Jennifer Nitsch (* 10. Dezember 1966 in Köln; † 13. Juni 2004 in München)
Heute vor 13 Tagen jährte sich der Tod von Jennifer Nitsch zum 20. Mal und als absoluter Schauspiel-Fan von IHR war nicht nur ich von dieser damals so schrecklichen Medien-Nachricht geschockt.
Jennifer Nitsch (†)
Das tragische Ende der 'deutschen Sharon Stone'
13.06.2024
20 Jahre ist es mittlerweile her, dass die Schauspielerin mit der markanten rauchigen Stimme und den tiefgründigen traurigen Augen am 13. Juni 2004 um kurz nach 13 Uhr starb, als sie aus dem vierten Stock ihrer Dachgeschosswohnung im Münchner Stadtteil Schwabing etwa zwölf Meter in die Tiefe fiel.
Ihr Tod gibt bis heute Rätsel auf, denn ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden.
Ein Stern, der verglühte, denn als Darstellerin bleibt Jennifer Nitsch unvergessen.
"Wie das Aufleuchten eines Komets am Himmel", beschrieb es damals ihr Vater.
Denn alles hatte mit einem kometenhaften Aufstieg begonnen: Wie aus dem Nichts war Jennifer Nitsch Anfang der 90er-Jahre auf den TV-Bildschirmen erschienen und hatte das Publikum mit ihrer Leinwandpräsenz und ihrer Reibeisenstimme erobert.
Ja, IHRE einzigartige Stimme mochte auch ich unheimlich gerne:
Jennifer Nitsch. Noch ganz jung. Hier.
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Doch WER war Jennifer Nitsch eigentlich, wenn SiE eine so große Lücke hinterlassen hat?
Jennifer Claudia Barbara Nitsch war eine deutsche Schauspielerin.
Jennifer Nitsch Biografie - Deutsche Schauspieler
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SpoilerNach dem Umzug nach München geht alles ziemlich schnell:
Nach kleineren Auftritten in bekannten TV-Serien wie 'Forsthaus Falkenau' und 'Der Alte' spielt Jennifer Nitsch ihre erste große Rolle in Sönke Wortmanns Kinokomödie 'Allein unter Frauen' (1991).
1994 engagierte sie Regisseur Dieter Wedel für seinen fünfteiligen TV-Thriller 'Der Schattenmann' (1996), der zu einem großen Erfolg wurde.
Darin spielte sie an der Seite von Stefan Kurt, Mario Adorf, Heiner Lauterbach und anderen Stars.
Von da an ist Jennifer Nitsch im Geschäft, im Fernsehen wie im Kino, denn sie spielt nun in der gleichen Klasse wie Heiner Lauterbach oder Heinz Hoenig.
Jennifer Nitsch spielte mit Vorliebe emanzipierte, starke und kämpferische Frauen, die unbeirrt ihren Weg gehen.
Schon bald wurde die kühle Blonde von der Presse als 'deutsche Sharon Stone' bezeichnet - stark, selbstbewusst, eine Blondine gegen die üblichen Klischees.
Mit einer heiseren Stimme, "so rauchig, kalt und lasziv, dass einem ganz anders wurde", wie die »Süddeutsche Zeitung« schrieb.
Ihre letzte Arbeit war die Titelrolle in dem Fernsehfilm 'Judith Kemp', in dem sie 2004 eine couragierte Wirtschaftsanwältin spielte, die allen Widrigkeiten erfolgreich trotzt und »Die Welt« schrieb über diese Rolle: "Das ist nicht das kaputte Starlet, das lebensuntüchtige Problempaket, von dem so viel in der Zeit nach ihrem Tod zu lesen war. Wir sehen eine starke Frau, eine gute Frau, eine gerechte Frau, eine, die zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Verantwortung trägt. Ein Vorbild."
An den erfolgreichen Auftaktfilm sollte sich eine Fernsehserie anschließen, die aber nicht mehr umgesetzt werden konnte.
In den gerade mal 15 Jahren ihres Berufslebens als Schauspielerin wirkte Jennifer Nitsch in über 50 Filmen und Serien-Episoden mit.
Diese Zielstrebigkeit beim faszinierenden Aufstieg eines deutschen Stars ist die eine Seite der Jennifer Nitsch; die »Süddeutsche Zeitung« hat ihre andere so beschrieben: "Eine markant-hübsche Schauspielerin, geheimnisvoll, erfolgreich und doch selbstmörderisch exzessiv - diese Romy-Mischung tat ihre Wirkung."
Jennifer Nitschs Karriere habe nichts im Wege gestanden - "außer Jennifer Nitsch. Der Erfolg ist Nährboden für ihre exzessive Seite".
Dann kommt der 13. Juni 2004 - ein Sonntag...
Gegen 13 Uhr stürzt Jennifer Nitsch aus dem vierten Stock ihrer Altbauwohnung in München-Schwabing.
Jennifer Nitsch soll bei dem Sturz am helllichten Tage nur leicht bekleidet gewesen sein und eine Jeans in der Hand gehabt haben.
Die Schauspielerin war sofort tot.
Sie habe sich das Genick gebrochen und schwerste Kopfverletzungen zugezogen, hieß es laut anschließenden Untersuchungen.
Ermittlungen hätten auch ergeben, dass Nitsch zu dem Zeitpunkt 3,1 Promille im Blut gehabt habe und zudem Schlaftabletten eingenommen hatte; außerdem ergab eine Haarprobe Restspuren von Kokain.
Das heißt: Sie war im Vollrausch, als sie auf die Straße fiel.
Der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler sagte, die Schauspielerin habe zusätzlich zu den großen Mengen Alkohol wegen einer anstrengenden Zahnbehandlung offenbar starke Schmerzmittel geschluckt.
Die letzten Stunden von Jennifer Nitsch: Wodka und Schmerztabletten, Restaurant 'Kytaro' und Discothek 'Max-Suite'.
Nach einer durchfeierten Nacht sei sie erst morgens um 5.30 Uhr nach Hause gekommen und hatte angeblich daheim weiter Alkohol getrunken.
Schlaflos folgten am Mittag des 13. Juni dann telefonische Streits mit Verwandten, die ihr große Angst gemacht haben müssen.
Erst kündigt sie sich per Fax zu einem Besuch bei ihrem Vater an; kurz darauf steigt sie trotz Höhenangst auf das Wohnungsdach.
Augenzeugen berichten später, sie sei auf der Dachrinne hin- und her spaziert und mit einer Vorwärtsrolle herabgestürzt.
War ihr Tod ein tragischer Unfall oder war die Darstellerin, die so stark auf der Leinwand wirkte, am richtigen Leben zerbrochen und so verzweifelt, dass sie mit gerade mal 37 Jahren absichtlich in die Tiefe sprang?
Die Staatsanwaltschaft München erklärte laut »Frankfurter Allgemeine« dazu, ob sich die 37-Jährige das Leben nahm oder volltrunken aus dem Fenster fiel, sei strafrechtlich nicht relevant und werde deshalb auch nicht weiter aufgeklärt.
Freunde und die Polizei gehen von einem Suizid aus.
Tiefsinnig, aber einsam, denn privat fand sie kein Glück.
Sie soll an Depressionen und Autoaggressionen gelitten haben.
Ein früherer Freund sagte einem Fernsehsender, er habe sich von der Schauspielerin getrennt, weil sie schon nach kurzer Zeit mit ihm eine Familie gründen wollte; auch unter ausgeprägter Berufs- und Zukunftsangst habe Jennifer gelitten.
Zuletzt glich Jennifer Nitschs Leben wieder einmal einer Achterbahnfahrt: Gerade frisch verliebt, soll sie sich nach Worten einer Freundin Wochen vor ihrem Tod für ein Kind entschieden haben.
Ein Ladenbesitzer berichtet hingegen, Jennifer Nitsch habe sich zwei Tage vor dem Sturz "mit zittriger Stimme verabschiedet".
Vom Leben der Jennifer Nitsch sind jetzt einige schicksalsträchtige Schlagzeilen übrig geblieben.
Ihr Tod mit 37 war der traurige Höhepunkt der Popularität dieser außergewöhnlichen Schauspielerin.
Innerhalb weniger Wochen wird das Leben dieser jungen Frau, die durch ihre Rollen immer etwas geheimnisvoll und rätselhaft wirkte, durchleuchtet, ja seziert.
"Keine vier Wochen brauchten die Medien nach dem Tod der Schauspielerin, um die deutsche Sharon Stone, zu der sie selbst die lebende Jennifer Nitsch über Jahre stilisiert hatten, vom Podest zu stoßen", schrieb die »Die Welt«.
Dafür begaben sich Kollegen, Freunde, Verwandte und Medien auf Spurensuche und suchten nach Erklärungen für das Verhalten einer erfolgreichen Schauspielerin, die den Eindruck hinterlassen hatte, sie habe "sich selbst erschaffen", sie habe "eine Kraft" ausgestrahlt, "die ihr im eigenen Leben fehlte".
So entstand das Bild von einer Frau, die ihr Leben nicht ihrer Vernunft angepasst hatte.
Beeinflussen habe man sie nicht können, selbst wenn man es gewollt hätte, sagen Kollegen.
Die Jenny sei im Privatleben so eigensinnig gewesen wie im Beruf.
Auch ihr Vater Wolfgang Nitsch, zu dem sie ein gutes Verhältnis hatte, riet seiner Tochter eindringlich zu einer Schauspielpause, doch die sei von einem Projekt zum nächsten übergegangen.
Zwar habe die Arbeit ihr innere Stabilität gegeben, da sei sie aufgeblüht, meinte Wolfgang Nitsch. Aber: "Diese gähnende Leere, die sie nach dem Dreh umfing, das ging Jenny an die Substanz." Am Ende sei es "fast so gewesen, als hätte es so sein sollen - wie das Aufleuchten eines Komets am Himmel, der dann verblasst ist".
"Sie ging, wie sie kam: mit einem Schlag", schrieb die »Süddeutsche Zeitung« in ihrem Nachruf auf Jennifer Nitsch.
Denn der Werdegang der gebürtigen Kölnerin entspricht überhaupt nicht diesem aufsehenerregenden Ende, denn sie ging ihren beruflichen Weg zielgerichtet Schritt für Schritt. Ohne große Abweichungen, ohne frustrierende Aussetzer.
Jennifer Claudia Barbara Nitsch wurde im Familiengrab auf dem Friedhof der evangelischen Kirche St. Nikolai in Sankt Peter-Ording beigesetzt - einem Ort, der für sie seit ihrer Kindheit Ausgleich zu einem verzehrenden Leben war.
In folgenden Filmen war Jennifer Nitsch zu sehen:
1989: Bumerang-Bumerang; Regie: Hans W. Geißendörfer; mit Katja Studt, Jürgen Vogel, Bernd Tauber.
1990+1996+2003+2004: Der Alte
1991: Allein unter Frauen; Regie: Sönke Wortmann; mit Thomas Heinze. Spoiler
Trailer - ALLEIN UNTER FRAUEN (1991, Thomas Heinze, Jennifer Nitsch, Carin C. Tietze)
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1993: Derrick: Langsamer Walzer; Regie: Helmuth Ashley; mit Horst Tappert, Fritz Wepper.
1994: Nur eine kleine Affäre (Fünfteiler); Regie: Detlef Rönfeldt; mit Mathieu Carrière, Sissi Perlinger. Spoiler
Trailer 'Nur eine kleine Affäre' ZDF 1994
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1995+1996: Die Straßen von Berlin (3 Folgen); mit Uwe Ochsenknecht, Martin Semmelrogge, Hannes Jaenicke, Peter Lohmeyer.
1996: Diebinnen; Regie: Peter Weck; mit Christiane Hörbiger, Lena Stolze.
1996: Der Schattenmann; Regie: Dieter Wedel; mit Mario Adorf, Heiner Lauterbach, Stefan Kurt, Heinz Hoenig.
1996: Busenfreunde; Regie: Thomas Berger; mit Jan Josef Liefers, Ulrich Noethen, Hans-Werner Meyer.
1997: Klassenziel Mord; Regie: Michael Rowitz; mit Bruno Eyron, Marion Kracht, Konrad Bösherz.
1997: Die Sexfalle; Regie: Michael Keusch; mit Ina Weisse, Jochen Horst, Ralph Herforth, Sylvia Kristel.
1998: Frauen lügen nicht; Regie: Michael Juncker; mit Monica Bleibtreu, Andrea Eckert, Martina Gedeck, Rebecca Horner, Dominique Horwitz, Peter Sattmann.
1999: Männer sind wie Schokolade; Regie: Uwe Wilhelm; mit Katja Riemann.
1999: Ein Mann wie eine Waffe; Regie: Michael Rowitz; mit Klaus Löwitsch.
2000: Ich pfeif auf schöne Männer; Regie: Helmut Metzger; mit Robert Giggenbach.
2001: Sex oder Liebe?; Regie: Christoph Schrewe; mit Hannes Jaenicke.
2002: Tatort – Bienzle und der Tag der Rache; Regie: Konrad Sabrautzky; mit Dietz-Werner Steck.
2002: Am Ende die Wahrheit; Regie: Michael Rowitz; mit Robert Giggenbach, Katharina Wackernagel.
2003: Im Namen des Herrn; Regie: Bernd Fischerauer; mit Heiner Lauterbach.
2003: In der Höhle der Löwin; Regie: Helmut Metzger; mit Rosemarie Fendel, Helmut Zierl, Ernst Stankovski.
2003: Freundinnen für immer; Regie: Konrad Sabrautzky; mit Horst Janson.
2004: Der letzte Zeuge – Die Frösche, die Kinder, der Tod; Regie: Bernhard Stephan; mit Ulrich Mühe, Cordula Trantow.
2004: Geerbtes Glück; Regie: Heidi Kranz; mit Francis Fulton-Smith, Michael Mendl, Ursela Monn.
2004: Judith Kemp; Regie: Helmut Metzger; mit Gunter Berger, Gesine Cukrowski, Julia Richter. Spoiler
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Auszeichnungen:
1994: Bayerischer Fernsehpreis für «Nur eine kleine Affäre»
1995: Adolf-Grimme-Preis (der »Oscar« der deutschen TV-Branche) für «Nur eine kleine Affäre» (zusammen mit Annemarie Schoenle, Thomas Wittenburg, Brigitte Wittenburg und Detlef Rönfeldt)
Quellen: Wikipedia / www.gala.de / sueddeutsche.de / spiegel.de / faz.net / web.de
