Ich nutze die Zeit, um noch auf eine mMn ganz zentrale Frage einzugehen: Was wollen Schulen erreichen?
Man lernt für's Leben, sagt man, und vergisst dabei, wie das Leben eigentlich ist. Die Ausbildungsbetriebe beschweren sich ebenso wie die Universitäten über die mangelnden Kenntnisse der Schüler. Die Schulen verpassten den Bus in die Gegenwart und hinken jetzt hinterher.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ich habe eine Berufsschule für Medienberufe besucht. Fokus auf die neuen Medien, super aktuell, Lerninhalte perfekt abgestimmt - äh, na ja, fast. Dann war da noch der Overheadprojektor, der durchaus regelmäßig zum Einsatz kam. Es gab noch einen Beamer - das war's. So bilden wir Menschen aus, die Monate später mit der Zeit gehen sollen, innovativ sein sollen und die technischen Möglichkeiten zu ihrem Vorteil nutzen sollen.
Es ist bekannt, dass sich Schüler einen vielfältigeren Einsatz der Dinge, die sie im Alltag bereits verwenden und kennen, auch wünschen. Schüler nutzen bereits digitale Lernplattformen und Angebote, nur die Schulen weigern sich aus den verschiedensten Gründen hartnäckig, dies auch einzusetzen, und unterrichten an der Lebensrealität der Schüler vorbei.
Was bringt uns eine digitalere Herangehensweise an das Lernen?
Erinnern wir uns doch mal an die eigene Schulzeit zurück. Der Großteil der Mitleser wird vermutlich sagen, Unterricht war ein eher notwendiges Übel, vieles schon wieder vergessen oder damals schon nicht kapiert, Sinn und Zweck der erlernten Dinge sowieso nicht eingesehen. Es stellt sich die Frage: Kann man das nicht besser, sinnvoller, interaktiver gestalten?
Ja, man kann, und es wird bereits getan. Durch den Einsatz digitaler Medien kann ich deutlich flexibler arbeiten und ganz unterschiedliche Unterrichtsszenarien aufbauen. Die Schüler können selbständiger und eigenverantwortlicher recherchieren und Arbeitsaufträge kreativer und individueller umsetzen.
QuelleGrundlagen in Vorbereitung auf die Stunde selbst erarbeiten und dann das Thema gemeinsam im Unterricht vertiefen - mit Videos, Texten, Rätseln, Aufgaben oder praktischen Anwendungsbeispielen. Genannt Flipped Classroom.
Oder: Der Lehrer stellt eine Frage, die alle Schüler auf den Tablets beantworten - nicht nur einer. So kann der Wissensstand der ganzen Klasse geprüft werden.
Themen, die einzelne Schüler noch nicht ganz erfasst haben, können dann mithilfe von Nachhilfesystemen erneut angegriffen werden, während aber der Unterricht auch ganz normal weitergeht.
Übrigens: Wart ihr auch so vergesslich wie ich? Heft ist zu Hause, Buch vergessen, ach so - heute Englisch? Digital hat man alles an einem Fleck. Wir alle nutzen ein Smartphone, weil wir damit gleichzeitig fotografieren, Mails checken, zocken, telefonieren, tracken, googeln, navigieren können. Schülern und Lehrern sollen diese Vorteile etwa verwehrt bleiben?
Schulen wollen die richtige Ausstattung für's Leben vermitteln, und tun das auch. Aber sie müssten sich regelmäßig an die Gegebenheiten des echten Lebens anpassen. Wenn wir das jetzt nicht machen - wann dann?