xovi schrieb:es würde mich an dieser Stelle interessieren wieviele Sterne soetwas wie die "Oortsche Wolke" aufweisen
Issn bisserl wie mit der Frage, wie viele Wikinger rote Bärte haben - in der Regel alle.
Die Objekte der Oortschen Wolke mögen aus dem Material der Gaswolke gebildet sein, aus der sich unser Sonnensystem gebildet hat. Dennoch ist die Oortsche Wolke mehr "interstellarer Raum" als Teil des Sonnensystems.
Die Gaswolke zog sich durch ihre Eigengravitation zusammen und begann, einheitlich um ihr Massezentrum zu rotieren. Da die Anziehungskräfte dreidimensional wirken (auf einen Punkt im 3D-Raum hin), die rotationsbedingten Zentrifugalkräfte hingegen zweidimensional (das Zentrum der Rotation ist kein Punkt, sondern eine Achse), flachte sich die rotierende Wolke mehr und mehr zu einer Scheibe ab, was die Bildung größerer Körper begünstigte; die Sonne und schließlich die Planeten entstanden. Und liegen seither ungefähr auf der Ebene dieser Scheibe. Auch der Asteroidengürtel und der Kuipergürtel liegen auf dieser Ebene.
Die Oortsche Wolke aber ist eine "Wolke", eine Sphäre, die das Sonnensystem in allen Richtungen umgibt, nicht nur auf der Scheibenebene. Die Bahnen der Körper außerhalb der Ebene umkreisen die Sonne also kreuz und quer, wie die Fäden eines Wollknäuelst in alle möglichen Richtungen umlaufen, nicht wie Faden auf einer Spule. In der Oortschen Wolke wirkte die Eigengravitation der Gaswolke und später die Gravitation der Sonne nicht mehr so, daß sich die Woplke zu einer Scheibe komprimiert hätte.
Eigentlich könnte man sagen, die Oortsche Wolke liegt schon außerhalb dessen, was die Bezeichnung "Sonnensystem" verdient. Daß sich die Objekte der Oortschen Wolke dennoch um die Sonne drehen, liegt letztlich nur daran, daß sie sich näher an der Sonne als an jedem sonstigen benachbarten Stern befinden. Das heißt aber auch, daß der Außenrand der Oortschen Wolke nicht kugelgestaltig ist, sondern eher "wabenförmig" (nur eben in 3D; also ein "Soundsoviel-a-Eder"). In Draufsicht wäre die Oortsche Wolke exakt wabenförmig, wenn um die Sonne gleichmäßig sechs gleich massehaltige Sterne verteilt wären. Innerhalb dieser Wabe überwiegt die Sonnengravitation, außerhalb die eines der sechs benachbarten Sterne.
Blöd für die Objekte in den Wabenecken. Deren bahn ist kreisförmig, beim Weiterbewegen landen sie im Einflußbereich des nächsten Sterns und wechseln quasi "den Besitzer" und auch ihre Bahn. Aber da das den anderen Sternen auch so geht, kommen wieder neue Körper in diese Oortsche Wolkenecke.
Aber wo ist denn nun der interstellare Raum, in dem sich nichts Oortschewolkenartiges befindet? Gibts nicht.
Aus einer Gaswolke entstehen meist gleich mehrere Sterne. Daher haben die von Anfang an im Raum zwischen zwei Sternsystemen Material. Der Interstellare Raum ist letztlich immer gefüllt, mit Wolkenresten, aber auch mit bereits verklumpten Objekten.
Durch den Umlauf der Sterne der Milchstraße ums galaktische Zentrum verschieben sich die Sternpositionen zueinander (so wie auch die Planeten unterschiedlich schnell um die Sonne kreisen und daher ihre relative Position untereinander nicht halten können). Über einen langen Zeitraum hinweg betrachtet fliegen Alpha Centauri & co. allmählich an uns vorbei; sie kamen von weit her und entfernen sich wieder nach weit her. Oder wir im Vergleich zu ihnen. Und die interstellare Materie gleich mit. Daher verschiebt sich alles ständig. Daher kann man auch nicht sagen, wenn aus dieser Gaswolke zehn Sternensysteme entstanden sind und aus jener Gaswolke fünf, dann ist nur der interstellare Raum zwischen diesen zehn Sternen mit Objekten versehen und jener interstellare Raum jener anderen fünf Sterne. Aber zwischen diesen zehn und jenen fünf müßte der interstellare Raum leer sein. Ist nicht. Denn dank der unterschiedlichen Umlaufgeschwindigkeit ums galaktische Zentrum verschiebt sich das alles, und der Rand der diversen "Oortschen Wolken" verschmiert quasi die leeren Zwischenräume, weil dieser Rand immer mal in den Gravitationsbereich eines benachbarten Sternes gerät und dann zu diesem wechselt.
xovi schrieb:meiner irrelevanten Meinung nach, ist das die naheliegenste Erklärung für das beobachtete Phänomen
Die Materiedichte in der Oortschen Wolke ist dafür zu gering. Je größer die Objekte, desto seltener. Pro Kubikmeter finden sich schon bis zu 100 Milliarden Wasserstoffkerne (können je nach Region aber auch nur 10.000 sein) - was ein Witz ist; weniger als ein Hundertmilliardstel eines Gramms. Wie selten da Asteroiden sind, hab ich mal vor ner Weile in nem anderen thread so beschrieben:
die Objektdichte in der Oortschen Wolke ist so gering, als würde sich an der Stelle des Saturn ein Asteroid befinden und auf der gegenüberliegenden Seite der Saturnbahn der nächstgelegene Asteroid.
So eine Oortsche Wolke kann ihren Stern also nicht ansatzweise verdunkeln. Und selbst wenn dem so wäre, bewegen sich die Objekte in dieser Entfernung vom Stern so langsam, daß die Verdunkelung deutlich länger angehalten hätte.