Der große Marvel-Thread
29.04.2018 um 18:27
Als ich am Mittwoch Abend durch Zufall gesehen habe, dass der Infinity War starten sollte, stellte sich ein merkwürdiges Gefühl ein.
Meine Sättigung bezüglich der Marvel Filme, setzte eigtl. schon in Phase 2 ein. Dennoch kamen immer wieder Charaktere wie ein Dr. Strange und natürlich die Guardians of the Galaxy dazu, die mir doch iwie das Geld aus den Taschen zogen und mich ins Kino lockten. Andere wiederum, wie Thor 3, (dessen zweiten Teil ich bereits schrecklich fand und ja ich geb zu, auch vom ersten Teil nicht viel übrig blieb außer „Gib mir ein Ross!“) oder auch Black Panther mich nur zu einem müden gähnen gerührt haben.
Aber, aufgrund der Tatsache, dass ich bereits Avengers 1 und 2 im Kino gesehen hab und nun alle zusammentreffen, entschied ich mich also doch für einen Kinobesuch am nächsten Tag... und ich war BEGEISTERT!
Was für ein brachiales und vor allem mutiges Machwerk, der Russos, bildgewaltig, durchgehend spannend und unterhaltsam bis geht nimmer, die 160 Minuten vergingen echt wie im Flug.
Doch dann kam sie...
die Ernüchterung.
Denn NUN, drei Tage danach, seh ich den Film schon wieder mit ganz anderen Augen.
Der Film ist gut, gar kein zweifel, aber gut ist hier eher nett und damit wie wir alle wissen, die kleine Schwester von Scheiße.
Nachdem im Kino Bild und Sound so brachial aufeinander trafen, hatte ich weniger Zeit, mein kritisches Auge auf den Film zu werfen. Vielleicht bedarf es hier einer Zweitsichtung, denn nachdem sich der Film nun gesetzt hat, weiß ich gar nicht mehr wo ich anfangen soll.
AB HIER RIESIGE SPOILER (mir Wumpe wer jetzt weiter liest, aber sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt!)
Was hab ich da nun also gesehen?! Nun in erster Linie ein Episodenfilm, der ein Paar sehr gute Ansätze hat, die aber einfach nicht konsequent weitergeführt werden.
Beginnen wir mit Thanos. Endlich gibt es bei Marvel einen Bösewicht, der es auf mehr bringt als nur ein Bösewicht zu sein. Da gibt es endlich mal so was wie eine Backstory und einen Beweggrund, der jedoch wenn ich darüber nachdenke viel zu lasch ausgearbeitet wird. Den Ansatz, das halbe Universum auszulöschen, bzw. eine halbe Bevölkerung eines Planeten, um ihn zu retten ist ja nett, aber wieso gibt es hier nur einen kurzen Besuch auf Titan und die Erklärung, warum Titan nun so aussieht. Mal ganz im Ernst, bei 18 Filmen, wobei zwei davon reine Avengers Filme sind, hätte man durchaus auch vorher schon einmal Thanos vorbereiten können, vor allem bei den Guardians, hätte man da viel mehr draus machen können, statt diese lächerliche EGO Story im zweiten Teil. Klar sie haben ihn ein Paar mal erwähnt, aber dafür, dass man sich hier 10 Jahre auf diesen Film vorbereitet hat, hätte es auch besser gemacht werden können. Nichts desto trotz, Thanos ist dennoch mein Liebling im MCU was Antagonisten betrifft.
Die Tatsache, dass wir Hulk nur in den ersten Paar Minuten zu sehen bekommen finde ich sogar sehr gelungen, im Kampf gegen Thanos so derb eine aufs Maul zu kriegen, dass der große sich nicht mehr traut zurück zu kommen war wirklich eine Überraschung, das Bruce Banner damit allerdings zu einem einzigen Witz verkommt fand ich gar nicht gut.
Wenig später sehen wir Tony und Pepper, die beiden reden von gemeinsamen Kindern und Verlobung, was jedoch schnell wieder unterbrochen wird von Dr. Strange der sich in die Szene einmischt und den guten Tony holt, um ihm von der drohenden Gefahr zu berichten.
Nächstes Manko zumindest in einem Punkt, warum gibt man Pepper keinen größeren Spielraum, gut das kann in AV4 alles noch kommen, aber irgendwie hat man hier die Möglichkeit wirkliche dramaturgie aufzubauen. Doch das Einzige, was man von ihr noch zu hören bekommt, ist die Besorgnis, die sie um ihren Tony hat, wenn dieser jenen merkwürdigen Weltraum-Donut betritt, der bereits im Trailer zu sehen war. Danach kommt diese Figur im gesamten Film nichtmehr vor.
Das führt uns zu den Guardians. Die Einleitung war Top. Ein Raumschiff, im Hintergrund die Detroit Spinners und ein gut aufgesetztes Team. Doch nachdem sie Thor auf-gabeln, passiert etwas merkwürdiges. Das ist alles ganz nett, aber iwie sind das nicht die Guardians. Peter verhält sich zwar noch am Anfang recht ähnlich, wird aber danach immer mehr zur Witzfigur gemacht. Aber dazu später mehr...
Ein weiterer Charakter, der mir viel zu billig abgehandelt wurde, war Ebony Maw. Den fand ich echt interessant, seine Art zu reden und diese kühle Art, die mir besonders in der Rückblende mit Thanos und Gamora auffiel. Da hatte ich wirklich gern mehr gesehen, als die Paar Szenen die er hatte.
Die Rückblende an sich, war einer der großen Lichtblicke aber auch hier, hätte es mehr gebraucht als nur, „Guck mal, ist alles im Gleichgewicht“
Ja die Szene sollte andeuten, das Thanos was für die kleine empfindet, was mich zum nächsten großen Kritikpunkt führt.
Die Opferung von Gamora, kam nun wirklich wenig überraschend. Was nicht zuletzt an der Rückblende liegt, sondern am Verhalten von Thanos in der Szene, Chapeau übrigens an Josh Brolin, der Thanos wirklich eine Seele gibt und dem Charackter ordentlich Tiefe verleiht.
Außerdem, glaubt hier wirklich jemand daran, Gamora wäre Tot, wenn im nächsten Jahr die Guardians mit ihrem dritten Abenteuer kommen?!
Warum Thor keinen Hammer mehr hat, wird bestimmt in Thor 3 geklärt, vielleicht hab ichs auch nicht mitbekommen, aber da haben sie ja die perfekte Lösung. Er kriegt einfach einen neuen.
Indem er sich im Schlepptau mit Rocket und Groot auf zu Tyrion Lannister macht, der hier einen der „Zwerge“ spielt, die Mjöllnir schmiedeten. In einer ziemlich vorhersehbaren Prozedur, die natürlich wieder einmal „fast unmöglich“ scheint, schafft es Thor die stillstehende Schmiede wieder in Gang zu bringen und eine neue Ultimative Waffe zu schmieden. Groot steuert noch schnell seinen Arm als neuen Stiel dazu und voila, ein neuer Hammer im Kampf gegen das Böse.
Ja was denn nun ?! Da wird ständig gesagt, das der Infinity Gauntlet als ultimative Waffe geschmiedet wurde und dann gibt es doch wieder irgendwas, was dem Gauntlet überlegen ist.
Inkonsequenter Bullshit, nenn ich das. Aber okay geschenkt.
Kommen wir zum größten Kritikpunkt und zum größten Ärgernis, welches mir schon während des Kinobesuchs negativ auffiel. Peter Quill.
Warum zur Hölle machen sie ihn zur größten Lachnummer?!
Ich fasse das nochmal zusammen.
Gamora erzählt Peter, dass sie weiß wo sich der Seelenstein befindet. Thanos weiß dies jedoch nicht um ihm einen Schritt vorraus zu sein planen die beiden, das Peter sie umbringt, wenn es soweit kommen sollte, dass sie sich gegenüberstehen.
Nun und das passiert natürlich, Thanos schnappt sich Gamora, Peter kommt dazu richtet die Waffe auf sie und entscheidet sich, wenn auch unter sichtlichen Schmerzen, Gamora zu töten. Er drückt die Waffe ab. Er hätte sie also wirklich getötet, wäre das ganze nicht ein Trick von Thanos gewesen, der die Tödlichen Auswirkungen von Peters Waffe in Seifenblasen (srsly?!) verwandelt.
Hätte ich alles geglaubt und gut gefunden, wäre da nicht diese dumme Szene wenig später.
Nachdem Thanos sich unter Trauer seiner geliebten ''Tochter“ Gamora entledigt hat und sich auf den Titan begibt, auf dem sich bereits Peter, Tony, Dr. Strange, Drax, Mantis Spidey und Nebula eingefunden haben, kommt es zur Ausführung eines garnicht so dummen Plans, der von Peter jedoch auf dämlichste vereitelt wird. Sie sind tatsächlich soweit, dass der Handschuh fast von Thanos Hand herunter ist (Einzelheiten lass ich mal weg) als Nebula plötzlich fragt, was denn mit Gamora sei. Worauf Peter, der vor ein Paar Szenen eine Waffe auf Gamora abgefeuert hat, mit der klaren Absicht diese zu töten, totale Gefühlsausbrüche bekommt und die ganze Nummer zum scheitern bringt. Mag ja sein, dass man hier liebe und Menschlichkeit thematisieren will, aber irgendwie finde ich es unpassend.
Dann kommt es zu einem großartigen Moment. Thanos ersticht Tony und das Gefühl ist da, dass es hier doch echt mal zu einem dramatischen Konflikt kommt aber Nööö, Tony flickt sich wenig Später einfach wieder mit irgendeinem nano Gedöns zusammen und Bob ist dein Onkel.
Kommen wir zum grande Finale.
Hier findet die alles entscheidende Schlacht statt. Vision, (der, wie wir seit Age of Ultron bereits wissen, den Gedankenstein und damit Thanos letztes Vehikel besitzt, dass ihm zur Vollständigkeit seines Infinity Gauntlet fehlt) wird von den verbleibenden Avengers, vor Thanos in Wakanda versteckt gehalten. Hier stellte sich dann auch heraus, welches Vorwissen mir aus Black Panther gefehlt hat.- Neben Kampfanzügen, künstlichen Intelligenzen, Aliens, Göttern mit Legendären Superwaffen, Mutanten... nun auch noch ein hochtechnologisches, fiktives Land, welches sich wohl hinter einer Art Holografie, vor der Welt verdeckt hält.- Also nichts besonderes!
Sie, also die Avengers und die Bewohner Wakandas, versuchen den Stein von Vision zu extrahieren, um diesen dann zerstören zu können, ohne das Vision dabei draufgeht, oder so ähnlich.
Das geht einher mit einem Gewitter aus brachialem Sound und teilweise sehr schlechtem CGI, bei der es zur typisch Marvel'schen Reizüberflutung kommt, denn Thanos hat bei der ganzen Nummer auch noch ein Wörtchen mitzureden, schickt zwei seiner Schergen, Ebony ist ja leider schon nicht mehr da, nach Wakanda um da für Stunk zu Sorgen. Mithilfe einer... Armee! Ehrlich gesagt ist mir hier gar nicht mehr viel in Erinnerung geblieben, weswegen ich es folgendermaßen zusammenfasse:
Plötzlich ging die Sache schief, als Vision nurnoch Hilfe rief und ein zweit Szenen später, ja
da war der Thanos wieder da. - oder so ähnlich.
Nachdem Wanda in einer recht emotionalen Szene den Stein in Visions Kopf zerstört und Vision damit tötet, muss sie nun mit ansehen wie Thanos, Vision noch einmal tötet. Eigentlich nichts dran auszusetzen, wäre es nur nicht so verdammt vorhersehbar.
Thanos hat nun also alle Steine. Im selben Moment erscheinen Thor, Groot und Rocket aus dem nichts und Thor rammt seine neue Superwaffe in Thanos Brust, welcher ihm darauf den Rat gibt, und damit sprach er beim aktuellen Zahn der Zeit mit Sicherheit auch alle Fortnite Spieler im Saal an, dass man besser auf den Kopf zielen sollte.
Es kommt zum berühmten Fingerschnipp. Thanos ist Weg und mit seinem verschwinden alles Still. Sehr schöne Inszenierung, der Auslöschung des halben Universums, die jedoch aufgrund der Tatsache, das es noch eine Fortsetzung sowohl von den Avengers, als auch jeglicher anderer Vertreter des MCU geben wird, wenig überzeugend wirkt. Ein in Tonys Armen sterbender Peter Parker, mag zwar einen Moment lang wirklich dramatisch wirken, aber nächstes Jahr isser wieder da, keine Sorge ;)
Sonst noch was?!
Ach ja, wie kam Thanos an den Zeit Stein, wenn dieser der wichtigste Besitz von Dr. Strange war, den er nie hergeben würde, selbst wenn es um leben und Tod ginge. Nun das passierte vorher auf Titan. Dr. Strange nutzt den Stein um sich auf die schnelle alle möglichen Enden dieses Unternehmens anzusehen. Er kommt auf satte 14 millionen und nen paar zerquetschte und nur eines davon endet gut. Als Tony von Thanos erstochen wird, bittet Strange um das Leben von Tony im Gegenzug für den Stein.
Hier deutet sich also auch schon an, das Strange weiß, das Tony für das ganze noch wichtig ist. Und offenbar musste Peter dafür auch zum Affen werden, hat also alles seinen Sinn.
Was beibt also.
Nun , wie ich bereits zu Anfang erwähnte, ist es ein guter Film, weil er für die Dauer des Schauens und ich bin sicher, auch nur beim ersten Mal, sehr gut unterhält. Kurzweilig neuen Schwung ins MCU bringt und durch einen charismatischen Brolin auftrumpft. Der Film ist Thanos Film, hier hat er gewonnen..
Allerdings will das beim zweiten hinschauen ( und das nur aus der Erinnerung und ein bisschen Reddit ) alles nicht so wirklich zünden, der Film erreicht nicht mal Ansatzweise eine Tiefe wie es eine Dark Knight Trilogie oder Watchmen geschafft haben. Wahrscheinlich soll er das auch aus Seiten von Disney gar nicht, denn wie schon in Star Wars wird jede Szene die eine Interessante Stimmung aufbaut, durch irgendeinen unnötigen Witz zerstört. Die Tatsache das hier auch einige Verluste entstehen, die wahrscheinlich endgültig sind (der Arme Loki :( ) und die vermeintlich mutigen Schritte die hier gemacht werden, sind spannend und reißen mit, verblassen jedoch in Anbetracht der Tatsache, dass es auf filmischer Ebene, nichts wertvolles ist..
Ich beende dies hier mit den Worten
„Ich wurde geblendet!“
Ps. Das soll kein Angriff auf jene sein, die den Film mögen, ich möchte euch nur meine Sicht der Dinge darlegen.