YaaCool
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2005
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Benutzt ihr Werbeblocker?
17.03.2010 um 17:25:|
Stellt man Internetnutzer vor die Wahl, ob sie Anzeigen akzeptieren oder für Informationen zahlen wollen, ziehen sie Werbung vor. Immer mehr User verweigern allerdings beides - und gefährden damit den Fortbestand kostenloser Angebote im Netz.Im Artikel geht es ua. um sog. Werbeblocker"
Der inzwischen 16 Jahre alte Deal zwischen Online-Medien und Mediennutzern lautet eigentlich so: Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.
Die Refinanzierung eines Online-Nachrichtenangebotes hängt davon meist so gut wie vollständig ab: Weitere Erlösquellen haben nur sehr wenige Anbieter, und deren Anteil am Gesamtumsatz ist in der Regel marginal. Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Online-Medien damit nach wie vor defizitär arbeiten. Auch in den USA, wo online mehr Werbegelder fließen als in Europa, kippt der Online-Werbemarkt wieder ins Minus (2009: minus fünf Prozent). Nicht nur der Medienunternehmer Rupert Murdoch (News Corp.) denkt deshalb über die augenscheinlich einzige Alternative nach: Online-Inhalte zu bepreisen.
Der Hauptgrund für diesen Trend ist natürlich die oben geschilderte Schwäche des Werbemarktes. Werbeblocker aber haben sich inzwischen zu einem Faktor entwickelt, der ausreicht, aus kleinen schwarzen Bilanzzahlen rote zu machen: Je nach Angebot verweigern zwischen 5 und 25 Prozent aller Online-Mediennutzer inzwischen das Ansehen von Werbung.
Das Perfide daran: Je medienaffiner die Nutzer sind, desto häufiger setzen sie Blocker ein. Es sind also die Nutzer mit dem größten Interesse und Verständnis für Inhalte, die den meisten Schaden verursachen. Wir bei SPIEGEL ONLINE können das sogar innerhalb des Angebotes quantifizieren: Leser des Technik-Ressorts Netzwelt setzen bis zu zweieinhalbmal so häufig Werbeblocker ein wie der Durchschnittsleser von SPIEGEL ONLINE.
Einer der Hauptgründe dafür liegt im hohen Marktanteil von sogenannten Alternativbrowsern zu Microsofts Internet Explorer. Besonders unter Firefox-Nutzern - Firefox ist in Deutschland der populärste Browser - ist der Einsatz von Werbeblockern beliebt. Es gibt gleich mehrere Add-on-Programme für Firefox, die Werbung ausblenden können. Das populärste davon ist Adblocker Plus.
Von weltweit geschätzten 300 Millionen Firefox-Nutzern haben knapp über 74 Millionen diesen Werbeblocker installiert - jeder vierte Nutzer also. Nur knapp unter elf Millionen benutzen ihn allerdings auch täglich.Die entsprechende Grafik & Statistik findet hier ihr.
Und zwar aus Prinzip. Nirgendwo ist die Zahlungsbereitschaft für Online-Medien geringer (acht Prozent), nirgendwo aber auch die Verweigerung von Werbung ausgeprägter als hier. Das gipfelt in einer aberwitzigen Haltung, die nur durch eine Verstaatlichung des WWW und seiner Inhalteangebote umzusetzen wäre: 40 Prozent aller Deutschen fordern laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung GfK aus dem Dezember 2009, dass Angebote im Web sowohl werbefrei als auch kostenlos sein sollten.Ist schon ne zweischneidige Sache.
Das ist natürlich völlig realitätsfern: Die Verbeamtung aller Webmaster und Online-Redakteure ist derzeit nicht geplant. Diese Grundhaltung aber befördert die Wahrnehmung, dass ein Ausblenden von Werbung eine legitime Form der Notwehr gegen eine vermeintliche Belästigung ist.