Habt ihr einen Hausarzt?

Sitze gerade im Wartezimmer. Da ich umgezogen bin, musste ich natürlich einen neuen Arzt finden. Schon das war eine aufwendige Geschichte. Aber ich hab auch unterschätzt, wie wertvoll ein Arzt ist, der seine Patienten auch tatsächlich kennt.

Zwar benötige ich selten einen Arzt aber ich habe dennoch eine Vorgeschichte und da fühle ich mich heute viel viel weniger gut betreut.

Auch eine Sache, bei der ich mir nicht sicher bin, ob das heutzutage einfach Realität ist. Früher konnte ich einfach so zum Arzt. Bei meinem aktuellen Hausarzt geht ohne Termin fast nichts. Es gibt "Notfallzeiten" (1,5h schon Tag) aber innerhalb diesen ist der Modus schon vorgegeben.

Ob das eine gute medizinische Betreuung ist?

akwi schrieb am 19.12.2017:Oder ist es euch wichtig, dass ein Arzt eure gesamten Krankheitsverlauf seit Kindesbeinen an kennt?

Das ist letztlich sowieso gar nicht lebenslang möglich, außer der Hausarzt ist ähnlich alt wie man selbst. Ansonsten geht dieser irgendwann in den Ruhestand und man muss sich einen neuen Hausarzt suchen.

Was den Gang zu Fachärzten betrifft, brauch ich normalerweise auch keinen vorgeschalteten Hausarztbesuch, aber manche Krankheiten kann man halt doch am besten mit dem Hausarzt klären, wie z.B. "normale" Infektionskrankheiten. Und manchmal weiß man zunächst auch gar nicht so genau, welcher Facharzt wirklich zuständig sein könnte. Dann ist ein Hausarzt zur Vorab-Klärung auch hilfreich.

Negev schrieb:Ob das eine gute medizinische Betreuung ist?

Dazu habe ich auch noch was. Ich war kürzlich über zwei Wochen krank, die eine Woche konnte mich mein Hausarzt krank schreiben und in der nächsten Woche musste ich aber zu einer Vertretung weil mein Arzt im Urlaub war.
Dort habe ich dann um die 3h gewartet und mitbekommen, dass eine ältere Dame regelrecht darum gebettelt hat den Arzt als neuen Hausarzt zu bekommen weil ihrer in Pension gegangen ist. Sie musste dann am Nachmittag nochmal kommen mit Befunden und der Arzt würde sich diese anschauen und dann schauen ob er sie als Patientin aufnimmt oder nicht. Wohl gemerkt war das kein Wahlarzt sondern ein ganz normaler Arzt.
Ich habe das Glück bei all meinen Ärzten (Hausarzt, Zahnarzt, Augenarzt, ...) gut aufgestellt zu sein aber mir graut auch vor dem Moment wenn einer von ihnen in Pension geht und man sich einen neuen suchen muss.
Den Hausarzt finde ich schon sinnvoll, weil dieser meine Geschichte kennt und auch immer wieder Vorsorgeuntersuchungen durchführt. Weiters nimmt er natürlich notwendige Überweisungen vor. Ich bin noch jung aber es ist praktisch jemanden an der Hand zu haben auf den man sich verlassen kann.

Oh ja, habe ich, und was für einen fähigen , der mir schon oft geholfen hat, nicht nur bei bzw. mit chronischen Erkrankungen, auch bei Anträgen für Rehas und Rente. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, er hat den großen Überblick und das weiß ich sehr zu schätzen.
Ich muss regelmäßig alle 3 Monate zur Blutentnahme, werde zudem regelmäßig bei ihm durchgecheckt, wie EKG, Ultraschall etc.

Und das tollste ist, er würde mich auch zu Hause aufsuchen, wenn ich nicht in die Praxis kommen kann, sprich, er macht Hausbesuche. Ich frage mich jetzt schon, was ich machen werde, wenn er in den Ruhestand geht, da meine Krankengeschichte sehr komplex ist und er mich wirklich bei vielen Dingen unterstützt hat.
Wahrscheinlich werde ich dann in die Hausarztpraxis wechseln, wo mein Mann Patient ist. Ohne Hausarzt, das geht gar nicht (bei uns), vor allem auch, wenn man schnell man Hilfe benötigt.

Mein Partner hatte übrigens eine ziemich skurrile Erfahrung mit seiner früheren Hausärztin gemacht:
er war ja schwer an Corona erkrankt gewesen (Intensivstation, Früh-Reha, Reha). Nach dem Ende der Reha war der Plan, dass ab diesem Zeitpunkt die weitere medizinische Betreuung von der Hausärztin übernommen würde, aber diese hatte sich strikt geweigert, diese Aufgabe zu übernehmen. Obwohl er Folgerezepte für wichtige Medikamente brauchte, war sie nur mit Druck zu überreden, diese Rezepte auszustellen. Weitere Behandlungstermine lehnte sie kategorisch ab. Beim Versuch, weitere Termine zu vereinbaren, wurde ihm mitgeteilt, dass er keine Termine bekommen würde. Wir haben nie herausgefunden, was dieser Ärztin über die Leber gelaufen war.

Zum Glück hat er einen neuen Hausarzt gefunden, wo er sich gut betreut fühlt.

janedoe95 schrieb:Dort habe ich dann um die 3h gewartet und mitbekommen, dass eine ältere Dame regelrecht darum gebettelt hat den Arzt als neuen Hausarzt zu bekommen weil ihrer in Pension gegangen ist. Sie musste dann am Nachmittag nochmal kommen mit Befunden und der Arzt würde sich diese anschauen und dann schauen ob er sie als Patientin aufnimmt oder nicht.

Schon derb zu hören... da muss doch etwas schief laufen? Klar, demographischer Wandel aber das kann sich nicht Weisheit letzter Schluss sein?!

Krass ist, wegen akuter Krankheit war ich seit dem Wechsel vor 4 Jahren wirklich selten. Das kann ich an einer Hand abzählen. Ich war öfters beim Arzt aus Gründen der Bürokratie (für Anträge etc.).

Habe mich vor wenigen Wochen tatsächlich seit Jahren mal wieder in einer Allgemeinarztpraxis sehen lassen. FSME-Impfschutz musste aufgefrischt werden.
Außerdem macht ein fester Ansprechpartner, sollte man mal nen gelben Schein brauchen, schon Sinn.

Ich habe dieses Jahr nach geschätzt 3 Jahren wieder einen festen Hausarzt gefunden. Es gibt einfach keine nachfolger mehr. Und die paar die sich finden, sind für Tausende von Patienten zuständig. Das gesundheitswesen läuft auch in der Hinsicht auf dem Zahnfleisch. Das sind Zustände wie in einem 3. Welt Land..

janedoe95 schrieb:Wohl gemerkt war das kein Wahlarzt sondern ein ganz normaler Arzt.

Du kannst ja froh sein, wenn es noch ein Lassen Hausarzt gibt, der Dich dann nicht auch noch ablehnt, weil Du im falschen Sprengel wohnst.