Thorsteen
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Die Bagdad Batterie, oder Parther Batterie, des Wilhelm König
05.10.2022 um 22:06@Moderation
Die "Batterien" wurden zwar sehr oft in einigen Threads angesprochen, aber nie als eigenes Thema, und genau das verdient die Geschichte um die angeblichen Batterien aus dem Irak. Weil es gibt einige Punkte in der ganzen Geschichte die sehr gut in eine Diskussion in "Wissenschaft & Forschung" passen.
Zum Thema:
Wo fängt man bei dem Thema an? Am Besten wohl dort wo alles beginnt, nämlich bei den Vertretern der Nicht-Wissenschaften. :)
In vielen Threads (ua. zu Däniken oder der Cheops Pyramide) wurde die angebliche Batterie immer wieder als Beispiel für Elektrizität im Alten Ägypten genutzt, die meisten der "Erklärungen" zur Wirkweise sind allerdings eher an Haaren herbei gezogen. Selbst die angeblichen Funktionsweisen des Objektes sind meist massiv modifiziert worden, weil sonst würde man nicht zu dem gewünschten Ergebnis kommen. Bevor es also wissenschaftlich wird sollte man mal einen Blick auf die Nicht-Wissenschaftler (böse Zungen sagen auch Schwurbler) werfen:
Die "Batterien" werden meist sehr subtil mit den angeblichen "Glühbirnen von Dendera" in Verbindung gebracht, weil was nützt eine Batterie ohne Verbraucher? Genau, gar nichts. Ein Beispiel ist da Erich von Däniken, der Glühlampe und Battierie zusammen auf seine Buchseiten packt, aber den Trugschluß "Ahh, Batterie mit der dazugehörigen Lampe!" durch den Leser treffen lässt, aber er schubst den Leser auch unter zuhilfenahme einer Zaunslatte in die gewünschte Richtung.
Dort steht die Abbildung der Bagdad Batterie als Bild im Text der sich auf die Glühbirne von Dendera bezieht. Ist bestimmt nur zur Auflockerung des Fließtextes dort eingebaut worden! *zwinker, zwinker*
Erich von Däniken, Die Augen der Sphinx, 1991, ISBN 3570043908, S. 218 ff.
In seinem Erslingswerk waren die Batterien nur ein Satz:
Der Eine oder Andere wird jetzt laut rufen: "Onkel, ich weiß was!", genau, er schreibt in der Mehrzahl. Und das ist komplett Falsch! Es gibt genau einen (!) Fund der an die Form einer Batterie heran kommt, der Rest der Funde ist so weit weg von Batterien, vieleicht ist das einer der Gründe warum jeder sonst über diese Teile schweigt.
Wie sieht der ganze Kram denn nun aus?
Original anzeigen (0,2 MB)
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Quelle: Technisches Museum Wien
Laut Wikipedia soll das Modell in Berlin von König gebaut worden sein, vom Wiener Modell wird nicht gesprochen, aber auch für das wird wohl angenommen das König es gefertigt hat. Allerdings bin ich nur irgendwo im Web mal über diese Info gestolpert, mal sehen was das Museum dazu antwortet. :)
Woher kommt der Fund wirklich?
Seinen Ursprung hat er bei Wilhelm König, zumindest steht es so in der Wikipedia. Persönlich bin Ich da noch nicht ganz überzeugt, ja König hat über den Fund veröffentlicht (Wilhelm König: Ein Galvanisches Element aus der Partherzeit? In: Forschungen und Fortschritte. Band 14, 1938, S. 8–9), aber die ersten Funde wurden schon 7 Jahre eher gemacht, und Prof. Erich Kühnel hat schon 1932 etwas dazu veröffentlicht (Ernst Kühnel: Die Ergebnisse der Zweiten Ktesiphon-Expedition. In: Forschungen und Fortschritte. Nr. 8, 1932). Professor Kühnel hat sich später auch mit König ausgetauscht, König erwähnt ihn in seinem Buch "9 Jahre Irak" als "Prof. K." auf S. 167. Aktuell fehlen mir noch die beiden Zeitungen, aber kommt Zeit kommt der Postbote. :D
Wilhelm König sein Fund stammt von 1936 und wurde dort in Khujut Rabuah durch Zufall bei Bauarbeiten gefunden, besser gesagt die Fundstätte wurde entdeckt. (Quelle: Wilhelm König, 9 Jahre Irak, S. 165-166) In der Nicht-Wissenschaft wird daraus sehr oft eine "Grabung die König durchführte", dass ist nur leider völliger Quatsch. Nun wird Khujut Rabuah zwar oft erwähnt in der Literatur, immer im Zusammenhang mit Wilhelm König, aber keiner gibt mal an wo der Ort wirklich liegt (die englische Wikipedia ist da spannend, wobei die, zumindest meiner Meinung nach, falsch liegen mit der Verortung in den Südosten von Bagdad). Der Hügel lag/liegt an der alten Bahnstrecke zwischen Bagdad und Khanakin (siehe grüner Kreis). Nach Entdeckung der Fundstätte gab es wirklich eine Untersuchung, und eine Grabungsexpedition, durch die Irakische Antikenverwaltung, und dabei wurde die Batterie entdeckt und gelangte später in seine Hände.
Eisenbahnnetz um Bagdad in der Zeit von 1930.
Wer war Wilhelm König?
Jetzt wird es wirklich spannend! Weil trotz das König später sogar Leiter der irakischen Antikenverwaltung war ist relativ wenig, bis eigentlich gar nichts, über ihn bekannt. Wer einmal Wikipedia zu ihm liest ( Wikipedia: Wilhelm König (Archäologe) ) wird nicht wirklich viel finden. Auch wenn man etwas tiefer gräbt bleibt er sehr farblos, laut seinen eigenen Angaben ist er Maler, wird aber zum Beispiel in Walter Andrae, Babylon: Die versunkene Weltstadt und ihr Ausgräber Robert Koldewey, ISBN 3111140059, 1952, S. 237, als "Herr Ing. Wilhelm König-Wien" betitelt. Interessant hierbei ist das König 1930 wegen einer Patentierung nach Berlin kam, und dort durch Zufall in die Warkaexpedition geriet, und so in den Irak kam. Es gibt auch Publikationen die ihen als Doktor betiteln, dass dürfte allerdings komplett Falsch sein und seine Ursache in der Veröffentlichung eines Arztes Wilhelm König haben. Dazu einfach mal auf WorldCat schauen. ( https://worldcat.org/identities/viaf-310656535/ )
Was man auch nicht machen sollte, ihn mit Friedrich Wilhelm König verwechseln, der auch in Wien lebte und Altorientalist ist. ( Wikipedia: Friedrich Wilhelm König )
Da bin ich aktuell dabei einige Anfragen zu stellen um mehr über Ihn heraus zu finden, wobei das Thema in eine Zeit des Chaos fällt, 1939 ist König aus dem Irak heim gekehrt und wenn man einen Blick auf den Kalender wirft ahnt man welche Zeit da herrschte.
Wo findet man denn das tolle Teil?
Tja, dass ist eine gute Frage! 2003 wurde das Museum geplündert und der Plünderung verschwand das Objekt. Bis Stand Heute ist es noch verschwunden, zumindest ist das mein persönlicher Stand der Dinge.
Lassen wir es technisch werden!
Die Meisten glauben die Batterie ist richtig groß, Nein. Die Höhes des Tongefäßes beträgt etwa 15cm, der Kupferzylinder hat einen Durchmesser von 26mm und eine Höhe von 9cm. Verschlossen war er oben mit Asphalt, der Eisenstab stand etwa 1cm über und war mit einem Material, von dem König annahm es sei Blei, bedeckt. Unten war der Zylinder mit einem Asphaltstopfen verschlossen. Die Techniker werden jetzt schon aufhorchen, weil es macht keinen Sinn den Kupferzylinder in einen Tontopf zu packen. Der Innere Aufbau hätte gereicht, WENN es denn eine Batterie gewesen wäre.
Quelle: Wikipedia
Auf vielen Nicht-Wissenschaftsseiten sieht man den Tonbehälter meist komplett mit einem Elektrolyt gefüllt, was aus zwei Gründen unsinnig ist:
a) der Tonbehälter ist nicht glasiert, sprich Flüssigkeit durchdringt ihn,
b) durch den unteren Asphaltverschluß kann das äußere Elektrolyt nie mit dem Eisen in Verbindung treten.
Was bleibt ist also ein Eisenstab der zu maximal 7cm im Elektrolyt wäre und mit dem Kupfer wechselwirken könnte, und dann wäre man bei rund 0,7-0,8V Leerlaufspannung, die aber nur einiger Zeit zusammen bricht weil der Zylinder komplett versiegelt ist und kein Sauerstoff mehr an das Elektrolyt kommt. Und selbst beim Elektrolyt muss man sich fragen was man denn verwendet hat, weil starke Elektrolyte wie Schwefelsäure konnte man damals nicht herstellen und schwache Elektrolyte, wie zum Beispiel Essigsäure, sind genau das, nämlich schwach. Also technischer Unsinn den man unbedingt zur "Batterie" zwingen will, oder nach dem Motto: Sieht aus wie,.....
Gibt es noch andere Funde?
Ja, wobei Ich persönlich nicht alle kenne. Die meisten Funde stammen aus zwei Grabungen in Ktesiphon/Seleucia:
1928/1929 Leitung Oscar Reuther die Deutsche Orient Gemeinschaft
1931/1932 Leitung Ernst Kühnel für die Staatlichen Museen zu Berlin und das Metropolitan Museum of Art
Es wurde immer im "Winter" gegraben, im Sommer wurden die Lager bewacht. Von den Grabungen gibt es auch Berichte. Dort findet man noch das eine oder andere, leider sehr schlechte, Bild.
Literatur dazu findet man auch, einmal einen Bericht von der Ersten und Zweiten Ktesiphon-Expedition in deutsch, und zwei Bände von Leroy Waterman. Die lassen sich mit etwas Mühe im Netz finden, man hat dann allerdings damit Copyrightprobleme (Kein Kommentar!). Wer sich beide deutschen Berichte digitalisieren lassen möchte, die kosten 49€, können aber nur in der Bibliothek an gesicherten Terminals gelesen werden. Habe ich schon erwähnt: Kein Kommentar?!
Wer das "Bulletin of the Metropolitan Museum of Art 27, no. 8 (1932)" sucht sollte mal hier schauen: https://ur.booksc.me/book/48256639/4b97cb
Wo findet man die anderen Objekte?
Ein paar davon sind in Berlin und lassen sich auch Online finden: https://smb.museum-digital.de/objects?&sv=bagdad+batterie
Spannend ist dabei die "Sonderform (Metall)", weil von diesen Teilen wurden bis zu 10 Stück in einigen Krügen gefunden.
Quelle: https://smb.museum-digital.de/object/130078
Die Beschreibung vom Museum ist aber teilweise nur als abenteuerlich zu bezeichnen, spannend ist dagegen wieder das dieses Objekt noch im Originalzustand ist und man vieleicht später genauere Untersuchungen durchführen wird. In New York sollen sich auch noch Funde befinden und es gibt wohl noch unveröffentlichte Bilder von den Grabungen. Einige davon hat Ernst Kühnel an Wilhelm König gegeben, aber ob es davon noch Kopien gibt oder dir gar digitalisiert sind, dass ist eine Frage wo ich noch suche. Zumindest müssen noch Teile/Abzüge vorhanden sein, da Emmerich Paszthory in seinem Beitrag einige verwendet. Falls da jemand einen Kontakt ins Berliner Museum vermitteln kann (@Spöckenkieke ?) wäre ich nicht abgeneigt. :) Anfragen per EMail werden wohl eher mit: "Nicht noch so ein Spinner!" kommentiert. :)
Gab es noch neuere Funde?
Eine wirklich gute Frage! All das sind keine wirklichen Einzelfunde, wenn man einmal von der "Batterie" absieht. Solche Funde sind also über bestimmte Zeiträume und in einigen regionen normal gewesen, und vermutlich wird man noch andere Erwähnungen in neueren Grabungen finden.
Von Wann genau stammen diese Funde überhaupt?
Auch wenn sie oft als "Parther Batterie" bezeichnet wird ist das falsch, die Funde stammen aus der Sassanidischen Zeit. Also um das Jahr 250 BC bis 225, wenn man so will also ziemlich Frisch.
Und Was genau sind diese Teile eigentlich?
Ganz genau ist es noch nicht geklärt, aber die wahrscheinlichste Erklärung ist: es sind Schutzzauber für Hausgründungen. Das erklärt sich dadurch das alle Funde in den Böden/Fundamenten gefunden wurden. Auch sind meist bestimmte Zahlenkombinationen verwendet worden 1,3,10 also Zahlen die damals als magisch angesehen wurden und Schutz versprachen. Auch die verwendeten Metalle (Kupfer, Eisen, Blei) sind für magische Schutzfunktionen bekannt (zumindest in der damaligen Welt!). Vereinfacht gesagt eine Grundsteinlegung die Schutz für das Haus und die Bewohner geben sollte. Ist halt nicht so Cool wie eine Batterie, aber liegt dafür viel näher an der Realität.
Und was ist nun mit dem Alten Ägypten und elektrischer Spannung?
Wie man schon vermuten wird, natürlich gar nichts. :D
Der Kram funktioniert nicht als Batterie, es gibt weder Verbraucher oder Leitungen, noch die geringsten Spuren davon im Alten Ägypten. Nur in der Fantasie einiger Leute funktioniert das, und das sind meist Leute die Geld damit verdienen anderen Leuten ihre Märchen zu verkaufen. Und leider kaufen eine Menge Leute ihnen den Kram ab und verbreiten ihn weiter.
Beispiel auf Allmy: Elektrizität im alten Ägypten
Und leider machen sich selbst gestandene Wissenschaftler da oft etwas vor oder jagen dem Weißen Wal hinterher. Etwas das man gerade bei der Bagdad Batterie oder der Glühbirne von Dendera findet.
Wer bis hierher noch nicht eingeschlafen ist, oder den Boden der Whiskey Flasche erreicht hat, Gratulation! :)
Aktuell bin ich dabei die Angel nach der Biografie von Wilhelm König auszuwerfen, irgendwo muss jemand etwas genaueres wissen. Und bei Gelegenheit baue ich mal eine Zelle nach um zu sehen welche Leerlaufspannung wirklich damit erreicht werden kann. Die 0,7V Leerlaufspannung halte ich schon für ziemlich hoch, als Elektrolyt werde ich einmal Zitronensäure und Essigsäure verwenden, Schwefelsäure bekommt man ja leider nicht mehr im Motorradladen. Ist zwar unsinnig, weil an der "Batterie" wirklich rein gar nichts technisch funktioniert ohne massive Modifikationen, aber als Spaßexperiment dürfte es Laune machen. Die Testwerte gibts dann hier. Und nach den Berichten bzw. Fotos will ich noch einmal forschen, vieleicht komme ich da dran, und dann kann man vieleicht noch das eine oder andere spannende schreiben. Weil es gibt da noch einiges was spannend ist, einfach mal die Asphaltsiegel genauer betrachten, dann fällt es auf!
Die "Batterien" wurden zwar sehr oft in einigen Threads angesprochen, aber nie als eigenes Thema, und genau das verdient die Geschichte um die angeblichen Batterien aus dem Irak. Weil es gibt einige Punkte in der ganzen Geschichte die sehr gut in eine Diskussion in "Wissenschaft & Forschung" passen.
Zum Thema:
Wo fängt man bei dem Thema an? Am Besten wohl dort wo alles beginnt, nämlich bei den Vertretern der Nicht-Wissenschaften. :)
In vielen Threads (ua. zu Däniken oder der Cheops Pyramide) wurde die angebliche Batterie immer wieder als Beispiel für Elektrizität im Alten Ägypten genutzt, die meisten der "Erklärungen" zur Wirkweise sind allerdings eher an Haaren herbei gezogen. Selbst die angeblichen Funktionsweisen des Objektes sind meist massiv modifiziert worden, weil sonst würde man nicht zu dem gewünschten Ergebnis kommen. Bevor es also wissenschaftlich wird sollte man mal einen Blick auf die Nicht-Wissenschaftler (böse Zungen sagen auch Schwurbler) werfen:
Die "Batterien" werden meist sehr subtil mit den angeblichen "Glühbirnen von Dendera" in Verbindung gebracht, weil was nützt eine Batterie ohne Verbraucher? Genau, gar nichts. Ein Beispiel ist da Erich von Däniken, der Glühlampe und Battierie zusammen auf seine Buchseiten packt, aber den Trugschluß "Ahh, Batterie mit der dazugehörigen Lampe!" durch den Leser treffen lässt, aber er schubst den Leser auch unter zuhilfenahme einer Zaunslatte in die gewünschte Richtung.
Dort steht die Abbildung der Bagdad Batterie als Bild im Text der sich auf die Glühbirne von Dendera bezieht. Ist bestimmt nur zur Auflockerung des Fließtextes dort eingebaut worden! *zwinker, zwinker*
Erich von Däniken, Die Augen der Sphinx, 1991, ISBN 3570043908, S. 218 ff.
In seinem Erslingswerk waren die Batterien nur ein Satz:
Im Museum in Bagdad stehen elektrische Trockenbatterien, die nach dem galvanischen Prinzip arbeiten.Quelle: Erich von Däniken, Erinnerungen an die Zukunft, 1968, ISBN 3430119855, S. 51
Der Eine oder Andere wird jetzt laut rufen: "Onkel, ich weiß was!", genau, er schreibt in der Mehrzahl. Und das ist komplett Falsch! Es gibt genau einen (!) Fund der an die Form einer Batterie heran kommt, der Rest der Funde ist so weit weg von Batterien, vieleicht ist das einer der Gründe warum jeder sonst über diese Teile schweigt.
Wie sieht der ganze Kram denn nun aus?
Original anzeigen (0,2 MB)
Original anzeigen (0,6 MB)
Quelle: Technisches Museum Wien
Laut Wikipedia soll das Modell in Berlin von König gebaut worden sein, vom Wiener Modell wird nicht gesprochen, aber auch für das wird wohl angenommen das König es gefertigt hat. Allerdings bin ich nur irgendwo im Web mal über diese Info gestolpert, mal sehen was das Museum dazu antwortet. :)
Woher kommt der Fund wirklich?
Seinen Ursprung hat er bei Wilhelm König, zumindest steht es so in der Wikipedia. Persönlich bin Ich da noch nicht ganz überzeugt, ja König hat über den Fund veröffentlicht (Wilhelm König: Ein Galvanisches Element aus der Partherzeit? In: Forschungen und Fortschritte. Band 14, 1938, S. 8–9), aber die ersten Funde wurden schon 7 Jahre eher gemacht, und Prof. Erich Kühnel hat schon 1932 etwas dazu veröffentlicht (Ernst Kühnel: Die Ergebnisse der Zweiten Ktesiphon-Expedition. In: Forschungen und Fortschritte. Nr. 8, 1932). Professor Kühnel hat sich später auch mit König ausgetauscht, König erwähnt ihn in seinem Buch "9 Jahre Irak" als "Prof. K." auf S. 167. Aktuell fehlen mir noch die beiden Zeitungen, aber kommt Zeit kommt der Postbote. :D
Wilhelm König sein Fund stammt von 1936 und wurde dort in Khujut Rabuah durch Zufall bei Bauarbeiten gefunden, besser gesagt die Fundstätte wurde entdeckt. (Quelle: Wilhelm König, 9 Jahre Irak, S. 165-166) In der Nicht-Wissenschaft wird daraus sehr oft eine "Grabung die König durchführte", dass ist nur leider völliger Quatsch. Nun wird Khujut Rabuah zwar oft erwähnt in der Literatur, immer im Zusammenhang mit Wilhelm König, aber keiner gibt mal an wo der Ort wirklich liegt (die englische Wikipedia ist da spannend, wobei die, zumindest meiner Meinung nach, falsch liegen mit der Verortung in den Südosten von Bagdad). Der Hügel lag/liegt an der alten Bahnstrecke zwischen Bagdad und Khanakin (siehe grüner Kreis). Nach Entdeckung der Fundstätte gab es wirklich eine Untersuchung, und eine Grabungsexpedition, durch die Irakische Antikenverwaltung, und dabei wurde die Batterie entdeckt und gelangte später in seine Hände.
Eisenbahnnetz um Bagdad in der Zeit von 1930.
Wer war Wilhelm König?
Jetzt wird es wirklich spannend! Weil trotz das König später sogar Leiter der irakischen Antikenverwaltung war ist relativ wenig, bis eigentlich gar nichts, über ihn bekannt. Wer einmal Wikipedia zu ihm liest ( Wikipedia: Wilhelm König (Archäologe) ) wird nicht wirklich viel finden. Auch wenn man etwas tiefer gräbt bleibt er sehr farblos, laut seinen eigenen Angaben ist er Maler, wird aber zum Beispiel in Walter Andrae, Babylon: Die versunkene Weltstadt und ihr Ausgräber Robert Koldewey, ISBN 3111140059, 1952, S. 237, als "Herr Ing. Wilhelm König-Wien" betitelt. Interessant hierbei ist das König 1930 wegen einer Patentierung nach Berlin kam, und dort durch Zufall in die Warkaexpedition geriet, und so in den Irak kam. Es gibt auch Publikationen die ihen als Doktor betiteln, dass dürfte allerdings komplett Falsch sein und seine Ursache in der Veröffentlichung eines Arztes Wilhelm König haben. Dazu einfach mal auf WorldCat schauen. ( https://worldcat.org/identities/viaf-310656535/ )
Was man auch nicht machen sollte, ihn mit Friedrich Wilhelm König verwechseln, der auch in Wien lebte und Altorientalist ist. ( Wikipedia: Friedrich Wilhelm König )
Da bin ich aktuell dabei einige Anfragen zu stellen um mehr über Ihn heraus zu finden, wobei das Thema in eine Zeit des Chaos fällt, 1939 ist König aus dem Irak heim gekehrt und wenn man einen Blick auf den Kalender wirft ahnt man welche Zeit da herrschte.
Wo findet man denn das tolle Teil?
Tja, dass ist eine gute Frage! 2003 wurde das Museum geplündert und der Plünderung verschwand das Objekt. Bis Stand Heute ist es noch verschwunden, zumindest ist das mein persönlicher Stand der Dinge.
Lassen wir es technisch werden!
Die Meisten glauben die Batterie ist richtig groß, Nein. Die Höhes des Tongefäßes beträgt etwa 15cm, der Kupferzylinder hat einen Durchmesser von 26mm und eine Höhe von 9cm. Verschlossen war er oben mit Asphalt, der Eisenstab stand etwa 1cm über und war mit einem Material, von dem König annahm es sei Blei, bedeckt. Unten war der Zylinder mit einem Asphaltstopfen verschlossen. Die Techniker werden jetzt schon aufhorchen, weil es macht keinen Sinn den Kupferzylinder in einen Tontopf zu packen. Der Innere Aufbau hätte gereicht, WENN es denn eine Batterie gewesen wäre.
Quelle: Wikipedia
Auf vielen Nicht-Wissenschaftsseiten sieht man den Tonbehälter meist komplett mit einem Elektrolyt gefüllt, was aus zwei Gründen unsinnig ist:
a) der Tonbehälter ist nicht glasiert, sprich Flüssigkeit durchdringt ihn,
b) durch den unteren Asphaltverschluß kann das äußere Elektrolyt nie mit dem Eisen in Verbindung treten.
Was bleibt ist also ein Eisenstab der zu maximal 7cm im Elektrolyt wäre und mit dem Kupfer wechselwirken könnte, und dann wäre man bei rund 0,7-0,8V Leerlaufspannung, die aber nur einiger Zeit zusammen bricht weil der Zylinder komplett versiegelt ist und kein Sauerstoff mehr an das Elektrolyt kommt. Und selbst beim Elektrolyt muss man sich fragen was man denn verwendet hat, weil starke Elektrolyte wie Schwefelsäure konnte man damals nicht herstellen und schwache Elektrolyte, wie zum Beispiel Essigsäure, sind genau das, nämlich schwach. Also technischer Unsinn den man unbedingt zur "Batterie" zwingen will, oder nach dem Motto: Sieht aus wie,.....
Gibt es noch andere Funde?
Ja, wobei Ich persönlich nicht alle kenne. Die meisten Funde stammen aus zwei Grabungen in Ktesiphon/Seleucia:
1928/1929 Leitung Oscar Reuther die Deutsche Orient Gemeinschaft
1931/1932 Leitung Ernst Kühnel für die Staatlichen Museen zu Berlin und das Metropolitan Museum of Art
Es wurde immer im "Winter" gegraben, im Sommer wurden die Lager bewacht. Von den Grabungen gibt es auch Berichte. Dort findet man noch das eine oder andere, leider sehr schlechte, Bild.
Literatur dazu findet man auch, einmal einen Bericht von der Ersten und Zweiten Ktesiphon-Expedition in deutsch, und zwei Bände von Leroy Waterman. Die lassen sich mit etwas Mühe im Netz finden, man hat dann allerdings damit Copyrightprobleme (Kein Kommentar!). Wer sich beide deutschen Berichte digitalisieren lassen möchte, die kosten 49€, können aber nur in der Bibliothek an gesicherten Terminals gelesen werden. Habe ich schon erwähnt: Kein Kommentar?!
Wer das "Bulletin of the Metropolitan Museum of Art 27, no. 8 (1932)" sucht sollte mal hier schauen: https://ur.booksc.me/book/48256639/4b97cb
Wo findet man die anderen Objekte?
Ein paar davon sind in Berlin und lassen sich auch Online finden: https://smb.museum-digital.de/objects?&sv=bagdad+batterie
Spannend ist dabei die "Sonderform (Metall)", weil von diesen Teilen wurden bis zu 10 Stück in einigen Krügen gefunden.
Quelle: https://smb.museum-digital.de/object/130078
Die Beschreibung vom Museum ist aber teilweise nur als abenteuerlich zu bezeichnen, spannend ist dagegen wieder das dieses Objekt noch im Originalzustand ist und man vieleicht später genauere Untersuchungen durchführen wird. In New York sollen sich auch noch Funde befinden und es gibt wohl noch unveröffentlichte Bilder von den Grabungen. Einige davon hat Ernst Kühnel an Wilhelm König gegeben, aber ob es davon noch Kopien gibt oder dir gar digitalisiert sind, dass ist eine Frage wo ich noch suche. Zumindest müssen noch Teile/Abzüge vorhanden sein, da Emmerich Paszthory in seinem Beitrag einige verwendet. Falls da jemand einen Kontakt ins Berliner Museum vermitteln kann (@Spöckenkieke ?) wäre ich nicht abgeneigt. :) Anfragen per EMail werden wohl eher mit: "Nicht noch so ein Spinner!" kommentiert. :)
Gab es noch neuere Funde?
Eine wirklich gute Frage! All das sind keine wirklichen Einzelfunde, wenn man einmal von der "Batterie" absieht. Solche Funde sind also über bestimmte Zeiträume und in einigen regionen normal gewesen, und vermutlich wird man noch andere Erwähnungen in neueren Grabungen finden.
Von Wann genau stammen diese Funde überhaupt?
Auch wenn sie oft als "Parther Batterie" bezeichnet wird ist das falsch, die Funde stammen aus der Sassanidischen Zeit. Also um das Jahr 250 BC bis 225, wenn man so will also ziemlich Frisch.
Und Was genau sind diese Teile eigentlich?
Ganz genau ist es noch nicht geklärt, aber die wahrscheinlichste Erklärung ist: es sind Schutzzauber für Hausgründungen. Das erklärt sich dadurch das alle Funde in den Böden/Fundamenten gefunden wurden. Auch sind meist bestimmte Zahlenkombinationen verwendet worden 1,3,10 also Zahlen die damals als magisch angesehen wurden und Schutz versprachen. Auch die verwendeten Metalle (Kupfer, Eisen, Blei) sind für magische Schutzfunktionen bekannt (zumindest in der damaligen Welt!). Vereinfacht gesagt eine Grundsteinlegung die Schutz für das Haus und die Bewohner geben sollte. Ist halt nicht so Cool wie eine Batterie, aber liegt dafür viel näher an der Realität.
Und was ist nun mit dem Alten Ägypten und elektrischer Spannung?
Wie man schon vermuten wird, natürlich gar nichts. :D
Der Kram funktioniert nicht als Batterie, es gibt weder Verbraucher oder Leitungen, noch die geringsten Spuren davon im Alten Ägypten. Nur in der Fantasie einiger Leute funktioniert das, und das sind meist Leute die Geld damit verdienen anderen Leuten ihre Märchen zu verkaufen. Und leider kaufen eine Menge Leute ihnen den Kram ab und verbreiten ihn weiter.
Beispiel auf Allmy: Elektrizität im alten Ägypten
Und leider machen sich selbst gestandene Wissenschaftler da oft etwas vor oder jagen dem Weißen Wal hinterher. Etwas das man gerade bei der Bagdad Batterie oder der Glühbirne von Dendera findet.
Wer bis hierher noch nicht eingeschlafen ist, oder den Boden der Whiskey Flasche erreicht hat, Gratulation! :)
Aktuell bin ich dabei die Angel nach der Biografie von Wilhelm König auszuwerfen, irgendwo muss jemand etwas genaueres wissen. Und bei Gelegenheit baue ich mal eine Zelle nach um zu sehen welche Leerlaufspannung wirklich damit erreicht werden kann. Die 0,7V Leerlaufspannung halte ich schon für ziemlich hoch, als Elektrolyt werde ich einmal Zitronensäure und Essigsäure verwenden, Schwefelsäure bekommt man ja leider nicht mehr im Motorradladen. Ist zwar unsinnig, weil an der "Batterie" wirklich rein gar nichts technisch funktioniert ohne massive Modifikationen, aber als Spaßexperiment dürfte es Laune machen. Die Testwerte gibts dann hier. Und nach den Berichten bzw. Fotos will ich noch einmal forschen, vieleicht komme ich da dran, und dann kann man vieleicht noch das eine oder andere spannende schreiben. Weil es gibt da noch einiges was spannend ist, einfach mal die Asphaltsiegel genauer betrachten, dann fällt es auf!