@canary Hier wurde jetzt viel geredet aber keiner hat die Daten der letzten 20.000 Jahre einfach mal gepostet.
Das hier ist die globale Durchschnittstemperatur der letzten 20.000 Jahre um das Mittel von 1900.
Die letzten 10.000 Jahre ist die Temperatur nie mehr als +/- 0.3°C um das Mittel von 1900 geschwankt.
Vor 20.000 Jahren war noch Eiszeit und es war z.B dort wo heute New York ist eine 200 Meter dicke Eisschicht.
Damals war es 3°C kälter als im Mittel von 1900. Klingt wenig, macht aber einen gewaltigen Unterschied.
Die Eiszeit endete über einen Zeitraum von ca. 10.000 Jahren in dem sich die Erde um ca. 3°C erwärmt hat. Der grüne Abschnitt in der Grafik. Dieser Klimawandel was so rasant, dass viele Arten ausgestorben sind und auf ihn folgte eine 10.000 Jahre währende stabile Klimaphase, die die Grundlage für unsere menschliche Zivilisation ist, das ist der blaue Abschnitt.
Diese Phase hielt bis vor etwa 120 Jahren an.
Seit 1900 ist die Temperatur um ca. 1.1°C gestiegen. Das ist der rote Abschnitt.
Das ist in 100 Jahren schon eine 3 mal stärkere Temperaturabweichung von diesem Mittel als es in den 10.000 Jahren davor gab.
Unsere Prognosen zur weiteren Entwicklung sind extrem genau, aktuell steuern wir auf 3-6°C Erwärmung bis 2100 relativ zu dem 1900 Mittel zu. Das hängt natürlich davon ab wieviel Klimagase wir noch ausstoßen. Wir können sehr genau ausrechnen wieviele Klimagase wir noch maximal ausstoßen können um bspw. die Erwärmung auf 1.5°C zu begrenzen.
Aktuell sind wir weit davon entfernt das 1.5°C Ziel einzuhalten.
Das hier ist der Co2 Gehalt in der Atmosphäre in Parts per Million über die letzten 20.000 Jahre. Die Grafik zeigt es nicht sehr gut, aber zur Eiszeit vor 20.000 Jahren lag der Co2-Gehalt bei etwa 190ppm und hat sich dann über 10.000 Jahre auf etwa 270ppm erhöht, das bedeutete eine globale Erwärmung um 3°C.
Zwischen 270ppm und 280ppm ist er dann weiteren 10.000 Jahre geblieben, in dieser Zeit blieb das Klima stabil, bis er dann durch uns Menschen innerhalb von 150 Jahren von 280ppm auf 412.67 ppm(heute) angehoben wurde. Bisher hat das zu einer globalen Erwärmung von ca. 1.1°C geführt.
Um die Erwärmung auf unter 2°C zu begrenzen darf der ppm Wert bspw. nicht über 450ppm steigen. (das ist in Co2 Äquivalenten gerechnet)
Machen wir weiter wie bisher, dann landen wir bis 2050 bei 685ppm und die Erde wird sich bis 2100 um über 5°C erwärmt haben.(
https://www.oecd.org/env/cc/Outlook%20to%202050_Climate%20Change%20Chapter_HIGLIGHTS-FINA-8pager-UPDATED%20NOV2012.pdf (Archiv-Version vom 04.03.2022)) Das bedeutet praktisch eine globale Verwüstung bis hoch in den Norden mit wenigen Ausnahmen. Die Menschheit würde nicht aussterben, aber ihr Potential wäre extrem eingeschränkt.
Das Problem ist nicht so sehr die Temperatur, sondern die Schnelligkeit mit der die Veränderungen stattfinden.
3°C Erwärmung über 10.000 Jahre sind für viele Spezies schon ein Todesurteil gewesen, wie das Ende der Eiszeit gezeigt hat, aber im Großen und Ganzen konnte sich die Flora und Fauna anpassen.
Aber bei 5°C Erwärmung in 200 Jahren sterben erstmal ganze Ökosysteme weg. Das ist vergleichbar mit der Klimaveränderung nach einem großen Meteoriten-Einschlag oder sehr großen Vulkanausbruch, wie es beide seit Jahrmillionen nicht mehr gegeben hat. Mag sein, dass die Ökosysteme sich über die Jahrtausende wieder zurück- bzw. neu bilden würden, auch unter wärmeren Bedingungen, aber erstmal bedeutet das für uns Menschen, dass die Menge an fruchtbarem und bewohnbarem Land auf diesem Planeten extrem zurück geht.
Und das bedeutet Fluchtbewegungen.
Klimawandel bedingte Flucht wird das größte humanitäre und politische Problem des 21. Jahrhunderts, egal wie es weiter geht.
Selbst bei 1.5°C Erwärmung stehen uns Fluchtbewegungen bevor, die in ihrer Größe historisch einzigartig sein werden.
Bei 3-6°C Erwärmung hingegen werden die Fluchtbewegungen so enorm sein, dass man sich lieber nicht vorstellt wie das Problem "gelöst" werden wird.
Zu den anderen Fragen noch:
canary schrieb am 11.11.2021:Woher weiß man, dass der Anstieg des CO2 Gehalts nicht durch den Anstieg der Temperatur verursacht wird?
Wir wissen wie viel Co2 wir freisetzen. Und diese Menge entspricht exakt der Menge um die der Co2-Gehalt in der Atmosphäre ansteigt.
Das ist kein Hexenwerk.
Der Treibhauseffekt ist auch gut verstanden. Je mehr Treibhausgase in der Atmosphäre sind, umso weniger Energie(Hitze) kann von der Erde abstrahlen.
Sonnenstrahlen haben eine andere Wellenlänger und kommen durch Treibhausgase durch, aber die von der Erde reflektierte Strahlung kommt nicht mehr durch Treibhausgase durch und heizt deswegen die Atmosphäre auf.
canary schrieb am 11.11.2021:Gab es Zeiten, Messdaten, die zeigen, dass der CO2 Gehalt in keiner Korrelation stand mit dem Anstieg der globalen Temperatur?
Ja. Z.b wenn durch Meteoriteneinschläge oder Vulkanausbrüche so viel Schwebstoffe in die Atmosphäre gelangen (z.b Asche oder sonstiger Staub), dass für einige Jahre die Sonnen verdunkelt wird.
Dann ändert sich auch die Temperatur, aber es liegt an der verdunkelten Sonne und nicht an den Treibhausgasen wie Co2.
canary schrieb am 11.11.2021:Wäre es denkbar, dass es ständig Schwankungen gegeben hat?
Klar gabs die. Aber du darfst nicht vergessen wie alt die Erde ist.
4,5 Milliarden Jahre
Dass sind 4500 Millionen Jahre.
In diesen 4500 Millionen Jahren gab es ganz gewaltige Schwankungen.
Aber die letzten 1 Million Jahre waren sehr stabil.
Vor 400.000 Jahren (also 0,4 Millionen) gab es die ersten Neaderthaler. Damals bei ca. 270ppm Co2.
Die ersten modernen Menschen gab es vor 200.000 Jahren, bei ca. 250ppm Co2.
Der Co2 gehalt in der Atmosphäre schwankt ständig, aber größere Schwankungen vollziehen sich normalerweise über Millionen von Jahren.
Die ganze Geschichte des Homo Sapiens Sapiens liegt in einem winzigen Zeitfenster von 200.000 Jahren das extrem stabile klimatische Bedingungen hatte. Und in diesem Zeitfenster gab es ein weitere Zeitfenster von ca. 10.000 Jahren die nochmal stabiler waren und dieser Zeit hat sich unsere moderne Zivilisation entwickelt und innerhalb der letzten 150 Jahre Mechanismen in Gang gesetzt, die eine Klimaveränderung auf diesem Planeten in 200 Jahren herei führen werden, die sich natürlciherweise nur über Millionen Jahre vollziehen würde.