@Heizenberch Ok, gut, hab wohl wirklich etwas zuviel Überheblichkeit in deinen Text reingelesen. Also:
Heizenberch schrieb:Betrachten wir den luftleeren Fall:
Sagen wir, dass sich das Flugzeug mit der selben Winkelgeschwindigkeit, wie die Erde dreht. Das Flugzeug fliegt nun so, dass sich der Abstand zu der Erdachse verdoppelt. v = w * r (Geschwindigkeit ist gleich Winkelgeschwindigkeit mal Radius). Nun müsste das Flugzeug die doppelte Geschwindigkeit in Richtung der Breitengrade haben. Da es aber Träge ist, behält es seine alte Geschwindigkeit v bei. Der Boden bewegt sich also unter dem Flugzeug weg. Soweit alles richtig? Wenn nein, dann korrigiere mich bitte.
Das Problem hier ist, die Vorstellung "Flugzeug im luftleeren Raum" funktioniert einfach nicht, da sich die grundlegenden Eigenschaften eines Flugzeugs nunmal aus der Interaktion mit der Luft bestimmen. Wie z.B. die Höchstgeschwindigkeit. Dazu unten mehr. Bei einem Satelliten oder einer Artilleriegranate würde das Szenario stimmen.
Heizenberch schrieb:Fall mit Luft:
In diesem Fall müsste die Luft eine so große Kraft auf das Flugzeug haben, dass es gerade fliegt. Wenn der Wind zum Boden still steht, dann ist die Kraft zu gering. Die Luft müsste sich also nicht nur mitbewegen, sie müsste auchnoch so wehen, dass sie das Flugzeug genug beschleunigt. Bei Windstille würde das Flugzeug also abgelenkt werden.
Nun, zuächst einmal bewegt sich die Luft - im absoluten Inertialsystem gesehen - weiter entfernt von der Rotationsachse der Erde auch entsprechend schneller. Nun, eine Artilleriegranate, die mit 3000km/h abgeschossen wird (also schneller als die Erddrehung am Äquator), würde natürlich nie von der Luft beschleunigt werden, egal welchen Ort auf der Erde sie erreicht.
Aber ein flugzeug ist nunmal anders - es hat einen eigenen Antrieb. Und es ist (in Relation zur Größe) sehr leicht gebaut. Deshalb ist die Trägheit eines Flugzeugs im Verhältnis zu den Antriebs- und Luftwiderstandskräften sehr gering. Wenn du die Motoren eines Flugzeugs so einstellst, dass es mit 800 km/h fliegt, dann bedeutet dies, dass die Motoren bei dieser Geschwindigkeit genau soviel Antriebskraft erzeugen wie der Luftwiderstand Bremskraft erzeugt. Wäre es schneller, würde der höhere Luftwiderstand das Flugzeug bremsen, wäre es langsamer, wäre der Luftwiderstand kleienr und das Flugzeug würde wieder beschleunigen. Also, selbst wenn du dem Flugzeug einen Tritt in den Hintern gibst oder es stark abbremst - es wird sich wieder auf die gleichen 800km/h einstellen (sofern es nicht vorher abstürzt, versteht sich
;) ). Und die geringe Trägheit des Flugzeugs bedeutet, dass dies schon innerhalb von kurzer Zeit, wahrscheinlich wenigen Minuten passieren wird. Deshalb wird es auch an der weiter außen liegenden Stelle auf der Erde die gleiche Geschwindigkeit haben.
(edit: Gemeint ist die gleiche Geschwindigkeit relativ zur Luft und damit, bei Windstille, auch zur Erdoberfläche)
Allgemein bedeutet dies für die Corioliskraft: Zwar wird das Flugzeug, wie jede andere Masse, abgelenkt, aber dieses stabile Kräftegleichgewicht sorgt dafür, dass nie mehr als die letzten paar Minuten dieser Krafteinwirkung auf den Kurs des Flugzeugs Einfluss haben. Die Corioliskraft hat erst über Stunden ernsthafte Auswirkungen, und als Kraft - d.h. konstante Beschleunigung - sorgt sie dafür, dass die Abweichung von der ursprünglichen Route mit dem Quadrat der Zeit zunimmt. Durch die Interaktion des Flugzeugs mit der Luft, sowie der geringen Trägheit, nimmt die Abweichung aber nur minimal zu, und nur linear. Es gibt also einen gewissen Einfluss der Corioliskraft, aber der ist sehr viel geringer, als eine blinde Anwendung der Formeln (wie sie bei einem Satelliten oder annähernd bei einer Artilleriegranate stimmen würde) vermuten lassen würde.