Was du schon immer schreiben wolltest, aber niemanden interessiert!
30.01.2015 um 00:08
Im vorrevolutionären Frankreich,irgendwo auf dem Dorfe wurde dereinst ein Kind geboren,ein Bub den man auf den Namen,nun sagen wir,Jacques taufte.
Viel ist über die Kindheit dieses Bübchens nicht bekannt aber besonders erquicklich wird sie nicht
gewesen sein denn Lieblosigkeit und Erniedrigung waren sein täglich Brot,soviel ist immerhin
aus dem Nebel der Geschichte überliefert.
Aus dem kleinen Jacques wurde trotz dieser Widrigkeiten erstaunlicherweise ein großer Jacques,ein
wirklich großer,kräftiger Bursche.
Bekannt ist aus dieser Zeit das er,nicht nur ein Säufer sondern auch ein Raufbold der übelsten Sorte
war,ja mehr noch,landauf landab erwarb er sich den Ruf ein gefährlich Geistesgestörter zu sein,
den einzig für die Sucht nach billigem Fusel,seinen Jähzorn und fixe Ideen bekannt war.
So mied man ihn aus gutem Grund in den Dörfern seiner Umgegend.
In diesen Tagen also,entwickelte sich in unserem Jacques eine neue fixe Idee auf derart übermannende
Art,daß er sich stehenden Fußes nach Paris aufmachte und dort,nach pausenlosen marschieren,
alsbald wenngleich reichlich derangiert anlangte.
Diese Eile war durchaus notwendig denn der König hielt sich gerade dort auf um eine seiner
Prachtparaden zu veranstalten und,und dies ist von größter Wichtigkeit,höchstselbst daran
teilzunehmen.
Diese Gelegenheit nun,wollte Jacques nutzen um seine Majestät mit eigener Hand ins Jenseits zu
befördern denn nichts anderes war der Gegenstand seiner fixen Idee.
Um es kurz zu machen,daß Attentat scheiterte auf peinliche Weise und Jacques wurde in den Kerker
gesperrt.
Der König aber,irgendein Louis und nicht viel mehr soll über ihn gesagt sein als das er naturgemäß
ein Unmensch war und zudem ein schlimmer Feigling. Letzteres machte allerdings das Pech unseres
verhinderten Attentäters aus denn Louis fürchtete krankhaft eine Verschwörung gegen seine Herrschaft und glaubte nicht an den trotteligen Einzeltäter.
Also ließ er Jacques foltern aber dieser war eben nur ein kranker Landstreicher der nicht bis drei zählen
konnte,er kannte nicht die üblichen Verdächtigen,die Ränkeschmiede,die Intriganten des Hofes.
Und so hielt in seine unfehlbare Majestät für besonders verstockt und ließ ihn quälen und quälen,
immer öfter,immer länger,immer grausamer.
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Als man Jacques dann nach Wochen der Tortur auf dem Karren zum Schafott fuhr,erlebte der Pöbel
etwas das seine lärmenden Mäuler zum schweigen brachte,etwas furchtbares,unheimliches,grausames,
in einem Maße verstörendes das selbst die verdorbenste Menschenseele in bebende Schwingungen
des Grauens der eigenen,verdrängten Schuld versetzte.
Jacques flehte und flehte,bat bitterlich um....mehr Folter.
Schlug man ihm mit dem Knüppel,so flehte er um die Zange,traktierte man ihn mit dieser,flehte
er um das flüssige Blei und man goss es ihm in die Wunden und Jacques flehte um mehr,mehr,immer
mehr.
Er hatte weder sein Schmerzempfinden verloren,er schrie und krümmte sich erbarmungswürdig,noch eine Lust am Schmerz entwickelt,er war
ein Monster geworden,das unaussprechliche Produkt einer unaussprechlich monströsen
Behandlung.
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Ich selbst verfolgte das Geschehen vom Balkon des Gasthauses "zum Rappen" aus und werde nie
vergessen was ich sah: die Hölle in sich und den armen Teufel darin.
Verändert hat es mich mit Sicherheit,für alle weiteren Jahre meines Lebens jedoch man stelle sich
vor,ich wäre diesem armen Teufel durch Widrigkeiten des Schicksals in Liebe verbunden gewesen,
wie einem Vater oder einem Sohn oder einem Bruder.
Die Wirkung wäre vernichtend gewesen.