Momjul
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Bewusstseins- und Psychogeschichte
02.06.2018 um 12:21Ich habe mich früh für alle möglichen Arten von Geschichte interessiert.
Besonders gefesselt hat mich aber neben der politischen Geschichte die Geschichte des Bewusstseins.
Es handelt sich hier um eine historische Unterdisziplin (Subdisziplin), die leider im Vergleich zu anderen Unterdisziplinen noch nicht sehr stark entwickelt ist - insbesondere gilt das für Deutschland.
Und mit Bewusstseinsgeschichte meine ich keine Geistesgeschichte (z. B. die Beschäftigung mit Platon oder Hegel), obwohl es auch dort Überschneidungen geben mag. Ebenso ist die Bewusstseinsgeschichte auch nicht ganz mit der Mentalitätsgeschichte deckungsgleich, kann aber von ihr viele Ansätze übernehmen. Die Abgrenzung von der Psychogeschichte (nicht: Geschichte des Faches Psychologie!) ist besonders schwierig. Hier kann man viele Gemeinsamkeiten erkennen.
Man mache sich folgende Grundüberlegung klar: Ich kann vieles an der Geschiche erforschen, die soziale Umwelt, die Kultur, die Architektur usw. Ich kann aber auch einfach von mir selbst, also meinem Ego, oder dem Ego der anderen ausgehen und fragen: Wie erlebe ich die Welt? Es geht also auch um subjektive Wahrnehmungselemente.
Und wenn man diese Überlegung entlang der historischen Schiene untersucht, mag man auf seltsame Entdeckungen treffen.
Die Bewusstseins- und die Psychogeschichte gehen also vom Ich (Ego) des Menschen aus. Man könnte das sogar auf Tiere oder zumindest auf Urmenschen (frühe Hominiden) ausweiten.
Dabei beschäftigen sie sich stärker als andere historische Subdisziplinen mit motivationalen Aspekten, wobei manche noch das Unbewusste einschließen. Zum Teil geht das sogar soweit, dass man sich "phänomenologisch" in den Menschen wie in einen Fernseh- oder Theaterzuschauer "hineinbeamt" und erforscht, wie er seine Umwelt wahrnimmt.
Auf Probleme der Entstehung des menschlichen Bewusstseins hingewiesen hat u. a. Julian Jaynes, der religiös aufgewachsen ist (besondere Geisteswelt) und sich dann für Psychologie und Geschichte interessiert hat. Akademisch begann er kurz mit der Philosophie und wechselte dann zur Psychologie.
Jaynes stellte eine Grundthese auf: Nämlich die, dass der Mensch im frühen Altertum nicht wie heute ein klares, individuelles Bewusstsein (Wahrnehmung von sich selbst) hatte, sondern eine "bikamerale Psyche", also eine Seele mit 2 Kammern, in der es eine göttliche Hemisphäre gab, die der menschlichen diverse Befehle gab.
Besonders gilt das für Deutschland. Und damit meine ich keine Geistesgeschichte (z. B. die Beschäftigung mit Platon oder Hegel), obwohl es Überschneidungen geben mag.
Man mache sich folgende Grundüberlegung: Ich kann vieles an der Geschiche erforschen, die soziale Umwelt, die Kultur, die Architektur usw. Ich kann aber auch einfach von mir selbst (meinem Ego) oder dem Ego der anderen ausgehen und fragen: Wie erlebe ich die Welt?
Und wenn man diese Überlegung entlang der historischen Schiene untersucht, mag man auf seltsame Entdeckungen treffen.
Darauf hingewiesen hat ein Mann wie Julian Jaynes, der religiös aufgewachsen ist (besondere Geisteswelt) und sich dann für Psychologie und Geschichte interessiert hat. Akademisch begann er kurz mit der Philosophie und wechselte dann zur Psychologie.
Jaynes stellte eine Grundthese auf: Nämlich die, dass der Mensch im frühen Altertum nicht wie heute ein klares, individuelles Bewusstsein (Wahrnehmung von sich selbst) hatte, sondern eine "bikamerale Psyche", also eine Seele mit 2 Kammern, in der es eine göttliche Hemisphäre gab, die der menschlichen diverse Befehle gab.
Erst als diese bikamerale Psyche zusammenbrach, entstand das menschliche (Selbst-)Bewusstsein im modernen Sinne.
Jaynes versucht in seinem Hauptwerk, anhand von historischen Quellen nachzuweisen, wann und wie dies geschah.
Ein weiteres Opus magnum gelang ihm jedoch nicht, weil seine Gesundheit - auch durch akademisches Mobbing - angeschlagen war.
Einige Jaynes-Anhänger sehen in religiösen Attentätern eine Rückkehr der bikameralen Psyche.
Julian Jaynes ist nur ein bewusstseinshistorischer Forscher unter vielen und dazu noch sehr umstritten.
Ich halte ihn aber für einen sehr wichtigen Denker.
Es gibt aber noch viele weitere Denker aus vielen Disziplinen, die schwer gegeneinander abzugrenzen sind.
Wir könnten das weiter unten noch genauer ausführen. Stichwortartig seien genannt:
- Psychohistorie: Lloyd deMause
- Psychologie und Psychiatrie
- Tiefenpsychologie: Sigmund Freud, C. G. Jung (Archetypenlehre), Alfred Adler, Erik Erikson, Erich Fromm, Wilhelm Reich
- Materialistische Philosophie: als (scheinbarer?) Gegenentwurf zum Bewusstseins-Denken
- Phänomenologie
- Theologien (ob wissenschaftlich oder nicht)
Besonders gefesselt hat mich aber neben der politischen Geschichte die Geschichte des Bewusstseins.
Es handelt sich hier um eine historische Unterdisziplin (Subdisziplin), die leider im Vergleich zu anderen Unterdisziplinen noch nicht sehr stark entwickelt ist - insbesondere gilt das für Deutschland.
Und mit Bewusstseinsgeschichte meine ich keine Geistesgeschichte (z. B. die Beschäftigung mit Platon oder Hegel), obwohl es auch dort Überschneidungen geben mag. Ebenso ist die Bewusstseinsgeschichte auch nicht ganz mit der Mentalitätsgeschichte deckungsgleich, kann aber von ihr viele Ansätze übernehmen. Die Abgrenzung von der Psychogeschichte (nicht: Geschichte des Faches Psychologie!) ist besonders schwierig. Hier kann man viele Gemeinsamkeiten erkennen.
Man mache sich folgende Grundüberlegung klar: Ich kann vieles an der Geschiche erforschen, die soziale Umwelt, die Kultur, die Architektur usw. Ich kann aber auch einfach von mir selbst, also meinem Ego, oder dem Ego der anderen ausgehen und fragen: Wie erlebe ich die Welt? Es geht also auch um subjektive Wahrnehmungselemente.
Und wenn man diese Überlegung entlang der historischen Schiene untersucht, mag man auf seltsame Entdeckungen treffen.
Die Bewusstseins- und die Psychogeschichte gehen also vom Ich (Ego) des Menschen aus. Man könnte das sogar auf Tiere oder zumindest auf Urmenschen (frühe Hominiden) ausweiten.
Dabei beschäftigen sie sich stärker als andere historische Subdisziplinen mit motivationalen Aspekten, wobei manche noch das Unbewusste einschließen. Zum Teil geht das sogar soweit, dass man sich "phänomenologisch" in den Menschen wie in einen Fernseh- oder Theaterzuschauer "hineinbeamt" und erforscht, wie er seine Umwelt wahrnimmt.
Auf Probleme der Entstehung des menschlichen Bewusstseins hingewiesen hat u. a. Julian Jaynes, der religiös aufgewachsen ist (besondere Geisteswelt) und sich dann für Psychologie und Geschichte interessiert hat. Akademisch begann er kurz mit der Philosophie und wechselte dann zur Psychologie.
Jaynes stellte eine Grundthese auf: Nämlich die, dass der Mensch im frühen Altertum nicht wie heute ein klares, individuelles Bewusstsein (Wahrnehmung von sich selbst) hatte, sondern eine "bikamerale Psyche", also eine Seele mit 2 Kammern, in der es eine göttliche Hemisphäre gab, die der menschlichen diverse Befehle gab.
Besonders gilt das für Deutschland. Und damit meine ich keine Geistesgeschichte (z. B. die Beschäftigung mit Platon oder Hegel), obwohl es Überschneidungen geben mag.
Man mache sich folgende Grundüberlegung: Ich kann vieles an der Geschiche erforschen, die soziale Umwelt, die Kultur, die Architektur usw. Ich kann aber auch einfach von mir selbst (meinem Ego) oder dem Ego der anderen ausgehen und fragen: Wie erlebe ich die Welt?
Und wenn man diese Überlegung entlang der historischen Schiene untersucht, mag man auf seltsame Entdeckungen treffen.
Darauf hingewiesen hat ein Mann wie Julian Jaynes, der religiös aufgewachsen ist (besondere Geisteswelt) und sich dann für Psychologie und Geschichte interessiert hat. Akademisch begann er kurz mit der Philosophie und wechselte dann zur Psychologie.
Jaynes stellte eine Grundthese auf: Nämlich die, dass der Mensch im frühen Altertum nicht wie heute ein klares, individuelles Bewusstsein (Wahrnehmung von sich selbst) hatte, sondern eine "bikamerale Psyche", also eine Seele mit 2 Kammern, in der es eine göttliche Hemisphäre gab, die der menschlichen diverse Befehle gab.
Erst als diese bikamerale Psyche zusammenbrach, entstand das menschliche (Selbst-)Bewusstsein im modernen Sinne.
Jaynes versucht in seinem Hauptwerk, anhand von historischen Quellen nachzuweisen, wann und wie dies geschah.
Ein weiteres Opus magnum gelang ihm jedoch nicht, weil seine Gesundheit - auch durch akademisches Mobbing - angeschlagen war.
Einige Jaynes-Anhänger sehen in religiösen Attentätern eine Rückkehr der bikameralen Psyche.
Julian Jaynes ist nur ein bewusstseinshistorischer Forscher unter vielen und dazu noch sehr umstritten.
Ich halte ihn aber für einen sehr wichtigen Denker.
Es gibt aber noch viele weitere Denker aus vielen Disziplinen, die schwer gegeneinander abzugrenzen sind.
Wir könnten das weiter unten noch genauer ausführen. Stichwortartig seien genannt:
- Psychohistorie: Lloyd deMause
- Psychologie und Psychiatrie
- Tiefenpsychologie: Sigmund Freud, C. G. Jung (Archetypenlehre), Alfred Adler, Erik Erikson, Erich Fromm, Wilhelm Reich
- Materialistische Philosophie: als (scheinbarer?) Gegenentwurf zum Bewusstseins-Denken
- Phänomenologie
- Theologien (ob wissenschaftlich oder nicht)