CoA 2015 - R1M2 - Mau vs. blutfeder
26.02.2015 um 15:08@blutfeder
Du schreibst über die Demokratie:
Zu Bedenken möchte ich aber geben: Zu den ethischen Grundwerten unserer Gesellschaft zählt der Konsens, nicht zu töten. Im moralischen Sinne kann eine Tötung wie auch ein Mord in keinem Falle gerechtfertigt sein. Selbstjustiz ist in der westlichen Welt - zurecht - verpönt.
Umso erstaunlicher ist es, dass ein "Tyrannenmord" gesellschaftlich weithin gebilligt wird. Selbst die katholische Kirche, die ich persönlich zwar nicht als moralische Instanz sehe, die sich selbst aber nur zu gern als solche sieht, spricht sich nicht gegen entspechende Taten aus.
Wie kann das sein? Im Falle eines "Tyrannenmordes" werden unsere hoch gehaltenen und schützenswerten ethisch-moralischen Werte kurzfristig ausser Kraft gesetzt.
Wer Verbrechen begeht - ob an einem Einzelnen, einer Gruppe oder an einem Volk - egal, wie auch immer diese geartet sind, sollte mit rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden. Mit Sicherheit ist dies schwieriger, als ein Attentat oder eben ein "Tyrannenmord" - aber es gehört zu den Grundfesten unserer Gesellschaft.
Das Beispiel Gaddafi (ok, ohne H) habe ich bewusst gewählt, um zu zeigen, wie die gesellschaftlich getragene Verfolgung eines "Tyrannen" - und: ja, das war er mit Sicherheit - in einen blossen Rachefeldzug umschlagen kann.
Du greifst das Beispiel der missglückten Attentate auf Hitler an. Sicherlich wären dies, so sie denn gelungen wären, Paradebeispiele für einen "Tyrannenmord". Aber auch da stellt sich für mich die Frage der Sinnhaftigkeit: Wie wäre es weitergegangen, ohne Hitler? Der NS-Parteiapparat war trotz aller internen Querelen gut aufgestellt und hatte eine breite Masse des Volkes hinter sich. Vermutlich wäre schnell ein Nachfolger gefunden gewesen, ganz ähnlich wie bei den durchaus üblichen "Tyrannenmorden" zur Zeit der römischen Soldatenkönige.
"Der König ist tot - lang lebe der König" - einen Tyrannen gegen den darauffolgenden zu ersetzen, kann nicht das Ziel sein, und es lohnt sich nicht, dafür das moralische Gebot, nicht zu töten, über Bord zu werfen. Vielmehr gilt es, Alternativen dazu zu finden - und die heutige Menschheit, die nicht mehr nach archaischen Werten lebt, ist meiner Meinung nach dazu durchaus in der Lage.
Du schreibst über die Demokratie:
blutfeder schrieb:Es ist also das Beste, was wir haben. Natürlich sollten die Demokratischen Grundwerte hochgehalten werden.Selbstverständlich kann ich Dir da nur zustimmen.
Zu Bedenken möchte ich aber geben: Zu den ethischen Grundwerten unserer Gesellschaft zählt der Konsens, nicht zu töten. Im moralischen Sinne kann eine Tötung wie auch ein Mord in keinem Falle gerechtfertigt sein. Selbstjustiz ist in der westlichen Welt - zurecht - verpönt.
Umso erstaunlicher ist es, dass ein "Tyrannenmord" gesellschaftlich weithin gebilligt wird. Selbst die katholische Kirche, die ich persönlich zwar nicht als moralische Instanz sehe, die sich selbst aber nur zu gern als solche sieht, spricht sich nicht gegen entspechende Taten aus.
Wie kann das sein? Im Falle eines "Tyrannenmordes" werden unsere hoch gehaltenen und schützenswerten ethisch-moralischen Werte kurzfristig ausser Kraft gesetzt.
blutfeder schrieb:Natürlich sollte es Ausnahmen geben.schreibst Du. Aber ist das im Sinne unserer mühsam errungenen gesellschaftlichen Werte? Wo fängt die Ausnahme an - und wann kommt die nächste Ausnahme? Nein, ich denke, das Völkerrecht ist derart schützenswert, dass es schlichtweg nicht durch Ausnahmen verwässert werden darf.
Wer Verbrechen begeht - ob an einem Einzelnen, einer Gruppe oder an einem Volk - egal, wie auch immer diese geartet sind, sollte mit rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden. Mit Sicherheit ist dies schwieriger, als ein Attentat oder eben ein "Tyrannenmord" - aber es gehört zu den Grundfesten unserer Gesellschaft.
Das Beispiel Gaddafi (ok, ohne H) habe ich bewusst gewählt, um zu zeigen, wie die gesellschaftlich getragene Verfolgung eines "Tyrannen" - und: ja, das war er mit Sicherheit - in einen blossen Rachefeldzug umschlagen kann.
Du greifst das Beispiel der missglückten Attentate auf Hitler an. Sicherlich wären dies, so sie denn gelungen wären, Paradebeispiele für einen "Tyrannenmord". Aber auch da stellt sich für mich die Frage der Sinnhaftigkeit: Wie wäre es weitergegangen, ohne Hitler? Der NS-Parteiapparat war trotz aller internen Querelen gut aufgestellt und hatte eine breite Masse des Volkes hinter sich. Vermutlich wäre schnell ein Nachfolger gefunden gewesen, ganz ähnlich wie bei den durchaus üblichen "Tyrannenmorden" zur Zeit der römischen Soldatenkönige.
"Der König ist tot - lang lebe der König" - einen Tyrannen gegen den darauffolgenden zu ersetzen, kann nicht das Ziel sein, und es lohnt sich nicht, dafür das moralische Gebot, nicht zu töten, über Bord zu werfen. Vielmehr gilt es, Alternativen dazu zu finden - und die heutige Menschheit, die nicht mehr nach archaischen Werten lebt, ist meiner Meinung nach dazu durchaus in der Lage.