Michael Jackson - wird es zur Verurteilung kommen
01.02.2010 um 10:25
Das schreibt Welt-Online über den Auftritt am heutigen Tag.Ich finde der Artikel ist recht böse und wird den sich sehr bemühenden Kindern nicht gerecht. Mein persönlicher erster Eindruck war sehr gut und ich bin entsetzt, wie unterschiedlich Menschen Situationen wahrnehmen können.
GRAMMYS
Der hilflose und wirre Auftritt der Jackson-Kinder
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VON NORA REINHARDT 1. Februar 2010, 10:08 Uhr
Bei der Verleihung des wichtigsten Musikpreises in Los Angeles wurde der verstorbene "King of Pop" für sein Lebenswerk geehrt. Den Grammy nahmen Michael Jacksons Kinder Paris und Prince Michael I. entgegen und stammelten vor einem Millionenpublikum mehr peinlich als rührend. Muss das sein?
Foto: REUTERS
Peinlicher Auftritt: Michael Jacksons Kinder Paris und Prince Michael I. nahmen den Grammy für ihren Vater entgegen
Es war der Moment der 52. Grammys: Als es in Deutschland vier Uhr morgens war, betraten Michael Jackson’s Tochter Paris,11, und sein Sohn Prince Michael I., 12, die Bühne im Staples Center in Los Angeles. Sohn Blanket,7, war nicht dabei. Die beiden ältesten Kinder von Michael Jackson nahmen den Preis für das musikalische Lebenswerk ihres verstorbenen Ziehvaters entgegen.
Und was trugen die beiden Jackson-Kinder zu diesem Anlass? Enger genähte Michael Jackson-Garderobe. Das Bühnenoutfit der Kids eine modisch-ödipale Reminiszenz zu nennen, hieße die Wahrheit sanft zu ummanteln. In Wahrheit sahen die beiden aus, als hätten sie gemeinsam ausgeheckt, zu einer Karnevals- oder Mottoparty im Partnerlook als Michael Jackson-Doubles zu erscheinen.
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Die Grammys bewiesen einmal mehr, dass die Realität oft kabarettistischer ist als manche Fiktion. Paris und Prince Michael trugen eine schwarze Hose mit roten Streifen an der Seite und einer roten Kapitänsbinde um den Oberarm. Es ist ein Outfit aus Michael Jacksons History-Zeit, das er auch auf dem Coverfoto des Number One-Albums trägt.
Dann musste der älteste Sohn Prince I. ran und stellvertretend für seinen toten Vater die Dankesrede halten. Er schluckte, schnaufte, stammelte, schwitzte, schnappte nach Luft, vergaß die Wörter, klammerte sich an die goldene Grammophon-Statue in seinen Händen, besann sich, redete weiter, darüber, dass die Botschaft im Oevre seines Vaters immer nur eines gewesen sei: „Love“.
Irgendwie erinnerte Prince Michaels Auftritt an Michael Jacksons Reden, die ebenfalls häufig wirr, naiv und hilflos waren. Dann dankte der Zwölfjährige der Dreifaltigkeit seiner kleinen Welt: Gott, der ihm in den vergangenen sieben Monaten beistand, den Großeltern, die ihm ebenfalls beistanden, und den Fans.
Im Staples Center lag jenes verständnisvolle und atemlose Mitzittern in der Luft, das sich bei Vorlese- und Buchstabierwettbewerben aufstaut, während die emsigen Schüler alles geben, um den Auftritt schnell und einigermaßen passabel hinter sich zu bringen.
Nur: Paris und Prince Michael sahen bei den Grammys mehr Menschen als in der Schulaula. Paris sagte dann noch einmal das, womit sie bei der Trauerfeier ein gutes halbes Jahr zuvor die Welt bewegte: Dass sie ihren Vater liebt. Wirklich gerührt war diesmal allerdings niemand, Tränchen flossen weder bei den Kindern noch den Zuschauern; der Auftritt dauerte nicht einmal zwei Minuten. Neben Prince und Paris standen Michael Jacksons Cousins Taj, Taryll und TJ, die als Band 3T bekannt wurden.
Im Grunde war alles wie immer. Auf der Bühne standen fünf Jackson-Kinder und wurden zur Schau gestellt. Es ging um den größten Musikpreis der USA. Der Jüngste stand im Rampenlicht und musste sich beweisen. Und Joe Jackson, 80, saß im Publikum und begutachtete alles.
Über den strengen Familienregenten des Jackson-Clans Joe gibt es eine Menge Geschichten, eine davon geht so: Joe stellte seinen Sohn Michael barfuß auf eine heiße Herdplatte. Damit der lernte, schneller zu tanzen. Es ist eine Anekdote, die zeigt, wie grausam Joe Jackson seine Kinder triezte.
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Die Herd-Episode wurde oft erzählt nach dem Tod des King of Pop am 25.Juni 2009, immer mit dem Tenor: Einer, dessen Kindheit vom Vater aus Profitgier zerstört wird, musste ein Getriebener bleiben, der sich erst zur Kunst- und dann zur Witzfigur entwickelte. Michael Jackson wurde bemitleidet und bewundert, zwischen den Zeilen der Nachrufe las man immer auch: Gut, dass das nun ein Ende hat.
Hat es aber offenbar nicht. Es scheint fast so, als fange alles noch mal von vorne an. Im Vorfeld hatte Joe Jackson seine Enkel als „große Redner“ angekündigt und erzählt, dass Paris sich bereits seit einigen Wochen auf ihre Rede vorbereite und dass er „sehr stolz“ sei, dass seine Enkel diesen Award überreicht bekommen. Und Katherine Jackson, bei der die Kinder leben, sagte - wie so oft - nichts dazu.
Dabei müsste gerade sie wissen, dass Michael Jackson solche medienwirksamen Auftritte wie bei der Grammy-Verleihung nicht recht gewesen sein können. Wieso sonst hatte er jahrelang seine Kinder beim Shopping und beim Zoobesuch unter venezianischen Karnevals-Masken, Schmetterlings-Halbmasken mit Federn und Tüchern versteckt?
Michael Jackson, dem zeitlebens sowohl homo- als auch asexuelle Neigungen nachgesagt wurden, hatte es immerhin auf zwei Ehen und drei Kinder gebracht: Prince Michael I, Prince Michael II, genannt Blanket, und Paris – und denen wollte er um jeden Preis das Schicksal ersparen, im Rampenlicht aufzuwachsen.
GRAMMY FÜR EIN LEBENSWERK
Michael Jackson konnte vieles aushalten, weil er Ausstrahlung hatte, Musikalität, ein Jahrhundert-Talent. Er hatte sich den Applaus, den er nach seinen Auftritten bekam, selbst verdient. Anders als seine Kinder. Mit zwölf Jahren hielt nun Prince Michael I. vor einem weltweiten Millionenpublikum einen Grammy für ein Lebenswerk im Arm und bekam Applaus für eine Dankesrede, die er vermutlich nicht selbst schrieb.
Dass Jackson überhaupt für sein Lebenswerk und nicht für sein posthum erschienenes Album „This is it“ geehrt wurde, hängt mit den Modalitäten zusammen. Das Album erschien im Oktober 2009 und kann damit erst einen Grammy 2011 erhalten, weil die gewürdigten CDs bis zum September des Vorjahres erschienen sein müssen. Gut, die Academy hätte, wie das üblich ist, eine neue Kategorie einführen können.
Bester toter Pop-Act vielleicht, oder Bester moonwalkender Sänger, aber davon sah man ab. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Michael Jackson im kommenden Jahr erneut einen Preis gewinnt, den irgendjemand in Empfang nehmen muss. Michael Jackson, don’t rest in Peace.
AUF WEITERE SCHIKANEN VERZICHTET
Immerhin hatte man auf weitere befürchtete Schikanen verzichtet: Michael Jackson stand nicht in 3D wieder auf, seine Kinder performten keinen seiner Songs. Es gab nur ein klebrig-süßes Heile-Welt-Filmchen in 3D zu sehen, in dem ein Mädchen zwischen Schmetterlingen im Gras liegt und ihre Grübchen bleckt. Beyonce bewies Mut zur Hässlichkeit und setzte tapfer die 3D-Brille auf. Dazu gaben Smokey Robinson, Celine Dion, Jennifer Hudson und Carrie Underwood eine solide Darbietung von Jacksons „Earth Song“. Die posthume Würdigung von einem der größten globalen Popstars beim größten und wichtigsten Musikpreis der USA dauerte nur fünf Minuten. Ein mauer Kompromiss.