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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

33 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Clash, 2020, Atrox ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

27.11.2020 um 20:17
ztrv5roth9kp pn 8r2l2vtwvst2 Clash of Allmy3

@Atrox
@Luminita

Willkommen zu eurem Match im Viertelfinale!



Euer Thema lautet :

Die Digitalisierung von Schulen: Wie wichtig ist digitaler/online Unterricht?



Luminita findet digitalen Unterricht wichtig, Atrox nicht.


Atrox eröffnet das Match.



Eure Juroren sind :

@cejar
@SophiaPetrillo
@XAE
@Kältezeit

Auf einen spannenden :clash:


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

28.11.2020 um 20:00
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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

28.11.2020 um 20:03

Liebe Clashgemeinde, liebe @Luminita,

wir diskutieren heute über eines der wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts: Die Digitalisierungsoffensive im Bildungssystem.

Für diesen Beitrag bin ich tief in mich gegangen. Digitalisierung ist ein Thema wo sich fast alle einig sind und es eigentlich nur eine Richtung gibt: Mehr, mehr und nochmal mehr.

Entscheidungsträgern kann man aber Schweißperlen auf die Stirn zaubern, wenn man ihnen die alles entscheidende Frage stellt: Habt ihr ein tragfähiges Konzept? Liest man quer, zeigt sich schnell das Bild, dass Digitalisierung in „Schüler pro Computer“ und WLAN-Signalstärke gemessen wird. Ist das wirklich das Umfeld in dem wir digitalen Unterricht forcieren möchten? Haben wir dieses Jahr nicht genügend junge Seelen mit Lehrern geschunden, die Zoom und WebEx für neue Energydrinks halten?

Ich möchte hier einen Blick in das digitalisierte Jahr 2030 werfen. Kevin (32) ist Lehrer. Er unterrichtet Mathematik und Geschichte in der Oberstufe. Studiert hat er dafür nicht. Er ist IT Systemelektroniker. Jeden Morgen prüft er die Internetverbindung, checkt welche Unterrichtsinhalte dran sind und lädt diese in das Pupil Exchange Network interactive System (kurz: Penis, ist keinem vor der Veröffentlichung aufgefallen) hoch. Die Schüler laden die Lernvideos auf ihre Tablets und los geht es. Kevin hat nun Zeit aus dem Fenster zu gucken. Beim letzten Elternsprechtag fragte tatsächlich ein Elternpaar, warum er nicht auf Lehramt studiert hat. Er antwortete nur „Diggah, du bist so lost. Seit ein Lehrer Videos für zehn Schulen macht, lohnt sich das nicht mehr“.

Anna (12, Oberstufenschülerin im G4 System) lebt auf dem Land. Der digitale Unterricht ist für sie besonders gut. Sie soll aus ökologischen Gründen verzichten, den 10 km Weg zur Schule zu bestreiten. Und da sie aus der Ferne ohnehin keine Freunde findet, hat sie auch die Zeit um das Abitur mit 13 zu machen. Was Anna nicht weiß, ist der Umstand, dass sie im Jahre 2040 in der hochdekorierten Interviewreihe „Die Gesichter der Digitalisierungsverlierer“ der TAZ erscheinen wird. Anna lebt in einem sogenannten weißen Fleck. Ein Dorf, in dem der Breitbandausbau nicht profitabel ist und dementsprechend nie durchgeführt wurde. Meistens lernte sie nachts, wenn das ganze Dorf schlief und die Bandbreite passabel wurde. Nach ihrem Bachelor mit 15 folgte der Absturz: Schlaflosigkeit, Einsamkeit, Burn-out und schlussendlich die Erwerbsunfähigkeit.

Anna ist nur eine von vielen und steht auch stellvertretend für viele Digitalisierungsverlierer von heute. Unternehmen digitalisieren, um Gewinne zu realisieren und nicht um ihre Mitarbeiter bis zur Rente zu behalten. Nur ein wegrationalisierter Mitarbeiter, ist ein guter Mitarbeiter. Nun wollen wir den Prozess einer ungebremsten Neoliberalisierung auch im Schulalltag manifestieren. Schneller, weiter und mehr, mehr, mehr. Dies deckt sich in meinen Augen nicht mit dem, was Schule sein sollte. Ist es wirklich das, was wir wollen?




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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

28.11.2020 um 20:26
Die ganze Welt ist von der stetig voranschreitenden Digitalisiserung besetzt. Doch nein, in einem Bereich scheint die Digitalisierung noch immer ein mit Skepsis betrachtetes Fremdwort zu sein. Die digitale Bildung ist ein in Deutschland viel diskutiertes Problem, dabei müsste es gar kein Problem sein. Das sehen wir uns heute genauer an und damit begrüße auch ich @Atrox und alle Mitleser herzlich zu diesem Clash!

Die Liste der Kontraargumente ist lang. Nicht umsetzbar, zu teuer, wir wissen gar nicht wie das geht. Dabei wissen andere Länder längst, wie es gehen kann.
In Deutschland tauschen sich 17 Prozent der Schüler über eine gemeinsame Lernplattform aus. In Dänemark sind es 97.
In Dänemark haben die Lehrer schon im Jahr 2001 die ersten Computerschulungen erhalten.
Quelle: https://kommunal.de/digitalisierung-Schule-was-Sie-wissen-m%C3%BCssen

Deutschland muss noch etwas Arbeit hineinstecken, wenn wir da mithalten wollen. Aber, wollen wir überhaupt mithalten? Wollen wir das Bild, das @Atrox hier gezeichnet hat, Wirklichkeit werden lassen? Eine Welt, in der man nur noch vor dem Rechner sitzt, keine sozialen Kontakte, die Anforderungen verändern sich gravierend ...

Im gleichen Atemzug mit den Szenarien des Schreckens wurde schon das Zauberwort genannt: "Konzepte".
Kein Medium alleine erzeugt gute Bildung. Dies gilt auch für das Buch, das Schreibheft und die Kreidetafel. Es sind immer die pädagogischen Konzepte, die aus der Vielfalt an Angeboten gute Bildung machen.
Quelle: https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.php

Unsere jetzigen Konzepte stammen eher von vor 40 Jahren, auf dem aktuellen Stand ist da nichts. Es fehlt an allen Ecken: An der Instrastruktur, an der Bereitschaft, sich mit der digitalen Welt auseinanderzusetzen, und eben an den Konzepten. 13% der Lehrer nennen das fehlende pädagogische Konzept als Grund, keine digitalen Medien einzusetzen. (Quelle: https://kommunal.de/digitalisierung-Schule-was-Sie-wissen-m%C3%BCssen)

Dabei ist es gar nicht so schwer: Zahlreiche Dienstleister stellen fertig nutzbare Angebote bereit und erklären auch gerne, wie man sie einsetzen kann. Da gibt es von Lernvideos und interaktiven Übungen über digitale Karteikarten bis hin zu ganzen Lernplattformen und Gamification-Ansätzen alles, was das Schülerherz begehrt. Diese Angebote ist individuell nutzbar und perfekt an einzelne Bedürfnisse anpassbar. Die Aufgabe der Schulen ist es, anhand ihrer Umgebung, dem Bildungsstand der Schüler und den Zielen des Unterrichts die Fragen "Wo ist das digitale Werkzeug sinnvoll? Wo das analoge? Wo lassen sich beide verbinden?" zu beantworten.

Wir müssen nicht von heute auf morgen umstellen und wir müssen nicht alles über den Haufen werfen, was bereits erfolgreich eingesetzt wird. Aber wir müssen zusehen, dass wir den Anschluss an die weltweite Entwicklung aus Angst vor den Neuerungen, die eine Umstellung mit sich bringt, nicht verlieren.


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

28.11.2020 um 21:08

Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Doch nein, in einem Bereich scheint die Digitalisierung noch immer ein mit Skepsis betrachtetes Fremdwort zu sein.
Es sind noch viel mehr Bereiche. Wenn man sich vor Augen führt, wieviel in deutschen Behörden so gefaxt wird, zeigt sich ganz deutlich, was die Triebfeder der Digitalisierung ist: Konkurrenz. Ämter und auch weitestgehend Teile des öffentlichen Dienstes stehen in keinerlei Verhältnis zum Markt. Sie müssen sich nicht behaupten oder sonderliche Effizienz an den Tag legen...und daran scheitert der Drang zu digitalisieren.

Um mal eine kleine Anekdote anzubringen, die die Lage des öffentlichen Sektors zeigt: Das Arbeitsamt riet einem Freund die behörden-eigene Job-Suchmaschine zu nutzen. Diese wäre immerhin die Top10-Jobsuchmaschine in Deutschland. Hand aufs Herz: Wer kann ohne googlen zehn Suchmaschinen für Jobs aufzählen? Eben. Dort wo keine Konkurrenz ist, wird Digitalisierung eher schlecht als recht betrieben.

Also was machen wir nun? Schulen flächendeckend privatisieren, um die Konkurrenz zu beleben? Die Kinder aus bildungsfernen Familien sollen selber schauen, wo sie bleiben?
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Nicht umsetzbar, zu teuer, wir wissen gar nicht wie das geht.
Zu teuer kann man tatsächlich nicht sagen. In einem Land in dem man die Pandemie mit Zwiebellook und durchlüften bekämpft statt mit Luftfiltern, steht massig Geld für die Digitalisierungsoffensive im Bildungssektor bereit. Es wird nur nicht abgerufen. (Link )
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Zahlreiche Dienstleister stellen fertig nutzbare Angebote bereit und erklären auch gerne, wie man sie einsetzen kann.
Diese gab es schon zu meinen Schulzeiten in den 00er Jahren. Das Stichwort damals war das „elektronische Klassenzimmer“. Eine grandiose Idee für Lehrer, die mit ihrem Kopiergeld nicht haushalten konnten. Einen Unterrichtsansatz der exklusiv digital machbar war, hat man vergeblich gesucht.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Da gibt es von Lernvideos und interaktiven Übungen über digitale Karteikarten bis hin zu ganzen Lernplattformen und Gamification-Ansätzen alles, was das Schülerherz begehrt.
Dies gibt es auch schon längst, seit es YouTube gibt. Eine tolle Ergänzung, um den Nachhilfelehrer zu ersetzen, wenn man mit dieser Form des Lernens klarkommt. Wenn man dies nicht tut, hat man ein Problem, wenn dieses System forciert wird. Ich sehe hier also absolut nicht das, was ein tragfähiges Konzept beinhalten müsste. Digitalisierung muss verbessern und nicht nur verändern.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Unsere jetzigen Konzepte stammen eher von vor 40 Jahren
Dass das Konzept bereits so lange hält und herausragende Köpfe hervorbringt, sollte uns eher zu der Annahme bringen, dass das Gesamtkonzept garnicht mal so schlecht ist.




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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

28.11.2020 um 21:53
In den Schulen geht es weniger um Konkurrenz zu anderen Schulen, aber doch eher um Effizienz. Effizientes Lernen heißt aber nicht, möglichst viel Stoff in möglichst kurzer Zeit in die Köpfe zu pressen - so wird es leider heute noch betrieben. Nein, effizient wäre ein Ansatz, der Schülern zeigt, das Lernen nicht unangenehm ist, das Lernen einen weiterbringt und dass jeder etwas erreichen kann, wenn er die richtigen Mittel hat.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Zu teuer kann man tatsächlich nicht sagen.
Richtig! Der DigitalPakt Schule stellt genau dafür die erforderlichen Mittel bereit. Da ist also der Punkt "Kosten" schon mal weggeschafft und der Weg ist frei, auch für bildungsferne Familien.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:wenn man mit dieser Form des Lernens klarkommt. Wenn man dies nicht tut, hat man ein Problem, wenn dieses System forciert wird.
Ich kenne das selbst. Nicht jeder kommt mit jeder Form des Lernens zurecht. Man kennt die Lerntypen: visuell, auditiv, haptisch, kommunikativ. Aber gerade da kann Digitalisierung doch den entscheidenden Vorteil bieten. Ein Arbeitsblatt füllt man aus, dann ist es fertig, und hat man dann gelernt? Der visuelle Typ vielleicht schon, alle anderen fallen hinten runter. Lässt man Schülern die Freiheit, sich Lerninhalte mit anderen Mitteln zu erarbeiten, entstehen da ganz andere Ergebnisse. Der eine nutzt ein Video, der andere interaktive Materialien und der nächste schreibt sich eine Übersicht. Gelernt haben sie am Schluss alle das gleiche, und sie hatten im allerbesten Falle auch noch Spaß dabei - ein Konzept, das in der Schule heutzutage immer noch fremd ist.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Einen Unterrichtsansatz der exklusiv digital machbar war, hat man vergeblich gesucht.
Wir müssen nicht sofort auf exklusiv digital umschalten. Aber momentan sind wir ja noch weit davon entfernt, überhaupt digitale Möglichkeiten zu nutzen. Was wir brauchen sind qualifizierte Fachkräfte wie Medienpädagog*innen und die Erkenntnis, das die Digitalisierung nun nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken ist. Nicht jeder arbeitet später im Amt und kann vor sich hin faxen. Das ist auch gar nicht mehr die Lebensrealität der Kinder, die schon längst mit Smartphone und Co aufwachsen. Die Schüler müssen den Umgang mit den Medien lernen, und sie können zugleich mit den Medien lernen. Zwei Fliegen, eine Klappe. Effizienz.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:dass das Gesamtkonzept garnicht mal so schlecht ist
Leider ist dem in der Realität nicht so:
Deutschland belegt im Ranking besonders schwacher Schüler im Weltdurchschnitt einen beschämenden Platz auf den hinteren Reihen. Laut OECD fallen 9,8 Prozent aller deutschen Schüler in den Fächern Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik durch.[...] Etwa 20 Prozent aller deutschen Jugendlichen sei nicht in der Lage, in den oben genannten Fächern überhaupt die Mindestanforderungen zu erbringen und gelten als nicht ausbildungsfähig [...]
Quelle


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

28.11.2020 um 22:23

Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Effizientes Lernen heißt aber nicht, möglichst viel Stoff in möglichst kurzer Zeit in die Köpfe zu pressen - so wird es leider heute noch betrieben.
Effizienz wäre das zu Lernen, was man wirklich braucht. Was du beschreibst, ist Effektivität.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:dass jeder etwas erreichen kann, wenn er die richtigen Mittel hat.
Und Probleme sind nur dornige Chancen? Diese Argumentation kommt tief aus der Worthülsen-Schublade der Neoliberalen. Man erreicht keine Chancengleichheit, weil man die Schüler mit billigen Tablets abspeist.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Lässt man Schülern die Freiheit, sich Lerninhalte mit anderen Mitteln zu erarbeiten, entstehen da ganz andere Ergebnisse.
Genau diese Aufsplittung ist doch unrealistisch. Willst du die Klassenverbände dann in visuelle und kommunikative Schüler aufteilen? Und die sollen dann vergleichbar sein? Wie bildest du die Lehrer dahingehend aus? Diese Veränderungen reichen bis tief in das Lehramtsstudium. Dann reicht es nicht, den Stoff zu lernen, die Pädagogik vermittelt zu bekommen, nein, man muss den Satz des Pythagoras auch noch malen und tanzen können, um es jedem Schüler recht zu machen. Hätten wir die Kapazität dazu, würde es keinen Lehrermangel geben. Ganz zu schweigen von der Fortbildung des Lehrer-Altbestands.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Wir müssen nicht sofort auf exklusiv digital umschalten.
Nicht sofort...aber irgendwann? Das wäre grausig. Ich verweise hier gerne auf Anna aus meinem Eingangspost.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Leider ist dem in der Realität nicht so:
Und du bist der Meinung, dass das Fehlen von digitalen Angeboten dafür verantwortlich ist? Ziehen wir mal den Vergleich zu den Skandinaviern. Die haben allesamt eine äußerst restriktive Einwanderungspolitik. Deutschland als Einwanderungsland dagegen, nimmt es in Kauf, dass es Schüler gibt, die in den ersten zwei Schuljahren die Sprache lernen. Das ist ausdrücklich kein Argument gegen Einwanderung, sehr wohl aber ein Indiz dafür, dass internationale Vergleiche als Argument pro Digitalisierung zu kurz gedacht sind.

Ich würde vorschlagen, dass wir nochmal ein wenig in die Tiefe gehen, wie so ein digitalisierter Schultag genau aussieht. Ich kann mir darunter wenig vorstellen und da es da abgesehen vom Datenaustausch und Kommunikation keine greifbaren Punkte bisher gibt, würde ich mich freuen, wenn du da eine exemplarische Beschreibung liefern könntest.




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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

28.11.2020 um 23:18
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Man erreicht keine Chancengleichheit, weil man die Schüler mit billigen Tablets abspeist.
Aber man erreicht Schüler, die andernfalls durchs System rutschen, die demotiviert und abgehängt von den Klassenkameraden sind, weil die Lernmethoden für sie nicht die richtigen sind.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Und die sollen dann vergleichbar sein?
Klar sind die vergleichbar, warum nicht? Der Lernstoff ist für alle gleich, nur die Methode unterschiedlich. Abfragen kann man das weiterhin.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wie bildest du die Lehrer dahingehend aus?
Mir ist nicht klar, was daran so schwer ist. Die "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" hat das bereits konkret in Angriff genommen und auch im Studium ist das bereits erkannt worden.
An vielen Hochschulen können Lehramtsstudierende bereits in Online- und Präsenzkursen ihre Medienkompetenz und ihre medienpädagogischen Fähigkeiten erweitern.
Quelle
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ich verweise hier gerne auf Anna
Niemand weiß, wie sich unser Alltag weiterentwickeln wird, daher können weder du noch ich gesicherte Aussagen treffen, wie die Bildung in 10 Jahren aussehen wird. Nur: So schnell, wie du es befürchtest und ich es hoffe, wird es nicht gehen.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Und du bist der Meinung, dass das Fehlen von digitalen Angeboten dafür verantwortlich ist?
Sicherlich nicht ausschließlich, aber auch. Siehe digitale vs. analoge Schulen in den Niederlanden:
Sie waren um 40 Prozent besser als der durchschnittliche Schüler in den Niederlanden.
Quelle
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ich würde vorschlagen, dass wir nochmal ein wenig in die Tiefe gehen, wie so ein digitalisierter Schultag genau aussieht.
Das sieht gar nicht so anders aus, wie es jetzt auch ist. Aufgrund des Startpunktes setzen wir vorerst niedrig an: In Chemie ein Video zum Thema DNA und RNA, danach die wichtigsten Inhalte herausarbeiten.
In Geschichte online selbstständig recherchieren zum Thema Französische Revolution.
Hausaufgabe in Mathe ist nicht das Arbeitsblatt, sondern die Aufgaben 1-5 digital zu lösen.
Tafelbilder über mehrere Stunden hinweg entwerfen, weil sie auf dem Whiteboard gespeichert sind.
Die Klasse kann gemeinsam an der Tafel Aufgaben lösen oder Fehler korrigieren.

Das sind die ersten Schritte. Wichtig ist natürlich die richtige Anleitung der Schüler, das gehört dazu. Die kann übrigens auch über Fernunterricht erfolgen, wie es ja momentan oft notwendig ist.

Und dann können wir weitergehen. Lernstoff erarbeiten über Gamification, wie bereits erfolgreich eingesetzt.
Und dennoch wird Minecraft seit einigen Jahren im Bildungskontext eingesetzt, Tendenz stark steigend. Die Einsatzbeispiele erstrecken sich über sämtliche Fächer und Jahrgangsstufen und weisen eine große Zahl an methodischen Varianten auf.
Quelle (Archiv-Version vom 26.10.2020)

Oder das (klassische) Englischbuch mit einem interaktiven Workbook gemeinsam nutzen, in dem auch Hausaufgaben erledigt und an den Lehrer gesendet werden können. Der Schüler kann direkt Feedback durch das System erhalten oder der Lehrer kann die Aufgaben selbst korrigieren und bewerten. Er kann sehen, wie viele Schüler in welchen Bereichen Schwierigkeiten hatten, und diese Themen im Unterricht erneut aufgreifen, ohne jedes Heft einzeln kontrollieren zu müssen.

Man sieht, nichts daran ist kompliziert oder gefährlich. Ganz im Gegenteil. Es gibt viele Vorteile. Was, hingegen, sind denn die Vorteile, wenn wir weiterhin bei stapelweise Papier und Frontalunterricht bleiben, @Atrox?


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 01:00

Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Aber man erreicht Schüler, die andernfalls durchs System rutschen, die demotiviert und abgehängt von den Klassenkameraden sind, weil die Lernmethoden für sie nicht die richtigen sind.
In jedem Schulsystem wirst du Abgehängte haben. Davon auszugehen, dass ein digitalisiertes Schulsystem keine Leistungsverweigerer oder schlechte Schüler hat ist gefährliche und teure Augenwischerei. Wir debattieren hier immerhin über eine Zielgruppe im Alter von 5 bis 19 Jahren. Da halte ich eine differenzierte Auseinandersetzung mit Chancen, sowie auch den Gefahren nicht nur für geboten, sondern für zwingend erforderlich.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Klar sind die vergleichbar, warum nicht? Der Lernstoff ist für alle gleich, nur die Methode unterschiedlich. Abfragen kann man das weiterhin.
Wir bekommen nichtmal bei der gleichen Methodik einen äquivalenten Lernstoff zwischen München und Berlin hin. Thema Abfragen: Die Datenkraken zeigen doch die Chancen der Digitalisierung. Durch automatisierte und standardisierte Datenerfassung ließe sich der gläserne Schüler doch perfekt bewerten. Wer braucht schon pädagogisches Fingerspitzengefühl?
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Sicherlich nicht ausschließlich, aber auch. Siehe digitale vs. analoge Schulen in den Niederlanden:
Ja, das Konzept war so erfolgreich, dass es mittlerweile als gescheitert angesehen wird. Der Kopf hinter den Steve-Jobs-Franchiseschulen ist mit seinem Unternehmen zahlungsunfähig (Link). Zweifelsohne fing es vielversprechend an. Bei der Anzahl an Schülern, muss man aber die Frage stellen, wie aussagekräftig die Leistungsunterschiede sind. Wenn ich mir 8.000 handverlesene Schüler auf die Atrox-Schule hole, erreiche ich solche Zahlen unabhängig von meinen Lernmethoden.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Hausaufgabe in Mathe ist nicht das Arbeitsblatt, sondern die Aufgaben 1-5 digital zu lösen.
Wo liegt genau der Mehrwert das Tablet statt einem Papier dafür zu nutzen? Was ist mit Schülern, die der Haptik wegen, lieber auf Papier schreiben? Systemverlierer?
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Die kann übrigens auch über Fernunterricht erfolgen, wie es ja momentan oft notwendig ist.
Ah, Momentchen mal. Der Fernunterricht während der Pandemie löste zuletzt Probleme, die wir ohne Pandemie garnicht hätten. Nichts an diesen Umständen lässt den Fernunterricht wirklich probat wirken. Mehr häusliche Gewalt, weniger Leistung und zu manchen Schülern gab es nichtmal Kontakt. Die einzige Schnittstelle zur Digitalisierung war wahrscheinlich die Playstation, die 12 Stunden pro Tag lief.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Was, hingegen, sind denn die Vorteile, wenn wir weiterhin bei stapelweise Papier und Frontalunterricht bleiben, @Atrox?
Aufgrund der Zeichenbegrenzung nehme ich hierzu im nächsten Beitrag Bezug.




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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 04:42
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Da halte ich eine differenzierte Auseinandersetzung mit Chancen, sowie auch den Gefahren nicht nur für geboten, sondern für zwingend erforderlich.
Ich weiß nich, warum du darauf beharrst, dass ein digitalisiertes System undifferenziert wäre. Es gibt sicherlich Probleme in den Schulen, die nicht mit der Digitalisierung zu lösen sind, unser Schulsystem hat noch ganz andere Schwierigkeiten, das ist ja bekannt. Deshalb aber die Digitalisierung auszusetzen halte ich für naiv.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wir bekommen nichtmal bei der gleichen Methodik einen äquivalenten Lernstoff zwischen München und Berlin hin.
Auch das ist ein anderes Problem des Schulsystems, was sich nicht durch digitale Methoden, sondern duch Vereinheitlichung lösen lassen würde.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wer braucht schon pädagogisches Fingerspitzengefühl?
Wenn eine Aufgabe falsch ist, ist sie falsch, da hilft alles Gefühl nichts. Die Notenvergabe liegt noch immer in der Hand der Lehrkraft und muss es auch bleiben, um Schülern auch zu ermöglichen, sich z. B. durch Zusatzaufgaben zu verbessern.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Der Kopf hinter den Steve-Jobs-Franchiseschulen ist mit seinem Unternehmen zahlungsunfähig
Der Herr hat sich leider wirtschaftlich übernommen, das ändert aber nichts daran, dass die Grundidee zurecht positiv angesehen wurde.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Bei der Anzahl an Schülern, muss man aber die Frage stellen, wie aussagekräftig die Leistungsunterschiede sind.
Dazu gibt es ja leider keine Zahlen.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wo liegt genau der Mehrwert das Tablet statt einem Papier dafür zu nutzen?
Gerade in Mathe ist der Mehrwert da! Viele dieser Systeme sind wie folgt aufgebaut: Anfangs wird nochmal ein Beispiel gezeigt und erklärt. Hier wird also der Unterrichtsstoff wiederholt. Dann geht es an die Aufgaben. Ich erinnere mich daran, dass ich als schlechte Mathe-Schülerin hier oft völlig verloren war und keine Ahnung hatte, wie überhaupt vorgehen. Digital gibt es die Möglichkeit, Hilfen für die Schüler zu aktivieren (wie beginne ich, ein weiteres Beispiel mit anderen Zahlen, worauf muss ich achten - natürlich vom Lehrer steuerbar) und somit überhaupt das Üben und Vertiefen zu ermöglichen. Ich hab's dann früher eben gelassen, wenn ich nicht mehr weiterwusste.

Auch möglich: Schüler helfen sich gegenseitig, z. B. per Chat direkt auf der Plattform, oder der Lehrer unterstützt mit einem Hinweis und es ist bei vielen Fragen gleich klar: Morgen muss das Thema vertieft oder ein Aspekt nochmal genauer betrachtet werden. Wurden die Hausaufgaben nicht einzeln von Lehrer kontroliert, habe ich früher übrigens nicht zugegeben, dass ich etwas nicht verstanden hatte - wollte ich nicht. Tja, und so wird man dann eben mitgezogen und erst bei der Arbeit, wenn es zu spät ist, kommt raus, was man nicht kann.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Was ist mit Schülern, die der Haptik wegen, lieber auf Papier schreiben?
Warum können die Schüler sich nicht ein Blatt Papier nehmen und die Aufgabe abschreiben und das Ergebnis eintragen? Wer hält sie auf?
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Der Fernunterricht während der Pandemie löste zuletzt Probleme, die wir ohne Pandemie garnicht hätten.
Schon klar, aber ganz ohne solche Systeme wären wir völlig aufgeschmissen gewesen. Und zu den Schülern herrscht eben grade deswegen kein Kontakt, weil die Infrastrukturen noch fehlen. Zeitpunkt zur Aufrüstung verpasst, hätte man sich früher damit beschäftigt, hätte es solche Probleme nicht gegeben.


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 09:08
Ich nutze die Zeit, um noch auf eine mMn ganz zentrale Frage einzugehen: Was wollen Schulen erreichen?
Man lernt für's Leben, sagt man, und vergisst dabei, wie das Leben eigentlich ist. Die Ausbildungsbetriebe beschweren sich ebenso wie die Universitäten über die mangelnden Kenntnisse der Schüler. Die Schulen verpassten den Bus in die Gegenwart und hinken jetzt hinterher.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ich habe eine Berufsschule für Medienberufe besucht. Fokus auf die neuen Medien, super aktuell, Lerninhalte perfekt abgestimmt - äh, na ja, fast. Dann war da noch der Overheadprojektor, der durchaus regelmäßig zum Einsatz kam. Es gab noch einen Beamer - das war's. So bilden wir Menschen aus, die Monate später mit der Zeit gehen sollen, innovativ sein sollen und die technischen Möglichkeiten zu ihrem Vorteil nutzen sollen.

Es ist bekannt, dass sich Schüler einen vielfältigeren Einsatz der Dinge, die sie im Alltag bereits verwenden und kennen, auch wünschen. Schüler nutzen bereits digitale Lernplattformen und Angebote, nur die Schulen weigern sich aus den verschiedensten Gründen hartnäckig, dies auch einzusetzen, und unterrichten an der Lebensrealität der Schüler vorbei.

Was bringt uns eine digitalere Herangehensweise an das Lernen?

Erinnern wir uns doch mal an die eigene Schulzeit zurück. Der Großteil der Mitleser wird vermutlich sagen, Unterricht war ein eher notwendiges Übel, vieles schon wieder vergessen oder damals schon nicht kapiert, Sinn und Zweck der erlernten Dinge sowieso nicht eingesehen. Es stellt sich die Frage: Kann man das nicht besser, sinnvoller, interaktiver gestalten?

Ja, man kann, und es wird bereits getan.
Durch den Einsatz digitaler Medien kann ich deutlich flexibler arbeiten und ganz unterschiedliche Unterrichtsszenarien aufbauen. Die Schüler können selbständiger und eigenverantwortlicher recherchieren und Arbeitsaufträge kreativer und individueller umsetzen.
Quelle

Grundlagen in Vorbereitung auf die Stunde selbst erarbeiten und dann das Thema gemeinsam im Unterricht vertiefen - mit Videos, Texten, Rätseln, Aufgaben oder praktischen Anwendungsbeispielen. Genannt Flipped Classroom.
Oder: Der Lehrer stellt eine Frage, die alle Schüler auf den Tablets beantworten - nicht nur einer. So kann der Wissensstand der ganzen Klasse geprüft werden.
Themen, die einzelne Schüler noch nicht ganz erfasst haben, können dann mithilfe von Nachhilfesystemen erneut angegriffen werden, während aber der Unterricht auch ganz normal weitergeht.
Übrigens: Wart ihr auch so vergesslich wie ich? Heft ist zu Hause, Buch vergessen, ach so - heute Englisch? Digital hat man alles an einem Fleck. Wir alle nutzen ein Smartphone, weil wir damit gleichzeitig fotografieren, Mails checken, zocken, telefonieren, tracken, googeln, navigieren können. Schülern und Lehrern sollen diese Vorteile etwa verwehrt bleiben?

Schulen wollen die richtige Ausstattung für's Leben vermitteln, und tun das auch. Aber sie müssten sich regelmäßig an die Gegebenheiten des echten Lebens anpassen. Wenn wir das jetzt nicht machen - wann dann?


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 09:34
Guten Morgen!

Der Frontalunterricht bietet deutlich mehr als einfach nur Lernen. Die von dir eingebrachten Steve-Jobs-Schulen sind beispielsweise Grundschulen. Ein extrem sensibles Alter bei Kindern, in dem man schon einiges kaputt machen kann. Eben jene Schulen, die mit ihrem Konzept gescheitert sind, haben in diesem Alter einen Einfluss genommen. Die Aussage, dass nichts daran gefährlich sei, ist gefährlich. Nicht für uns, die die Schule durch haben, sondern für die, die da noch kommen und die auch unseren Schutz brauchen. Ein Computer ist nicht fürsorglich. Er tröstet dich nicht, wenn du eine 4 geschrieben hast. Und er ist schon garnicht da, wenn du Probleme hast. Ein Lehrer schon.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:(...), dass ein digitalisiertes System undifferenziert wäre.
Ein digitalisiertes System verstärkt Unterschiede. Ein Ziel des Schulsystems sollte es sein soziale Mobilität zuzulassen. Ich greife hier auch gerne deine Frage auf, was Schule eigentlich leisten soll. Du erwähnst hierbei, dass die Unis sich beschweren über inkompetente Schüler. Hier würde ich gerne ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, da ich auch in der universitären Lehre involviert bin. Es stimmt, wir beschweren uns. Die Schulen legen immer niedrigere Standards an und spucken die Abiturienten im Eiltempo auf die Straße. Das ist genau das Problem, dass ich sehe.

Entsprechend dem Vorbild, der Industrie 4.0 soll Digitalisierung den ganzen Apparat effizienter gestalten. Du beschreibst es ja selbst: Lehrer und Schüler sollen in Chatgruppen kommunizieren, Unterrichtsinhalte erarbeiten und und und. Wenn ein Schüler diese Mehrarbeit nun für 12 Fächer erledigen soll, wird es zwangsläufig kompetitiv. Wer opfert mehr Freizeit, um dann entsprechend zu glänzen? Der digitale Weg bietet Lehrern hier ja auch ganz andere Kontrollinstanzen. Ständige Erreichbarkeit hilft weder Lehrern noch Schülern und so geraten wir in die Situation Schulen zu Haifischbecken umzubauen.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:(...)Overheadprojektor(...).
Wenn der Lerninhalt gleich ist, ist es unerheblich, ob dieser auf einer PowerPoint ist oder auf einer Folie. Mehr Technik schafft hier nicht zwangsläufig einen Mehrwert, dafür einen höheren Wartungsaufwand. Ausgefallene Unterrichtsstunden, weil das Smart Board hinüber ist, ist nicht wirklich was schönes.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Grundlagen in Vorbereitung auf die Stunde selbst erarbeiten und dann das Thema gemeinsam im Unterricht vertiefen (...)
Ernsthaft. Mit flexibler Arbeitseinteilung kommen schon die heutigen Home-Office Helden kaum zurecht. Wie soll das ein Erstklässler machen? Das führt doch zu einer massiven Schere zwischen Familien, wo die Eltern den Takt vorgeben würde und dort, wo dies nicht geschieht.

Wir sehen also zwei diametrale Wege: Digitalisierung, um den Unterricht effizienter zu gestalten. Mehr Effizienz wird dazu führen, dass es mehr Abgehängte geben wird. Der zweite Weg ist, wir ersetzen alte Materialien durch Neue und ändern sonst nichts, was den Namen Digitalisierung im eigentlichen Sinne nicht verdient.


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 10:18
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ein Computer ist nicht fürsorglich.
Niemand will die Lehrer abschaffen. Aber in den Regelschulen, was bekommt man denn da für Unterstützung? Da wird der Lehrplan durchgezogen bis zur Klassenarbeit, die wird geschrieben und dann hast du Glück oder Pech gehabt. Selten erhält man die Möglichkeit, sich nachträglich zu verbessern, und Feedback oder Hilfestellung bekommt man gleich gar nicht. Das geht vielleicht in der Grundschule noch, aber später ist das absolut fatal. Lehrer haben theoretisch die Möglichkeit, direkter und gezielter zu unterstützen. Sie können es aber nicht, weil die Klassenstärke zu groß ist und die Vorbereitung zu aufwendig.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ein Ziel des Schulsystems sollte es sein soziale Mobilität zuzulassen.
Wird das durch das aktuelle System getan? Da steht für mich noch die Beantwortung der Frage aus, welche Vorteile das aktuelle System bietet - ich erinnere daran, dass unsere Schulbildung im internationalen Vergleich sehr schlecht dasteht.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Die Schulen legen immer niedrigere Standards an
Richtig. Wir sind uns einig, dass wir Reformen brauchen, und zwar dieses Mal sinnvoll, überlegt und nicht so, wie es nach dem PISA-Schock getan wurde.
Es geht eben nicht darum, wie lange Leute im Schulsystem sind, sondern was sie wirklich gelernt haben.
Quelle
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wenn ein Schüler diese Mehrarbeit nun für 12 Fächer erledigen soll, wird es zwangsläufig kompetitiv.
Ist das Mehrarbeit? Oder ist es mehr Mehrarbeit, wenn Schüler bis zehn, elf Uhr an den Hausaufgaben sitzen, weil die Bücher und analogen Materialien ihnen nicht das bieten, was sie brauchen, und sie dadurch langsamer lernen? Frustration und Demotivation macht sich breit.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ausgefallene Unterrichtsstunden, weil das Smart Board hinüber ist, ist nicht wirklich was schönes.
Gehen wir doch dieses Thema an. Wir wissen schon, wir brauchen Konzepte. Gut, aber natürlich ist, wie du hier anschneidest, die Umsetzung wichtig. Wenn die Instrastruktur mal da ist, muss sie auch funktionieren.
Jedoch weiß jeder, der sich bereits einen Faustkampf mit einem Drucker geliefert hat, dass die Technik nicht immer so will wie man selbst. Viele Dinge lassen sich schnell beheben, das wird oft nicht länger dauern, als Bücher unter den Schülern so zu verteilen, dass am Ende doch jeder eins hat.
Wenn Dinge ganz ausfallen, wird das schwieriger. Da kann die kurzfristige Rückkehr zu klassischen Methoden helfen. Oder, da sehen wir die Vorteile, die es gibt, wenn Schüler sich Dinge erarbeiten können: Dann nimmt man die Smartphones, Tablets, schuleigenen Computer und leitet die Schüler an. Lehrer, die am Anfang der Pandemie stundenlang am Kopierer standen, Blätterstapel ausgedruckt haben und nicht wussten, was die Schüler Zuhause eigentlich den ganzen Tag machen, wissen spätestens jetzt, wie sie besser Unterricht halten können. Und die Wünsche nach Laptops, Smartphones etc. waren damals massiv, trotz der Gefahr, dass manches vielleicht nicht immer top funktioniert.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wir sehen also zwei diametrale Wege
Nein, wir sehen einen Weg Richtung Zukunft, der so beschritten werde muss, dass es für Schüler und Lehrer praktikabel ist. Das beginnt, wie bereits beschrieben, mit der langsamen Einführung digitaler Materialien und führt in ein System, welches Schüler effizient auf das wahre Leben vorbereitet. Die Alternative: Wir machen alles so wie vor 40 Jahren schon und lassen uns von Ländern wie China einfach abhängen.


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 11:02
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Niemand will die Lehrer abschaffen.
Wo gehobelt wird, fallen Späne. Du sagst, einen Mehraufwand gibt es nicht, gleichzeitig würde der Schulalltag effizienter werden. Auf der anderen Seite der Gleichung bedeutet dies zwangsläufig, dass du weniger und schlechter ausgebildete Lehrer brauchst. Dadurch bleibt das Zwischenmenschliche auf der Strecke.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Wird das durch das aktuelle System getan?
Zumindest hängt es aktuell nicht am Breitbandausbau vor der eigenen Tür ab, ob man in der Schule partizipieren kann oder nicht. Natürlich gibt es auch jetzt Faktoren, die Ungleichheit begünstigen. Ich wehre mich aber entschieden dagegen weitere hinzuzufügen.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Oder ist es mehr Mehrarbeit, wenn Schüler bis zehn, elf Uhr an den Hausaufgaben sitzen, weil die Bücher und analogen Materialien ihnen nicht das bieten, was sie brauchen,
Ich wusste garnicht, dass die Lesegeschwindigkeit davon abhängt, ob man von Papier oder Screen liest. Was natürlich einen Unterschied bringt, ist die körperliche Beanspruchung. Immerhin werden sich die Optiker freuen (Link). Aber wer will sich schon mit gesundheitlichen Problemen auseinandersetzen, wenn er auf den Digitalisierungshype aufspringen kann?
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Da kann die kurzfristige Rückkehr zu klassischen Methoden helfen
Wir suchen also die eierlegende Wollmilchsau. Der Unterricht soll auf digitale Medien optimiert werden, aber auch analog durchführbar sein. Hier widersprichst du dir doch selbst. Du stellst digitale Maßnahmen als zwingend erforderlich da, um Unterricht besser zu gestalten, gleichzeitig soll Herr Meier morgens spontan auch auf analog umschalten bei gleichbleibender Qualität.

Das zeigt meiner Meinung nach das Hauptproblem: Digitalisierung bleibt im Bildungssystem eine Nebelkerze, weil kein exklusiv digitales Konzept vorliegt. Die Quellen hierfür hast du bereits selbst geliefert.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Die Alternative: Wir machen alles so wie vor 40 Jahren schon und lassen uns von Ländern wie China einfach abhängen.
Jetzt habe ich mich am Kaffee verschluckt. China zieht nicht auf der Überholspur vorbei, weil sie gut digitalisieren, sondern weil Menschenrechte dort die gleiche Bedeutung haben, wie der sprichwörtliche Sack Reis, der der Gravitation nachgibt. Sollte das der Maßstab sein, den wir für unsere Schüler anlegen? Ich lande in der Pisa-Studie lieber weiter hinten statt Menschenrechte als nette Empfehlung zu sehen.


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 11:50
Zitat von AtroxAtrox schrieb:weniger und schlechter ausgebildete Lehrer
Wir brauchen Lehrer, die anders ausgebildet sind. Frontalunterricht ist nicht zeitgemäß, Lehrer werden sich mehr als Coach verstehen müssen, als die eine Person, die den Ton angibt und alles, was sie sagt, gilt unumstößlich.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Da steht für mich noch die Beantwortung der Frage aus, welche Vorteile das aktuelle System bietet
Diese Frage kannst du scheinbar nicht beantworten?
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Lesegeschwindigkeit
Das hat nichts mit Lesegeschwindigkeit zu tun, sondern Verständnis. Ich weiß, an Unis geht es auch nicht so sehr ums praktische Anwenden, aber in der Schule ist das wichtig. Wir können natürlich dabei beiben, massenhaft Lernstoff in die Köpfe zu quetschen, ohne dass man den Schülern beantworten kann, wofür das Ganze.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:gesundheitlichen Problemen
Dein eigener Link sagt hierzu:
Wie in jedem anderen Berufsfeld, können sich durch einseitige Belastung und spezielle Beanspruchungen auch gesundheitliche Beschwerden entwickeln.
Quelle

Oder anders ausgedrückt, jede Tätigkeit wird den Körper in irgendeiner Form belasten.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wir suchen also die eierlegende Wollmilchsau.
Natürlich suchen wir die! Es geht um die Zukunft des Landes und unserer Kinder, will man da Abstriche machen oder will man die bestmögliche Bildung?
Zitat von AtroxAtrox schrieb:spontan auch auf analog umschalten bei gleichbleibender Qualität.
Nur weil wir digitale Methoden stärker in den Fokus rücken, heißt es nicht, dass dies ausschließlich eingesetzt werden soll. Digitale Wissensvermittlung ist schon immer als Ergänzung angedacht, grade in den Anfängen der Entwicklung. Die Digitalisierung geht nicht mehr weg, und das Internet ist längst kein Neuland mehr. Ich zitiere aus der von mir verlinkten Doku:
Das ist wie Wasser. Ich kann im Wasser ertrinken, aber ich kann auch schwimmen oder ich kann mit dem Boot fahren oder mit einem U-Boot durch die Meere schwimmen.
Momentan ertrinken wir. Abgesehen davon, dass man sowieso nie wirklich hinterherkommen wird, bei dem Entwicklungstempo. Es wird immer neue Techniken, neue Ansätze, neue Methodiken geben. Aber es wird Zeit, dass wir zumindest die anfänglichen Schritte gehen. Natürlich können Lehrer spontan auf analoge Methoden umschalten. Lehrer müssen Flexibilität von vornherein mitbringen, sie müssen sich daran anpassen, was die Schüler brauchen.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:kein exklusiv digitales Konzept
Wie bereits mehrfach erwähnt, spricht niemand davon, ab morgen die Hefte und Stifte aus dem Klassenraum zu verbannen. Aber das ist die Angst, die viele Lehrende eben haben. Veränderung, nein, Hilfe, das kann doch gar nicht gehen. Doch, doch es kann gehen.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ich lande in der Pisa-Studie lieber weiter hinten
China ist ein Land, wo die Digitalisierung immens fortschreitet und das erkannt hat, welches Potenzial in diesen Anwendungen steckt. Dass es in China an ganz anderen Ecken hakt, müssen wir nicht diskutieren. Aber, wenn es dir lieber ist: Schau dir Finnland, Kanada, Estland, Japan, Singapur an. Alle nutzen digitale Methoden, und sie stehen auf der Bestenliste der Schulbildung ganz weit oben. Zufall? Ich glaube nicht.
Wenn der indi­vi­du­elle Lern­stand der Schüler in Zukunft digital erfasst würde, wären Lehr­kräfte dia­gnos­tisch ent­las­tet und könnten sich – wie heute schon in Kanada und Estland – auf die pass­ge­naue För­de­rung fokussieren
Quelle


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29.11.2020 um 12:25
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Frontalunterricht ist nicht zeitgemäß,
Und Grundschüler, die ab der ersten Klasse vor der Flimmerkiste sitzen, sind zeitgemäß? Die Auswirkungen davon sind uns doch nichtmal ansatzweise klar. Schule ist mehr als Unterricht. Schule hat eine starke soziale Rolle in unserer Gesellschaft, die man dem Zeitgeist nicht opfern darf. Sicherlich lernt man bei einem Virtual Reality-Besuch des Smithonian mehr als beim Wandertag ins Naturkundemuseum Buxtehude, aber müssen wir wirklich alles dem Lernerfolg unterordnen? Genau das ist es doch, was ich mit der Neoliberalisierung des Bildungssystem meine. Wollen wir kleine virtuelle Bildungssoldaten oder wollen wir den Nachwuchs auf das Erwachsenenleben vorbereiten? Da gehört deutlich mehr zu als den Satz des Pythagoras im Webinar zu lernen.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Ich weiß, an Unis geht es auch nicht so sehr ums praktische Anwenden, aber in der Schule ist das wichtig
Gerade für die praktische Anwendung sind Präsenz und Frontalunterricht wichtig.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Natürlich suchen wir die! Es geht um die Zukunft des Landes und unserer Kinder, will man da Abstriche machen oder will man die bestmögliche Bildung?
Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Eine eierlegende Wollmilchsau macht noch kein Konzept. Wollen wir die beste Bildung erreichen, indem wir ein digitales Experiment an den Kleinsten durchführen? Wenn man Kinder auf dem Weg des geringsten Widerstands ausbilden möchte, kann dies nur im Debakel enden. Uns muss klar sein, dass dies nicht ohne Anstrengung und Mühe (auch aus sozialer Sicht) von Statten gehen kann.

Und ausbaden dürfen es dann die Lehrer:
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Lehrer müssen Flexibilität von vornherein mitbringen, sie müssen sich daran anpassen, was die Schüler brauchen.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Aber, wenn es dir lieber ist: Schau dir Finnland, Kanada, Estland, Japan, Singapur an.
Japan hat eine verdammt hohe Selbstmordrate unter Schülern (Link). Das Bildungssystem ist dort von einem hohen Leistungsdruck geprägt. Dieser extreme Leistungsdruck wird auch hier Einkehr erhalten, wenn das höchste Ziel ist, Bildung effizienter zu gestalten.

Ist das der Preis, den wir bezahlen wollen dafür, dass wir ein paar Plätze in der oft kritisierten Pisa-Studie klettern? Reicht uns unsere aktuelle wirtschaftlich gesunde Lage nicht? Wir können wohl Platz 1...dann müssen wir aber viele Aspekte ignorieren, die humanistischen Überzeugungen widersprechen.


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29.11.2020 um 14:08
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Und Grundschüler, die ab der ersten Klasse vor der Flimmerkiste sitzen, sind zeitgemäß?
Du beschränkst dich ständig auf Grundschüler. Das sind gerade mal die ersten vier Jahre der Schulzeit, auch wenn ich dir zustimme, dass dort die Grundlagen gelegt werden. Klar können die über Tablets arbeiten. Ich habe keine Kinder, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass selbst kleine Kinder heute mal das Smartphone der Eltern in der Hand haben und irgendwelche Spiele darauf spielen. Damit die Eltern mal Ruhe haben, dafür ist es okay, aber nicht zum kontrollierten Einsatz in der Schule?
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wollen wir kleine virtuelle Bildungssoldaten oder wollen wir den Nachwuchs auf das Erwachsenenleben vorbereiten?
Letzteres wollen wir, da sind wir uns sicherlich einig. Aber wir wissen ja bereits, dass die jetzige Vorbereitung nicht ausreichend ist, das hast du ja auch selbst geschrieben.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Gerade für die praktische Anwendung sind Präsenz und Frontalunterricht wichtig.
Präsenz kannst du auch mit digitalen Medien haben. Anwendung und Frontalunterricht schließen sich mMn aus. Die Lehrkraft steht vorne und erzählt was. Wo ist da die praktische Anwendung? Die Person kann anleiten, Hilfestellung geben. Aber Vortrag halten =/= Anwendung.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Eine eierlegende Wollmilchsau macht noch kein Konzept.
Nein, aber es stellt die Basis für top Unterricht dar. Allen fantastischen Konzepte helfen dir nichts, wenn die Infrastruktur fehlt oder die Lehrer mit egal welchen Materialien nicht umgehen können. Es muss natürlich alles zusammenspielen, damit Schüler die bestmögliche Ausbildung erhalten.

Ganzheitliches Konzept zur digitalen Sch

Konzepte dazu wurden bereits entwickelt, und ich sehe mich persönlich nicht qualifiziert, hier ein komplett neues zu entwicklen. Deshalb hier eine kleine Auswahl:

Das macht Schule (Archiv-Version vom 29.11.2020)
https://www.digitale-schule.net/das-konzept
https://www.friedrich-verlag.de/bildung-plus/digitale-schule/schule-weiterentwickeln/wirkungsvoller-unterricht-mit-smartphones-und-tablets/
Martin-Luther-Europaschule (Archiv-Version vom 15.01.2020)

Neben quasi vorgefertigen Konzepten, an den man sich orientieren kann, beraten Dienstleister, Ministerien etc.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:nicht ohne Anstrengung und Mühe
Wenn die Umstellung super einfach wäre, hätte man es schon gemacht.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Und ausbaden dürfen es dann die Lehrer
Ihr(e) Beruf(ung) ist es, den Unterricht sinnvoll auszuführen und nicht einfach bis zur Rente die Zeit abzusitzen.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Japan
hat ein ganz anderes Verhältnis zu Leistung als wir. Das Problem gibt es dort nicht nur in der Schule. Das mit Digitalisierung in Verbindung zu bringen, ist an den Haaren herbeigezogen.
Aber auch bei uns steigen übrigens die Suizidraten von Jugendlichen nach den Ferien an. Es ist also eher ein Problem der Schulen anstatt der fehlenden oder vorhandenen Digitalisierung.
Am höchsten ist die Suizidrate an den ersten beiden Schultagen nach den Ferien. Die Wahrscheinlichkeit eines Suizids ist an diesen Tagen um etwa 30 Prozent erhöht.
Quelle


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29.11.2020 um 14:32
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Du beschränkst dich ständig auf Grundschüler.
Ja, weil die Schwächen und Auswirkungen hier am deutlichsten zu spüren sein werden. Legst du hier die falschen Grundlagen kannst du ein ganzes Leben damit vor die Wand fahren. Hier fehlt es an einer Sensibilität der Rädelsführer.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wir können wohl Platz 1...dann müssen wir aber viele Aspekte ignorieren, die humanistischen Überzeugungen widersprechen.
Kleine Korrektur hier: das letzte Wort soll natürlich „entsprechen“ lauten.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Präsenz kannst du auch mit digitalen Medien haben. Anwendung und Frontalunterricht schließen sich mMn aus
Warum schließt sich das aus? Vorrechnen durch den Lehrer und Nachrechnen durch die Schüler ist Anwendung. Ganz zu schweigen von den anderen MINT-Fächern. Wenn die Schüler die Knallgasprobe zuhause vor dem PC machen sollen, ist das eher gefährlich als wenn ein Lehrer daneben steht.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Neben quasi vorgefertigen Konzepten, an den man sich orientieren kann, beraten Dienstleister, Ministerien etc.
Ministerien, die die Schulen als eigenen Test-Ballon für ihre eigene misslungene Digitalisierung heranziehen wollen?
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Ihr(e) Beruf(ung) ist es, den Unterricht sinnvoll auszuführen und nicht einfach bis zur Rente die Zeit abzusitzen.
Ich glaube du verkennst hier den Beruf des Lehrers. Die ächzen doch ohnehin schon unter der Arbeitsbelastung, wenn sie drei Leistungskurse und 12 Grundkurse betreuen. Die Digitalisierung auf die Schultern der Lehrer zu legen ist natürlich einfach, „weil die ja eh nur bis 13 Uhr arbeiten“.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Das Problem gibt es dort nicht nur in der Schule. Das mit Digitalisierung in Verbindung zu bringen, ist an den Haaren herbeigezogen.
Ahja, die Erfolge schreiben wir der Digitalisierung zu und die Probleme kommen natürlich ganz woanders her. Vergiss nicht, dass du die fehlende Digitalisierung hier als Geund dafür ausgemacht hast, dass wir in den PISA-Studien nur auf Platz 20 landen.


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29.11.2020 um 15:21
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Legst du hier die falschen Grundlagen kannst du ein ganzes Leben damit vor die Wand fahren.
Und erneut stellt sich die Frage: Was sind deiner Meinung nach denn die richtigen Grundlagen? Wie muss die Schule werden, ohne Digitalisierung und trotzdem Platz 1? Ich hab dir jetzt doch schon einiges an Konzepten gezeigt, die auch bereits Erfolge aufweisen.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wenn die Schüler die Knallgasprobe zuhause vor dem PC machen
Na, jetzt werd mal nicht übermütig. Siehe erneut die Doku, die ich angebracht habe. Dort haben Schüler ein Experiment im Klassenzimmer ausgeführt, und dieses mit den Tablets dokumentiert und eine Versuchsanleitung erstellt. So konnte die Lehrkraft sicherstellen, dass alle den Versuch verstanden haben, die Schüler können im Nachhinein die eigene Erklärung nachvollziehen, und es war trotzdem sicher durchgeführt.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Vorrechnen durch den Lehrer und Nachrechnen durch die Schüler
Manchmal kann das sicherlich hilfreich sein. Manchmal auch nicht.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ministerien, die die Schulen als eigenen Test-Ballon für ihre eigene misslungene Digitalisierung heranziehen wollen?
Wenn man es nicht versucht, kann es auch nicht gelingen. Dann bleiben wir beim Status Quo. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht misslingen wird, da Schüler selbstständig bereits erfolgreich Medien anwenden. Die digital natives können das. Jetzt muss es nur eine Umgebung geben, die ihnen das auch erlaubt.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Die ächzen doch ohnehin schon unter der Arbeitsbelastung
Es herrscht Lehrermangel, da die Schülerzahlen immer mehr steigen.
Über 1500 Leute seien heuer vertretungsweise eingestellt worden, die mit dem Schulferienbeginn wieder entlassen würden. Und das, obwohl man sie im nächsten Schuljahr wieder dringend brauche.
Quelle

Und es zeigt sich auch, dass bene nicht nur die Lehrpläne und Unterrichtsmethoden ein Umdenken brauchen. Schule und Bildung an sich muss grundlegend reformiert werden.
Das heißt, wir brauchen eine integrierte Lehrerbildung, die uns künftig professionell qualifizierte Lehrpersonen bringt, die wirklich in jeder Schulform einsetzbar sind. Kurz gesagt: Wir schaffen die Pandemie nicht mit einem Personalrecht für Schulen, das aus dem 20. Jahrhundert stammt.
Und ich möchte auch auf einen weiteren Absatz des Interviews hinweisen, der sehr gut zum Thema passt:
Weil wir an Digitalisierung nicht aufholen können, was wir alle zusammen, Politik, Gesellschaft und Pädagogik, zehn Jahre lang verschlafen haben. Ja, wir Lehrer können heute Kommunikation mit allen Schülern herstellen. Nein, ein neues perfektes Modell von Fernlernen oder hybridem Lernen können noch nicht alle Lehrer beherrschen.
Quelle
Zitat von AtroxAtrox schrieb:„weil die ja eh nur bis 13 Uhr arbeiten“.
Das dies eine Fehlannahme ist, ist uns beiden bekannt, da wir ja beide im Bildungsbereich tätig sind. Es wird Arbeit sein, das ist aber bei allen Reformen so. Will man, dass sich etwas ändert, muss man es in Angriff nehmen. Wir können natürlich darauf warten, dass endlich alle Voraussetzungen stimmen, um die Versäumnisse wieder aufzuholen. Dann kann ich dir aber sagen, dass wir in 40 Jahren immer noch das Gleiche diskutieren.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:die fehlende Digitalisierung
ist ein Mitgrund für unser schlechtes Abschneiden. Du kannst aber die Suizidrate in Japan nicht damit zusammenbringen, dass Schüler unter dem Leistungsdruck und Mobbing zusammenbrechen.


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Clash 2020: Match - Atrox vs. Luminita

29.11.2020 um 15:42
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Wie muss die Schule werden, ohne Digitalisierung und trotzdem Platz 1?
Mit dem Streben nach Platz 1, bringst du doch genau das ein:
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:dass Schüler unter dem Leistungsdruck und Mobbing zusammenbrechen.
Dementsprechend die Gegenfrage: Warum müssen wir Platz 1 sein? Ich weiß, die neoliberalen Politiker im Bundestag werden nicht müde von weltbester Bildung zu schwadronieren, aber der Preis dafür ist hoch.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Was sind deiner Meinung nach denn die richtigen Grundlagen?
Die richtige Grundlage wäre lebensnaher Unterricht gemessen am Interesse der Schüler. Dies beinhaltet eine flexiblere Gestaltung der Schwerpunkte und weniger Pflichtfächer. Aktuell ist es so, dass eine schlechte Note in Kunst dazu führen kann, dass ich mein Hauptinteresse in Form eines Medizinstudiums begraben kann. Auch, wenn ich ein „weltbester“ Schüler in den MINT-Fächern bin.

Hier halte ich Reformen für deutlich angezeigter als die Idee zwanzig Tablets zu kaufen und den Rest auf die Lehrer abzuwälzen.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Wenn man es nicht versucht, kann es auch nicht gelingen. Dann bleiben wir beim Status Quo. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht misslingen wird, da Schüler selbstständig bereits erfolgreich Medien anwenden. Die digital natives können das. Jetzt muss es nur eine Umgebung geben, die ihnen das auch erlaubt.
Es verbietet den Schülern doch keiner noch freiwillig zu recherchieren. Aber auch hier geht die Schere auf, wenn bei einem Kind der Doktor-Papa bei der Recherche hilft und beim anderen der einzige Computer blockiert ist, weil Mama WoW-süchtig ist. Den reinen Zugang zu schaffen ist aber noch kein Digitalisierungskonzept. Vielleicht sollten wir hier einen Schritt vor dem nächsten tun und das Tablet nicht gleich zur Grundvoraussetzung machen.

Ein weiterer Aspekt, den wir noch nicht angesprochen haben, ist die Akzeptanz. Wir erleben im Moment eine Jugend, die sich durch ein sehr hohes Umweltbewusstsein auszeichnet. Was wir oft vergessen, ist der energetische Aufwand, den Digitalisierung kostet. Wir reden hier immerhin von 15,6 Pfund CO2 pro Gigabyte Traffic (Link). Hoch skaliert auf ein ganzes Schulsystem sind das unglaubliche Mengen mit der die Umwelt belastet wird. Das passt mit dem aktuellen Mindset vieler Schüler nicht zusammen. Wollen wir Schüler, die diesen Energieaufwand ablehnen als „Öko-Hippies“ an den Rand des Bildungssystems drängen?


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