@Hanko_Spitznas Hanko_Spitznas schrieb:Was ist, wenn unsere Sonne (samt komplettem Sonnen-System) der Juniorpartner in dem Duett ist?
Wir wüßten es.
Wenn ein Objekt ein anderes Objekt umkreist, dann umkreisen eigentlich beide einander. Das umkreiste Objekt bleibt nicht einfach still stehen.
Kennst Du vielleicht auch aus deiner Kindheit. Erstes beispiel: Ein Elternteil faßt sein Kind an den Händen an oder an einer Hand und einem Fuß, und dann dreht sich Papi/Mami ganz schnell, sodaß das Kind den Boden verliert und laut juchzend Mami/Papi "umfliegt". Zweite Beispiel. Kind kommt vom Einkauf mit ner vollen Tragetasche nach Hause, und irgendwann macht das Kind ne Pirouette, und die Tasche fliegt rund und rund immer um das Kind herum, bis der Griff reißt und die Flaschen zu Bruch gehen. Man merkt, wie beim Umkreisen die Tasche an der eigenen Kinderhand zerrt, und um nicht mitgerissen zu werden, neigt sich das Kind während des Drehens nach hinten. Der Mittelpunkt der Drehbewegung befindet sich genau dort, wo die Füße die Pirouette beschreiben. Aber während sich die Tasche in der einer Richtung weg vom Mittelpunkt befindet, befindet sich der Oberkörper des Kindes genau auf der anderen Seite vom Mittelpunkt. Aber nur ein bißchen weit davon entfernt, nicht gleich einen halben Meter wie die Tasche auf der anderen Seite. Je schwerer die Tasche, desto schräger muß sich das Kind beim Drehen halten.
Kind und Einkaufsbeutel drehen sich beide um einen gemeinsamen Mittelpunkt. Wer von beiden wie weit von diesem Mittelpunkt entfernt ist, das entscheidet das Masseverhältnis der beiden Objekte zueinander. So hat der Erdmond nicht mal zwei Prozent der Erdmasse, daher liegt der gemeinsame Mittelpunkt noch immer innerhalb der Erde. Aber dennoch tausende Kilometer vom Erdzentrum entfernt, näher an der Erdoberfläche als am Erdmittelpunkt. Die Erde eiert also einmal um sich selbst herum, während der Mond sie einmal umkreist.
Wären Erde und Mond exakt gleich massereich, läge der Mittelpunkt der gemeinsamen Umrundung genau in der Mitte zwischen Erde und Mond, vom Zentrum beider Körper etwa 190.000km entfernt. Bei ungleich schweren Massen ist der "leichtere" Partner stets vom gemeinsamen Rotationszentrum weiter entfernt als der andere.
Sonne und Nemesis sollten also, wie ich es oben geschrieben habe, so um die 88.000 Astronomische Einheiten (Sonne-Erd-Distanzen) voneinander entfernt sein. Wäre nun Nemesis der Seniorpartner, so läge das gemeinsame Rotationszentrum mehr als 44.000 AE von der Sonne entfernt. Die Sonne würde sich also auf einer Kreisbahn befinden und dabei mindestens 200m/s in (für sehr lange Zeit) eine Richtung fliegen. In einem Jahr wären das schon 6,3 Millionen Kilometer, also mehr als vier Sonnendurchmesser. In hundert Jahren hätte die Sonne sich bereits um mehr als vier Astronomische Einheiten in diese Richtung von ihrer früheren Position wegbewegt. Und natürlich hätte sie alle ihre sie umkreisenden Planeten dahin mitgenommen.
Im Jahr 1913, also vor 102 Jahren, kreierte ein Herr Herbert Hall Turner, ein britischer Astronom, die Entfernungsangabe des Parsecs. Ihm uind vielen vor ihm fiel schon auf, daß manche Sterne im Sommer ein wenig woanders am Himmel standen als im Winter. Eigentlich klar. Denn bei einer Sonnenumkreisung steht die Erde mal "links von der Sonne" und dann ein halbes Jahr später "rechts von der Sonne". Schaut man nun "nach oben", sieht man ebenfalls die dort oben stehenden Sterne ein klein wenig versetzt. Je weiter sie sich weg befinden, desto geringer ist der Effekt. Wenn die "veränderte Position" nur einen Winkel von einer Bogensekunde ausmacht (ein Dreitausendsechshundertstel eines Grades), dann ist dieser Stern von unserer Sonne genau einen Parsec weit entfernt. Also rund 3,26 Lichtjahre.
Der Knackpunkt, wieso ich darauf verweise, ist der, daß wir seit langem den Sternenhimmel nicht nur beobachten, sondern seit mindestens 100 Jahren auch verdammt genau wissen, wo exakt zahllose Sterne am Himmel zu sehen sein müßten. Hundert Jahre nun nach Einführung der Einheit Parsec müßten am nördlichen wie am südlichen Sternenhimmel sowie in zwei Bereichen der Ekliptik sich zahlreiche Sterne um bis zwei Bogensekunden verschoben haben. Eben weil die Sonne ja mehr als vier Astronomische Einheiten weitergewandert ist in diesen hundert Jahren.
Ich glaube doch, daß den Astronomen das aufgefallen wäre. Immerhin können wir den Effekt für weit geringere Abweichungen als einer Bogensekunde feststellen. Selbst Hobby-Astronomen wäre das aufgefallen.