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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

29 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bewertung, Therapie, Psychotherapie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

28.03.2022 um 19:39
So gut wirksam wie der verantwortliche Therapeut. Da ist’s sogar Wurst wie gelehrt der ist oder welches Konzept der fährt. Manche können es, die Meisten können es nicht. Und viel zu viele wollen es können.
Ich bin vielleicht durch zu engen Kontakt mit Psycho Studenten voreingenommen.


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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

28.03.2022 um 20:01
@paxito
ich habe Erfahrung mit 4 machen dürfen und kann sagen, dass alle positiv eingestellt waren, sie waren bereit zu helfen und sich in die "kranke" Welt reinzubegeben um mich da rauszuholen, es lässt sich schwer sagen aber ich hatte das Gefühl, dass sie auch wussten, was sie redeten und nicht nur irgendwelche auswendig gelernten hohlen Phrasen aufsagten. Wo es mir nicht so gut ging,kann ich mich erinnern, dass eine mir mentale Lösungen zuwarf, das dauerte natürlich nicht nur 4-5 Sitzungen sondern bei der letzten Therapeutin 3 ganze Jahre und ich bin da sehr dankbar für.
Insgesamt sind die Fähigkeiten sicherlich unterschiedlich aber ein böswilliges zu distanziertes und voreingenommenes Mindset habe ich noch nie angetroffen in vielen vielen Jahren Psychotherapie.


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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

28.03.2022 um 20:43
Es ist nur pervers, wie lange die Wartezeiten sind und dass es zu wenig ausgebildete Therapeuten speziell für z.B. Asperger und ADHS gibt.
Da werden dann bei Wald und Wiesen Therapeuten obskure Diagnosen gestellt und der Patient macht einen Jahrelangen Therapeuten-Marathon ohne Erfolg.
Zum Schluss ist der Patient selber Schuld und soll lernen mit seinen Problemen zu leben.
Dann hat er eine Persönlichkeitsstörung und gut ist.

Eigentlich ein Skandal.
Stellt euch vor, ein Infarktpatient kommt auf eine Monatelange Warteliste um einen Arzt zu finden.
Alles überlaufen heisst es da.

Therapie kann wirklich helfen bei gründlicher Anamnese und Zeigemässer Ausbildung der Therapeuten.


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MarinaG. Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

01.04.2022 um 21:02
..

Danke, an alle Antwortenden, für Eure Rückmeldungen. Ich bin einigermaßen erstaunt, dass die Option "es kommt auf die Umsetzung / Therapeut an", im Vergleich so oft gewählt worden ist. Ich persönlich hätte nicht vermutet, dass der Eignung des Therapeuten solch ein großer Wert zugemessen wird. Ich selber habe dazu vor einiger Zeit etwas verfasst, das ich hier dann mal einstellen will. Womöglich kann das für Leser interessant sein, die für sich selber über eine Therapie nachdenken oder konkret auf der Suche nach einem Therapeuten sind.


"1.) Psychotherapie - welcher Therapeut passt zu mir? (Der erste Eindruck.)

Das ist eine Frage, die in diesem Kontext erfahrungsgemäß häufig auftaucht. Nicht umsonst gibt es probatorische Sitzungen, so dass Klient / Patient und Psychotherapeut sich quasi "beschnuppern" können. Aktuell (Stand seit 2017) sind für Erwachsene mindestens zwei und höchstens vier probatorische Sitzungen von jeweils 50 Minuten Länge möglich. Nicht üppig, jedoch idR ausreichend um einen ersten Eindruck zu erhalten. Es geht vorrangig darum, feststellen zu können, ob die Arbeitsweise des Therapeuten für den Therapiewilligen greifbar ist, wie auch umgekehrt, der Therapeut einen "Fuß in die Tür" bekommt, will meinen, Zugang zu seinem Klienten findet. Die Motivation des Hilfesuchenden soll geklärt werden und seine Problemstellung möglichst exakt einen Umriss finden. Manche Therapeuten versuchen bereits eine grobe Richtung und Zielsetzung zu definieren, denn die Therapiestunden wollen schließlich bei der Kasse beantragt sein.

Einige Therapeuten setzen psychodiagnostische Testverfahren, wie beispielsweise Fragebögen, zur spezifizierenden und / oder Differenzialdiagnostik ein. Grundsätzlich gilt, der Klient / Patient ist nicht verpflichtet zu beantworten, was er nicht beantworten will! Reagiert ein Therapeut unangemessen ungehalten, selbst wenn nur einige, wenige Angaben verweigert werden, würde ich persönlich sagen: Finger weg! Generell gilt, Therapie ist Vertrauenssache und das Gefühl, dass einen jemand versucht unter Druck zu setzen, ist keine gute Vertrauensbasis. Sicherlich ist es elementar, dass man sich als Hilfesuchender auf sein Gegenüber einlässt. Allerdings muss dieses sich dieses Einlassen auch durch ein Mindestmaß an Kompetenz verdienen. Mit Kompetenz ist in diesem Zusammenhang ein gewisses Maß an Souveränität gemeint. Diese äußert sich idR dadurch, dass der Therapeut sich, bzw. seine Art der Behandlung, gut zu erklären weiß und auf Nachfragen in einer aufklärenden, zugewandten Form reagiert.

Ein Psychotherapeut, der sich von Nachfragen eines mündigen Patienten aus dem Tritt bringen lässt und womöglich verkrampft oder ungehalten reagiert, ist nach meinem Dafürhalten noch nicht so weit erfahren (willens oder fähig) eine tragfähige Beziehung zu seinen Klienten aufzubauen und würde von mir aus dem Rennen genommen werden. Selbst, wenn das bedeuten würde, noch eine Weile auf einen neuerlichen Termin bei einem anderen Therapeuten warten zu müssen. Die Fragen, die man stellt, sollten natürlich rein sachbezogen sein. Es ist das Recht und im therapeutischen Kontext auch die Pflicht eines Behandlers, im Rahmen der Psychotherapie, einen professionellen Abstand zu waren.

Angehangen an diesen (Teil)Abriss zum Thema, nun noch ein Link zur Richtlinie "Psychotherapie" (PDF) herausgegeben von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Für Patienten ist diese insofern interessant, als dass Pflichten und Qualifikation des Therapeuten, so wie Rechte des Patienten dargelegt werden. Durch das Lesen dieser Richtlinie werden womöglich auch viele Fragen, die ein Therapeut innerhalb der probatorischen Sitzungen stellen könnte, besser verständlich.

2.) Kompetenz versus Sympathie (Kann "der / die" das überhaupt?)

Um einmal das Wichtigste vorweg zu nehmen: Therapieren kann einen grundsätzlich jeder, der die fachliche Qualifikation dazu besitzt. Ich musste einmal herzlich lachen, als mir jemand schrieb, der wohl lange therapeutisch tätig war, dass man als Therapeut machtlos ist, hätte der Patient ein "Koryphäenkiller-Syndrom". Dieses wird beispielsweise wie folgt beschrieben:
Verhaltensstörung, bei der Patienten über hartnäckige, aber untypische Beschwerden klagen, die auch mit großem intellektuellen und apparativen Aufwand keiner bekannten Krankheit zugeordnet werden können. [Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/koryphaeenkiller-syndrom/6746]
Im Wesentlichen geht es darum, dass der Patient seinem Behandler Zugang zu sich gewähren muss, damit dieser überhaupt effektiv arbeiten kann. Ergo ist die Frage, die man sich stellen sollte, wählt man besagten Behandler aus, nicht die, ob einem dieser Mensch sympathisch ist, sondern:

- Traue ich dieser Person die fachliche Kompetenz und Erfahrung zu, mich professionell zu behandeln?
- Traue ich mir selbst zu, mich dieser Person so weit zu öffnen, dass diese mich überhaupt behandeln kann?

Nur, weil einem jemand nicht sympathisch ist, ist er einem nicht zwingend unsympathisch. Eine neutrale Haltung genügt völlig, für das, was in einer Psychotherapie das Wesentliche ist. Nämlich die Bereitschaft des Patienten, sich zu öffnen und an / mit sich zu arbeiten. Der Therapeut begleitet lediglich den Prozess. Er ist Teil des Teams, das sich im besten Falle bildet. Der Hauptakteur, an vorderster Front, ist der Patient selbst. Der Therapeut stärkt lediglich den Rücken.

Deshalb ist die Motivation des Hilfesuchenden elementar. Wer den Irrtum begeht, zu meinen, man "würde sich therapieren lassen", im Sinne davon, dass der Therapeut etwas mit einem tut, ist auf dem falschen Dampfer. Ein Psychotherapeut animiert den Patienten, etwas mit sich selbst zu tun und das dann gemeinsam anzuschauen. Es entstehen mitunter natürlich sehr intensive Gefühle, seitens des Patienten. Wenn man sich einmal bewusst macht, was da eigentlich passiert, ist das jedoch keineswegs verwunderlich. Schließlich offenbart man dort jemandem sein tiefstes Inneres und erfährt darin Annahme. Das ist eine Definition von Liebe, die sich in Vertrautheit und Annahme äußert.

Innerhalb der therapeutischen Begleitung, wird mitunter das nachgeholt, was im Kindesalter versäumt wurde. Die Erfahrung, dass da ein Mensch ist, der für einen da ist und einen annimmt, mit allem was man so mitbringt. Dass dabei liebevolle Gefühle seitens des Patienten entstehen, ist sogar Teil des therapeutischen Prozesses und die Professionalität des Therapeuten zeigt sich darin, mit diesen Voraussetzungen konstruktiv zu arbeiten. Die implizite Abhängigkeit, in Bahnen zu lenken, dass der Patient sein eigenes Potenzial darin zu erkennen vermag, das sich lediglich in Stellvertretung auf den Behandler richtet, jedoch nicht an (s)eine Person gebunden ist.

Zusammenfassend: Es ist nicht zwingend nötig, dass einem ein Therapeut sympathisch ist. Wichtig ist, dass man ihm und sich selbst zutraut, ein Team zu bilden, in dem man selbst den Löwenanteil an Arbeit verrichten wird. Der Therapeut ist ein Begleiter, den man wählt. So etwas wie ein Kampfgefährte, auf den man baut. Das kann also durchaus auch jemand sein, den man nun nicht zum Niederknien findet. Wichtig ist, dass er ein ordentliches Instrumentarium zur Verfügung hat und damit umzugehen weiß. "

Text Ende

..

Wie auch immer man sich entscheidet, so denke ich persönlich, dass, wenn man unter der eigenen Lebenssituation leidet, es einen Versuch sicherlich wert sein kann. Eine Psychotherapie ist idR darauf ausgerichtet, das persönliche Befinden des Patienten zu verbessern. Dabei geht es nicht nur darum, Symptome aus der Welt zu schaffen, sondern generell zu erlernen, "gut / besser mit sich selber" zu leben / zurecht zu kommen.

LG Mina


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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

02.04.2022 um 10:05
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Ich bin einigermaßen erstaunt, dass die Option "es kommt auf die Umsetzung / Therapeut an", im Vergleich so oft gewählt worden ist. Ich persönlich hätte nicht vermutet, dass der Eignung des Therapeuten solch ein großer Wert zugemessen wird.
Warum? Ist doch erwartbar. Jemand der aus persönlichen Gründen entweder grundsätzlich oder einfach nur in bestimmten Fällen völlig ungeeignet ist, kann das doch nicht mit akademischen Weihen oder theoretischer Ausrichtung kompensieren.
Das gleiche Ergebnis hättest du bei Ärzten, Pflegern, Erziehern, Lehrern… überall wo man im Beruf mit Menschen zu tun hat. Ob jemand in so einem Job gut ist, entscheidet sich schon vor der Berufswahl.
In einem gewissen Grad gilt das sogar für Handwerker, Ingenieure, Wissenschaftler usw.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

02.04.2022 um 12:22
Ich denke, für PsychotherapeutInnen gilt, was auch für ÄrztInnen, HandwerkerInnen etc. gilt: Es gibt gute und schlechte, und wer von einem für gut empfunden wird, muss das nicht zwingend auch für andere sein. Es kann schon dauern, bis man als PatientIn/KundIn die passende Person gefunden hat.


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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

22.04.2022 um 21:25
Ich kenne Fälle, da ist die Person so gefährlich und wird unterschätzt! Da bringt die beste Therapie nichts....


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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

23.04.2022 um 11:27
Zitat von DoorsDoors schrieb am 02.04.2022:Ich denke, für PsychotherapeutInnen gilt, was auch für ÄrztInnen, HandwerkerInnen etc. gilt: Es gibt gute und schlechte, und wer von einem für gut empfunden wird, muss das nicht zwingend auch für andere sein. Es kann schon dauern, bis man als PatientIn/KundIn die passende Person gefunden hat.
So sieht es aus. Meine ehemalige Psychologin war für mich extrem hilfreich (nach mehreren Fehlversuchen, was Therapeuten betrifft) und hat mir dabei geholfen, viele der negativen Denkspiralen zu verstehen, und ultimativ besser abzustellen, die mich häufig heimgesucht haben. Gleich zwei meiner Freunde dagegen kamen überhaupt nicht mit ihr klar.


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Glaubt Ihr, dass Psychotherapie wirksam ist?

14.08.2022 um 21:39
Ich habe eigentlich nur gute Erfahrung mit Gesprächstherapie gemacht, ich habe glaube ich insgesamt 5 unterschiedlich lange besucht, in der gleichen Institutsambulanz der Psychiatrie,wo ich immer war.
Natürlich gibt es Unterschiede im Verhalten aber ich habe Alle sehr bemüht erlebt,ich kann z.b.nicht sagen, dass der eine in Gesprächen nicht interessiert war mir zu helfen, eigentlich waren da alle sehr gut haben auch verschiedene Dinge gehabt, die einen viel Gespräche, die andere irgendwelche Fragen mit Tests etc ich kenne mich da nicht aus.
Am wichtigsten ist, wenn man Zusammenhänge im eigenen Denken realisiert, plötzlich ist dann einem alles klar und man hat regelrechte Glücksgefühle. Leider können sie nicht jede Krankheit behandeln, das war bei mir der Fall, manchmal helfen da nur Medikamente und richtiges Verhalten. Ich habe auch "Psychoedukation" über Schizophrenie besucht, das hat mir nochmehr geholfen, gerade das richtige Verhalten bei gewissen Symptomen ist wichtig, das man Frühzeichen sieht und rechtzeitig Hilfe sucht, bevor es in einem Disaster endet.
Einmal bin ich im Wahn aus dem Oberen Stock der Psychiatriestation gesprungen ca 8 Meter in die Tiefe, ich habe gerade so überlebt und habe heute noch daran zu knabbern aber warum ich das hier sage? Wenn man Probleme hat und noch so klar ist, dass man es merkt, dass es falsch ist, dann sucht euch hilfe,irgendwann könnt ihr so in der Krankheit stecken, dass ihr das nicht mehr merkt und irgend einen Unsinn baut, euch odeer andere schadet.


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