siri schrieb:Ist ja nicht klar wer sie geschrieben hat......
Die eigentliche Person nicht, es ist aber doch einiges über die Entstehung bekannt.
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der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu“) des Franzosen Maurice Joly, die 1864 anonym in Genf erschien, die es aber auch in deutscher Übersetzung gab.[12] In dem fiktiven Dialog zwischen Machiavelli und Montesquieu spielen Juden keinerlei Rolle, vielmehr attackiert Joly über die Figur des Machiavelli den französischen Kaiser Napoléon III.. Joly hat, wie Umberto Eco in einer Untersuchung zu den Protokollen zeigte, Anleihen bei populären französischen Unterhaltungsromanen des 19. Jahrhunderts genommen habe, namentlich bei Alexandre Dumas‘ Joseph Balsamo von 1846 und bei Eugène Sues Le Juif errant („Der ewige Jude“) aus dem Jahr 1845 und Les Mystères du Peuple („Die Geheimnisse des Volkes“) aus dem Jahr 1856.[13]
Bei der Ausformung des Textes der Protokolle spielte auch der Sensationsroman Biarritz (1868) des deutschen Postbeamten und Schriftstellers Hermann Goedsche eine Rolle. Im Roman ist von einer Versammlung auf dem Friedhof von Prag die Rede, auf der Vertreter der 12 Stämme Israels die Fortschritte bei dem Plan zur Eroberung der Welt besprechen.
Diese Szene erschien 1876 erneut in einer russischen Schrift, die die bei Goedsche noch fiktive Geschichte nun als Tatsachenbericht darstellt. Ein Jahr später tauchten die Reden in Deutschland, Frankreich und Österreich auf. Teilweise wurden die Reden einer einzigen Person zugeschrieben und als „Die Rede des Rabbiners“ wiederveröffentlicht. 1881 druckte die rechtskatholische Zeitung Le Contemporain in Frankreich die Geschichte etwas verändert ab, indem die zwölf Reden zu einer einzigen zusammengefasst wurden. Le Contemporain gab an, den „Bericht“ aus einem bald erscheinenden Buch des englischen Diplomaten „Sir John Readcliff“ übernommen zu haben; dieser Name war aber nur das Pseudonym, unter dem Goedsche seinen Roman veröffentlicht hatte. Die Vorstellung, es gebe einen Rat der Vertreter alle Juden der Welt geht dabei auf den von Napoleon 1806 einberufenen Sanhedrin zurück, der bereits im 19. Jahrhundert ein Anknüpfungspunkt für antisemitische Verschwörungstheorien war.[14]
Wer der eigentliche Fälscher der Protokolle war, steht nicht fest. Viele Experten sehen ihn in den Kreisen der zaristischen Geheimpolizei Ochrana. Besonders Pjotr Iwanowitsch Ratschkowski (1853-1911),[15] Leiter der Abteilung für Auslandsfragen in Paris, und sein Assistent Matwei Golowinski (1865-1920) werden häufig als Verfasser der Protokolle genannt: Sie hätten damit Zar Nikolaus II. von der Schädlichkeit des Liberalismus überzeugen wollten.[16][17][18][19] Der schottische Historiker James Webb sieht dagegen die russische Okkultistin Yuliana Glinka, die in Paris in Kontakt mit Ratschkowski stand, als verantwortlich für den Text an.[20] Der deutsche Historiker Michael Hagemeister vertritt die These, dass die Fälschung von rechtsgerichteten Adligen aus Südrussland fabriziert oder zumindest redigiert wurde.[21] Forschungen jüngeren Datums verweisen eher auf mehrere Urheber als auf einen einzelnen Autor. Dies legt die Entstehungsgeschichte der Protokolle nahe, wie die Rekonstruktion des Urtextes auf der Grundlage der verschiedenen frühen russischen Textvarianten durch den italienischen Literaturwissenschaftler Cesare G. De Michelis ergibt.