Vor- und NachteileLängere AbendeDie Tageslichtphase liegt zu einer späteren Uhrzeit. Das wird von vielen Menschen als eine Verlängerung der Tageslichtzeit empfunden. So ist die Uhrzeit des Sonnenaufgangs im Hochsommer zum Beispiel 4:30 Uhr Sommerzeit statt 3:30 Uhr Normalzeit. Entsprechend verschiebt sich die Uhrzeit des Sonnenuntergangs etwa von 21:00 Normalzeit auf 22:00 Uhr Sommerzeit. Da um 3 und 4 Uhr morgens der Großteil der Menschen schläft, um 22 Uhr abends aber nicht, und da die heutige Gesellschaft sich eher nach der Uhrzeit als nach der tatsächlichen Tageszeit richtet, verschiebt sich die mit der Uhrzeit verbundene Wachphase der meisten Menschen mehr in die helle Phase des Tages hinein. So sind die abendlichen Freizeitaktivitäten länger bei Tageslicht und angenehmeren Außentemperaturen möglich, was vor allem von jüngeren Menschen als positiv bewertet wird.
EnergieverbrauchEine der offiziellen Begründungen für die Einführung der Sommerzeit war die Einsparung von Energie. Diese ist allerdings fraglich und bis heute umstritten. Beispielsweise haben kalifornische Wissenschaftler 2008 in einer neueren Untersuchung durch dreijährige Beobachtung des Stromverbrauchs von 229.818 Haushalten in Indiana, wo die Sommerzeit erst 2006 eingeführt wurde, festgestellt, dass der Stromverbrauch nach der Umstellung auf die Sommerzeit um ungefähr 1 Prozent anstieg. So könne das ursprünglich verfolgte Ziel der Energieeinsparung durch die Sommerzeit nicht erreicht werden. Demnach falle die Energiebilanz sogar negativ aus, da „geringfügige Einsparungen im Frühjahr einem umso stärkeren Stromverbrauch im Spätsommer und Herbst“ entgegenstünden. Insbesondere ein erhöhter Heizbedarf in den frühen Morgenstunden und eine stärkere Nutzung von Klimaanlagen an den längeren Nachmittagen und warmen Sommerabenden fallen negativ ins Gewicht. Die Einwohner Indianas zahlten rund 8,6 Millionen US-Dollar pro Jahr mehr für den zusätzlichen Energieverbrauch. Die Verfasser der Studie, die Wirtschaftswissenschaftler Matthew Kotchen und Laura Grant von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara, berechneten zudem die Kosten der stärkeren Umweltverschmutzung für die Gesellschaft auf jährlich 1,6 bis 5,3 Millionen Dollar.[33]
Dass die erwünschte Energieeinsparung auch in Deutschland nicht erreicht wurde, bestätigte am 18. Mai 2005 die Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion.[34] Das Umweltbundesamt stellte keine positiven Energiespareffekte fest, da die Einsparung an Strom für Beleuchtung durch den Mehrverbrauch an Heizenergie durch die Vorverlegung der Hauptheizzeit „überkompensiert“ werde.[35] Der zunehmende Einsatz von Energiesparlampen würde diesen Effekt in Zukunft zudem weiter verstärken.[36] Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.[37]
Alternativen zur beabsichtigten Energieeinsparung durch SommerzeitBesonders in den zentral gelenkten Planwirtschaften des Ostblocks wurden in einigen Ländern leicht gestaffelte Arbeitszeiten (Arbeitsbeginn in den verschiedenen Betrieben 7 bis 9 Uhr) eingeführt, um den morgendlichen Stromverbrauch zu senken. Denn für die Sicherstellung der Stromversorgung ist nicht nur der Gesamtverbrauch entscheidend, sondern auch die Verbrauchsspitzen, für die zusätzliche Kraftwerkskapazitäten als Reserven benötigt würden. Der öffentliche Personentransport und der private Autoverkehr mit den morgendlichen Stoßzeiten wurde so auch etwas verteilt und entlastet.
Unabhängig von der Sommerzeit wurde in einigen Branchen und Betrieben schon lange vorher eine unterschiedliche Lage der Arbeitszeit im Sommer und im Winter gehandhabt.
In der DDR wurde Anfang 1969 der gesamte Schulunterricht um 2 Stunden nach hinten verschoben, um Energie zu sparen. Diese Praxis wurde aber bereits nach einer Woche wieder aufgegeben, da die morgendliche Energieeinsparung vom Energieverbrauch in den Nachmittagsstunden wieder zunichte gemacht wurde.
Menschliche NaturBefürworter der Sommerzeit argumentieren, es sei für die Menschen vorteilhaft, abends länger bei Tageslicht die Freizeit gestalten zu können, wodurch ihre Produktivität erhöht werde. Gegner argumentieren, die Anpassung an den neuen Tagesrhythmus dauere mindestens mehrere Tage, sei gesundheitsschädlich und verringere während der Umstellungsphase die Produktivität. Es lägen physiologische Studien vor, nach denen einige zirkadian schwankende Hormonspiegel, ähnlich dem des Stresshormons Kortisol, bis zu viereinhalb Monate brauchten, um sich vollständig den neuen Gegebenheiten anzupassen (bei einstündiger Zeitumstellung gegen die natürliche Rhythmik, also nach Art der gängigen Sommerzeit). In umgekehrter, „natürlicher“ Richtung (also bei Eintritt der „Winterzeit“) dauere diese Anpassung nur ca. zwei Wochen. Ob allein diese Hormonspiegelschwankungen bereits krankheitsfördernd wirken, ist jedoch nicht belegt.
Abweichung vom SonnenstandDer Mittag der heute nicht mehr gebräuchlichen wahren Ortszeit (WOZ) teilt den Zeitabschnitt zwischen Sonnenauf- und -untergang nahezu symmetrisch: Um 12 Uhr WOZ hat die Sonne ihren höchsten Stand. Der Auf- und Untergang der Sonne liegen in nahezu gleichem Zeitabstand vor bzw. nach diesem Zeitpunkt. Seit der Normierung der Zeit in Zeitzonen kommt es allerdings ohnehin zu Abweichungen von der mittleren Ortszeit von bis zu 36 Minuten im Westen Deutschlands, bis zu 97 Minuten in Galicien (Nordwest-Spanien) und über 3 Stunden im Westen Chinas. Für die Mitteleuropäische Zeit ist der 15. Meridian (15° Ost), der unter anderen durch Görlitz und Gmünd im Waldviertel verläuft, der Bezugsmeridian. Westlich davon, also abgesehen vom Osten Österreichs fast im ganzen deutschsprachigen Gebiet, erreicht die Sonne ihren Höchststand erst nach 12 Uhr. Dazu kommt noch die jahresperiodische Abweichung der mittleren von der wahren Ortszeit, die sogenannte Zeitgleichung von bis zu 16 Minuten (Anfang November, der Abweichung im Westen des jeweiligen Bezugsmeridians entgegengerichtet; die maximale Abweichung, die sich dort im Sommer hinzuaddieren kann, beträgt 6,5 Minuten Ende Juli, bei frühem Beginn der Sommerzeit im März dann auch etwas mehr).
Mit der Sommerzeit vergrößert sich die Abweichung der gesetzlichen Uhrzeit von der wahren Ortszeit westlich des Bezugsmeridians um eine weitere ganze Stunde.
Technischer AufwandAlle Uhren müssen zweimal im Jahr umgestellt werden. Immer mehr Uhren werden heute über ein Funksignal (Funkuhr) automatisch gestellt, viele müssen aber insbesondere in Privathaushalten nach wie vor manuell umgestellt werden. Computeruhren können ebenfalls automatisch über eine Funktion des Betriebssystems gestellt werden. Allerdings gibt es Rechnerprogramme mit Echtzeitfunktion, die die Betriebssystemfunktion zur Sommerzeitumstellung nicht nutzen und manuell umkonfiguriert werden müssen. Das gleiche Problem gibt es auch bei Schaltsekunden.
Manche Uhren zeigen einige Tage eine falsche Zeit an. Bei der Umstellung zunächst vergessene Uhren können später für Verwirrung sorgen.
Problematisch können die Ereignisaufzeichnungen von solchen Uhren sein, die von einem autorisierten Personenkreis betreut werden, wenn die Umstellung erst einige Tage später vorgenommen wird und die gespeicherten Zeiten und darauf basierende Auswertungen somit falsch sind.
Wikipedia: Sommerzeit#Vor- und Nachteile