Was ist auf Oak Island?
15.06.2007 um 17:51
Ich gehe auch davon aus, dass sich auf Oak Island kein Schatz im herkömmlichen Sinnbefindet, von irgendwelchen Ufos mal ganz zu schweigen.
Wenn man die Fakten ganznüchtern und wissenschaftlich betrachtet, kann man folgende Informationen zu einembestimmten Bild zusammen ziehen:
1. Das "Geldloch" wurde 1795 erstmals entdeckt.(Die Bezeichnung Geldloch finde ich recht irreführend, da sie durch die Hoffnung aufeinen Fund und aufgrund der bislang getätigten Investitionen in das Projekt gewähltwurde, nicht aber aufgrund eines Fundes oder auf Basis einer historischen Quelle. Dererste Finder hat auch direkt den großen Fehler gemacht, einfach drauflos zu buddeln,statt wissenschaftlich vorzugehen. Gut, 1795 kann man da niemandem einen Vorwurf machen,die Archäologie war gerade erst erfunden und noch nicht sehr bekannt.)
2. DieErstbesiedelung der Gegend durch Europäer fand im Jahr 1605 statt. (Die Insel sollte alsobekannt gewesen sein und war wahrscheinlich sogar eine Landmarke auf Seekarten undähnlichem.)
3. Der Schacht war in mehreren Lagen in unterschiedlicher Höhe mitBalken verschlossen, die mit einer Art Kitt abgedichtet waren. Außerdem gab es Bündelverrotteter Kokosfasern, die erst die Idee eines Piratenschatzes erzeugten. (DieAbdichtung mit Kitt, ganz gleich welcher Art, wird immer mit dem Versuch, Wasserabzuhalten in Verbindung gebracht. Man könnte so aber auch Luft einschließen, zumBeispiel um einen bestimmten Druck zu erzeugen. Kokosfasern haben übrigens dieinteressante Fähigkeit, Wasser abzuweisen, gleichzeitig aber sehr Luftdurchlässig zu seinund fast rüchstandlos zu verrotten.)
4. In 30 m Tiefe konnte eine Schieferplattemit seltsamer Inschrift geborgen werden, die später spurlos verschwand. (Es mag sein,dass in 30 m Tiefe eine Schieferplatte gefunden wurde, ich zweifle aber an einerInschrift in unverständlichem Code, ebenso daran, dass sie einfach verschwand.Wahrscheinlich wurde sie in mehrere Teile zerbrochen in den Kamin des John Smitheingebaut und war nie beschriftet gewesen. Damalige Reporter berichteten selten überwahre Begebenheiten, sondern schmückten ihre Artikel gerne spannend aus, um dem Leser soeine bessere Unterhaltung zu garantieren.)
5. Durch Flutkanäle strömt Meerwasserin die Grube nach. (Alle Schatzsucher gehen davon aus, dass die Flutkanäle eine Sicherungsind, um etwas Wertvolles vor dem Zugriff Unbefugter zu bewahren. Was dieser Schatz seinsoll steht nicht fest, die Kanäle als Sicherungssystem lassen aber nur den Schluss zu,dass entweder die Grube durch das einströmende Wasser zum Einsturz gebracht werdensollte, oder aber der "Schatz" aus einem Material besteht, das vom Wasser vernichtetwerden würde. Auch in der frühen Neuzeit waren schon Menschen in der Lage in große Tiefenhinabzutauchen, weshalb das Wasser allein sicherlich keine Barrieredarstellte.)
6. Bislang hat man in allen Versuchen, dem Geheimnis auf den Grund zukommen, bis in den Gesteinssockel (!) der Insel in 60 m Tiefe gegraben und dort dieominöse "Skeletthöhle" entdeckt. Der Schacht steht allerdings nach wie vor voll Wasser.(Damit steht fest, dass der Grund der Insel eben nicht nur aus Lehm besteht, sonderndurchaus auch aus Stein.)
7. Schriftliche Berichte über die Insel und ihrGeheimnis gibt es erst sein 1864. (Was über Zeitungsartikel aus jener Zeit zu sagen ist,habe ich ja bereits deutlich gemacht.)
Mein Fazit: Es gibt keinen Schatz und hatauch nie einen gegeben! Ich persönlich denke, dass wir hier eine Versuchsanordnung voruns haben, wie sie Wissenschaftler zu Zeiten Isaac Newtons für ihre Experimente durchaushaben bauen lassen. Vielleicht hat hier jemand geologische oder bariometrischeForschungen betrieben. Die Tatsache, dass noch Seilreste und ein Takelblock (!) vomursprünglichen Finder der Grube entdeckt wurden, weist darauf hin, dass die Erbauerallerhöchstens zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu Werke gingen und noch dazu Europäergewesen sein müssen, da weder mittel- und südamerikanische Indianer, noch die in diesemBoard schon erwähnten Chinesen vor 1800 Takelblöcke auf ihren Schiffen verwendeten. Ziehtman zusätzlich die mittlere Wachstumsgeschwindigkeit von Eichen in Betracht und dieTatsache, dass sich die Einkerbungen des Astes wohl noch über der Grube befanden, istdavon auszugehen, dass das Projekt zwischen 1720 und 1790 betrieben worden ist, womöglichunter Geheimhaltung gegenüber eventueller Anwohner auf dem nahen Festland. Das luftdichteVerschließen der Grube könnte Teil eines (vielleicht geheimen) Experimentes gewesen sein,um die Wirkung des Luftdrucks auf eine Wassersäule zu erforschen und zu testen, ob diesauch unterirdisch und im großen Rahmen funktioniert. Die gesamte Anlage macht keinenSinn, wenn man dort "lediglich" etwas verstecken wöllte. Was sollte dies auch sein? DerWert müsste die Kosten für ein solches Großprojekt mit etlichen Arbeitern um einVielfaches übersteigen, UND es müsste mehrere Interessenten an diesem Schatz geben, umeine solche "Absicherung" zu rechtfertigen.
Was wäre also zu tun, um dem Geheimnisauf die Schliche zu kommen? zunächst einmal sollte man statt einfach am Loch zu buddelnein paar wissenschaftliche, historische Forschungen betreiben. War die Gegendkontinuierlich seit 1605 besiedelt? Gab es schon vor dem Fund von 1795 eine mündlicheÜberlieferung über die Grabung eines Schachtes in der Gegend? Hat zur damaligen Zeit eineuropäischer Wissenschaftler bestimmte Forschungen betrieben, die ihn in diese Gegendgebracht hätten, sei es aus Gründen der geologischen Natur oder der Abgeschiedenheit desOrtes? Wie genau hat der Autor der ersten Artikel über die Grube es mit der Wahrheitgenommen? In wieweit kann sich die Geschichte des ersten Fundes (auf Basis damalsüblicher mündlicher Tradierung) in den 69 Jahren zwischen dem Erstfund und der erstenBerichterstattung verändert haben? Gibt es irgendwelche Aufzeichnungen wirtschaftlicherNatur, die belegen, dass vor 1864 an der Grube gearbeitet wurde, z.B. in Form vonBestellungen oder Rechnungen für Dinge wie Schleusenholz, Vorräte, Metallarbeiten,etc.?
Durch eine Analyse möglicher Quellen, deren Inhalt vielleicht auf den erstenBlick sekundär anmuten mag, könnte es unter Umständen gelingen, dem Geheimnis auch ohneweitere Grabungen auf den Grund zu kommen. Aber historische Feldforschung hat eben nichtsmit dem Flair von Indiana Jones und dem Rausch des Goldes zu tun, sindern besteht ausschnöder, staubiger Bibliotheksarbeit...