Weils ja eben noch aufkam:
Der Schrei nach Revolution ist immer kritisch zu sehen. Für mich zumindest. Wie
@interrobang meinte.
Ich halte es auch derzeit für absolut sinnlos, aus reiner "Systemkritik" (ob an Teilen wie Arbeitssystem, Medien, Gesetzen, etc. oder "allem") dann so eine Art Umsturz zu fordern, wo dann freudig alles kaputt und kleingehauen wird, fast im Exzess. Nur um dann am Ende, wenn sich der Rauch verzieht, planlos und dann doch irgendwie ohne bessere Alternative oder Handlungsfähigkeit dazustehen. Zumindest denke ich bei einer "verschrienen Revolution" auch an Gewalt, die Infrastruktur und Co. irgendwo in Mitleidenschaft zieht, weil ja ggf. auch "Trittbrettfahrer" und "Opportunisten" dann ausrasten können und alles klein hauen.
Ich habe das noch nicht wirklich verstanden, wieso man im Grunde dann eigentlich lebensrelevante und wichtige Bereiche beschädigt, anzündet, etc. Oder zufällige Autos, in der Regel die vom "kleinen Mann", auf dessen Seite man ja angeblich meist ist. Ist jetzt nicht unbedingt auf Revolutionen bezogen, aber auf gewaltsame Ausschreitungen die mit jenen einhergehen können. Würde hier eine Art gewaltsame Revolution stattfinden kann man sich sowieso denken, welche Spezis auf jeden Fall dann auf der Strasse sein werden.
Wie dem auch sei, "Revolution" immer kritisch oder langfristig sehen. Im Idealfall muss man nicht erst in Gewalt versinken bis es vermeintlich besser wird. Wichtig ist eben nicht nur, ob man das wirklich muss, sondern was man eigentlich dann machen will, wenn man es hinter sich hat. Alles andere ist zu kurz gedacht.
Ferner ist DANN noch wichtig, ob es auch praktikabel ist und dann auch so geschieht. Es hatten schon ganz andere Nationen, Gruppen oder Systeme die tolle Revolutionsidee, die alles besser machen soll im Gegensatz zur Feudalherrschaft oder einem kapitalistischen System. Eine Utopie. Ich will ja nicht behaupten, Experte der Geschichte zu sein, aber ich denke, die Geschichte zeigte uns bisher ganz gut, dass auch solche "Heilslehren" praktisch nicht ganz funktionierten oder sich eher ins Gegenteil umwandelten. Der Mensch kann scheinbar noch keine Utopie.
In dem Sinne bin ich eigentlich ganz dankbar für das, was wir derzeit haben. Es ist nicht perfekt. Nichts ist "perfekt". Aber es ist irgendwo relativ stabil. Natürlich gibt es auch Krisen. Schlechte Dinge. Ausbeutung? Sicher auch. Ich habe zugleich aber, ob man es glauben will oder nicht, freien Zugang zu vielen Informationen. Ein breites Angebot, aus dem ich wählen kann. Fast schon "zu viel". Ich muss auch nicht befürchten, hier im Gulag zu landen für "Systemkritik" und so weiter.
Wer also aus dem warmen Heim heraus mit Internetanschluss und ggf. noch staatl. Leistungen (oder auch nicht) eine "Revolution" fordert, sollte mal Augenmaß walten lassen. Sich ggf. besinnen. Uns geht es relativ gut. Wie gesagt, relativ.
Ehe mich nun jemand kritisch zitieren will: Ich beziehe mich hier wie gesagt eben auf die "klassische gewaltsame Revolution" und ferner würden mich die Leute irritieren, die sie hier bei uns fordern, obwohl sie eigentlich relativ dezent oder gut auskommen. Sie müssten nämlich in diesem Fall etwas Besseres als stupide Heilslehre anbieten und auch praktisch umsetzen können. Alles andere wäre vermutlich sinnlos bzw. wiederholte Geschichte.