Schwere Waffen für Ukraine?
16.04.2022 um 21:41Timothy Snyder sagt dazu im ZDF-Interview:
ZDFheute: Deutschland ist verantwortlich für zwei Weltkriege im vergangenen Jahrhundert. "Nie wieder" war und ist das Credo der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Ist es nicht nachvollziehbar, dass sich Deutschland schwer tut, aktiver in den Krieg einzugreifen?Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/timothy-snyder-voelkermord-ukraine-krieg-russland-100.html (Archiv-Version vom 16.04.2022)
Snyder: Die gesamte Vergangenheitsbewältigung wird im Jahr 2022 wahrscheinlich die wichtigste Prüfung für Deutschland seit 1945. Haben die Deutschen sie jemals ernst gemeint oder nicht?
Denn wenn die Erinnerungskultur dazu führt, dass man glaubt, es gäbe eine Legitimation für das imperiale Vorgehen, in eine kleine Demokratie einzumarschieren, dann ist etwas mit der Erinnerungskultur sehr schiefgelaufen.
ZDFheute: Sie haben gesagt, dass sich auf den Schlachtfeldern in der Ukraine auch die Zukunft der Europäischen Demokratien entscheiden werde. Gibt es noch eine Chance, diese Schlacht um diese Zukunft ohne einen Krieg zu gewinnen?
Snyder: Leider gibt es kein anderes Mittel als Krieg, um diesen Krieg zu führen. Wir können sagen, dass auch Sanktionen relevant sind, und natürlich sollte Deutschland in diesem Moment der Geschichte kein russisches Gas kaufen. In 30 Jahren werden unsere Kinder und Enkelkinder fragen, warum das nicht schneller geschehen ist. Andere Dinge haben Bedeutung, aber dieser Krieg kann nur auf dem Schlachtfeld gewonnen werden.
Das Interview führte Johannes Hano. Hano ist Leiter des ZDF-Studios in New York.