Sind die Schwaben eigentlich verschlossen, unfreundlich und verkorkst?
01.08.2012 um 19:00
Mit dem Begriff "Schwaben" meinst du wohl die Oberschwaben in Württemberg?
In Württemberg bin ich, als zugezogener, aufgewachsen. Ist diese Spezies nun verschlossen, unfreundlich, rückradlos, heuchlerisch, verkorkst und von grundauf böse?
Diese Frage habe ich mir nach zwanzig Jahren in diesem Bundesland gestellt. Erfreut festgestellt, dass nicht alle Menschen auf der Erde diese Eigenschaften teilen.
Auf meinen Reisen durch Europa und Asien bin ich auf die unterschiedlichsten Kulturen gestossen.
Natürlich nicht nur positive Erfahrungen gemacht. Aber überall war ich als ICH willkommen, ich durfte so sein wie ich bin. Dick, Dünn, Arm, Reich, Dumm oder Klug. Egal. Wenn mich jemand nicht leiden konnte, dann wurde mir dies postwendent und unmissverständlich klargemacht. Ins Gesicht gesagt. Nicht hinten herum gelästert bis zur Extase. Da hauen dir nicht deine "besten Freunde" sinnbildlich das Messer in den Rücken. Hier und Jetzt lästere ich (anonym). Und das muss ich! um die Einen zum Auswandern zu ermutigen beziehungsweise um die Anderen vorm Einwandern abzuhalten.
Neben den vielen Greueltaten , kriegerischen Auseinandersetzungen, Naturkatastrophen, Hungersnöten, mangelnder medizinischer Versorgung und der allgemeinen Ungerechtigkeit Weltweit zwischen Arm und Reich, haben die Württemberger doch einen gewissen finanziellen Wohlstand erreicht. Sie leben in Frieden. Sie leben umgeben und inmitten einer traumhaft schönen Natur. Und Trotzdem! Warum? Warum kommen bei diesen Oberschwaben nur alle negativen menschlichen Eigenschaften zum Vorschein?
Erst nach zwei Jahrzehnten erkenne ich was mich, als Mensch und als Individuum, fast zerstört hätte. In Württemberg werden zugezogene ("Neigschmeggte") wie Juden vor der NS-Zeit behandelt! Besonders erschreckend, sogar untereinander herrschen Abneigung und Missgunst. Übertreibung? Na, dann probierts doch mal aus! Zehn Jahre investieren und mental gebrochen wieder auswandern. Manche schaffens, viele nicht und gehen unter. Resignieren und leben vereinsamt und ausgeschlossen. Dabei Alt, nicht älter werdend.
Einfach wieder auszuwandern ist leichter gesagt als getan. Familie, "neigschmeggte" Freunde und die finanzielle, berufliche Lage. Über die vielen Jahre sind Wurzeln gewachsen. Lösen tut weh.
Einmal im Jahr, nach dem hysterischen Fasnetstreiben, finden symbolische Hexenverbrennungen statt. Satanistisch? Vielleicht.
"Wenn euner am Tisch alleu hogget, dann sollman au alleu hogge lasse. Und, der braucht dann it meuna dass er sich zu uns na stella kennt!"
Zitat eines Eingeborenen
Soll heißen: Wenn jemand (z.B: ein Fremder oder Zugezogener) allein an einem Tisch Platz genommen hat (Gasthaus, Wirtshaus, Disco, Kantine am Arbeitsplatz usw.), dann soll man ihn allein da sitzen lassen (ausgrenzen, besonders wenn dieser vollkommen harmlose durchschnittsmensch noch keinen Anschluss gefunden hat). Und, (jetzt kommts) dieser Welche braucht nicht auf die Idee kommen, sich mit den Anwesenden anzufreunden.
Hin und wieder entstehen dann doch kurzlebige Freundschaften in der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein, bei der freiwilligen Feuerwehr. Hinterm Rücken wird dann kräftig gelästert. Hat man sich sechs Monate oder länger nicht mehr gesehen, ist alles wieder dahin. Mit aller Herzlichkeit kommt man dagegen nicht an.
Ach was solls. Mir bleibt der Rest meines Lebens um Abenteuer zu erleben und neue echte Freundschaften zu schmieden. Dieses OBERSCHWABENTRAUMA verfolgt mich und jeden der die gleichen Erfahrungen gemacht hat.
Drei Monate sind vergangen seit ich aus Württemberg geflohen bin.
Alle hier sind so unglaublich freundlich. Die Bedienung im Café lächelt, der Busfahrer grüsst vornehm, die Kinder spielen friedlich. Kein Genörgel. Keine missbilligenden Mienen und arglistigen Blicke wenn ich durch die Strassen schländere und einkaufen gehe. Konflikte und Gewalt gibt es überall aber hier...
...hier bin ich einfach nur ICH und darfs auch sein.
Baden-, Bayern, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen usw. egal wo in Deutschland.
Drum geb ich dir den Rat: Geh und schau nicht mehr zurück !
Geh solange Du noch kannst !
Geh schnell, vor allem wenn Du noch jung bist !