, die seichte kreative Leistungen hervorbringen. Dazu werden neuronale Netze modelliert.