@Kotknacker Da muß ich Dir dann doch in gewisser Weise widersprechen und
@kalamari zustimmen. Selbst Dein verlinkter Wikipedia-Artikel, auch wenn er das nicht so ausspricht, zeigt es deutlich, daß der Analogieschluß wissenschaftlich zwar eingesetzt wird und sogar sinnvoll dafür ist - und dennoch wertlos ist, in gewisser Hinsicht wie gesagt. Nehmen wir gleich mal Passagen des Artikels selbst, um das zu verdeutlichen:
A hat Ähnlichkeit mit B. B hat die Eigenschaft C. Also hat auch A die Eigenschaft C
Ein historisches Beispiel ist hierfür die Aufstellung der ersten Atommodelle zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die von der Annahme getragen wurden, dass sich die negativ geladenen Elektronen in Kreis- oder elliptischen Bahnen um den positiv geladenen Atomkern bewegen - jedes Atom also gleichsam als ein mikrokosmisches Sonnensystem betrachtet werden kann. Diese Annahme beruhte auf Analogieschlüssen der Tatsachen, dass das Coulombsche Gesetz, das die Kraft angibt, die zwei elektrischen Ladungen aufeinander ausüben, strukturell mit dem Newtonschen Gravitationsgesetz, aus dem wiederum die Keplerschen Gesetze der Planetenbahnen folgen, übereinstimmt.
Zwei Objekte wirken mit einer Kraft anziehend aufeinander ein, ohne aufeinander zuzufallen. Das ist die "Ähnlichkeit" zwischen A = Sonne-Planet-Beziehung und B = Atomkern-Elektron-Beziehung. "Eigenschaft C" ist bei A die Planetenbahn, also der freie Fall auf einem stabilen Orbit. Der
Analogieschluß nun ist die Veranschlagung der Elektronenbahn.
Und die ist falsch.
Der Analogieschluß ist wertlos, er kann zwar eine Idee für ein Modell odgl. hervorbringen, sagt aber
nichts über die Richtigkeit der Folgerung aus.
Daß die Analogie dennoch eine Bedeutung im Wissenschaftsbetrieb hat, ist unzweifelbar und auch verständlich. Aus wahrgenommenen Analogien weitere Analogien zu
vermuten ist ein Ideengeber, eine quasi erfolgversprechende Spekulation. Mit Analogien läßt sich selbst auf weißesten Landkarten der diversen Wissenschaftsbereiche arbeiten, wo sonst nur Ideenlosigkeit herrschen würde. Und auch aus Fehlern kann man schließlich lernen, und sei es nur die Ausschluß-Erkenntnis "das isses nich".
Aber einen eigenen wissenschaftlichen Wert, den hat kein einziger, konkreter Analogieschluß der Wissenschaften. Er gehört zu den Prolegomena wissenschaftlichen Arbeitens, zu den Ausgangsideen, den Spekulationen. Er gehört ans "Reißbrett", an dem Hypothesen erst mal entworfen werden, bevor sie an den Fakten geprüft werden, und zu dem sie zurückgeschickt werden, wenn sie an den beobachteten Fakten, dem Laborversuch, scheitern.
Insofern ist Dein Widerspruch natürlich ebenfalls berechtigt. Analogieschlüsse sind nicht "wertlos" im Sinne von unbrauchbar, unwissenschaftlich odgl. Sie sind wissenschaftliches Handwerkszeug. Eure Diskrepanz besteht letztlich nur im "was meinst Du mit
wertlos?"