Lieber
@saba_key,
Danke für die Einladung.
@saba_key hat geschrieben
Es ist aus systemtheoretischen Gründen schwierig für jedes System, sich selbst zu analysieren.
(…) Daher werden Mitglieder eines Täuschungssystems eine Täuschung immer von sich weisen.
Man kann da wirklich nicht von Lügen oder Leugnen sprechen,
eher von Mind-Control.
Ja, das hast du gut in Worte gefasst.
@saba_key hat geschrieben
Letzendlich kannst du nicht wissen, ob dein Leben nicht eine Spiegelfechterei ist und ich kann es nicht wissen. Nur eines: Der Wandel ist möglich und vollzieht sich.
Der Wandel vollzieht sich vor meinen Augen.
Ich betrachte die Jahreszeiten und den Verlauf unserer Geschichte.
Ich frage mich, was den Zeitgeist wohl antreibt. Der blaue Himmel mit echten Wolken ist mittlerweile eine echte Rarität geworden und das kollektive Bewusstsein scheint das nicht mehr differenzieren zu können. Das ist eigentlich unglaublich. Ich betrachte die Rhythmen und verfolge die Gezeiten. Der kleine Junge geht jeden Tag am Strand spazieren und hält Ausschau nach Flaschenpost, nach einem Stück Heimat, einer lieben Welle, während meine Mannschaft sich immer weniger von den Spiegelfechtereien beeindrucken läßt. Mehr Männer sammeln sich tagtäglich um den Geschichtenerzähler, der am liebsten die kleinen Schildkröten anfeuert, wenn sie zum aller ersten Mal den weißen Saum entgegenfiebern, um in ihr Element einzutauchen.
Irgendetwas ist verrückt worden, eine unsagbare Grenze scheint mir vor Zeiten übergangen worden zu sein. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber ich glaube, daß der Anfang sich nach Heimat sehnt, nach einem festen Punkt und nicht nach unendlicher Entgrenzung.
Irgendetwas ist komplett aus dem Ruder gelaufen?!
(Ich habe manchmal sehr große Angst, die ist wirklich unbeschreiblich!)
Ich scheine ein Grenzgänger zu sein, zumindest finde ich mich an Verläufen wieder, die mir oft sehr grenzwertig erscheinen. Der Geschichtenerzähler hält mich am Leben. Life of Pi hat mich vor wenigen Tagen erneut angelandet. Was für eine krasse Geschichte. Ich bin mir sicher, er wird das nächste Mal keinen "falschen" Bruder einbeziehen, wenn er Bruderschaft zu einem seelenverwandten Tiger sucht und nie wieder einer väterlichen Logik folgen, die seinen eigenen Mythos ausgrenzt, die ureigene Spur, eine Lotusblume im Wald.
@saba_key hat geschrieben
Entweder du möchtest die Täuschung überwinden, hinter dir lassen, dann musst du aber etwas ekelhaft zur Täuschung sein, regelrecht ungenießbar, außerdem brauchst du eine Vorstellung über deine Rolle, denn alle Physis ist Psychis.
Da hast du sicherlich Recht, nur ist mir meine Rolle noch ein Rätsel.
Ich glaube, ich bin irgendwie verstellt worden, als hätte man mich zudem betäubt. Manchmal sehe ich tatsächlich einen Fuchs, mitten in Metropolis. Irgendwann werde ich mein Element wiederfinden und diesen miesen Zoo beenden. Dann werde ich den Direktor und seine Architekten zur Rechenschaft ziehen und sie werden alle ihre Konstrukte und Wissenschaften am eigenen Leib erfahren, in Gefangenschaft, hinter Stäben, im Versuchslabor, in Fukushima … um ihre eigene unbarmherzige Scheiße zu verarbeiten!
@saba_key hat geschrieben
Wenn du ein Waldbewohner wie ein Fuchs bist, wirst du dich in der offenen Flur nicht wohlfühlen.
Ja, davon kann dir der Fuchs in Metropolit ein Lied singen.
Grüße
iao