@leakimleakim schrieb:Das obere Ende des Lifts muss sich schneller drehen als die Erde?
Nein, das obere Ende des Lifts muss sich – genau wider der Rest des Fahrstuhls – genau so schnell um die Erde drehen, wie es die Erde selber tut… also in 24h einmal rum.
Ich hole mal etwas aus. Ein Satellit in einem niedrigen Orbit benötigt für eine Umkreisung der Erde knapp 90 Minuten – die ISS z.B. braucht in ihrer knapp 400 km Höhe etwa 92 Minuten für eine Umrundung.
Beschleunigt man nun einen Satelliten, steigt er zwangsläufig auf eine höhere Umlaufbahn. Witziger weise benötigt er dann aber mehr Zeit für eine Erdumrundung. GPS-Satelliten beispielsweise sausen in einer Höhe von 20.200 km um die Erde. Dafür benötigen sie allerdings etwa 12 Stunden.
Als Daumenregel kann man sagen: Je höher die Umlaufbahn, umso länger benötigt ein Satellit für eine Umkreisung.
Halten wir fest: wäre die ISS mit einem Kabel verbunden, würde sich das in der Tat sehr schnell „um die Erde wickeln“. Ein „kabelgebundener“ GPS-Satellit bräuchte da schon etwas länger bis es zu „Verwicklungen“ kommt.
Nun gibt es theoretisch – und auch äußerst praktisch – eine Höhe, in der der Satellit 24 Stunden für eine Erdumrundung braucht (35.786 km). Fliegt er dann noch in die richtige Richtung, sprich; überm Äquator genau in Richtung Osten, dann „steht“ der Satellit von der Erde aus gesehen immer an derselben Stelle über der Erde (typisch für Fernsehsatelliten und Wettersatelliten). Würde man hier nun ein Seil spannen, würde sich das nicht um die Erde wickeln… man könne gedanklich daran hochklettern oder einen Fahrstuhl daran hochziehen. Das ist die Grundidee des Weltraumfahrstuhls.
Blöderweise wäre nun aber alles was sich unterhalb des „angeleinten“ Satelliten befände zu langsam um von selbst seine Höhe zu halten. In dem oben gezeichneten Bild wäre der Satellit zwar in seinem Orbit, nur würde das Seil ihn aber unweigerlich nach unten ziehen. Genau darauf bezieht sich
@Thaddeus . Der Weltraumfahrstuhl hätte genau das selbe Problem.
Das Spiel mit der Höhe und der Orbitalgeschwindigkeit lässt sich aber noch fortführen. Würde man unseren (nicht angeleinten) Satelliten noch weiter beschleunigen, wurde er natürlich noch weiter in seiner Flughöhe steigen – und noch länger für eine Erdumrundung brauchen.
Kurz gesagt, alles, was unterhalb eines sog. geostationären Orbits 24h für eine Umrundung benötigt zieht nach unten. Und alles, was oberhalb eines GEO in „nur“ 24h um die Erde saust, zieht nach oben. Thaddeus Vorschlag mit der doppelten Seillänge gleicht beide Effekte einfach aus, damit die gesamte Konstruktion des Fahrstuhls in sich stabil bleibt.
Es gibt auch einen Vorschlag, der ohne doppelte Seillänge auskommt. Demnach müsste man „einfach“ einen größeren Asteroiden einfangen und ihn nur etwas oberhalb der 36.000 km als „Anker“ für den Fahrstuhl einsetzen. Die hohe Masse und der für seine Höhe zu schnelle Orbit würden dann das Seil spannen.
Grüße zalesi