Roboter - wie weit sind wir ?
17.02.2007 um 02:56
Ok. Revolanik,
fangen wir an. Wird ne Menge Schreibkram, da Du Dich ja nichtinformieren willst. Es geht um "künstliche Evolution" (KE).
Lange Zeit warkünstliche Intelligenz (KI) ein Stiefkind der Computerwissenschaft. Alle Versuchelieferten mehr oder weniger unbefriedigende Ergebnisse, und das Verhalten der sog.intelligenten Programme blieb hölzern und vorhersehbar. Der Grund ist, daß ein Computereben nicht intelligent ist und es auch nie sein wird.
Egal, ob es ein Mikrochip,ein handelsüblicher PC oder ein 15-Millionen-Dollar-Superrechner ist. Ein Computer kannIntelligenz nur simulieren, d.h. dem Menschen vorspielen, daß er intelligent sei, undjeder noch so kleine Aspekt intelligenten Handelns und Reagierens muß im zuvoreinprogrammiert werden.
Dieses grundsätzliche Problem hemmte den Fortschritt indiesem Bereich viele Jahre lang, bis die Zeit reif war für einenneuenErkenntnisschritt, der nicht zuletzt dadurch möglich wurde, daß die Forscheraus ihrem Elfenbeintunnel kamen und sich das Vorbild - die Natur - genaueransahen.
Dieser bedeutsame Erkenntnisschritt lautete:
Ein einzelner Computerwird zwar niemals intelligent sein, aber ein Netzwerk von vielen Computern kann alsGruppe Intelligenz entwickeln.
Vorbild für diese Erkenntnis waren natürlich diestaatenbildenden Insekten. z.B. Ameisen, bei denen die eigentliche Intelligenz, dieFähigkeit zu eindrucksvollen Leistungen, auch nicht im einzelnen Tier steckt, sondern ineiner vernetzten Intelligenz, also einer Art Gruppenbewusstsein, enthalten ist.
Die Computerexperten brauchten im Grunde genommen also nur dasGruppenbewusstsein im Computer zu reproduzieren, um intelligente Programme, also echteKI, entstehen zu lassen.
Was heißt eigentlich "nur"? Wie kann man einem Netzwerkein künstliches Gruppenbewusstsein einprogrammieren, wenn im Grunde noch niemand weiß,was Bewusstsein ist, geschweige denn Computerbewusstsein?
Die Antwort istverblüffend einfach, Revolanik:
Man braucht es auch nicht zu wissen, da man es garnicht einprogrammieren muß.
Wenn man nur bestimmte, sehr elementareGrundprinzipien beim Design der intelligenten Programme einhält, dann entsteht dasGruppenbewusstsein von allein!!!!
Und damit fallen alle Deine Einwände insich zusammen.
Schaut man hierzu einmal genauer das Design der heutigenintelligenten Programme an. Es geht um die Evolutionslehre, den Darwinismus, und dieRegeln der Vererbung. Genau von diesen Prinzipien haben die Wissenschaftler nämlich ihrDesign abgeschaut.
[b]Genetische Programmierung - so heißt nämlich das neueFachgebiet - beschäftigt sich mit dem Problem, [b]einen Computer etwas tun zu lassen,ohne ihm zu sagen, wie er es tun soll.
Hierzu startet man mit einerAnfangspopulation von Tausenden kleinster Programmodule, deren Fähigkeiten, sozusagen dieGrundausstattung, äußerst elementar und einfach sind. sie beschränken sich in der Regelauf die bekannten Grundrechenarten sowie die Fähigkeit, Zahlenwerte miteinandervergleichen zu können. In Abhängigkeit von der Aufgabe, die der "Schwarm" dieser kleinenProgramme lösen soll, können auch noch andere einfache Grundfunktionen, z.B. zurRasterbilderzeugung, bzw. - verarbeitung hinzukommen.
Was für die[b]selbsttätige Entwicklung der KI in diesem primitiven Schwarm entscheidend ist,sind die [b]genetischen Funktionen, die den Programmen ebenfalls vorgegeben werden:
1. Die Programme können miteinander kommunizieren.
2. Die Programmekönnen sich "sexuell" vermehren. Von Zeit zu Zeit kann also aus je zweien von ihnen eindrittes, neues Programm entstehen, das z.B. je zur Hälfte die Fähigkeiten der beidenElternprogramme übernimmt.
3. Bei der Vermehrung existiert noch die Fähigkeitzur [b]Mutation. Das heißt, mit einer vorgegebenen, relativ kleinenWahrscheinlichkeit entstehen bei der Vermehrung durch bloßen "Zufall" [b]neueEigenschaften, die von keinem der beiden Elternteile herrühren. Dies kann dieÄnderung der Werte vorgegebener Zahlen in dem betroffenen Programm zur Folge haben, aberauch sie "zufällige" Änderung des Programmcodes an sich - so wie bei der universellen"Turingmaschine" vorgesehen. "Turing" ist Dir bekannt?
4. Und jetzt kommen wirzum entscheidenden Punkt, nämlich der "evolutionären Selektion". Es muß eine wertendeInstanz, die sog. "Fitness-Funktion", existieren, die in Abhängigkeit von derProblemstellung in jeder neuen Generation die "Besten" auswählt und die übrigenaussortiert.
All diese Konzepte lassen sich aber heutzutage mit einfachstenMitteln auf jedem Computer, bzw. in jedem Netzwerk realisieren.
Der eigentlicheMotor der Evolution und der Entwicklung der KI ist das Zusammenspiel von Vererbung (2),Zufallsmutation (3) und Selektion (4). Die Mutationen erfolgen rein "zufällig". Diesgeschieht übrigens nicht unbedingt aus einem zu materialistischen Verständnis heraus,sondern weil man in das System so wenig Vorannahmen wie möglich einprogrammieren will(die sich ja auch als hinderliche Vorurteile herausstellen könnten). Die Folge istjedenfalls, daß 90% oder mehr aller Mutationen einfach zum Absturz des mutiertenProgramms führen werden. In einigen wenigen Fällen wird sich jedoch wieder einlauffähiger Code ergeben, der dann zu anderen Ergebnissen führt als bei den anderenMitgliedern der Population.
Keines der Programme weiß, was es eigentlichberechnen soll, und der Mensch, der die Programme geschrieben und ins Netz entlassen hat,[b]weiß nicht, welchen Weg der Schwarm zur Lösung des Problems einschlagen wird.Dennoch muß es in jeder Generation einige Programme geben, die näher an der gewünschtenLösung sind als andere. Diese werden mit Hilfe der "Fitness-Funktion" selektiert, dieanderen läßt man sozusagen absterben (sofern sie nicht ohnehin schon längst abgestürzt,also ausgestorben sind). Es ist wichtig, daß man nicht nur den einen Besten auswählt,sondern wieder eine ganze Population, die dann natürlich auch Mitglieder mit schlechterenErgebnissen enthält, denn der Schwarm kann sich nur weiter entwickeln, wenn ihm für dienächste Generation wieder eine genügend große Anzahl Individuen mit genetischer Vielfaltzur Verfügung steht. Würde man stattdessen nur den Besten "klonen", bliebe dieEntwicklung stehen, da ja immer nur das momentane Ergebnis reproduziert würde. Außerdemhat sich herausgestellt, daß am Ende durchaus einer aus der Gruppe das Rennen machenkann, dessen Vorfahren zwischenzeitlich gar nicht an der Spitze gelegen haben. Manchmalmuß intelligentes Verhalten auch Umwege beschreiten.
JOHN KOZA, Professor fürmedizinische Informatik an der Stanford-Universität und derzeit einer der Gurus für KI,testet solche genetischen Programme schon seit vielen Jahren und lässt sie sich überTausende und Abertausende von Generationen weiterentwickeln. Die Ergebnisse sindverblüffend. [b]Obwohl jedes einzelne Programm der "Urgeneration" äußerst primitivangelegt war, konnten seine Programmschwärme schon ziemlich komplizierte mathematischeAufgaben lösen lernen.
Seine technische Ausrüstung ist im Grunde nichtsWeltbewegendes: 1000 ganz normale PCs, die durch ein lokales Netzwerk miteinanderverbunden sind.
Möglicherweise gefährlich wird es natürlich erst dann, wenn dieintelligenten Programmschwärme aus dem geschützten Bereich eines einzelnen Computers odereines in sich abgeschlossenen Netzwerkes entweichen. Von einem solchen Moment an ist derintelligente Programmschwarm auf immer und ewig der Kontrolle durch den Menschen entzogenund entwickelt sich weiter. Man kennt es ja von den Computerviren. Ist ein neues Viruserst einmal im Netz, kannes niemand mehr ausrotten. Die einzige Chance ist nur, daß jederdas "Immunsystem" seines Computers, also das Virensuchprogramm, immer auf dem neuestenStand hält, um seinen eigenen Rechner vor Angriffen zu schützen.
Die allgemeineAuffassung der Wissenschaftler ist heute, daß Schwärme intelligenter Programme im Prinzip[b]jedes denkbare Problem lösen, bzw. jede beliebige Aufgabe erfüllen können. Man mußnur die "Fitness-Funktion", also den Selektionsmotor der gesamten Population,entsprechend definieren und dem System anschließend genug Zeit lassen. Da dieGeschwindigkeit heutiger Computerprozessoren Tausende solcher Generationsfolgen praktischim Sekundentakt erledigen kann, sind die Möglichkeiten natürlich immens.
Inwieweit aber hat der Mensch es dann im Griff, welcher Art die Intelligenz bzw. dieFähigkeiten sind, die eine solche Population intelligenter Programme im Verlauf einigerMillionen oder gar Milliarden von Generationen entwickelt?
GAR NICHT!
Es ist unvorhersehbar, was im Einzelnen durch den Vorgang der genetischenDurchmischung und der Zufallsmutationen entsteht, zumindest solange damit die notwendigenErgebnisse für die Fitness-Funktion, also für den Selektionsmotor, nicht gestört werden.Nur nach diesen Gesichtspunkten werden ja die Besten selektiert. Was da noch im Stillenso nebenher entsteht, wird nicht überprüft und kann daher auch nicht verhindert werden.
Und dieses Prinzip entspricht genau der Situation in unserer DNA, die ebenfallseiner Fitness-Funktion der Evolution unterworfen ist.
Das war jetzt vielSchreibkram. Es gibt da einen Satz von einem der oberen Zehntausend:
[b]"Information schadet nur dem, der keine hat!"[/b5][/b4][/b3][/b2][/b1][/b0][/b][/b][/b][/b]