Tesserakt
16.02.2010 um 19:24
Ja, du hast recht. Auf 'Anhieb und ohne Training' kann man sich kein Tesserakt vorstellen.
Warum? Dazu müssen wir wissen, wie unser Gehirn funktioniert.
Unser Gehirn lernt durch Abstraktion. Das heißt, es erkennt verborgene Regeln, abstrahiert diese und speichert dann nur diese Regeln. Mehr nicht.
Warum können wir alle perfekt Deutsch und warum können wir die Grammatik Regeln so gut anwenden? Die meisten Sätze sind doch volkommen anders im Vergleich zu den anderen Sätzen, die wir bis jetzt in unserem Leben gelesen haben?
Weil das Gehirn
1. alle Vokabeln im Kopf gespeichert hat und diese mit Bildern "verlinkt" und
2. alle Grammatikalischen Regeln im Kopf abstrahiert hat.
Wenn man nun gut Deutsch kann, ist es dem Gehirn möglich, in Sekundenbruchteilen einen neuen Satz zu denken, zu sprechen und sich dann den Inhalt natürlich auch vorzustellen.
Bei einer neuen Sprache hingegen bleibt dem Gehirn der Inhalt und die Vorstellung verborgen... Penso, che avreste capito... => Ich denke, dass habt ihr verstanden.
Nur durch Übung und langem Training kann diese 'Vorstellung' auch bei einer neuen Sprache erlernt werden. Dazu muss man aber erst einmal wissen, was man übt.
1. Man braucht eine Vokabeliste, um die Wörter mit den bereits Gewussten zu verlinken.
2. Man braucht grammatikalische Regeln, die man auf die Sätze anwendet. (Grammatikalische Regeln auswendiglernen bringt gar nichts... man muss sie Anwenden, damit unser Gehirn diese Regeln abstrahieren kann)
Warum schreibe ich jetzt so viel über Sprache, obwohl es doch über Tesserakte gehen soll? Nun, Sprache beschreibt sehr schön, wie unser Gehirn funktioniert. Und so funktioniert es auch bei 3-D Objekten.
Warum gibt es Personen, die bei IQ Tests, bei 'räumlicher Intelligenz' besser abschneiden?
Sie scheinen intelligenter zu sein, aber in Wirklichkeit haben sie einfach nur mehr geübt. Visuelle Typen üben natürlich schneller und besser, da sie sich automatisch alles in Bildern vorstellen.
Als kleines Baby z. B. musste unser Gehirn
1. unsere Muttersprache lernen
2. räumliches Denken lernen (Ein Baby sieht am Anfang auch nur 2-D und kann sich nichts 3-Dimensionales vorstellen)
So. Mit diesem Hintergrundwissen wird nun verständlich was unser Gehirn macht, wenn wir mehrere Würfeln ineinanderstapeln:
Erstmal sieht es nur 3-dimensional.
Erst wenn wir uns mit den Objekten 'spielen', kann es die Regeln eines 4-D Körpers abstrahieren.
Das funktioniert natürlich nur, wenn wir
1. Eine Vokabelliste besitzen; Vokabeln sind hier Punkte, Linien, Flächen, Kanten, usw.
2. Die grammatikalischen Regeln kennen... auch hier bringt nichts, wenn man die Definition dieser Regeln auswendiglernt.... Man muss diese Regeln im Gehirn, in unserer Vorstellung anweden... so als würde man eine neue Sprache lernen.
Welche Probleme tauchen nun auf?
Naja, manche Konzepte(Regeln) des 3-dimensionalen Denkens müssen weggeworfen werden, um überhaupt 4-D denken zu können.
Sprachenbeispiel:
Man bildet die Vergangenheitsform im Deutschen anders als im Englischen:
[I 'have gone' home] - [Ich 'bin' nach Hause 'gegangen'.]...
Wenn man nun die falsche Regel im Englischen anwendet, kommt folgendes dabei raus:
[I 'have' home 'gone']... und das ist natürlich nicht korrekt.
Welche Probleme tauchen noch auf?
Es ist erforderlich, alle Regeln des 4-D Raums zu kennen. Diese muss man schriftlich kennen... lernen tut man sie dann aber NUR durch anwenden.
Also... Wenn man dies alles weiß, dann kann man damit beginnen, sich leichte Dinge vorzustellen... so wie bei einer neuen Sprache, versucht man erstmal leichte Sätze zu bilden...
Man stellt sich also einen drei 3-D Würfel vor, die ineinander geschachtelt sind und legt in den 1. Würfel einen Ball...
Die anderen 2 Würfel sind leer.
Jetzt verschiebe ich diesen Ball richtung 4. Dimension: Jetzt verschwindet der Ball in dem 1. Würfel und springt in den 2. und sogar in den 3., wenn man ihn weiter in die 4. Dimension verschiebt.
Jetzt lassen wir den Ball dort, und versuchen dieses Ding um 180° auf der YW-Achsenfläche zu rotieren...
Jetzt brauchen wir die schriftliche grammatik Regeln:
Rotieren auf YW-Achse: Reihenfolge der 3 Würfel umdrehen und jeden Würfel spiegeln.
Nach dieser Rotation springt der Ball also vom 1. Würfel in den 3. und wird gespiegelt.
Nun... leider können wir uns diese Roation noch nicht fließend vorstellen... Deshalb versuchen wir das Ding nun nur 90° rotieren zu lassen.
Bei einer 90° Rotation springt der Ball, je nachdem wo er sich am Anfang befindet, vom 1. Würfel entweder in den 2. Würfel, oder in den 3. Würfel oder er bleibt sogar im 1. Würfel.... Um zu wissen, wohin der Ball bei einer Roation um 90° fliegt, müssen wir wissen, wo sich der Ball in diesem 3-Dimensionalen Würfel genau befindet.
Befindet sich der Ball im 1. Würfel eher auf der linken Seite, dann bleibt der Ball bei einer Rotation in diesem Würfel. Befindet sich der ball eher in der Mitte, dann springt er in den 2. Würfel. Ist der Ball eher auf der rechten Seite, dann springt er in den 3. Würfel.
Ihr sehr, es gibt viele viele Regeln zu 4. dimensionalen Körpern... Es gibt leichte Regeln => Verschiebegeln und es gibt schwere Regeln => Rotationsregeln.
Es gibt viele solcher Regeln für 4-D Objekte.... aber nur wenn wir diese Regeln konsequent im Kopf anwenden (und sei es nur auf 3-D Würfel), kann unser Gehirn lernen, damit umzugehen....
Und irgendwann.... wenn man richtig trainiert hat und die richtigen Regeln angewendet hat, abstrahiert unser Gehirn die Regeln und es entsteht in unserem Gehirn eine neue "Denkdimension".
Diese Dimension entsteht nicht dadurch, dass wir uns auf einmal eine neue Dimension vorstellen können... nein... sondern dadurch, dass es die verschiedenen Regeln abstrahiert hat und sofort weiß: Wenn ich das Ding um 55,5 Grad rotiere, dann befindet sich der Ball da und da...
Es ist aber wichtig, dass das Gehirn diese Reglen innerhalb von Millisekunden anwenden kann, ohne lange zu überlegen, denn sonst kann kein 4-D denken entstehen.
Warum entsteht nun also aus diesen ineinandergeschachteleten Würfeln irgedwann ein 4-D sehen?
Irgenwann wird es dem Gehirn zu lästig, sich immer 3 Würfelt vorzustellen, die ineinander sind.... Das Gehirn kennt die Regeln schon so gut, dass es sich das Ding vollständig vorstellen kann...
Naja... und noch was... ich bin auch draufgekommen warum die meisten glauben, dass es unmöglich ist sowas vorzustellen: Weil sie zu schnell aufgeben... Sie denken sich: Wenn ich nach 15 Minuten nachdenken nich draufkomme, dann ist es halt unmöglich...
Der Trick ist halt, dass man nicht in 15 Minuten draufkommen kann... sonderen dass man das Gehirn über Stunden, Tage und Wochen trainieren muss... und das ist 2x anstrengend weil:
1. Es gibt kein Lehrbuch indem alle Regeln drinnenstehen und
2. Es für manche schon schwer ist 3-dimensione Körper zu rotieren... wie sollen die das dann mit 4-D Objekten gebacken bekommen und
3. Es wirklich viel viel viel Training braucht...
Nach und nach kommen dann die Erkenntnisse: Am Anfang sieht man die 4. Dimension nur verschommen, bis sie immer klarer wird... immer mehr Regeln kommen hinzu und das Bild wird nach und nach besser.
Einige Regeln kenne ich schon, aber diese hier zu erklären, würde den Post wirklich sprengen... Und außerdem sind diese Regeln in Textform wirklich schwer zu erklären....
So, mich würde jetzt wiedermal eure Meinung dazu interessieren. Was ihr dazu sagt. Was eure Erfahrungen dazu sind. Und ob ihr glaubt, dass wenn man diese Trainingszeit auf sich nimmt, dass man dann wirklich ein glasklares Tesserakt sehen kann.
Freu mich schon auf eure Antworten :)
mfg nano