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Warum überhaupt glauben?

91 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Glauben ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
vendetta Diskussionsleiter
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Warum überhaupt glauben?

14.08.2004 um 05:20
Ich tue es tatsächlich, ich eröffne ein neues Thema, und so wie ich mich kenne, werde ich in mein Posing bereits alles schreiben, also wird wahrscheinlich keiner antworten.

Ich lese gerade »Das Foucaultsche Pendel« von Umberto Eco und stieß dabei auf folgende Zeilen, die ich im Ganzen zitieren möchte:
Ich glaube, wir werden das, was unsere Väter uns in den toten Zeiten gelehrt haben, während sie nicht daran dachten, uns zu erziehen. Man formt sich an Abfällen der Weisheit. Als ich zwölf Jahre alt war, wollte ich, daß meine Eltern mir ein bestimmtes Wochenblatt abonnierten, das die Meisterwerke der Literatur in Comic-Form präsentierte. Nicht aus Knausrigkeit, eher aus Argwohn gegenüber Comic strips versuchte mein Vater, sich zu drücken. »Das Ziel dieser Zeitschrift ist«, erklärte ich daraufhin feierlich, den Werbespruch der Serie zitierend, denn ich war ein pfiffiger und eloquenter Knabe, »auf unterhaltsame Weise zu erziehen.« Mein Vater erwiderte, ohne die Augen von seiner Zeitung zu heben: »Das Zeil deiner Zeitung ist das Ziel aller Zeitungen, nämlich so viele Exemplare wie möglich zu verkaufen.«
An jenem Tag begann ich, ungläubig zu weren.
Will sagen, es reute mich, gläubig gewesen zu sein. Ich hatte mich von einer Passion des Geistes verführen lassen. Das ist Gläubigkeit.
Nicht daß der Ungläubige an nichts glauben dürfte. Er glaubt nur nicht an alles. Er glaubt jeweils an eine Sache und an eine zweite nur, wenn sie sich irgendwie aus der ersten ergibt. Er geht kurzsichtig vor, methodisch, ohne Horizonte zu riskieren. Von zwei Sachen, die nicht zusammenpassen, alle beide zu glauben, mit der Idee im Kopf, es gebe irgendwo noch eine dritte, die sie vereint – das ist Gläubigkeit.
Bitte, bitte erspart uns eine Diskussion darüber, ob Umberto Eco nun recht haben mag oder nicht. Wir wollen nun einfach annehmen (NICHT glauben), daß er recht hat. Das nennt man auch eine Hypothese.

Auf den ersten Teil möchte ich erst später eingehen, zunächst also zu seinenen Aussagen über Gläubige und Ungläubige.
  • Der Erzähler bezeichnet sich selbst als Ungläubigen. Er beschreibt diesen aber mit Attributen, die wohl allgemein als eher negativ gelten: Kurzsichtig, ohne Horizont, ohne Risikobereitschaft. Positiv dagegen wird wohl das Wort »methodisch« ausgelegt werden.
  • Die Beschreibung des Gläubigen klingt zwar, als würde der Erzähler diese Haltung missbilligen, man meint aber eine anerkennende, fast neidische Einstellung ihm gegenüber herauszuhören. Schließlich ist die »Idee« eine wichtige Triebfeder menschlichen Handelns und des Fortschritts.
  • Die Beschreibung des Gläubigen passt erstaunich gut auf einen wissenschaftlichen Forscher. Denn Forschung muß da entstehen, wo zwei Sachverhalte als wahr angenommen werden, die sich nicht vereinen lassen. Man sucht nach der dritten Sache, um wieder im Einklang zu sein
  • Die Beschreibung des Ungläubigen passt erstaunlich gut auf einen »Orthodoxen«, also auf jemanden, der eine Sache (Bibel, Koran, Evolutionstheorie etc.) glaubt, und nur bereit ist, zu akzeptieren, was mit dieser Grundannahmen zu vereinbaren ist.
  • Somit ist der Gläubige eigentlich der Ungläubige und umgekehrt. Gläubig ist, wer nicht an etwas bestimmtes glaubt, sondern an mehrere unvereinbare Dinge (z.B. Schöpfungserzählungen und Evolutionstheorie).
  • Interessant, doch dies nur zum Einstieg.

Nun aber zum ersten Teil. Zunächst möchte ich eine Ungenauigkeit im Ausdruck korrigieren: Selbstverständlich will nicht die Zeitung (also das Medium) möglichst viele Exemplare verkaufen, sondern der Verlag, der die Zeitung herausgibt. Ich möchte nun Apfel mit Birnen bzw. Religionen mit Zeitungen vergleichen.

<b style='font-variant:small-caps'>Anmerkung: Um keine Religion direkt anzugreifen werde ich im folgenden immer von Zeitungen sprechen, wenn ich Gedanken ins Konkrete umsetze![/b]

Die Personen:
  • Die Zeitungen / Die Religionen
  • Die Leser / Die Gläubigen
  • Die Verlage / Die Götter
Alle Personen treten in der Mehrzahl auf, so wie es verschiedene Verlage gibt, so gibt es auch verschiedene Götter (alles Hypothesen, also keine Widerlegungen mit Hilfe des Koran!!!). Jeder Gott gibt also seine Religion heraus und versucht, möglichst viele Gläubige zu gewinnen, denn darüber definiert sich der Erfolg der Religion, also auch der Erfolg der Gottheit. Der Leser ist nun in der Situation, sich im Blätterwald beliebig bedienen zu können. Er kann heute Bild und morgen taz lesen, erfährt aus beiden etwas und kann sich für eine der beiden dagelegten Ansichten entscheiden, muß dies aber nicht zwangsläufig tun. Er kann auch beide Meinungen als eben die Meinungen betrachten, die die jeweilige Gottheit vertritt, in der Hoffnung dadurch möglichst viele Gläubige zu gewinnen.
Stellen wir uns nun vor, was passieren würde, wenn eine Zeitung so viele Leser hat, daß die anderen unrentabel werden und also die Veröffentlichung einstellen. Diese Zeitung könnte die Meinung in einem Land fast beliebig manipulieren. Sollte sich doch mal wieder jemand trauen, eine neue Zeitung auf den Markt zu bringen, so erscheint einfach ein Artikel in der Monopolzeitung, die alles in der neuen als Unwahr dastellt, und die Monopolstellung bleibt gewahrt. (Einen solchen Fall gab es auch lokal sehr begrenzt meines Wissens weder im Verlagswesen noch in der Religionsgeschichte. Es überlebten immer opositionelle Blätter / Religionen, mit einer teilweise sehr kleinen aber dafür um so treueren Anhängerschaft.) Ein Leser, der nur eine Zeitung ließt und ihr glaubt, unterstützt eine solche Entwicklung, trägt also aktiv dazu bei, die Meinungsvielfalt zu verringern. Es sollte also das Bestreben aller Menschen sein, dafür zu sorgen, daß keine Religion eine Monopolstellung erreichen kann. Und dies geschieht am besten dadurch, daß man die Religionen eben als die Meinung der Gottheit ansieht, die dadurch möglichst viele Gläubige bekommen möchte.

Etwas ähnliches wird in dem Comic »Hellblazer« erzählt, in dem John Constantin sowohl gegen den Himmel als auch gegen die Hölle kämpt, denn der Mensch kann nur frei sein, wenn es beide gibt und keine Seite auf Dauer über die andere triumpfieren kann. Demzufolge wäre die Aussage, Gott hätte dem Menschen den freien Willen gegeben, genauso zu sehen wie der Werbespruch der auflagenstärksten deutschen Tageszeitung: »Bild dir deine Meinung«. Indem die Bildzeitung behauptet, sie würde den Menschen unterstützen, seine eigene Meinung zu bilden, gelingt es ihr in Wirklichkeit, die Meinung der Menschen selbst zu bilden. Indem Gott behauptet, dem Menschen den freien Willen gegeben zu haben, versucht er, sie davon abzuhalten, ihn zu gebrauchen und nur die eine Entscheidung des freien Willens, nähmlich IHM zu folgen, als richtig anzusehen. Tatsächlich entsteht der freie Wille genauso wie die eigene Meinung aus der vielfalt der möglichen Religionen bzw. der erscheinenden Zeitungen.

Dies wird sogar durch die AT-Schöpfungsgeschichte nahegelegt. Solange Gott alleine im Paradies das Sagen hatte, hatten die Menschen keinen freien Willen, sie fügten sich dem Wollen Gottes. Erst als ein Widersacher Gottes in Form einer Schlange auftrat, konnte sich der Mensch entscheiden. Und fortan gab es den freien Willen, und ich hoffe, daß nie ein Gott über seine Widersacher triumpfieren wird und der freie Wille ewig währt.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit

Vendetta

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Warum überhaupt glauben?

14.08.2004 um 05:45
Und bei welchem Verlag arbeitest du? :)

...leben heisst lieben!


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Warum überhaupt glauben?

14.08.2004 um 06:01
Sehr interessant muss ich sagen!

>>>Sollte sich doch mal wieder jemand trauen, eine neue Zeitung auf den Markt zu bringen, so erscheint einfach ein Artikel in der Monopolzeitung, die alles in der neuen als Unwahr dastellt, und die Monopolstellung bleibt gewahrt.<<<

- Die Monopolstellung ist aber nicht garantiert. Der Islam wäre in diesem fall die neue Zeitung und trotz der Monopolstellung des Christentums und Judentums haben sie es nicht geschafft das der Islam immer mehr Anhänger bekamm.

>>>Ein Leser, der nur eine Zeitung ließt und ihr glaubt, unterstützt eine solche Entwicklung, trägt also aktiv dazu bei, die Meinungsvielfalt zu verringern.<<<

- Dies ist ein allgemeiner vorgang der überall vorhanden ist wo eine Meinung herscht. Indem z.B. hier jeder seine Meinung im Forum vertretet trägt er so dazu bei das sich die Meinungsvielfalt verringert, ob er das schafft ist eine andere frage aber er trägt dazu bei.

>>>Es sollte also das Bestreben aller Menschen sein, dafür zu sorgen, daß keine Religion eine Monopolstellung erreichen kann.<<<

- Das ist nicht möglich, denn dann müssten die Menschen gegen ihren verstand arbeiten. Eine Religion die eine Monopolstellung hat bekommt immer mehr Anhänger, weil diese Anhänger davon überzeugt sind das sie an etwas richtiges glauben ihr Verstand und ihre logik sagt ihnen das sie das richtige tun, ob sie wirklich das richtige tun ist eine andere frage, aber sie glauben sie tun das richtige. Um zu verhindern das eine Monopoll ensteht müssten die Menschen bzw. eine menge von Menschen gegen ihren Verstand arbeiten, auch wenn sie also die eine Religion für richtig halten müssten sie gegen dieses akzeptanz handeln und nur so tun als ob sie es falsch finden würden. Was ja sicherlich keiner tun wird.

>>>Und dies geschieht am besten dadurch, daß man die Religionen eben als die Meinung der Gottheit ansieht, die dadurch möglichst viele Gläubige bekommen möchte.<<<

- Dies ist ein resultat eines Denksvorgans. Aber das resulut nach dem denken siehst nicht bei allen Menschen gleich aus, so z.B. sehe ich die Religionen nicht als irgendwelche Anbieter die möglichst viele Kunden haben wollen. Und genau das bricht deinen ausführungen, Gläubige Menschen denken nicht so bzw. diese schlussfolgerug also diese ansicht über Religionen ist nicht bei allen Menschen so, vieleicht bei dir, aber nicht bei allen, und trägt nicht genau das dazu bei das es verschiedene Meinungen gibt ?.



Bin jetzt etwas verwirrt, ich bin ja auch müde, gehe schlafen aber werde morgen ähm ich meine nach dem aufwachen das wieder vornehmen.

Der Quran zeigt dem Menschen, worüber er nachdenken und was er erforschen soll. Wer an die Existenz Allahs glaubt, wird dank der gedanklichen Methodik, die der Quran lehrt, Allahs Vollkommenheit, Seine unendliche Weisheit und Wissen und die Kraft Seiner Schöpfung besser verstehen. Denn wenn ein an Allah glaubender Mensch beginnt, mit den Methoden die der Quran lehrt zu denken, wird er sehen, dass das gesamte Universum ein Zeichen Seiner Kraft und Seiner Kunst ist. Denn "die Natur ist ein Kunstwerk, sie kann kein Künstler sein" und jedes Kunstwerk dient dem Zweck, die hohen Fähigkeiten seines Schöpfers widerzuspiegeln und die in ihm liegende Bedeutung mitzuteilen.


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vendetta Diskussionsleiter
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14.08.2004 um 06:06
@rebornspecies

books on demand! ;)



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14.08.2004 um 07:42
@vendetta !

"Der Glaube aber ist :
Eine Ver-wirk-lich-ung dessen, worauf man hofft;
eine Über-zeugung von Dingen, die man (noch) nicht sieht.
Darin haben die Alten Zeugnis erlangt."
(Hebr. 11.1)

Im Wort Verwirklichung steck WIRKUNG,
im Wort Überzeugung steckt ZEUGUNG

Deshalb sollte man GLAUBEN, um Wirkung zu erziehlen und Neues zu Zeugen.

Aber nicht "Glauben" in dem Sinne,
etwas Überliefertes einfach für "wahr" zu halten,
sonder indem man felsenfest daran GLAUBT,
das erhoffte Veränderungen im Leben WAHR werden können,
über jeden Widerstand hinaus .

Um selbst Neues zu Zeugen und die eigene Wirksamkeit zu stärken,
deshalb sollte man glauben !

Woran sie /er GLAUBT, muß Jeder für sich selbst erproben und - er-LEBEN.

Möge DIE MACHT mit Euch sein !

MIKESCH

In liebevoller Hingabe an den EINEN gebiert sich der EINE wiederum liebevoll in uns.

"Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben !" P.Pilatus



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14.08.2004 um 09:02
@MIKESCH
bitte, bitte geh nicht auf urlaub!
wir brauchen dich! ich brauche dich!

sowie intelektuelles kopfweh für ein einfaches inneres wissen...

Einweihung ist niemals das, was du dir darunter vorstellst. Andernfalls wärst du schon eingeweiht.


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16.08.2004 um 16:07
@ Vendetta

Also die Darstellung eines Ungläubigen erinnert wohl mehr an einen Mathematiker ... der glaubt auch nur an die 1 und die Addition + ... der Rest ergibt sich ganz automatisch mit "kurzsichtiger" Methodik.
Die Darstellung der Gläubigen erinnert an Naturwissenschaftler ... Galileo Galilei geht auf den schiefen Turm von Pisa und wirft Federn und Bleistücke hinunter ... beide fallen gleich schnell ... ohne dass die Vakuumforschung bekannt war. Das ist echter Glauben!


Deine Religions- und Zeitungsanalogie find' ich sehr interessant. Nun stellst du Zeitungen als monolithische Faktoren dar, was sie ja nicht sind. Da gibt's unterschiedliche Redakteure (mit unterschiedlichen Meinungen) und selbst jeder einzelne Schreiberling hat kleine Engel und Teufel auf seiner Schulter sitzen. ;) So schaut's auch bei den Religionen aus. Bleibt die Frage, wie sich das auf den "Konvergenzprozess" auswirkt .... ob's daran liegt, dass sich keine Monopolstellung herausbilden konnte? Oder läuft das Experiment bloß noch nicht lange genug???

Wenn man den Zeitungen einen Machtmissbrauch ihrer Monopolstellung natürlich unterstellt ... dann komme auch ich zu dem Schluss, dass Monopolstellungen zu verhindern sind.


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16.08.2004 um 18:16
Ich habe nun wirklich nicht alles gelesen und hoffe zu wissen worauf du hinaus willst, abgesehen davon, dass das Buch ein sehr gutes ist.

Ich denke dennoch, dass es ein sehr schlechtes Beispiel ist.

Daru gehe ich nur auf die Thread Überschrift ein:
Warum überhaupt glauben?

Ich glaube nur aus einem Grund, aus dem, dass es Gott gibt.
Also weniger glauben sondern wissen.
Es gibt Gott, es gibt übersinnliches.

Die einzige Frage die bleibt, ist:

Was ist die passende Religion. Was erwartet Gott von uns, oder anders gesagt was ist der Sinn des Lebens.



Jesus antwortete Ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz (Psalm 82,6):"Ich habe gesagt: Ihr seid Götter"? Johannes 10,34


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yo ehemaliges Mitglied

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16.08.2004 um 18:38
schön formatiert, mit fetten bullets und so, echt, schöne form :| wenn du schon mit html-tags um dich schmeißt, könntest du vielleicht die kernaussagen bunt drucken, damit ich auch den inhalt bewerten kann? ;)

zu deiner frage:
keine ahnung :| mich würde interessieren, ob menschen, die einerseits ohne jeglichen religiösen input aufwachsen, andererseits aber die naturphänomene wissenschaftlich erklärt bekommen, sodass sie blitz und donner nciht für die taten eines gottes halten, selbst eine religion entwickeln würden, welcher art auch immer... wenn ja, dann könnte man sich die frage sparen, denn sie klingt ja so, als ob sich der mensch sagt: so, jetzt entscheide ich mich zu glauben :|


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16.08.2004 um 20:17
Ich glaube, dass ich morgen früh aufwache. Ich glaube, dass ich meine Arbeit auch morgen noch habe.

Erzählt mir jetzt nicht, dass sei nicht der Glaube von dem ihr sprecht. Das Glaube immer gleich mit Religion gleichgesetzt wird, ist grundsätzlich ein Irrtum, der immer in eine Sackgasse führt.

Achtung! Dieser Bürger ist aus dem Zoo ausgebrochen.


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vendetta Diskussionsleiter
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Warum überhaupt glauben?

17.08.2004 um 00:16
Ok, ich gebe zu, daß der Text viele Gedankengänge etwas zu knapp zusammenfast, ich habe dann auch während dem schreiben gemerkt, daß ich eigentlich ein Buch schreiben müßte, um alles unterzubringen. Hab ich aber dann doch nicht gemacht.

Lieber yo:

es ist im Interesse des Menschen, daß es Gut und Böse gibt



Damit möchte ich nicht behaupten, daß es tatsächlich irgendeiner Religion irgendwann gelingen wird, alle Menschen nach ihrer Definition gut zu machen. Ich behaupte nur, daß dieses Ziel auch nicht erstrebenswert ist.

Lieber chevalier
Im "Per Anhalter durch die Galaxis" findet sich folgender schöner Syllogismus:
Der Babbelfisch (ein Fisch, den man sich ins Ohr steckt, der sich von Gehirnwellen ernährt und alle Sprachen in die Sprache des Besitzers übersetzt) ist ein Beweis für die Existenz Gottes.
Gott hat gesagt, daß man an ihn glauben muß, daß man nie wissen kann, ob es ihn gibt (NT, ich such die Stelle jetzt nicht raus).
Also wird die Existenz Gottes durch den Babbelfisch beendet, in dem er sie beweist.

Und, ja, den Babbelfisch gibt es nicht wirklich, und ob er die Existenz dann beweisen würde, kann man auch nicht mit Sicherheit sagen. Mir geht es nur darum, daß du an deinen Gott schon glauben mußt, wissen kannst du das nicht. Das würde dem Geist Gottes widersprechen (jedenfalls nach dem NT, vielleicht sehen andere Religionen das anders).

Lieber Herborner
Auch Matematiker verhalten sich in Ausnahmefällen wie Gläubige, z.B. wenn sie die komplexen Zahlen "erfinden". da heißt es <code>√-1</code> wäre nicht möglich, da jede Zahl mit sich selbst multipilziert eine positive Zahl ergeben muß. Also erfinden wir einfach eine Zahl, bei der das nicht so ist, und nennen sie <code>i</code>, und <code>i2 = -1</code>. Das ist für mich genau das, was Umberto Eco als Glauben beschreibt. (Und bitte, liebe Matematiker, wenn das falsch ist, regt euch nicht auf, ich war krank, als die komplexen Zahlen in der Schule drann waren).
Du wiederholst mich nur, wenn du sagst, der Gläubige sei ein Naturwissenschaftler, das gleiche behaupte ich doch auch ?:)?

Zu Galileo:
Das mit dem schiefen Turm von Pisa ist ein Märchen. Hab mal eine Erklärung rausgesucht: Die Zeit: Freier Fall

Ich weiß nicht, wo ich der Praxis des Verlagswesens widersprochen habe. Ich habe die Zeitungen so beschrieben, wie sie beim Leser ankommen: Jeden Tag ein Stoß Papier. Das sich Zeitungen in sich widersprechen können, ist selbstverständlich, aber doch nicht von den Zeitungen gewollt. Ebenso bei den Religionen. Wenn man das verstanden hat, daß es diese Widerspüche gibt, dann ist man schon ziemlich weit, denke ich. Dann hat man wohl verstanden, daß es nicht um die Darstellung von Wahrheiten geht (was nicht bedeutet, daß es um das Gegenteil geht), sondern um die Mitteilung von Meinungen. Genauso wie bei der Religion.

Lieber Buddha
Die Erfahrung hat gezeigt, daß ich bisher immer aufgewacht bin, nachdem ich eingeschlafen bin. Deshalb nehme ich an, daß es morgen wieder so sein wird. Das ist Statistik, kein Glaube.
Außerdem: Ereignisse, die in der Zukunft angesidelt sind, kann man nur glauben (bzw. für wahrscheinlich halten). Wenn du sagst: "Ich glaube, daß es einmal einen Gott geben wird" (oder: "Ich glaube, daß eine Zeit kommen wird, in der wir Gott tatsächlich erkennen können") dann bist du Anhänger des sog. schwachen Agnostizismus. Vielleicht fällt dir ja noch ein Beispiel ein, daß nicht mit dem Glauben an die Zukunft arbeitet. Z.B. "Ich glaube, daß es Vendetta eigentlich nur gut mit mir meint" ;)

Schön, daß sich doch noch jemand mit diesem Thread beschäftigt.

"Du hast das gleiche bekommen wie jeder andere auch: Ein Leben"
Death in Neil Gaimans "Sandman"

Vendetta

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17.08.2004 um 08:05
@ Vendetta

also i wird schon konstruktiv hergeleitet ... in 'ner algebra vorlesung war das ... zerfällungskörper für minimalpolynome (oder so).

das mit dem galileo wusste ich auch noch nicht ... habe das immer für richtig gehalten ... diese physiker ;) naja, wenigstens widerspreche ich dir nicht ;)

mir ging es auch gar nicht darum, deine verlagswesen-analogie zu beschädigen. wollte nur darauf hinweisen, dass eine konvergenz in einen "monopolzustand" dadurch erschwert wird, dass die zeitungen/religionen intern nicht "gleichgeschaltet" sind, sondern aus menschen mit einzelmeinungen bestehen. mir ging es also nur um eine konvergenzanalyse.


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vendetta Diskussionsleiter
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18.08.2004 um 00:53
@herborner

Ich bin kein Mensch der höheren Matematik, habe nur das Gefühl gehabt, daß es in gewissen Regionen schon an glauben grenzt, was die da machen. So hat mir ein Matematiklehrer mal gesagt, es gäbe Zahlenräum, in denen 1+1=1 wahr wäre (oder so ähnlich). Aber das würde jetzt zu weit führen, also: ja, die beschreibung erinnert an einen Matematiker. Aber: Erinnert sie deshalb NICHT an einen orthodox Gläubigen?

>>> naja, wenigstens widerspreche ich dir nicht

Du darfst mir gerne widersprechen, darum geht es ja. Wir kommen doch nur weiter, wenn wir einander widersprechen und dann überlegen, wie man zusammen kommt. Dabei sollten beide bereit sein, ihren Standpunkt zu verteidigen und auch aufzugeben.

>>> mir ging es auch gar nicht darum, deine verlagswesen-analogie zu beschädigen.

Und mir ging es auch nicht darum, deine Ansicht abzulehnen. Aber wie ich schon sagte: So eine Monopolstellung gab es nie, und es wird sie wohl auch nie geben. Es ging mir eher darum, daß viele Menschen einen solchen Zustand anzustreben scheinen, und daß ich dies nicht für richtig halte. Aus den beschriebenen gründen. Daß man sich also mit dem Glauben an eine absolute Wahrheit (oder der Suche nach einem solchen) auf dem falschen Weg befinden.

@Lightstorm

Ich merke gerade, daß ich dir noch eine Antwort schuldig bin (du mir übrigens auch ;) )

>>> Die Monopolstellung ist aber nicht garantiert. Der Islam wäre in diesem fall die neue Zeitung und trotz der Monopolstellung des Christentums und Judentums haben sie es nicht geschafft das der Islam immer mehr Anhänger bekamm.

Wie ich oben bereits schrieb, eine solche Monopolstellung gab es nie. Auch können nicht Christentum und Judentum zusammen eine Monopolstellung innehaben. Das wäre eher ein Kartell oder Syndikat, aber dafür verstehen sich die beiden nicht gut genug. Und der Islam ist ja auch nicht die neueste Religion, mir fällt da spontan das Mormonentum ein

Ich:
>>>>>>Ein Leser, der nur eine Zeitung ließt und ihr glaubt, unterstützt eine solche Entwicklung, trägt also aktiv dazu bei, die Meinungsvielfalt zu verringern.<<<

Darauf Du:
>>> Dies ist ein allgemeiner vorgang der überall vorhanden ist wo eine Meinung herscht. Indem z.B. hier jeder seine Meinung im Forum vertretet trägt er so dazu bei das sich die Meinungsvielfalt verringert, ob er das schafft ist eine andere frage aber er trägt dazu bei.

Ja, das ist mir auch schon aufgefallen, daß es dir darum geht, die Meinungsvielfalt zu verringern, aber du solltest hier nicht von dir auf andere schließen. Mir geht es nicht darum, dich oder irgendwen von etwas bestimmten zu überzeugen, sonder darum, Fragen aufzuwerfen. Ich verneine die Erkennbarkeit einer absoluten Wahrheit und propagiere das eigene Denken, auch auf die Gefahr hin, daß andere ihr eigenes Denken gegen mich verwenden. Solange es ihr eigenes ist, wird es mir eine Freude sein, mich mit ihnen auseinander zu setzen.

>>> Um zu verhindern das eine Monopoll ensteht müssten die Menschen bzw. eine menge von Menschen gegen ihren Verstand arbeiten, auch wenn sie also die eine Religion für richtig halten müssten sie gegen dieses akzeptanz handeln und nur so tun als ob sie es falsch finden würden. Was ja sicherlich keiner tun wird.

Doch, ich tue das. Na ja, nicht ganz, aber bei mir ist es in etwa so: Ich halte viele Dinge, die im neuen Testament geschrieben stehen, für gut. Soll heißen ich versuche Dinge wie Nächstenliebe mit all ihren Fasetten im täglichen Leben unzusetzen. "Richte nicht, auf daß du nicht gerichtet wirst", daß erscheint mir logisch. Absolut unlogisch erscheint mir dagegen, anzunehmen, daß deshalb alles, was in der Bibel steht, wahr sein soll. Ich gehe durchs Leben und nehme auf, was mir gegeben wird, prüfe es einzeln und im Zusammenhang, und befinde es für gut oder schlecht FÜR MICH! So bildet sich langsam aber sicher meine eigene Persönlichkeit heraus.

Ich
>>>Und dies geschieht am besten dadurch, daß man die Religionen eben als die Meinung der Gottheit ansieht, die dadurch möglichst viele Gläubige bekommen möchte.<<<

Du
>>> Dies ist ein resultat eines Denksvorgans. Aber das resulut nach dem denken siehst nicht bei allen Menschen gleich aus, so z.B. sehe ich die Religionen nicht als irgendwelche Anbieter die möglichst viele Kunden haben wollen. Und genau das bricht deinen ausführungen, Gläubige Menschen denken nicht so bzw. diese schlussfolgerug also diese ansicht über Religionen ist nicht bei allen Menschen so, vieleicht bei dir, aber nicht bei allen, und trägt nicht genau das dazu bei das es verschiedene Meinungen gibt ?.

Es ist natürlich möglich, das streben nach dem verringern der Meinungsvielfalt als Teil der Meinungsvielfalt zu sehen. Da gebe ich dir recht. Trotzdem ist dies die einzige Meinung, die ich grundsätzlich ablehne. Für mich ist meinungsvielfalt eben ein Gut an sich.

@Mickesch
Ich glaube, du gibst mir damit recht, aber so ganz sicher bin ich mir nicht ;)


Vendetta

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18.08.2004 um 01:02
@vendetta

Ich kann dir sagen, warum die Menschen glauben:
Weil diese Welt scheiße ist.
Und weil der Glaube einem Kraft gibt.
Ist wie mit der Homöopathie
Gut ist das, was einem Kraft gibt, ob es einen Gott gibt oder nicht, ist doch eher nebensächlich für diese Leute, auf irgendeine Art und weise gesehen.
Und ich kann sie gut verstehen.


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18.08.2004 um 01:37
@ Neurotiker

Mit dem Unterschied, dass Homöopathie auch bei Kleinkindern oder gar bei Tieren wirkt. Ob diese sich ihres Glaubens bewusst sind?

Was auch immer wir wissen können oder dürfen - es wurde bereits zuvor gewusst.


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18.08.2004 um 01:53
@neurotiker

Wenn ich deine Aussage ein bißchen veränder, dann könnte ich sagen, daß die Menschen (an Gott) glauben, weil sie verantwortungslos und feige sind, und Gott eine gute Ausrede ist.

Vendetta

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18.08.2004 um 08:46
Nein Vendetta, Mathematik bedarf keines Glaubens. 1+1=0 vielleicht. Das sind bestimmte endliche Körper, in denen z.B. dein Computer rechnet. Uff, jetzt kommt mir mein Studium wieder hoch ... würg ;) Ja ja, die Brüder haben was orthodoxes an sich. Ein Glaube wird da "Beweis" genannt und ist unumstößlich. Das unterscheidet sie von Naturwissenschaftlern (echten "Gläubigen") und Philosophen.

Also vielleicht sollte man dein Denkmodell einfach nur aufbohren ... mit einem demographischen Faktor. Wenn die Leserschaft einer Zeitung nicht fremdliest und sich viel stärker vermehrt als die der anderen und obendrein noch neue Leser wirbt ... dann konvergiert es vielleicht (!) in einen Monopolzustand. Vielleicht blüht uns das irgendwann ... nur haben wir noch nicht lange genug gewartet. So einen Zustand halte ich auch nicht für erstrebenswert ... weil Monopol = Monokultur.

Du siehst: ich spiel' jetzt einfach mal 'n bisschen an deinem Denkmodell rum ....


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18.08.2004 um 10:12
@herborner

Ich würde sagen, in gegenseitigem Interesse lassen wir also die Matemetik aus dem Spiel ;)

Zum Thema:
Ich glaube ja nicht, daß es irgendwann einmal soweit kommen wird, daß eine Religion wirklich monokulturelle verbreitung findet, die Frage ist aber:

Solle ein System (um das ganz allgemein zu formulieren), das als erklärtes Ziel diese Monokultur hat, nicht aufgrund dessen abgelehnt werden, wenn auch das Erreichen diesen Ziels vorraussichtlich nicht erreicht wird?

Denn unsere drei monotheistischen Religionen haben ja diesen Absolutheitsanspruch alle. Schon im Wort "Monotheismus" verbirgt sich das, wo wir doch alle wissen, wie überlegen sich Musik anhört, wenn sie statt monophon stereophon ist. Und richtig geil wird es, wenn man 5.1 hat (darf ich der Subwoofer sein? ;) )

Da bin ich ja doch glatt bei einer klaren Frage angelangt, ich sollte mich schämen ;)

Vendetta

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18.08.2004 um 10:22
Ich denke jeder Mensch glaubt an irgend was. Ohne Glauben würden wir Irre werden bei all dem Unerklärlichen was so auf der Welt passiert. Also ist Glaube soetwas wie ein Selbstschutzmechanismus.


burn burn the truth the lies the news / Lostprophets - Burn, burn



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18.08.2004 um 11:14
@Auweia

Du hast den Thread nicht gelesen, oder?

Wissen heißt glauben

Vendetta

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18.08.2004 um 11:28
Nö, ich hab die Posts nicht vollständig gelesen, da einige mir einfach zu lang waren. *schäm*

Deswegen habe ich mich an die Threadüberschrift gehalten. ;)

Glauben heisst nicht Wissen


burn burn the truth the lies the news / Lostprophets - Burn, burn



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