Geschlechtliche Fortpflanzung - wie kam es dazu? Wer waren die ersten Eltern?
29.12.2019 um 21:33behind_eyes schrieb:Zumal ja irgendwann es zur Entwicklung der Sexualität kam (nicht Asexualität).. Das ist doch ein Prozess den niemand bewusst gesteuert hat.Nein, das ist ein Resultat, das ausgelöst wurde durch Mutationen, die den Zellteilungsmechanismus betrafen. Die weiteren Generationen pflanzten diese Mutationen fort und stellten die Basis bereit, dass weitere Mutationen eine größere Variationsbreite entstehen ließen, aus welcher die Selektion optimierend einwirkte, so dass sukzessive Organismen hervorgingen, bei denen sowohl Mitose (übliche Zellteilung, bei der die Genome in doppelter Ausfertigung vorliegen) wie auch Meiose (Reduktionsteilung, bei der das doppelte Genom auf zwei Tochterzellen verteilt halbiert wird) hinreichend perfekt aufeinander abgestimmt abliefen, so dass sich darüber die sexuelle Vermehrung etablierte. Die dadurch größere Variationsbreite der Genome gewährleistete eine größere Robustheit bei selektiven Drücken, so dass sich die sexuelle Fortpflanzung durchsetzte - insbesondere bei Mehrzellern.
behind_eyes schrieb:Was passiert genau während der Selektion und wieso scheint es eben kein Zufall zu sein? Warum genau ist die Wahrscheinlichkeit höher?Selektion ist der Auswahlprozess, der nach erfolgter Fortpflanzung einsetzt und bevorzugt die Varianten übrig lässt, die sich effizienter fortpflanzen können als die Varianten, die das nicht so gut können. Der gerichtete Verlauf der Evolution liegt nicht im Voraus fest, sondern ergibt sich aus der Rückschau als Effekt des Wirkens der Selektion, die ohne Absicht erfolgt. Die Wahrscheinlichkeit ergibt sich über die Rate der erfolgreich verlaufenden Fortpflanzung. Die weniger erfolgreiche Konkurrenz kann da auf Dauer nicht mithalten und wird verdrängt.
behind_eyes schrieb:Nicht (Wie) sondern (Warum) kam es von der Asexualität zur Sexualität?Weil es möglich war und weil sich über die Sexualität selektive Vorteile ergeben haben, die sich dann in Bezug auf die Durchsetzung der Sexualität begünstigend ausgewirkt haben.
navi12.0 schrieb:Bei asexuellen Lebewesen fand die Genmutation willkürlich stattNein, Mutationen geschehen unwillkürlich gemäß statistischer Wahrscheinlichkeit an beliebigen Stellen im Genom (Faustregel: Anzahl von Mutationen pro Zellzyklus entspricht angenähert dem Kehrwert der Größe des Genoms - beim Menschen also ca. 1 zu 3 Milliarden).
Während die meisten Mutationen ohne Auswirkungen auf den Phänotyp bleiben (neutrale Mutationen) und daher bei den folgenden Zellteilungen oft mitgeschleppt werden, greift die Selektion bei phänotypisch wirksamen Mutationen erbarmungslos zu: die meisten phänotypisch wirksamen Mutationen erweisen sich als schädlich, so dass sie sich selten im Genpool anreichern, während die wenigen nützlichen Mutationen eine größere Chance haben, erhalten zu bleiben, sofern der passende Selektionsdruck vorliegt (Beispiel: Laktosetoleranz bei erwachsenen Menschen)