kitoni
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Die Pocken kommen............
11.03.2005 um 23:31(Die Presse) 03.03.2005
Forscher wenden sich gegen die Verschiebung der Förderungs-Prioritäten seit 9/11.
"Biowaffenlabor der al-Qaida in Österreich entdeckt: Das Labor war als kleine Brauerei in Klagenfurt getarnt. Es lagerte Pocken, Ebola und Anthrax. Es enthielt die gesamte Ausstattung eines modernen Mikrobiologen-Labors." So steht es im Planspiel "Atlantic Storm", in dem von Forschern, Militär und transatlantischen Politikern am 14. Jänner in Washington eine Biowaffenattacke auf Europa und die USA simuliert wurde, mit höchstrangigem Personal, Madeleine Albright gab den US-Präsidenten. Das Teufelszeug aus dem Klagenfurter Schreckenshaus schlug laut Script am gleichen Tag in Frankfurt, Rotterdam, Warschau, Los Angeles und New York zu, in Monatsfrist war eine halbe Million Menschen infiziert.
Solche Szenarien sind seit 9/11 in Washington beliebt, aber sie rufen zunehmend Kritik hervor, und der "Atlantic Storm" hat einiges zu dem offenen Brief beigetragen, der mit den Unterschriften von 750 Mikrobiologen heute bei Elias Zerhouni eintrifft. Das ist der Direktor der US-Gesundheitsbehörde NIH, die ist für die Verteilung der Forschungsgelder in der Medizin zuständig: "Die Prioritäten gehen in die falsche Richtung", erklären die Unterzeichner und fordern "Korrektur". Nach ihrer Bilanz ist die Förderquote bei ganz normalen Krankheitserregern - wie Grippeviren (30.000 Tote in den USA pro Jahr) oder Kolibakterien (5000) - in den letzten Jahren um ein Drittel gefallen. Die für potenzielle Biowaffen hingegen stieg um das 15fache, obwohl die exotischen Erreger als Waffe nur ein einziges Mal eingesetzt wurden - die Anthrax-Briefe - und sonst kaum jemanden bedrohen: Bei einem Pockenausbruch in New York 1947 waren rasch Millionen geimpft.
Das NIH rechnet anders, die Verteilung sei gleich geblieben (Science, 307, S. 1396). Aber die Debatte ist in Gang, gespeist wird sie auf Kritiker-Seite von vielen Motiven. Manche fürchten ganz grundsätzlich durch die erhöhte Forschung erhöhte Gefahr - Ende Januar infizierten sich Forscher in einem Labor in Boston -, andere wollen einfach weiterhin an E. coli forschen anstatt an gefährlichen Bakterien. jl
Forscher wenden sich gegen die Verschiebung der Förderungs-Prioritäten seit 9/11.
"Biowaffenlabor der al-Qaida in Österreich entdeckt: Das Labor war als kleine Brauerei in Klagenfurt getarnt. Es lagerte Pocken, Ebola und Anthrax. Es enthielt die gesamte Ausstattung eines modernen Mikrobiologen-Labors." So steht es im Planspiel "Atlantic Storm", in dem von Forschern, Militär und transatlantischen Politikern am 14. Jänner in Washington eine Biowaffenattacke auf Europa und die USA simuliert wurde, mit höchstrangigem Personal, Madeleine Albright gab den US-Präsidenten. Das Teufelszeug aus dem Klagenfurter Schreckenshaus schlug laut Script am gleichen Tag in Frankfurt, Rotterdam, Warschau, Los Angeles und New York zu, in Monatsfrist war eine halbe Million Menschen infiziert.
Solche Szenarien sind seit 9/11 in Washington beliebt, aber sie rufen zunehmend Kritik hervor, und der "Atlantic Storm" hat einiges zu dem offenen Brief beigetragen, der mit den Unterschriften von 750 Mikrobiologen heute bei Elias Zerhouni eintrifft. Das ist der Direktor der US-Gesundheitsbehörde NIH, die ist für die Verteilung der Forschungsgelder in der Medizin zuständig: "Die Prioritäten gehen in die falsche Richtung", erklären die Unterzeichner und fordern "Korrektur". Nach ihrer Bilanz ist die Förderquote bei ganz normalen Krankheitserregern - wie Grippeviren (30.000 Tote in den USA pro Jahr) oder Kolibakterien (5000) - in den letzten Jahren um ein Drittel gefallen. Die für potenzielle Biowaffen hingegen stieg um das 15fache, obwohl die exotischen Erreger als Waffe nur ein einziges Mal eingesetzt wurden - die Anthrax-Briefe - und sonst kaum jemanden bedrohen: Bei einem Pockenausbruch in New York 1947 waren rasch Millionen geimpft.
Das NIH rechnet anders, die Verteilung sei gleich geblieben (Science, 307, S. 1396). Aber die Debatte ist in Gang, gespeist wird sie auf Kritiker-Seite von vielen Motiven. Manche fürchten ganz grundsätzlich durch die erhöhte Forschung erhöhte Gefahr - Ende Januar infizierten sich Forscher in einem Labor in Boston -, andere wollen einfach weiterhin an E. coli forschen anstatt an gefährlichen Bakterien. jl