@threadspiegel Vielleicht solltest Du erst einmal an Deinem eigenen Unwissen arbeiten. Dunkle Materie macht nach niemandes Auffassung mal eben 97% aller Stoffe im Universum aus, wie Du da schreibst. Und damit meine ich jetzt nicht, daß laut Wikipedia die baryonische Materie nicht nur 3% der Energie des Universums ausmacht, sondern um 4,6 bzw. 4,9%, sodaß der Rest nur 95 statt 97% ergibt (Energie der Photonen, Neutrinos... mal außen vor gelassen). Nein, sondern ich meine, daß diese 9x Prozent nicht mal eben "Dunkle Materie" sind, wie Du es darstellst. Von den 100 Prozent Content des Universums sind erst einmal ca. 68,3 bzw. 72% Dunkle Energie. Dunkle Materie macht nur 26,8 bzw. 23% aus. Nimmt man nur baryonische und Dunkle Materie zusammen, dann kommt die DM auf einen Prozentsatz von 84,54 bzw. 83,33%.
Wikipedia: Dunkle Energie#BeobachtungDu weißt also noch nicht einmal, wovon Du überhaupt redest.
Dunkle Materie ist in der Tat keine empirische Größe, sondern ein wissenschaftliches Konstrukt, eine Hilfsannahme. Wird aber eben auch genau als das betrachtet und publiziert. - Das bedeutet jedoch nicht, daß Dunkle Materie schlicht für "Nichtwissen" steht. Denn es gibt einen sehr handfesten Grund, wieso die DM veranschlagt wurde.
Alle Materie im Universum bewirkt Gravitation und ist in ihrem Verhalten der Gravitation unterworfen. Wie sich die Bewegung eines Objektes durch die Gravitation eines anderen Objektes verändert, das können wir beobachten, daraus Formeln bilden und damit auch künftiges Verhalten voraussagen. Haben wir gemacht, und es klappt. Nun gibt es aber Beobachtungen, speziell im Außenbereich unserer Milchstraße, wo die Beobachtung nicht dem Bewegungsmuster entspricht, welches wir mit unseren Formeln berechnen. Auch bei den Galaxien unserer kosmischen Umgebung ist das so. Also entweder stimmen unsere Formeln nicht, unsere "Gravitationstheorie", oder aber, es gibt da draußen noch weitere Gravitationsquellen, welche jenes abweichende Bahnverhalten erklärt. Eins von beiden.
Da sich unsere Theorie der Gravitation aber ansonsten sehr bewährt hat, wir uns also sehr gut auf sie verlassen können, ist die Annahme von weiteren Gravitationsquellen die bessere Wahl zur Erklärung. Na und wie sollten wir das jetzt nennen? Da Materie nun mal die Gravitationsquelle schlechthin ist für das beobachtbare Universum, ist die Bezeichnung "Materie" für jene unbekannten Gravitationsquellen arg sinnig. Es muß sich dabei nicht um Materie handeln, nicht in unserem bisherigen Sinne. Doch solange wir nichts Näheres wissen, ist es eine gute Bezeichnung für eine sinnige Arbeitshypothese.
Naja, und da diese Gravitationsquelle sich jeglicher Beobachtbarkeit entzieht, nehmen wir genau dies als eine typische Eigenschaft dieser "Materie". Und nennen sie daher "Dunkel". Vgl. die Bezeichnung für die erdabgewandte Seite des Mondes im englischsprachigen Raum "
dark side of the Moon", oder vgl. das "schwarz" in "Schwarzes Loch". Auch das drückt weniger eine "Farbe" aus als vielmehr die Nichtbeobachtbarkeit.
Wir kennen also die Dunkle Materie wirklich nicht, aber das bestreitet auch niemand. Im Gegenteil soll dies mit dem Begriff sogar ausdrücklich gesagt werden. Wohl aber beobachten wir im Universum echte, beobachtete Phänomene, die uns dazu zwingen, von einer Dunklen Materie zu sprechen. Unwissen ist das nicht.
Wie ich schon sagte, man könnte auch davon ausgehen, daß es keine solche Dunkle Materie gibt, sondern daß unsere Theorie von der Gravitation falsch ist. Freilich muß jede neue Theorie (oder jede Neuformulierung einer alten Theorie) erklären können, wieso man mit der alten Theorie in bestimmten Bereichen zu korrekten Ergebnissen gekommen ist. Die Hinzunahme der Dunklen Materie zur alten Theorie macht das ja sehr galant, indem die alten Rechenwege weiterhin als korrekt gelten, und die abweichenden Beobachtungen eben durch die DM erklärbar werden. Indem man mit den alten Rechenwegen arbeitet, kann man so dann auch die Menge und die Verteilung jener DM bestimmen. Bei der Annahme hingegen, wir müßten eine neue Gravitationstheorie entwickeln mit neuen Rechenwegen, gibt es meines Wissens keine solchen galanten Lösungen. Es gibt keine Erklärungen, wieso die "falschen Rechenwege" im inneren Bereich der Galaxien und auf stellarer Ebene oder kleiner gute Näherungen ergeben, in den galaktischen Randbereichen hingegen nicht. Ja wir wissen sogar, daß in der Frühzeit des Universums auch die Randbereiche der Galaxien sich so verhielten, wie nach unseren alten Rechenwegen berechenbar ist (durch Beobachtung der besonders weit entfernten Galaxien; deren Licht, welches wir heute empfangen, wurde ja in der Frühzeit abgestrahlt). Dies zeigt sehr deutlich, daß die Erklärung mithilfe der DM die deutlich bessere Wahl ist.
Eigentlich gibt es also schon recht einiges an Wissen, welches die Arbeitshypothese "Dunkle Materie" rechtfertigt, ja begründet, wenn nicht gar erzwingt.
Solltest Du entgegen meiner Erwartung eine andere, gar bessere Erklärung für das von unseren Berechnungen abweichende Verhalten der sichtbaren Materie in den Außenbereichen unserer Galaxis wie der "näheren" Galaxien haben, dann nur gerne her damit. Bitte nicht MOND, danke. Denn die erklärt z.B. nicht das Galaxienverhalten aus der Frühzeit des Universums.
Wikipedia: Modifizierte Newtonsche Dynamik#Überprüfung der Theorie durch Beobachtungen