Was ist das wichtigste, wenn jemand mit dem Programmieren beginnen will? Aus heutiger Sicht würde ich sagen:
Ein passendes Problem.Wenn ich keinen Schimmer habe, warum ich eigentlich programmieren soll oder möchte, wird wahrscheinlich nicht viel daraus. Das Interesse, es auch einmal zu probieren, ist aus meiner Sicht zu wenig. Wenn die Rosinen im Kopf zu groß sind, geht auch praktisch nichts. Mit einem Projekt, das mehrere Mannjahre umfasst, brauche ich gar nicht erst anzufangen.
Wenn also ein einigermaßen überschaubares Problem ansteht und das Interesse an einer Lösung groß genug ist, wird es wahrscheinlich klappen. Soll heißen, ich will mit einem Rechner unbedingt ein ganz bestimmtes (realisierbares) Ziel erreichen.
Warum schreibe ich aus heutiger Sicht? Nun, es gab Zeiten, da gab es keine Rechner. Ich meine, keine Rechner für Privatleute. Die einzige Möglichkeit, an so ein Ding heranzukommen, war ein Praktikum in einer größeren Firma oder einem Universitätsinstitut. Dort gab es erst den Rechner und dann das Problem. Das war vor ungefähr 50 Jahren.
In der Tat bin ich nicht mehr der Jüngste. Der erste Rechner, den ich benutzt hatte, war eine
Siemens 2002. So etwas stand in einem ausgewachsenen Rechenzentrum, wurde aber von den Benutzern selbst programmiert und bedient. Mit der Zugriffsmöglichkeit zum Rechner überschlugen sich dann die Probleme, die auf Lösungen gedrängt haben.
Der erste Rechner in eigener Regie in einem Forschungslabor hieß
PDP-11, damit wurden physikalische Experimente gesteuert.
Programmierkurs? - Wofür das denn? Für mich war das alles gut zu überblicken, weil ich mich schon ausführlich mit Elektronik beschäftigt hatte. Ich bin mit dem Lötkolben groß geworden. Im kleinen Kollegenkreis haben wir uns gegenseitig die Details beigebracht.
Bemerkenswert war eine Kollegin, die bislang wirklich nichts mit Elektronik oder gar einem Computer zu tun hatte. Die PDP-11 war für sie ein Tor in eine völlig neue und unbekannte Welt. Es hat nicht lange gedauert, bis sie sogar Programme mit mehreren Interrupt-Ebenen im Maschinencode (Assembler) geschrieben hat. Ich war einfach nur platt, und habe daraus hergeleitet, dass jeder programmieren kann und will, dem man nur den Zugang öffnet.
Leider ist die Frau ein Einzelfall geblieben. In den Folgenden Jahren haben verschiedene andere aus meinem Umkreis Hardware- und auch Programmierkurse besucht. Das waren echte Flops, vergeudete Zeit und vergeudetes Geld.
Privat begann es mit einem völlig selbst gebauten Rechner. Weil es längst noch keine PCs zur Unterstützung gab, musste man ihn ohne zusätzliche Infrastruktur hochziehen. Das ging mit einer Recheneinheit RCA CDP1802 recht gut. Später folgten dann ein TRS80 (Recheneinheit Z80) und Atari ST (Recheneinheit MC68000). In ausnahmslos allen Fällen gab es immer zuerst die Probleme, die anstanden, und erst dann den Rechner zur Lösung.
Mit der Einführung von Windows ging es dann steil bergab. Das war wirklich ein leider unvermeidbarer 100-%-Rückschritt gegenüber Atari. Da ließ sich für mich kaum noch irgendetwas Sinnvolles programmieren, weil der nötige Aufwand selbst für kleine Probleme gigantisch groß wurde. Zur DOS-Zeit habe ich noch verschiedene Programme für die Digital-Audio Bearbeitung gebastelt, Windows hat dann wirklich alles abgewürgt.
Erst vor zwei Jahren bin ich dann wieder in die Programmierung eingestiegen. Ich wollte unbedingt einen Musikbrunnen haben, also einen
Springbrunnen dessen Fontänen sich synchron zur Musik steuern lassen. In dem System stecken jede Menge Arduino-Controller. Wenn also das Willhaben stark genug ist, steigt auch ein Rentner nach vielen Jahren Pause wieder ein.
Gruß RoBernd