Existenz der Menschen
05.07.2006 um 16:37
Yeah, mein erster Post ;)
Als ehemaliger Physikstudent (studium abgebrochen) undangehender jetzt Psychologiestudent muss ich jetzt auch mal etwas zur allgemeinenVerwirrung beitragen ;)
Erstens (der physikalisch-wissenschaftliche Einwurf) :
Ein Physikprofessor hat mal in einer Vorlesung etwas gesagt, das meiner Meinung nachjede wissenschaftliche Debatte über das, was vor dem Urknall war obsolet macht. Er gabuns nämlich zu bedenken, das die Temperatur (sofern man da überhaupt noch von einersolchen reden kann) zum Zeitpunkt des Urknalls und einige Plancksekunden danach sounvorstellbar hoch war, das sie absolut JEDE Information über das, was eventuell vorherwar, unwiderbringlich ausgelöscht hat.
Werfen wir mal einen Blick auf die vierKriterien für Wissenschaftlichkeit :
1. Die untersuchten Sachverhalte müssenwirklich vorhanden, d.h. beobachtbar oder erlebbar sein.
2. Die Aussagen überSachverhalte und die daraus abgeleiteten Gesetze müssen prinzipiell prüfbar sein.
3.Die Aussagestrukturen sollen ein weitgehend widerspruchsfreies System bilden, aus demauch Ableitungen möglich sein sollen.
4. Das Aussagesystem darf sich nicht nur aufEinzelheiten beziehen, sondern muss auch Verallgemeinerungen enthalten.
Dajegliche Informationen über einen eventuellen Status "Vor-dem-Urknall" restlosausgelöscht wurden, entzieht sich jede Spekulation über diesen Status derWissenschaftlichkeit, da die ersten beiden Kriterien nicht erfüllbar sind.
Anders gesagt - unsere logischen Systeme erweisen sich in dieser Hinsicht als inkeinster Weise ausreichend, darum ist auch jede Argumentation die auf logik basierthinfällig. Soviel dazu ;)
Zweitens (der psychologische Einwurf) :
SeitMenschengedenken beschäftigt man sich mit der ultimativen Frage, die Frage nach dem Sinndes Seins. Stellt man sich diese Frage weil mein sein eigenes Dasein als sinnlos und leeransieht und auf der Suche nach einer Transzendenz ist, die dem eigenen Dasein einen Sinn,eine Existenzberechtigung verleiht ? Warum sind wir nicht mit dem zufrieden was wirhaben, warum sind wir unfähig, uns selbst Sinn zu verleihen und müssen diesen immer inder objektiven Aussenwelt suchen ? Und was für eine Rolle würde eine Antwort auf dieseFrage spielen ? Wenn wir nur ein Fehler der Natur sind bzw. in der Tat nichts anderes,als ein biologisches Konstrukt, das einzig aus evolutionären Aspekten lebt und wiedervergeht und nur der Fortpflanzung und des ökologischen Gleichgewichts wegen existiert,würde das unserer Existenz den Sinn nehmen, würde uns das wirklich nur auf einenwandelnden Zellhaufen reduzieren der mit Pflanze, Tier und Einzeller auf einer Stufesteht ? Wenn die Antwort transzendent oder religiös wäre, würde uns das dass rechtverleihen, uns als höher anzusehen als andere Lebewesen ?
Wenn wir uns schon so eineFrage stellen, dann sollten wir darauf achten warum wir uns diese Frage stellen, weil dieBeweggründe zu fragen oft Antworten erzwingen, die diese Beweggründe unterstützen. Undwir sollten uns gerade bei einem Thema, bei dem es zweifelhaft ist ob überhaupt eineAntwort existiert und zudem völlig unklar ist in welche Richtung diese Antwort führt,fragen, ob wir wirklich die Voraussetzungen erfüllen, verantwortungsvoll und adäquat mitdiesem Thema umzugehen. Und ich glaube gerade daran mangelt es sehr stark, der Menscherfüllt noch lange nicht die Voraussetzungen die nötig sind, so eine Frage zubeantworten. Was natürlich für uns Menschen noch nie ein Grund war, nicht trotzdem nachAntworten zu suchen ;) Schliesslich ist eines der hervorstechensten Merkmale des (geistiggesunden) Menschen die unstillbare Neugier ;)
Drittens (eigener,grenzwissenschaftlich-spekulativer Einwurf) :
Ich persönlich sehe den Sinn immenschlichen Dasein darin, aktive Schöpfer zu sein. Sehen wir der Wahrheit ins Auge, wirsind das einzige Lebewesen das wir kennen, das nicht der Natur und der Umweltausgeliefert ist, sondern das Potential hat beides aktiv nach unseren Bedürfnissenumzugestalten. Unsere technologische und geistige Entwicklung mag noch in denKinderschuhen stecken, aber es haben sich bisher doch zwei Dinge gezeigt : Erstens habenwir das reine Machtpotential, schöpferisch tätig zu sein. Unsere biologischen,genetischen und medizinischen Kenntnisse lassen uns das Leben verändern, dieNaturwissenschaften lassen uns die unbelebte Natur verändern und die Psychologie undandere Geisteswissenschaften lassen uns uns selbst verändern. Die Veränderungen die wirbisher herbeiführen können sind zwar noch relativ gering, aber das Potential daserreichbar ist, ist vermutlich unendlich. Doch bei allem schöpferischen tätigseinvergessen wir doch scheinbar immerwieder gerne, das wie immer die reine Kenntnis und diereine Macht noch lange nicht bedeuten, das wir unser verantwortungsbewusstsein ignorierenkönnen.
Anders gesagt : Atomwaffen sind keine an sich schlechte Erfindung, nur dieTatsache das wir sie benutzen und wie wir sie benutzen ist sehr schlecht. Auch dieGentechnik ist keine schlechte Erfindung, wenn sie aber dazu führt das wir uns undanderen Lebewesen damit die Lebensgrundlagen zerstören, pervertieren wir unserenDaseinszweck als Schöpfer zu einem Daseinszweck als gedanken- und gewissenlose Zerstörer.
Jedenfalls zeigt gerade die modernste wissenschaftliche erkenntnis aus denNaturwissenschaften, insbesondere aus der Quantenmechanik, das es in der Tat nichtsanderes als unser Geist ist, der die Wirklichkeit formt. Wir haben die aussergewöhnlicheFähigkeit, die Realität selbst zu gestalten. Das ist unser Daseinszweck, unserGeburtsrecht und unsere Besonderheit.
Kleiner Einwurf am Rande - Das bedeutet langenicht, das wir "die krone der schöpfung" sind. Wenn man Berichten über Geister, Dämonen,Ausserirdischen und anderen Wesenheiten die aus dem Rahmen der Wissenschaften glaubenschenken will (und manche dieser Berichte sind in der Tat nicht einfach von der Hand zuweisen !), dann sind wir nicht die einzigen Lebewesen, die die Gabe haben die Realität zuformen. Auf dieser Welt hier im Vergleich zu Tieren und Pflanzen sind wir ohne zweifelhöher entwickelt und etwas besseres, aber es wäre womöglich ein fataler Fehler, wenn wirso arrogant sind anzunehmen, das nichts über uns stünde.
Soviel zu diesemThread. Meine güte, mein erster Post hier und gleich die Finger wund geschrieben, dasfängt ja gut an -.- *g*