@Celladoor Die richtige Frage zur richtigen Zeit
;); habe mir vor einigen Wochen einen entsprechenden Fernsehapparat zugelegt. Was die 3D-Blu-ray-DVD´s anbelangt - eindrucksvoll! Nebelschwaden und Wolken ziehen zum Bildschirm hinaus, ein räumlicher Effekt ist deutlich wahrnehmbar. Allerdings ist schon darauf zu achten, daß der Film auch tatsächlich in 3D gedreht worden ist! Billige Nachbearbeitungen "normal" aufgenommener Streifen bringen es nicht. Auch wenn das TV-Gerät selbst eine entsprechende Adaption von 2D auf 3D vornehmen kann; eigentlich nur angenehm bei Sendungen und Filmen im hochauflösenden Format. Man schaut dabei dann mehr in die Mattscheibe wie in eine "Bühne" hinein...
Die Shutter-Brille, welche ich zu dem Gerät separat bestellen mußte, ist nicht weiter hinderlich (36 Gramm Gewicht) und kann per USB-Kabel an einem entsprechenden Port des Fernsehers aufgeladen werden. Auch hier lohnen sich Preisvergleiche; das erste Teil kostete mich fast 60,- Euronen bei einem "Amazon"-Anbieter; als ich ein zweites Exemplar dort ordern wollte, war sie nicht mehr vorrätig. Und so stellte ich bei der Suche nach einem anderen Lieferanten fest, daß ein bekanntes Hamburger Versandhaus den gleichen Artikel für 39,99 Euro im Angebot führte. Allerdings mit 5,95 Euro Versandkosten. 2,00 Euro wurden als sogenannter "Sparvorteil" noch von der Gesamtsumme abgezogen und auch gleich darauf hingewiesen, daß eine Lieferung erst Mitte Mai möglich wäre. Was aber für mich nicht sonderlich tragisch ist...
War seinerzeit in Hamburg einer der ersten, welcher sich ein Fernsehgerät mit dem damaligen, angeblich revolutionären "ABDY-3-D-System" zugelegt hatte (wird -komischerweise- heute im Internet fast überhaupt nicht mehr erwähnt). Noch mit großen rot-grünen Pappfilterbrillen. Da konnte der räumliche Effekt dann auch per Knopfdruck zugeschaltet werden; DVD oder gar Blu-ray gab es eh noch nicht. Die Umrißstrukturen der TV-Bilder verschoben sich minimal und wurden entsprechend farblich in rot abgesetzt, das sollte dann die räumliche Tiefenwirkung hervor rufen. Begeistert war ich von der Geschichte damals nicht; bot sich mir eher schlecht als recht dar. Und nach einer halben Stunde "3-D-Fernsehen" hast Kopfschmerzen bekommen...
:(Einen "SPIEGEL"-Artikel von damals habe ich dazu gefunden:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14019567.htmlWen´s interessiert:
DER SPIEGEL 2/1983
Tatort mit Brille
Ein Coup des französischen Konzerns Thomson-Brandt: dreidimensionales Fernsehen ohne großen Aufwand.
Monatelang hatten die Manager des Thomson-Brandt-Konzerns die Vorbereitungen für das "Unternehmen Abdy" sorgfältig und im geheimen geplant. Kein Konkurrent, so lautete die wichtigste Anweisung für die Techniker in den Konzernlabors in Villingen, dürfe auch nur ahnen, daß Thomson-Brandt eine Neuheit vorbereitet.
Der Coup gelang. Erst Anfang dieses Jahres erfuhren die TV-Hersteller, daß der verstaatlichte französische Konzern am 17. Januar, so ein Branchenkenner, "eine Bombe loslassen will".
Die Geheimniskrämerei der Franzosen galt einem Elektronikartikel von der Größe einer Zigarettenschachtel. Mit Hilfe des unscheinbaren Kästchens sollen die Fernseher der Thomson-Marken Nordmende und Saba dem Zuschauer etwas bieten, was kein anderes TV-Gerät liefert: dreidimensionale Bilder auf Knopfdruck.
Das Raumbild, das die Franzosen mit einem Werbeetat von mehr als einer Million Mark populär machen wollen, verdanken die Thomson-Manager nicht der Findigkeit eigener Techniker. Die Neuerung stammt vielmehr von dem Hamburger Ingenieur Rolf Ganß.
Mit einem simplen Schaltungstrick gelang dem 38jährigen Techniker eine Erfindung, an der Film- und Elektronikkonzerne seit Jahrzehnten arbeiten. Das farbige Fernsehbild wirkt nach dem Ganß-Verfahren so räumlich, als ob der Betrachter gerade aus dem Fenster schaut.
Dieser Effekt entsteht dadurch, daß die drei Grundfarben des TV-Bildes, also Rot, Grün und Blau, nicht wie beim normalen Programm gleichzeitig auf den Fernsehschirm projiziert werden. Das Rot-Spektrum des vom Sender kommenden Signals wird im TV-Empfänger von den anderen Farben getrennt und wenige Mikrosekunden später auf den Bildschirm projiziert.
Ganß nannte dieses Verfahren Anaglyphic by delay (Abdy), was soviel bedeutet wie Räumlichkeit durch Verzögerung.
Durch diesen Schaltungstrick entstehen auf dem Schirm zwei Halbbilder, die der Zuschauer, mit bloßem Auge, daran erkennt, daß alle Konturen einen roten Rand, das versetzte Farbspektrum, bekommen. Setzt er eine rotgrüne Brille auf, so wird das Geisterbild scharf und plastisch. Das Zuschauer-Hirn nämlich verschmilzt mit Hilfe der Brille die Halbbilder zu einem farbigen Gesamtbild.
In Amerika war der plastische Film schon einmal, Anfang der 50er Jahre, ein kurzlebiger Hit, damals im Kino. Die Industrie lieferte wöchentlich zwölf Millionen rotgrüner Pappbrillen aus, mit denen die Kinobesucher Gruselfilme wie "Das Kabinett des Professors Bondi" oder "Bei Anruf Mord" plastisch genießen konnten. Doch nach einem halben Jahr war das 3-D-Spektakel wieder vergessen: Mangelhafte Kinoprojektoren hatten schon nach kurzer Sehdauer Kopfschmerzen verursacht.
Techniker in Amerika und Europa, etwa bei Siemens und Philips, arbeiteten trotzdem weiter daran, ein Raumbild zu entwickeln. Doch alle bisherigen Verfahren hatten zwei Nachteile: Zum einen sind komplizierte und teure Aufnahmegeräte, etwa zwei speziell gekoppelte Kameras, erforderlich. Zum anderen wären bei speziellen 3-D-Sendungen alle Zuschauer gezwungen, die rotgrüne Brille aufzusetzen, wenn sie sich nicht mit Geisterbildern begnügen wollten.
Beim Ganß-Verfahren dagegen kann das Programm unverändert ausgestrahlt werden, da der 3-D-Effekt erst im Fernseher durch die Abdy-Schaltung erzielt wird. Per Knopfdruck an seiner Fernbedienung kann der Zuschauer entscheiden, ob er Tagesschau oder Tatort wie bisher oder als Raumbild mit Brille sehen will.
Als Ganß zusammen mit seinem Partner, dem Hamburger Unternehmer Hasso Hofmann, im Sommer vergangenen Jahres seine Erfindung den deutschen TV-Herstellern vorstellte, winkten die meisten ab. Die Abdy-Bilder, so mäkelten sie, erreichten längst nicht die Farbqualität des normalen Bildes.
Lediglich Max Grundig und die Bosch-Tochter Blaupunkt zeigten stärkeres Interesse. Doch Grundig hatte damals ganz andere Probleme. Ihn drückte ein Lager von einer halben Million unverkaufter TV-Geräte, zudem beanspruchten ihn die Verhandlungen über den Verkauf seines Unternehmens. Ohne die Rückendeckung des Marktführers mochten auch die Blaupunkt-Manager den Schritt ins Raumbild-Zeitalter nicht wagen.
Als letzter meldete sich schließlich Thomson-Brandt bei Ganß, und die Franzosen reagierten schnell. Innerhalb einer Woche waren die Lizenzverträge für das Verfahren, das inzwischen einwandfreie Bildqualität liefert, fertig und unterzeichnet. Einzige Bedingung: Die Franzosen erbaten sich die Exklusivrechte für Abdy bis zum 31. März dieses Jahres. Bis dahin darf keine andere Firma das 3-D-TV verkaufen.
Als sich die neuen Partner schließlich auch noch mit der Firma Zeiss, die für die nötigen Brillen sorgt, einig waren, stand der Aktion Abdy nichts mehr im Weg.
Ursprünglich wollten die Franzosen die Neuheit schon im Dezember auf den Markt bringen. Doch damit, so ihre Überlegung, hätten sie das Weihnachtsgeschäft erheblich gestört. Und Ärger mit der Konkurrenz können sich die Franzosen nicht leisten, solange sie auf die Zustimmung des Kartellamts zur Übernahme des Grundig-Konzerns warten.
So verschoben sie den Start auf den 17. Januar. Dann sollen in allen Läden 3-D-tüchtige Farbfernseher und Nachrüstsätze für normale Saba- und Nordmende-Modelle erhältlich sein. Zeiss will zum gleichen Zeitpunkt den Optikern die nötigen Brillen liefern.
Nach dem Deutschland-Start gehen die Franzosen mit dem Anaglyphen-TV sofort in den Export: Zehn europäische Länder sollen in den nächsten sechs Wochen beliefert werden. Bis zum Herbst will 3-D-Unternehmer Hofmann ein Zusatzgerät entwickelt haben, das in alle TV-Geräte nachträglich eingebaut werden kann. Preis: 98 Mark inklusive Montage und zwei Brillen.
Sorgen machen den Pionieren der dritten Dimension nur die bisherigen Erfahrungen mit dem Publikum. "Es wird nicht einfach sein", fürchtet Hofmann, "die Brille durchzusetzen."