@Optimist Ich würde zwei Szenarien vorschlagen.
Szenario 1 ist das offizielle und "unschuldigere".
Bereits einer der o.g. Artikel stellt die offiziell gegebene Begründung vor:
The new drafts show the authors planned to synthesize eight to 16 strains of SARS-type bat viruses, selected for their likely ability to infect human cells. The goal was to use them to make a vaccine to immunize bats in regions that military troops might have to enter.
Quelle:
https://www.city-journal.org/article/new-documents-bolster-lab-leak-hypothesisNatürlich kann man sich überlegen, wie wahrscheinlich es ist, dass China mit viel Geld und Aufwand einen Impfstoff erforschen und herstellen lässt, welcher die theoretische, falls überhaupt, vorhandene Möglichkeit einer Zoonose und Infektion eines Soldaten in einem Höhlen- oder Nassmärkteeinsatz begrenzen soll, der dann vielleicht eine weltweite Pandemie auslösen könnte, oder wie praktikabel es dann wäre, alle Fledermäuse in Höhlen Chinas oder auf Nassmärkten alle 4-6 Monate mit angepassten "Boostern" komplett durchzuimpfen (oder warum diese überhaupt militärisches Einsatzgebiet wären).
Wenn wir also dieses Endziel annehmen, wäre es mMn aber naheliegender gewesen, bei dieser Art von Forschung Masken vorzuschreiben, um die versehentliche Inhalation von Aerosolen beim Klonen des Virus an Mäusen zu verhindern.
Szenario 2 geht dann eher in die Richtung "Teile der Antwort würden die Bevölkerung verunsichern". Daher würde ich in den meisten sog. Mainstream-Medien oder gar im ÖR in den nächsten 10-20 Jahren relativ wenig zu der Laborthese erwarten.
Aber wenn man auf die Chronologie laut diesen Dokumenten schaut, so hat man spätestens ab 2017 Drittmittel an das Labor durch das nationale Militär. Damit unbegrenzte Gelder (gilt selbst dann, wenn wir nicht von der größten/zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt reden und die sich nicht gerade auf einen größeren Konflikt vorbereitet). Forscher werden also interessiert sein, die Drittmittel zu erhalten.
Das Erstellen eines Drittmittelantrages dauert etwa ein halbes Jahr, vielleicht auch etwas länger.
Sofern vom Militär Gelder bewilligt wurden, behaupte ich aber nicht, dass die PLA oder deren Gremien zu einer anderen Bewertung als 2018 das Pentagon gekommen sind hinsichtlich der
Wahrscheinlichkeit des versehentlichen Auftretens einer Pandemie.
Jedenfalls lag, wenn es so war, offenbar kein Grund für eine Ablehnung vor. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das übrige Studiendesign schlecht war (kann das aber nicht selbst beurteilen!), außerdem hatte man ggf. Zeit, den Antrag weiter zu überarbeiten.
Warum dann eine gemeinsame Antragstellung mit westlichen Forschern und Ersteinreichung beim Pentagon 2018?
Eine Möglichkeit wäre, dass durch die Kollaboration und das anschließende rewiew durch das Pentagon zunächst das Studiendesign verbessert werden sollte bzw. dass es ohne all diese Expertise gar nicht möglich gewesen wäre, ein Virus wie Sars-CoV2 zu klonen.
Ein zusätzlicher Effekt wäre, dass man bei einer entsprechenden Beschwerde immer argumentieren kann, dass in Wirklichkeit die USA und der Westen schuld sind, schließlich haben sie das Studiendesign maßgeblich mitentworfen. Das wäre stichhaltiger als der Bill-Gates-Hoax (der natürlich von den Putin-nahen Parteien, wie AfD, BSW kolportiert wird). Welche Gremien oder Personen in China die Entscheidung über Forschungsförderung treffen, kann man dort ohnehin nicht nachvollziehen.
Natürlich kann man, wie auch bereits der Artikel oben, den USA Fahrlässigkeit, Blauäugigkeit und Eigenützigkeit (outsourcing gefährlicher Biotechnologie) vorwerfen, aber vor 2014 war eben noch die Zeit der Globalisierung und internationalen Kooperation. Im Vergleich dazu, hat die Bundesregierung die 5G-Technologie von Huawei bestellt, als die englischsprachigen Länder erhebliche Bedenken hatten, und muss die jetzt wieder teuer entfernen lassen, von dem von den USA und England stark kritisierten Ausbau von Nordstream ganz zu schweigen. Außerdem entsprach das Labor den höchsten Sicherheitsstandards, nur kann man China nicht effektiv zwingen, die internationalen Vorschriften einzuhalten, denn China ist als Wirtschaft viel zu groß, das Entziehen von Forschungsgeldern hätte auf wichtige Entscheidungen also keinen Einfluss.
Die Forschung ist in Demokratien natürlich frei, man kann nur die öffentliche Förderung ablehnen.
Meine Gedanken dazu.