American Horror Story
26.10.2014 um 22:45
Die 3te Staffel von American Horror Story begann vielversprechend. Schon die furiose Einführung in die Welt der Serienmörderin Delphine Delaurie, Im New Orleans des jungen 19ten Jahrhundert. Eine Bestie die ihre Sklaven foltert und einkerkert. Das ganze wird von Kathy Bates in einer Intensität dargeboten wie zur ihren besten Zeiten als wahnsnniges Groupie in Steven Kings Misery.
Dann ein ( wie immer in dieser Serie ) wahnsinnig gut durchgestylter Vorspann, in Schwarz/Weiss gehalten. Man sieht in zügig aufeinander folgenden, stakattoartigen Ausschnitten dunkle Kuttenträger bei Ritualen, seltsame Geschöpfe, Voodoomann verbrennt eine Puppe, levitierende Kuttenträger , ein Mädchen mit einem merkwürdigen Nietenkostüm.. Ohne Zweifel atmosphärisch in Szene gesetzt.
Was einen dann erwartet ist aber am besten mit einer All-American Girl Geschichte zu beschreiben. Mädchen befindet in der Pupertät, bekommt Probleme wegen einem Jungen ( mit dem sie Sex wollte und ihn ausversehen umbrachte ), dabei werden ihre Kräfte erkannt und sie muss auf ein "Internat" für junge Hexen, eine Zauberschule also..Wir denken an Harry Potter oder die Serie "Sabrina - Total verhext" und liegen goldrichtig, sogar die Charaktere selbst spielen darauf an.
Ohne Frage wechselt hier die Stimmung ziemlich sofort vom bedrückenden Gore-Folter Horror in der schlimmsten Sklavenzeit hin zu einem mehr als durchschnittlichem Seriensetting. Glattpoliert, wenig athmosphärisch, langweilig..Auch Junghexe Zoe wirkt wie eine Schlaftablette. Aus diesem Modus wird sie auch nicht mehr herauskommen.
Nach einem kleinen Hasch-Mich Versteckspiel in der "Zauberschule" werden die Charaktere vorgestellt. Einfach beschrieben - Die "Supreme" Oberste Fiona, eine hinterhältige Hexe auf der Suche nach Unsterblichkeit, ihre Tochter Cordelia die koste was wolle ihre Macht nicht ausspielen will, um nicht so wie ihre Mutter werden zu müssen, die Junghexen die alle ihre Besonderheiten haben..
Die Serie beginnt aber Fahrt aufzunehmen und verlässt den Kuschelkurs zum Glück wieder, vorläufig.. Viele Personen sterben unerwartet, neue kommen hinzu oder werden geschaffen. Es tauchen interessante Rivalen auf, die manchmal zu Verbündeten werden. Intrigen, Machthunger und Verrat sind Themen dieser Staffel.
Manches ist gut in Szene gesetzt, wie der Anfangsstrang um Kyle Spencer, Misty und Marie Laveau und natürlich DeLaurie. Andere Figuren sind eher "Mau" und man hat das Gefühl alles schonmal gesehen zu haben, entspricht also nur einem schalen Abklatsch von Klischeebildern.
Bis über die Hälfte der Staffel bleibt es dann spannend, teilweise schockierend und manchmal sogar unkonventionell. Die oft vulgären, und teils treffenden Sprüche von Madison mischen den Laden auf. Auch kann man über so manche Intrige nur staunen. Es ist also spannend, ungefähr bis zu dem Moment, an dem die Sängerin Stevie Nicks von Fleetwood Mac durch die Sumpfhexe Misty als eine Art Sidekick in die Staffel eingeführt wird. Ab da an mutiert die Sendung zur "Show", einer Art Next Top Model für Hexen. Die Dame singt ihren Song, und wird die halbe Folge von den Hexen des ehrenwerten Zirkel gefeiert als ob das die herrlichste Musik Odysseus Sirenen sei. Sogar die kühlste und intriganteste Oberste wird bei Stevie Nicks Stimme zum zahmen bekifft wirkenden FleetwoodMac-Fan.
Abgehackt, dieser Übergang vom athmosphärischen Voodoo/Hexenschocker hin zu einer Art Gilmore Girls meets Sabrina. Ab da baut die Staffel auch betreffs der Logik immer mehr ab. Die vielen Handlungsstränge der eingeführten Figuren werden unzufriedenstellend abgefrühstückt. Manche Hexen werden ganz gut aufgebaut um sie ohne nennenswerten Grund sterben zu lassen. Der Höhepunkt der Weichspülung ist die letzte Folge, in der wiedermal Stevie Nicks auftritt, diesmal ohne Vorwarnung. Die Episode fängt wie ein Musikvideo an und leitet die berüchtigten sieben Hexenprüfungen ein um die neue "Supreme" also die Oberste des Hexenzirkels zu ermitteln. Hier kommt der Charakter von Americas next Topmodel deutlicher zum tragen den je, und auch eine Anspielung lässt den Zuschauer wissen, dass er hier nicht falsch liegt. Es folgen ein paar lustige Partyspiele wobei es darum geht seine Kräfte unter Beweis zu stellen. Statt epischer, düsterer und schwarzmagischer Dimensionen bekommt man hier Partyspielchen serviert. Als bei einer der ernstzunehmenderen Prüfungen, der Reise ins Jenseits und Zurück eine Hexe stirbt, trauern die anderen geschlagene 20 Sekunden, bevor sie lachend mit einem Transmutations Spiel weitermachen, das im Prinzip an das Fangen Spiel vor Haus aus der ersten Folge anschliesst. Diese Episode hat nichts mehr von der Düsternis, dem namenlosen Grauen, den widerwärtigen Vorstellungen die man noch am Anfang dieser Staffel zu Gesicht bekam. Es ist irgendwas leidlich unterhaltsames, aber dabei sicher nicht mehr "Horror" - "American Horror".
Mich stört die mangelnde Konsistenz der Staffel, die bei gerade mal 13 Folgen von einer athmosphärisch aufgeladenen Szenerie zu einer Hogwarts meets Sabrina Soap-Opera mutiert. Auch dass den schön spannend beginnenden Storylines vieler Figuren dann so die Luft ausgeht, und diese Storystränge einfach so liegengelassen werden ist schade. Da hätte man sich mehr gewünscht.