Narrenschiffer
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CoA 2015 - VF2 - Narrenschiffer vs. raitoningu
12.04.2015 um 17:35raitoningu schrieb:der im Gegensatz zu fast allen anderen "zivilisierten" Industrienationen nicht vorhandene MindestlohnKeinen Mindestlohn haben nach wie vor Länder wie Schweden, Dänemark, die Schweiz und Österreich. Nicht unbedingt Länder, die für ein niedriges Lohnniveau und einen schlechten durchschnittlichen Lebensstandard bekannt sind. Von Österreich und Dänemark weiß ich, dass die Gewerkschaften sehr viel Rechte haben und sehr stark auftreten können.
Und dass der Staat eben nicht gewerkschaftliche Aufgaben erfüllen kann und will, zeigt sich auch an der Entwicklung des Mindestlohns in den USA (den es ja bekanntlich seit 1938 dort gibt).
Wenn man sich die reale Höhe der "federal minimal wage" im Laufe der Zeiten auf Basis des US-Dollars von 1996 ansieht, kommt man drauf, dass Zeiten der Reallohnerhöhungen längst vorbei sind.
Auf Basis der Kaufkraft von 1996 lag der US-Mindestlohn 1968 bei USD 7,21 und 2014 bei USD 4,82.¹
Damit habe ich zwei Trends der Mindestlohnentwicklung in Staaten, die schon länger einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn haben:
1.
Ungarn passt an die Inflation an, immer mehr Arbeitende erhalten nur mehr den Mindestlohn
2.
In den USA sinkt der Realwert des Mindestlohns, der Anteil der Mindestlohnempfänger liegt in den letzten zwei Jahrzehnten konstant bei 5-10% (auch so kann geschönt werden, und was heulten die Wirtschaftsliberalen auf, als Obama meinte, es sei Zeit, den Minimallohn von nominell USD 7,25 auf USD 10,10 zu erhöhen).
Und genau dies ist das Perfide, was im Thementitel unserer Auseinandersetzung "Opium für das Volk" genannt wird: niemand auf der linken Seite traut sich irgendwas gegen staatlich festgelegte Mindestlöhne zu sagen! Der Mindestlohn ist ein Politikum, keine Sozialmaßnahme.
Wer jedoch wirklich die Hausaufgaben gemacht hat, das ist der Gesetzgeber und die Regierung. Dass zum Beispiel Jugendliche bis 18 Jahren aus der Mindestlohnregelung ausgenommen sind, ist nicht etwas Nachzubesserndes, dies ist wohl gewollt. Die Entscheider kennen die Studien aus den USA, dass nämlich die Erhöhung des Mindestlohns zu einer Erschwerung des Berufseinstiegs von Jugendlichen führt³.
.
Und nun zu einer angeblichen Richtigstellung:
raitoningu schrieb:verdrehst du meine Aussagen absichtlich?Nein, ich verdrehe gar nichts. Du hast deine ohne Quellenangabe genannten Prozentzahlen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus dem DIW-Bericht (den habe ich verlinkt). Dort ist mit 8,50 Euro gerechnet, nicht mit 9,50. Es liegt an dir, die Quelle deiner Zahlen zu nennen. Solange diese nicht vorliegt und definitiv nicht die DIW-Studie ist, hast du meiner Ansicht nach dich selbst mit deiner Annahme, es handle sich um die Zahlen des Niedriglohnsektors, geirrt.
---
¹ http://www.infoplease.com/ipa/A0774473.html
² http://www.weeklystandard.com/blogs/bls-percentage-hourly-workers-earning-minimum-wage-or-less-2013-falls-43_786466.html (Archiv-Version vom 13.04.2015)
³ http://www.wsj.com/news/articles/SB10001424052970203440104574402820278669840