@Atraven @Balthasar70 Ich habe nichts gegen populärwissenschaftliche Darstellungen, wo notwendigerweise komplexe Sachverhalte vereinfachend dargestellt werden. Im Gegenteil: Über solche Darstellungen bin ich ja ebenfalls mit diesem Themenkomplex vertraut geworden. Das ist auch nicht der Punkt, um den es mir geht.
Meine Kritik betrifft zum einen das konfuse Herumgerede, wo von einem Aspekt unvermittelt zum nächsten gesprungen wird, ohne dass dabei ein konsistentes Ganzes herauskommt und zum anderen die fachlichen Ungereimtheiten, die für einen Laien nicht durchschaubar sind.
Der ganze Komplex der Herkunft des Wassers ist für die Entstehung des Lebens unerheblich. Wenn ich Lebensentstehung thematisiere, muss ich das Vorhandensein von Wasser voraussetzen.
Die Sache mit der UV-Strahlung der Sonne ist zwar bedeutsam, aber so wie es Geßner erklärt - in den oberen Wasserschichten bilden sich Polymere, die dann absinken, so dass die Wasserschicht vor weiterer Zerstörung schützt - ist nun mal sachlich falsch. In freier Lösung bilden sich keine Polymere - zumindest keine, die wie RNA oder Peptide über Polykondensation hervorgehen - so dass das Herabsinken hierbei rein gar nichts bewirkt.
Membransysteme in Schichtgesteinen sind zwar notwendig wegen der Semipermeabilität, aber dabei wird die Frage aufgeworfen, welche Rolle dann noch UV-Strahlung als Energiequelle spielen soll, wenn sich die zu verkettenden Reagenzien im Schichtgestein befinden - also in einer Region, wo die UV-Strahlung gar nicht hingelangt?
Leider wird diese Frage in diesem Gespräch gar nicht thematisiert. Und abgesehen davon ist die Frage der Entstehung des Lebens mit dem Entstehen von Membran-umhüllten Reaktionssystemen noch gar nicht geklärt. Wir haben dann lediglich Vesikel oder Teilvesikel in Gesteinsporen, aber noch nicht einen sich selbst stabilisierenden Stoffwechsel - geschweige denn eine vererbbare Struktur mit Evolutionspotenzial!
Die Ausgangsfrage von Lesch war ja, welche groben Schritte ablaufen müssen, damit Leben entsteht. Was Geßner daraus gemacht hat, ist alles andere als ein Eingehen auf diese Frage. Stattdessen ein konfuses Gestammel, permanent unterbrochen, so dass man als Laie hinterher so klug ist wie zuvor.
Besser wäre gewesen, wenn Geßner erklärt hätte, dass es für Lebewesen einer komplexen Chemie bedarf, die mit Hilfe langkettiger Moleküle abläuft. Solche Kettenmoleküle müssen zunächst in einem geschützten Umfeld heranwachsen. Dabei sind Membranen nützlich, die sich in Gesteinsporen bilden. Damit sich lange Kettenmoleküle bilden können, muss Energie zugeführt werden. Als Energiequellen stehen neben der Sonnenstrahlung auch vulkanische Wärme sowie radioaktive Stoffe zur Verfügung. Abfallprodukte - wie z.B. Reaktionswasser - müssen abgeleitet werden. Über vielfältige chemische Reaktionen, an denen die Makromoleküle beteiligt sind, können nach und nach einzelne Bestandteile des Gesamtsystems immer wieder neu wiederhergestellt werden, bis irgendwann ein Mechanismus gefunden wird, der das gesamte System als Ganzes reproduziert. Erst dann kann von Leben gesprochen werden. Notwendig sind dafür aber geschützte Umgebungen, die ausreichend lange stabil sind.
Ich denke, ein Statement dieser Art wäre ebenfalls innerhalb von 9 Minuten unterzubringen gewesen. So aber fühlt sich mancher Laie vielleicht "informiert", aber ist in Wirklichkeit desinformiert. Das ist sehr schade, denn über solche "Erklärungen" wird dem Ansehen der Wissenschaften ein Bärendienst erwiesen.