extrano schrieb:Was ist, wen ich genau deine Tierfutter Zusammensetzung nachmache und diese an meine Tiere Verfüttern...
erleidest du dabei einen Nachteil?
Das ist eine verdammt gute Frage, denn sie eignet sich großartig als Beispiel dafür, dass es Menschen, die den Urheberrechtlichen Schutz ihrer wie auch immer gearteten Werke eingehalten wissen möchten eben keineswegs immer "nur ums Geld" geht.
Sondern eben auch einfach darum, dass man selbst bestimmen möchte in welchem Kontext und welcher Nutzung etwas in das man seine Arbeitszeit investiert hat genutzt wird.
Als ich angefangen habe mir mit Ernährungsberatung Geld zuzuverdienen konnte ich mir gar nicht vorstellen auch Tierfutter zu verkaufen.
Die aufwendigeren, also kostenintensiveren Aufträge erhalte ich ja von Haltern deren Tiere gesundheitliche Probleme haben und da weiß ich, dass die meist schon eine ganz schöne Odyssee hinter sich haben und hunderte von Euro ausgegeben.
Es kam mir furchtbar unseriös vor, dann herauszufinden wie man die Ernährung des Tieres zusammensetzen müsste um eine Genesung anzustoßen/zu unterstützen usw. um dann direkt zu sagen:
"Und weil sie so ein Glück haben, können sie das Futter, dass ich aus den dargelegten Gründen für ihr Tier empfehle direkt bei mir kaufen."
Ja, ich weiß, tun die meisten Ernährungsberater, aber ich fühle mich damit nicht wohl.
Aber es ist eben leider auch eine Tatsache, dass es logistisch keine Kleinigkeit ist Futter für Nager, Kaninchen, Katzen, Frettchen, Hunde und Co aus den einzelnen Zutaten selbst zusammenzubasteln.
Die einzelnen Zutaten bestellen (oft bei verschiedenen Zulieferern), lagern, "aufbereiten" (Portionieren, mahlen, wolfen, trocknen, flocken, quetschen usw)...
Dazu die Tatsache, dass die Kosten erheblich sinken, wenn man größere Mengen abnimmt.
Equipment wie einen guten Fleischwolf, eine Getreidemühle, Wiegelöffel, Dörrofen, Vakuumierer, Gefriertruhe usw ist kostspielig und braucht Platz.
Also kam von vielen Kunden die Frage, ob sie das auch bei mir beziehen können.
Ich habe mich dann für einen Weg entschieden, der meinen Kunden entgegenkommt, mir nicht das Gefühl gibt eine Notlage auszunutzen und ich kann noch etwas dazuverdienen:
Ich biete zwar an das Futter von mir zubereiten zu lassen und zu beziehen, aber bei jedem Futter das ich verkaufe liegt nicht nur die Zutatenliste bei so wie sie vorgeschrieben ist (es ist fast schon lächerlich wie wenige Angaben ich machen muss).
Stattdessen lege ich stets ein exaktes Rezept bei, das ausdrücklich zum Ziel hat, dass der Halter nicht in diese "Wen Du Dein Tier liebst, dann kaufst Du bei mir - Zwickmühle" gerät.
Ob das Futter dann bei mir bezogen, selbst hergestellt oder irgendwo anders "in Auftrag gegeben" wird ist mir dann deswegen egal, weil ich es als gutes Gefühl empfinde, dass der Halter nicht darauf angewiesen ist mich zu beauftragen.
Da es für die meisten Halter nicht nur einfacher, sondern auch billiger ist, das Futter von mir zu beziehen kann ich dann als zusätzliches Einkommen ansehen ohne mich schlecht zu fühlen.
Also:
Natürlich verdiene ich weniger, wenn das Futter selbst hergestellt oder woanders in Auftrag gegeben wird, aber aus genannten Gründen will ich das nicht anders.
extrano schrieb:Ist doch fast das gleiche, wie wen ich ein Bild von dir abfotografiere
Und eben, das ist nicht korrekt, denn es macht einen erheblichen Unterschied.
Die genauen Futterrezepte sehe ich nicht einmal wirklich als mein Eigentum an.
Der Tierhalter bezahlt mich ja schließlich für diese Dienstleistung, die sich aus:
- einem Vorgespräch
- dem Sichten der vorliegenden, tierärztlichen Unterlagen
- ggf Rückfragen meinerseits beim behandelnden Tierarzt
- dem Erstellen des Futterplans/des genauen Rezeptes und einer Art "Probepackung"
zusammensetzt.
Mindestens, oft bedarf es noch die eine oder andere Anpassung bis Tier und Halter zufrieden sind und dann gibt es je nachdem warum das Tier individuelles Futter benötigt nach 2-4 Wochen nochmal ein Gespräch bei dem ich dann rausfinde ob es noch weiterer Anpassungen bedarf.
Dafür werde ich bezahlt und damit gehört das "Rezept" meiner Ansicht nach nicht mehr wirklich mir, sondern dem Tierhalter.
Bei Rezepten für "Grundmischungen" für gesunde Tiere sieht das anders aus.
Bei individualisierten Futterplänen/Rezepten bezahlt mich der Halter für eine Dienstleistung von der das Rezept/die Fütterungsempfehlung nicht nur ein Teil, sondern irgendwie der Punkt ist.
Verdiene ich dann zusätzlich durch den Verkauf des Futters sind das zwei "Geschäfte", die unabhängig voneinander sind.
Bei Mischungen, die ich "einfach so" entwickelt habe, weil ich auch bei Tierhaltern, deren Tier keine besonderen Ansprüche hat, eine gute Antwort auf "Was kann ich füttern?" haben möchte ist das etwas anderes, denn da sind die massenweise Arbeitsstunden, die mich die Entwicklung gekostet hat ja eben noch nicht bezahlt.
Da verkaufe ich auch lediglich das Futter mit einer Zutatenliste.
Die genauen Rezepte würde ich hier aber nicht rausgeben, weil die Arbeitsstunden, die ich in die Entwicklung gesteckt habe ja noch nicht bezahlt sind.
Das ist ein bisschen wie eine Filmproduktion, das Schreiben eines Buches, das Aufnehmen eines Musikalbums usw nur eben in sehr viel kleinerem Rahmen, aber eine Gemeinsamkeit bleibt:
Man leistet Arbeitsstunden und bringt Eigenkapital auf um etwas zu "erschaffen".
Anschließend ist man dann darauf angewiesen, dass es dafür auch genug ehrliche Abnehmer gibt, die dafür zahlen, denn sonst ist man, je nach Eigenkapital und Umfang des Projektes danach entweder insolvent, oder kommt mit einem "+/- 0" raus, was dann in aller Regel bedeutet, dass man sich solche "Vorschussprojekte" in Zukunft nicht mehr leisten kann.
Zu dieser, banalen Tatsache, dass man eben auch bei solchen Aktionen darauf achten muss, dass man seine Lebenserhaltungskosten decken kann kommt bei Bildern, Musik, Filmen usw eben auch noch hinzu, dass man nicht nur nicht so gern um das Geld für seine Arbeit geprellt werden möchte sondern auch gern entscheiden, in welchen Kontext die eigene Arbeit gestellt wird.
Würde z.B. ein begnadeter Komponist und Musiker eine "bahnbrechend beschwingendes Motivationslied" komponieren und arrangieren z.B. um Jugendliche zu motivieren trotz mieser Lage auf dem Ausbildungsmarkt nicht den Mut zu verlieren, dann wäre es doch total verständlich, wenn diese Person nicht möchte, dass dieser Song ohne ihn zu fragen von irgendwelchen politischen Organisationen instrumentalisiert wird.
Brainiac schrieb:Wie schon gesagt, ein digitales Medium egal was es ist, kann ohne Probleme vervielfätigt werden.
Da muss mir aber die Frage erlaubt sein:
Meinst Du das echt ernst oder versuchst Du durch Aufzeigen die Absurdität deutlich zu machen der die Behauptung der Schutz digitalen Gutes sei von geringerer oder Deiner hier getätigten Behauptung nach praktisch von keiner Bedeutung?
Da ich nicht in die Verlegenheit kommen möchte, eine Formulierung zu nutzen, bei der Du Dich irgendwie "herab gewürdigt" fühlst, nehme ich einfach mal an, dass Du hier einen Scherz gemacht hast.
Denn die Absurdität der Behauptung:
"Digitale Medien kann man verfielfältigen ohne, dass ein wirtschaftlicher Schaden entsteht."
Ist ja doch sehr offensichtlich, zumindest für jeden, der daran denkt, dass nicht nur die eigenen Taten von Bedeutung sind, sondern bei vielen Handlungen ein Schadeneintritt nur dann deutlich wird, wenn man nicht davon ausgeht wie der einzelne agiert, sondern davon wie es die Mehrheit tut.
Daraus wird dann ersichtlich, dass man ein bestimmtes Handeln nur als "moralisch/wirtschaftlich/ökologisch unbedenklich" bezeichnen kann, wenn es immer noch unbedenklich wäre, wenn "jeder so handelt".
Dieser Denkprozess sollte bei jedem Menschen dessen Gehirn soweit entwickelt ist, wie das üblicher Weise bei einem 9-11 jährigem Kind der Fall ist möglich sein.
Dabei wird dann klar, dass man digitale Medien eben nicht "ohne das ein Schaden eintritt" stehlen kann.
Immerhin wurde bei der "Herstellung" der Inhalte nicht nur eine Arbeitsleistung erbracht, sondern häufig auch noch erhebliche Geldsummen in den Herstellungsprozess investiert.
Diese Kosten müssen dann durch Verkauf/Vermietung usw der digitalen Inhalte wieder reinkommen.
"Wenn ich einen Film einfach digital stehle statt ihm zu bezahlen, dann verliert ja niemand etwas." Mag in dem Gehirn eines kleinen Kindes Sinn ergeben.
Bereist jugendliche und Erwachsene erst recht wissen aber, dass niemand mehr Filme machen, Musikalben aufnehmen oder auch nur Bücher schreiben, Bilder malen usw
könnte, würde jeder "Kunde" so denken bzw zu viele.
Denn dann hat man einmal ein paar Millionen in den Sand gesetzt um einen Film zu produzieren, den niemand im Kino sieht oder kauft, weil "ja kein Schaden entsteht, wenn man die digitalen Daten einfach klaut", da drehste keinen weiteren Film.
Gleiches gilt für jeden, der weiß oder zumindest befürchten muss, dass er die Zeit die er aufgewandt hat und das Geld das er investiert hat um ein Buch zu schreiben, ein Musikalbum aufzunehmen, Bilder zu malen usw niemals mit dem Verkauf erwirtschaften kann um nicht nur den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren, sondern auch das nächste Projekt, wenn ein kritischer Anteil der potentiellen Kunden sich das Produkt dieser Arbeit zwar zueignen, dafür aber nicht bezahlen wird.
Da käme dann auch die Presse völlig zum Erliegen, denn wer bezahlt schon die Honorare für Pressefotographen und Autoren, wenn davon auszugehen ist, dass für die fertigen Artikel nicht bzw nicht genug Geld fließt, weil ein zu hoher Anteil der Leser die geleistete Arbeit nicht mehr bezahlt, weil es ja "nur digitale Daten sind, die man vervielfältigen und stehlen kann, ohne das ein Schaden entsteht."
Es dürfte also durchaus gelingen selbst einem Kleinkind zu erklären, dass man einem Urheber sehr wohl einen wirtschaftlichen Schaden zufügt, auch wenn das was man vervielfältigt und/oder stiehlt "nur digital" ist, einfach weil das nichts daran ändert, dass für das Zustandekommen des Inhaltes Arbeitsleistung erbracht und Geld aufgewandt werden musste, dass dann durch den Vertrieb verdient werden muss um sich zu lohnen.
Brainiac schrieb:Somit kann man auch nicht behaupten man hätte das digitale Werk XYZ gestohlen, denn da passt die Definition schonmal nicht.
Das stimmt so einfach mal nicht.
Es mag sein, dass Deine persönliche Definition nicht passt.
Auf die Rechtslage hat Dein persönliches Empfinden aber keinen Einfluss.
Laut STGB ( §242) definiert sich ein Diebstahl einfach mal nicht dadurch, dass das Diebesgut "materiell" sein muss, sondern es zählt die
"Absicht sich oder einem Dritten die Sache rechtswidrig zuzueignen"
(Zueignungsabsicht).