Ist der Mensch wirklich so intelligent?
19.07.2002 um 03:59
Hallo,
was hat denn Einstein "erfunden" ?
Nicht das ich seine Leistung mindern
wollte, aber der war kein Erfinder sondern
Naturwissenschaftler, der u.a.
Zusammenhänge zwischen Raum,
Zeit, Gravitation als erster Mensch erkannt
bzw. entdeckt hat, aber nicht erfunden.
(Natürlich ist das Modell, mit dem er das
beschreibt und Vorhersagen machen kann
seine Erfindung. Wie hoffentlich allen klar
ist kann man jedes Geschehen mit quasi
unendlich vielen Modellen beschreiben.
aber das führt zu weit. Wenn das wen
interessiert, können wir ja ein neues Thema
starten !)
Zum eigentlichen Thema:
Ich würde mal so grob sagen daß Intelligenz
mit folgenden Fähigkeiten zu tun hat:
- Daten zu reduzieren und zusammenzufassen,
also aus einem gegebenen Informationsfluss
dasjenige auswählen, was gerade von Belang
ist.
- zu abstrahieren und Modelle zu bilden
(wie Einstein !)
- Aus Fehlern zu lernen.
natürlich könnte man die Liste noch
verlängern, aber ich denke das ist das
wesenliche.
Also, ist der Mensch intelligent ?!
Hmm, also ich kenne auf jeden Fall
keine Lebensform, die oben genannte
Fähigkeiten in höherem Maße besitzt als wir.
Natürlich hieße "aus Fehlern lernen zu können"
auch, Kriege und Umweltverschmutzung etc.
mal besser sein zu lassen, aber die Intelligenz
ist ja nun mal leider nicht die einzige Triebfeder
des Menschen.
Das Bewusstsein ist eine Nußschale auf dem
Meer des Unbewußten, und oftmals
"rationalisiert" unser Bewußtsein
Entscheidungen, die aus dem Unbewußten
kommen. d.h. es werden Erklärungen für das
eigene Verhalten erfunden, die mit der
tatsächlichen Motivation nix zu tun haben,
von denen man selber felsenfest überzeugt ist.
Zudem ist der Mensch ein Wesen, zu dessen
emotionalen Stoffwechsel nicht nur Liebe und
Mitgefühl gehören, sondern auch Agression,
Neid, Eifersucht, Machtgier, Habgier etc.
All diese Gefühle sind in der Evolution
entstanden und sind nicht nur platt "böse",
sondern haben eine Funktion gehabt.
Jetzt zeigt sich, daß ein Verhalten, daß man als
Kind erlernt hat und das damals sinnvoll
gewesen ist einen im Erwachsenen-leben
behindert. Ein Kind in einer Alkoholiker -
Familie wird lernen, unerträgliches zu ertragen,
weil es ja in dem Moment die Situation nicht
ändern kann. Später, als Erwachsener hat es
die Möglichkeit, das eigene Leben zu
gestalten, rutscht aber immer wieder in
unerträgliche Situationen hinein. Das ist halt
die Schattenseite der Lernfähigkeit.
In einer ähnlichen Situation ist die Menschheit:
Strategien und Konzepte, die ja schliesslich
dazu geführt haben, das die menschheit auf
eine Art den Planeten beherrscht, drohen uns
nun umzubringen.
Ein weiterer wichtiger Punkt :
Die Intelligenz des Menschen wurde an ad hoc
Problemen geschult, d.h. er hat nicht gelernt
global zu denken und das Verhalten von
komplexen Systemen zu verstehen.
hierzu lesen :
Dietrich Dörner : Die Logik des Mißlingens
rororo science,
guter Autor, gutes Buch !
Also. m.E. ist der Mensch Intelligent,
aber das ist nicht alles.
Ob er "so" intelligent ist weiß ich nicht,
wir haben keinen Vergleich.
Es besteht weder Anlaß zu Arroganz, noch
müssen wir uns schämen !
Ich bin jedenfalls froh und stolz, ein Mensch zu
sein, mit allen Schwierigkeiten und Schmeren,
die das mit sich bringt !
Würde mich freuen, wenn jemand was damit
anfangen kann und/oder antwortet, kritisiert...
Gruß nossek