Uri Geller
14.06.2006 um 16:09
Der Uhren-Trick
Kann Uri Geller nicht mehr funktionierende Uhren wieder zum Laufenbringen? Ja, das kann er! Und wieder ist es so simpel ...
Dazu fordert er dieZuschauer auf, nicht mehr laufende Uhren zu nehmen, sie aufzuziehen und sie dann in dieHand zu nehmen. Danach laufen einige der Uhren wieder.
Wie funktioniert das?
Die meisten (mechanischen) Uhren bleiben nicht aufgrund eines mechanischenDefekts stehen, sondern weil im Laufe der Zeit das Öl in der Uhr verhärtet. Zieht man nundie Uhr auf und erwärmt sie (in dem man sie in die geschlossene Hand nimmt), dann erwärmtsich auch das Öl, es wird wieder dünnflüssig, et voila, die Uhr läuft wieder! Manschätzt, dass man auf diese Weise ca. 60% aller stehengebliebenen Uhren wieder zum Laufenbringen kann (probieren Sie es aus!). Wenn man das nicht weiß, so ist es durchausverblüffen. Wichtig ist es, die Uhr vorher gründlich aufzuziehen. Und wenn sietransportiert und geschüttelt wird, so hilft auch das.
Gedankenlesen
Eineanwesende Künstlerin zeichnete dazu eine Figur auf einen Zettel, der in einen Umschlaggesteckt wurde. Geller konnte nicht sehen, was sie aufgezeichnet hat, weil er mit demRücken zu ihr stand und das Publikum ansah. Geller malte dann ebenfalls eine Figur aufein Blatt Papier. Beide Bilder wurden verglichen und zeigten in etwa dasselbe - eineBlume.
Wie konnte Uri Geller das machen?
Auch dieser Trick ist sehralt. Wenn auch keiner direkt sehen konnte, was aufgezeichnet wurde, an der Bewegung desStiftes konnte man relativ deutlich erkennen, was gezeichnet wurde. Ein Helfer imPublikum signalisierte Geller, was gezeichnet worden war, und er musste dies nur noch zuPapier bringen.
Das zweite "Experiment" war kein so großer Erfolg. Gellerzeichnete etwas, während Günther Jauch sich abwandte, "übertrug" es "in Gedanken" auf ihnund Jauch sollte es nachzeichnen. Geller malte ein Haus mit einer Sonne darüber. BeimZeichnen sah er dem Moderator über die Schulter, Jauch zeichnete einen Kreis und Gellersagte sofort "No, no, no". Kreis und Sonne sind zwar ähnlich, aber beide mussten zugeben,dass das kein Erfolg war. Es hätte aber leicht einer werden können - wenn man Ihnen sagt,Sie sollten schnell etwas malen, so wird es vermutlich ein Haus mit einer Sonne darüberwerden.
Beim nächsten Trick (unter Zuschauerbeteiligung) malte Geller fünfSymbole auf eine Tafel (einen Kreis, einen Stern, drei Wellenlinien, ein Quadrat und einPlus-Zeichen). Er wählte eines der Symbole aus und malte es (verdeckt) auf, der Moderatorbekam den Umschlag. Leider hielt Geller das Klemmbrett mit dem Papier so, dass man nichtsehen konnte, was er aufgemalt hat (anders als bei der Künstlerin, der man nur ein Blattund einen Stift gegeben hat, die daher gewzungen war, auf dem Oberschenkel zu malen,womit man leicht erkennen konnte, was sie gemalt hat). Die Zuschauer konnten nun fünfNummern anrufen und auf diese Weise das Symbol erraten. Leider bricht - wegen derÜberziehung - hier meine Videoaufzeichnung ab.
Ein Drittel des Studiopublikumswählte den Stern, 37,3% der Anrufer (über 130.000!) wählten ebenfalls den Stern. Das wargenau das Symbol, das Uri Geller aufgezeichnet hatte!
Wie war das möglich?
Das ist ein einfacher statistischer Trick. Nicht alle Symbole werden gleichgewichtigausgewählt, es gibt immer Bevorzugungen. Wenn man fünf Gegenstände vor Ihnen auf denTisch legt und sie bittet, eines davon auszuwählen, so werden Sie entweder das mittlereObjekt wählen - wenn es um eine Vorhersage o. ä. geht, wäre das zu einfach - aber keinesvon den Enden, sondern das zweite von links oder das zweite von rechts. Ferner gibt eseine Tendenz, nicht die einfachsten Zeichen zu wählen - deswegen spricht dieWahrscheinlichkeit für den Stern oder die Wellenlinien, aber gegen den Kreis, das Quadratund das Plus-Zeichen.
Die Verteilung war: Kreis = 8,6%, Stern = 37,3%,Wellenlinien = 31,3%, Quadrat = 8,3%, Plus-Zeichen = 14,5%
Je einfacher dasZeichen, desto weniger oft wurde es gewählt. Das mittlere Zeichen (Wellenlinien) bekameine deutliche Mehrheit, ebenso der Stern, der zudem günstig platziert war. Bevor dasErgebnis ermittelt wurde, war ich daher auch der Ansicht, dass die Zuschauer den Sternwählen würden. Außerdem hatte Geller in einem Experiment zuvor den Kreis benutzt, so dassdieser wohl nicht noch einmal gewählt werden würde (vorletzter Platz in derZuschauergunst).
Der Streichholztrick
Davon habe ich leider nur den Anfanggesehen. Falls jemand das komplett gesehen hat, bitte eine Beschreibung an mich schicken!Ich kann mir zwar denken, was gezeigt wurde, aber das ist kein Ersatz dafür, es gesehenzu haben.
Die Zuschauerreaktionen
Die Zuschauer waren zu Beginn der Sendunggebeten worden, alle ungewöhnlichen Vorkommnisse (wie gehende Uhren, verbogene Löffeletc.) dem Sender per Telefon oder Email zu melden. Dass einige Uhren wieder gingen,sollte nach den obigen Schilderungen niemanden mehr wundern. Auch dass in der Zeit einigeGlühbirnen kaputt gingen, ist statistisch gesehen zu erwarten: Wenn man bei ca. 4Millionen Zuschauern annimmt, dass pro Fernsehzimmer eine Glühbirne vorhanden ist, undeine Glübirne ca. 1.000 Stunden hält, bevor sie defekt ist, so müsste man erwarten, dasswährend der Sendung 50 Stück davon durchbrennen.
Man nennt dies eineopportunistische Vereinnahmung.
Auch sonst gibt es immer wieder genug Leute, dieeine solche Gelegenheit nutzen, um sich im Fernsehen in Szene zu setzen. Immerhin suchenwir Menschen nach Aufmerksamkeit, und dies ist eine gute Gelegenheit, diese zu bekommen.So war das Video eones Zuschauers zu sehen, bei dem ein Gegenstand vom Fernseher hüpfte.Nur, wer filmt normalerweise während einer Sendung den Fernseher von der Seite? Das machtman nur, wenn man etwas erwartet - wie etwa, dass ein Gegenstand vom Fernseher fällt,wenn man an einem dünnen Faden zieht ...
Fazit
Mundus vult decipi, ergodecipiatur. Die Welt will betrogen werden, also soll sie betrogen werden - so sagt einaltes lateinisches Sprichwort. Und in dieser Show wurde dem Rechnung getragen.
Verwandte Themen
Wie man Unsinn entlarvt Methoden, mit denen man unsinnigeBehauptungen überprüfen kann.
Glauben und Betrug Woran man Betrüger erkennt.
Weiterführende Links zum Thema
→Wikipedia-Artikel über Uri Geller
→Uri Geller: Showman oder PSI-Wunder? Von der Gesellschaft zurwissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP). Hier ist auch eineinteressante Linksammlung zu dem Thema zu finden.
→Pressemitteilung derGiordano-Bruno-Stiftung Manipulierte Streitkultur und mediale Verdummung: Wie GüntherJauch & Co. zur Gegenaufklärung beitragen.
→Uri Geller kam - und NorbertBlüms Uhr ging Etwas kritischerer Artikel vom Magazin →Stern zur Uri-Geller-Show(mit einer Umfrage).
→Ein Besuch bei Uri Geller von Richard P. Feynman,den bekannten Physiker.
→Uri Geller Caught Red-Handed Englischer Text übereine Videoaufzeichnung von Uri Geller, bei der man sehen kann, wie er Tricks verwendet(was bedeutet, er lügt, wenn er behauptet, er würde niemals Tricks verenden).
→Spoon-bending - How Uri Geller really does it! Englischer Text mit einergenauen Erläuterung einer weiteren von Geller benutzten Methode zum Löffelverbiegen,anhand einer Fotoserie, komplett mit dem zugehörigen Video.
→How does UriGeller do it? - Uri Geller in The Skeptic Encyclopedia of Pseudoscience Englischer Text,in dem ebenfalls ein paar der Methoden von Uri Geller erklärt werden.
InteressanteLiteratur zum Thema
Randi, James: 1982, Flim-Flam! Psychics, ESP, Unicorns and otherDelusions, Prometheus Books, New York. PSI-Phänomene gründlich untersucht und entlarvt.
Randi, James: 1990, The Truth about Uri Geller, Prometheus Books, New York. DieWahrheit über Uri Geller, eine Entlarvung seiner Legende und seiner Tricks.
Anmerkungen:
1. Besonders interessant ist, dass meist nur die positivenResultate veröffentlicht worden sind bzw. im Gedächtnis der Menschen haften bleiben. Mitdieser Vorgehensweise hat sich besonders das Stanford Research Institute hervorgetan unddamit seinen wissenschaftlichen Ruf gründlich ruiniert - siehe auch Randi 1982, Seite136. Es ist aber unmöglich, Tests zum Gedankenlesen nur mit negativen Resultatendurchzuführen. (Zurück)