Wolkenleserin schrieb:Wow, das mit den Ratten ist bewundernswert!
Oh ja, das waren beeindruckend tapfere kleine Nasenbären auf die ich unglaublich stolz war.
Vor allem auf die kleine, blaue Dame, die im Napf sitzt und die Nase hochreckt.
Lepi... Lepisma Saccharina.. mein kleines Silberfischlein.
Ich bin ein Mensch, der in schon fast beängstigendem Ausmaße gefühllos ist, aber diesen kleinen Wurm von der Sitze der toten Mutti abzunehmen an der sie verzweifelt nuckelte hat nicht einmal mich kalt gelassen.
Sie war so viel kleiner als der Rest und auch in der Entwicklung, die bei so Kleinen die Altersschätzung taggenau ermöglicht hinterher.
Aber sie wirkte nie, wie ein typischer "Kümmerer", sie war sonst völlig normal.
Die Mutti wurde mit anderen Ratten vorm Tierheim ausgesetzt, vermutlich eine aus den Fugen geratene "Zucht".
In der Voliere waren mehrere Rattenmuttis mit Welpen.
Wenn die in den ersten Tagen noch so winzig sind, dann bleiben sie oft an Mamas Zitzen hängen und fallen dann, wenn Mama losrennt irgendwo im Käfig ab.
Meist sammelt Mutti solche verlorengegangenen Kids ein, weil sie das einzige tun, was man tun kann, wenn man blind, taub und nackt ist:
Man brüllt und im Hinblick auf Raubtiere und darauf, dass die nie weit vom Nest abfallen mach das Wiedereinsammeln zur WinWin-Situation.
Wenn aber mein kleines Silberfischchen von der Zitze einer Tante abgefallen ist und direkt vor der Hütte der Dame landete, die ich mitnahm, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die den brüllenden Zwerg einfach eingesammelt und zu ihren gelegt hat, ehe die "echte Mama" das mitbekommen hat.
Ratten haben deswegen ne echt gute Quote bei der Aufzucht, weil diese Form der Adoption, die bei den meisten Tieren ja völlig außer Frage steht da ziemlich normal ist.
Grade bei "Explodierten Idiotenvermehrern" die offenkundig auf gefragte Farbschläge selektieren kann sogar die Inzest soweit sein, dass sie gar nicht mehr feststellen konnte, dass es nicht ihrs ist.
Das hat mich davon überzeugt, dass Lepi nicht etwa ein "Kümmerer" ist, dem ich ggf sogar einen Gefallen tue, wenn ich es einschläfere..
Alles sprach dafür, dass sie einfach nur jünger war.
Der "Mehraufwand" hielt sich auch in Grenzen, ich hab sie halt bei den Fütterungen nicht nur stets als Erstes genommen, sondern auch nochmal bei der Hälfte und wenn alle gefüttert waren, weil die je kleiner sie sind öfter trinken und weniger auf einmal.
Und sie musste öfter als ihre Geschwister damit klar kommen mit ner Insulinnadel ein Gemisch aus Elektrolyten und Glucose tröpfchenweise unter die Haut gespritzt zu bekommen, was meine Erfahrung nach grad bei so ganz Kleinen die Überlebensquote ganz erheblich steigert.
Und ich musste sie wie erwartet länger füttern, weil sie 2 Tage nach dem Rest die Augen aufgemacht hat.
Aber wie auf dem Bild zu sehen, kann man die eh bis zu ner Woche nicht unbeaufsichtigt füttern, nur dabei selbst was essen.
Wie man sieht werden die ersten Mahlzeiten eher als Bad eingenommen und man muss sicherstellen, dass sie danach nicht so nass und verklebt sind, dass sie auskühlen, was da immer noch sehr schnell geht (aber zu den Dingen gehört die bei 11 Gören deutlich weniger heikel sind als bei nur 3-5).
Die wärmen sich nicht nur gegenseitig, sondern nuckeln auch aneinander rum, was bei einem so großem Wurf dazu führt, dass man nicht wie sonst bei Handaufzuchten, wie irre jeden Bauch massieren muss sondern nur gelegentlich.
Wolkenleserin schrieb:Da würde jemand, der dein Bild kopieren würde, niemals darauf kommen, dass so viel Arbeit mit der Aufzucht dahinter steckt!
Exakt und das trifft eben auf mehr zu als man meint.
Wolkenleserin schrieb:Die würde ich gar nicht erst im Internet veröffentlichen, wenn ich du wäre!
Das kann ich nicht machen. Das Bild das ich verlinkt habe ist eins der "netteren".
Mein Wolfsmix hat versucht die Pfote mit dem Rand des Halskragens abzutrennen, weil sie so gejuckt hat.
Auf dem Blog sind Bilder vom Anfang, aber die solltest Du Dir nur anschauen, wenn Dein Magen sowas aushält.
Wegen einer Autoimmunerkrankung die ihn ganz gewaltig ausmergelte war eine Amputation nicht möglich und zum Einschläfern war seine Laune zu gut.
Wir haben also den "Tierversuch" gewagt und gesagt, dass wir solange er sich das ohne zu großen Kampf bieten lässt und ich Schmerzen und Juckreiz mit Medikation unter Kontrolle kriege mal schauen in wie weit sowas heilen kann.
Das war die Ausgangslage, nach Entfernung des direkt toten Gewebes:
Nur mit gutem Magen anklicken, KEINE Kinder!Wer würde bei DEM Anblick glauben, dass das Tier noch eine Chance hat.
Zum Glück stellten mein Mann und ich schnell fest, dass Magni nicht nur super kooperativ ist wenn es darum geht, dass wir da 2x/Tag rangehen, sondern mit uns auch die Geduld hatte, dass wir das mit Fotos protokollieren konnten.
Angefangen haben wir das, weil es den "Kriegsrat" mit seinen Tierärzten erleichtert hat um im Auge zu halten was ihm zuzumuten ist und was nicht.
Aber schnell fragten mehrere Tierärzte, ob ich die Bilder online stellen oder ihnen sonst zukommen lassen kann, sie würden beeindruckend viele Tierhalter davon abbringen, dass "schweren Herzens einschläfern lassen" auch bei sehr unschönen Wunden nicht zwangsläufig die einzige Option ist die man hat seinem Tier zu helfen.
Das ist ja nicht nur geheilt.
Er hat es vom ersten Tag an normal belastet und seine Kauleckerli zwischen die Pfoten geklemmt als sei da nichts, auch davon gibt es Fotos und Videos.
Bücher selbst veröffentlichen ohne alles an einen Verlag abzutreten ist heute zum Glück machbar.
Aber weil es viele Bilder hat und sowohl im Anbetracht des Studienplans aus der Steinzeit und der Tatsache, dass modernes Wundmanagement in der Tiermedizin praktisch keine Rolle spielt mich dazu gebracht haben, dass ein Fallbericht nicht genug ist, sondern es ein Fachbuch braucht, dass dem interessiertem Halter und dem Tierarzt ermöglicht weiter zu blicken als eine Wunde, die bis auf den Knochen geht mit einem Mulltupfer abzudecken (damit wäre ein Humanmediziner übrigens seine Zulassung los).
Bis das fertig und aufm Markt ist vergehen noch einige Jahre und in dieser Zeit können diese Bilder buchstäblich Leben retten, das ist ein kleiner Preis gezahlt für das Risiko, dass sie jemand klaut.
Wolkenleserin schrieb:Weil die meisten Leuten vor Bildern mit einem Namenszug mehr Respekt haben und solche Bilder sich nicht getrauen, zu nehmen!
Sicher, aber will ich dieses Abstieg auch noch fördern?
Viele Leute haben doch eh keinen Respekt vor anderer Leute Eigentum, wenn es "nur digital" ist.
Auch wenn ich versuche solche Leute zu meiden hab selbst ich Leute in meinem Umfeld, die Filme nicht kaufen oder leihen sondern sich erstmal ne Raubkopie besorgen und das tun können, weil sie darüber nicht so nachdenken, wie sie es täten, wenn sie im Supermarkt einen Schokoriegel klauen würden.
Ein Freund von mir ist Verkehrspolizist und der berichtete mir, dass sobald an einigen Stellen Schilder aufgestellt werden auf denen steht, dass es Geschwindigkeitskontrollen gibt, dann können die Leute dort zwar auf einmal zugelassene Höchstgeschwindigkeit und Sicherheitsabstand, aber überall wo diese Schilder nicht stehen häufen sich die Raser, die Drängler und die zum teil tödlichen Unfälle, deswegen ist er gegen die Schilder und ich auch.
Soll wirklich ich als Rechteinhaber meine Arbeit an diese moralischen Kurzdenker anpassen?
Das sehe ich gar nicht ein. ich auch, denn wenn ich z.B. einen Überholvorgang einleite, dann kann ich das nur sicher tun, wenn ich mich halbwegs darauf verlassen kann, dass eventueller Gegenverkehr sich an diese hübschen runden Schilder lässt.
Die sind rechtlich verbindlich!
Sicherheitsabstände sind rechtlich verbindlich!
Urheberrecht ist ebenfalls ein ganz klares und einfaches Gesetz:
Gibt der Urheber ein Bild nicht explizit frei, dann ist es sein Eigentum, dass bis auf die ebenso klar umrissenen Ausnahmen (private, nicht kommerzielle Nutzung, Nutzung für Forschung, Lehre und Ausbildung,..) zu
achten ist.
Und zwar ohne dem Rechteinhaber aufzudrücken, dass er unter all sein Eigentum "bitte, bitte nicht einfach stehlen" drunterschreiben muss um eine Chance zu haben, dass seine Rechte geachtet werden.
Das ist genauso bekloppt wie diese "Also
hier gelten diese Schilder mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit aber so ganz in echt und wir kontrollieren das auch-Schilder".
Menschen müssen sich an Gesetze halten, oder die Konsequenzen tragen.
Wenn wir das nun aufweichen und es nur noch für Gesetze gilt bei denen derjenige der sein Recht, Hab und Gut schützen möchte, dass extra dazu schreiben muss, dann gibt es bald ganz andere Probleme.
Was als nächstes?
"Wer einen Minirock trägt oder nen knappen Bikini möge sich doch in Zukunft ein Schild mit der Aufschrift "Nein, ich möchte ganz wirklich nicht vergewaltigt werden!" umhängen?
Die Last dafür, dass Gesetze auch eingehalten werden auf die potentiellen Opfer umzulegen ist
ganz gewaltig dünnes Eis, denn wo soll das anfangen und vor allem wo und wie wieder aufhören?
Wolkenleserin schrieb:Und die Arbeit für die Ratten, tatest du dies nicht aus Liebe zu den Tieren?
Ich habs getan aus dem gleichen Grund als dem ich ein Insekt oder ne Spinne aus der Pfütze oder ner Regentonne sammel wenn ich eins seh:
Weil es ein Lebewesen ist und weil ich es kann.
Das Foto hab ich gemacht als ich wusste, dass ich nun zum ersten Mal seit Tagen eine Stunde schlafen und dann sogar noch Duschen und was wichtiges arbeiten kann.
Und dann online gestellt, weil es beweist, dass es nicht nur möglich ist solche Würfe von Hand aufzuziehen, sondern, dass sie sich sogar völlig normal und in vielerlei Hinsicht sogar besser entwickeln als welche, die von Mutti aufgezogen werden.
Was kein Wunder ist.
Als sie etwa 10 Tage alt waren, wollten sie zwar nicht mehr alle 3 Stunden trinken (öfter ging nie, weil 3 Stunden die Dauer eines "Durchgangs" war, aber sie tranken pro Nase etwa 2ml bis sie satt waren.
Kein Rattenweibchen der Welt kann mal eben 22ml Milch zur Verfügung stellen, das ist physiologisch gar nicht möglich.
Trotzdem habe ich Ratten erfolgreich auch 20 Welpen aufziehen sehen, aber es wundert mich eben nicht mehr, dass sie durchaus etwas propperer und vitaler sind, wenn man sie von Hand aufzieht.
Wolkenleserin schrieb:Und nicht als Arbeit für das Foto, so gesehen, kann man diese Arbeit nicht als Arbeit für das Foto einberechnen.
Doch, dass kann ich nicht nur, sondern ich muss es tun.
Ich konnte sie aufziehen, weil ich selbstständig bin.
Trotzdem konnte ich in diesen erste 10 Tagen nur sehr wenig andere Arbeit, die Einkommen erwirtschaftet wegschaffen, wie auch, ich musste die kurzen Zeiten zwischen den Fütterungen ja zwischen Essen, Duschen und hier und dar etwas Schlaf füllen.
Dadurch blieb nicht nur erheblich Arbeit liegen, ich musste auch zahlende Kundschaft, die sich nicht verschieben lässt auf Kollegen verweisen.
Alles, was am Ende rauskam, war ein Artikel über Handaufzuchten, von dem diese Foto ein Teil ist.
Sicher wurde mir dieser Artikel (also Schrift und Bilder) mit etwa 200€ vergütet, aber die stehen in absolut keinem Verhältnis zu dem, was ich in 10 Tagen eigentlich erwirtschaften muss um mein Einkommen abzusichern.
Das ging nur, weil es
- nicht alle Tage vorkam
- der Artikel zumindest noch ein kleines Einkommen versprach, allerdings flossen da auch Erfahrungen vergangener Aufzuchten ein, die zwar nicht ganz so zeitraubend waren, aber ein Minusgeschäft, bei dem ich durchrechnen muss ob ich mir das leisten kann und überlegen, ob ich es
will.11 Rattengören waren noch am leben, durften Aufwachsen und alt werden.
Aber was hätte das genutzt, wenn ich nach diesen 10 Tagen zusammengesackt wär und noch einige Tage ohne Erwerbstätigkeit flach gelegen hätte?
Was hätte das Leben dieser kleinen Naseputze bedeutet, wenn ich im Landhandel gestanden und kein Geld mehr für das Hühnerfutter gehabt hätte?
Davon, dass ein normaler Arbeitgeber wohl gesagt hätte "Oh sie brauchen 10 Tage Urlaub um die Gören einer verstorbenen Rattenmama aufzuziehen? Na das klingt ja mal so wichtig, dass sie am Besten ihre Sachen mitnehmen und dann danach auch deheimbleiben, Kündigung kommt per Post."
Mal abgesehen.
Also doch, der Aufwand der da reingeflossen ist muss natürlich Teil meiner Buchführung sein, solange ich keine Lust habe um Spenden für sowas zu betteln ist ein derartiges "Projekt" aufgrund der wirtschaftlich Gestaltung in dieser Welt nie etwas das ich einfach immer tun kann, weil "Die Tiere leben sollen." Sondern ich muss jedes einzelne Mal durchrechnen und mit meinem Terminplaner abgleichen ob es geht.
Und ich versuche nicht darüber nachzudenken, ob der Tag an dem ich so etwas (egal ob Handaufzucht oder intensivbetreuung eines Patienten) mal nicht mit meinem Zeitplan und wirtschaftlicher Lage in Einklang bringen kann unweigerlich kommen wird oder nicht.