Obrien schrieb:Oder es sind radiophile, die sich dann vermehren wenn ihr Lebensraum kurzeitig mit Wasser bedeckt ist.
Radiophile Organismen sind ja weniger "radiophil" als "radiotolerant" - halten also einen höheren Strahlungspegel aus, ohne ihn zu bevorzugen. Als Extremophile gehen diese Organismen deswegen durch, weil sie dort wachsen, wo sonst nichts mehr wachsen kann. Beispiel ist hier die
Radiotrophie von Pilzarten, die im Fallout-Gebiet von Tschernobyl wachsen.
Bei hypothetischen Marsmikroben würde ich davon ausgehen, dass es sich hier ebenfalls nicht um eine Radiophilie handelt, sondern um eine Radiotoleranz, wo - im Gegensatz zum irdischen Beispiel - die Strahlungsbelastung nicht gesucht, sondern Strahlungssenken bis zur Belastbarkeitsgrenze hin als Nische ausgereizt werden. Der Selektionsdruck würde die Vorläuferpopulationen dahingehend aussortieren, dass sie in Richtung Strahlungsmaximum evolvieren, wobei dieses Strahlungsmaximum nicht direkt an der Oberfläche verortet ist, sondern innerhalb der Gesteinsmatrix.
Das Ökosystem wäre dann vertikal strukturiert von strahlungsintoleranten Mikroben in den tiefsten Schichten bis zu den strahlungstolerantesten Mikroben in den oberflächennächsten Schichten, wobei diese immer noch einige Dezimeter unterhalb der eigentlichen Oberfläche liegen könnten. Weiterhin muss man die Perchlorate berücksichtigen, die sich in den Boden sowie in Gesteinsritzen in das Innere verfrachten und ihrerseits eine membranenschädigende Wirkung besitzen. Bei einer kurzzeitigen Bedeckung mit Wasser gelangen diese Perchlorate in Lösung und sickern dann auch in tiefere Bodenschichten ein.
Obrien schrieb:Rein hypothetisch, wäre es nicht möglich, das dieses Ökosystem sogar zusätzlich auch durch UV-Strahlung angetrieben wird, sowie unseres durch Sonnenlicht?
Wenn die Mikroben im Untergrund leben, dürfte das schwierig zu bewerkstelligen sein. Wahrscheinlicher wäre für mich eine antreibende Wirkung durch Reste einstiger vulkanischer Aktivität. Dadurch könnten unterirdische Eisvorkommen im Permafrostboden zeitweilig aufgetaut werden, so dass neben dem Wärmeinput zugleich auch ein Nährstoffinput für die Mikroben erfolgte, der sie aus ihrer Ruhephase zu einer reproduktiven Phase erwachen ließe.