@telefonistin Ich bin nächsten Monat stolze sieben Jahre rauchfrei. Angefangen habe ich mit 11 Jahren, heimlich mit einer Freundin. Da war es dann halt mal hier und da eine Zigarette... Richtig angefangen habe ich dann mit 13 Jahren, ab da habe ich also mir meine Schachteln selbst gekauft. Damals ging es noch easy am Zigarettenautomaten.
Mit 14 bin ich Vollwaise geworden und in eine WG gezogen, in der alle Mädels inklusive Betreuerinnen geraucht haben. Aus Geldnot (Jugendhilfe) bin ich dann auf Zigarillos umgestiegen, damals 1,99 für 19 Stück. So habe ich dann gut 2 Jahre Zigarillos geraucht, bis ich wieder auf Zigaretten (Selbstgestopfte) umgestiegen bin. Mit 18 Jahren habe ich das erste Mal versucht mit dem Rauchen aufzuhören. Natürlich erfolglos. Versuch 2 bis XX folgten, alle erfolglos, da ich nie einen größeren Drang nach einer Zigarette verspürt habe, als in den Momenten, in denen ich mir vorgenommen habe, mit dem Rauchen aufzuhören.
Ich hab so viel versucht. Nikotinpflaster, Nikotinspray, Kaugummi, Geld sichtbar sparen, Diät und gleichzeitig mit dem Rauchen aufhören, damit der Hunger größer ist als das Verlangen nach einer Zigarette, Hypnose, Motivationsvideos, Bücher... Letztendlich habe ich mir sogar das "Rauchfrei-Starterkit" bei der bzga bestellt (Kostenlos). Es landete unbenutzt im Schrank.
Und so verqualmte ich jeden Tag brav meine 1-1,5 Schachteln Zigaretten, mit absolut schlechtem Gewissen und großer Sorge vor Krebs. Abends, wenn ich im Bett lag fiel mir sogar irgendwann auf, dass ich nicht mehr absolut leise atmen konnte, da ich ein permanentes "fiepen" beim einatmen von mir gab. (Vor Einbrechern verstecken also unmöglich :P ) Das alles sorgte zwar für ein fürchterlich schlechtes Gefühl, aber die Sucht war einfach stärker. Irgendwann bin ich auf Mentholzigaretten umgestiegen, da ich das Gefühl hatte, die würden meinem Hals "besser" tun... *bekloppt*
Dann kam eine heftige Rachen- und Mandelentzündung. Ich hatte Fieber, konnte kaum schlucken, aber - man kann es sicherlich ahnen, ich musste dennoch vor der Arztpraxis noch eine Zigarette rauchen.
Beim Arzt drinnen, sagte die Ärztin dann etwas, was mich geschockt hat: "Da ist ja alles voller Metastasen"... Ich weiß bis heute nicht, ob ich mir diesen Satz eingebildet habe, sie falsch verstanden habe oder Metastasen eventuell auch medizinischer Fachbergriff für irgendeine Entzündungsreaktion des Körpers ist (habe es auch nie gegooglet). Da die Ärztin da aber nicht weiter drauf einging und auch sonst völlig unbekümmert wirkte, mir ein Antibiotikum verschrieb und mir sagte, dass es mir in zwei bis drei Tagen wieder besser gehen wird, habe ich auch nicht noch mal nachgefragt.
Am selben Abend stand ich dann abends auf der Terrasse, hatte inzwischen noch Schüttelfrost bekommen, um eine Zigarette zu rauchen. Alles, wirklich alles in meinem Körper schrie : "Hör auf!"... und da wurde mir bewusst, was ich eigentlich gerade treibe.
Ich hab meine Zigarette ausgemacht, bin ins Bett zurück gekrochen und lag dann zwei weitere Tage komplett flach... Als es mir am dritten Tag wieder etwas besser ging, wurde mir bewusst, dass ich seit meiner Kindheit nicht mehr so lange rauchfrei war (immerhin 2,5 Tage). Da fiel mir das Starterkit der bzga wieder ein. Da war nämlich ein Kalender drin, für die ersten 100 Tage rauchfrei. Ich nahm mir also den Kalender und konnte schon 3 Blätter abreißen. Ein tolles Gefühl.
:) In dem Moment habe ich beschlossen, dass ich lediglich auf eine einzige Zigarette verzichten werde, nämlich auf die Nächste.
Und so vergingen die nächsten Tage auch recht zügig. Nach etwa einer Woche war ich wieder völlig fit und bin auch wieder arbeiten gegangen. Oh Schreck, auf der Arbeit gehörte es einfach dazu, mit meiner Chefin gemeinsam in die Raucherpausen zu gehen.
Darauf wollte ich nicht verzichten, also nahm ich mir eine Karotte und stellte mich mit ihr vor die Tür.
Das funktionierte so super, dass ich in den nächsten Wochen eine mega-Karottenkonsum hatte. Immer wenn ich "früher" eine Zigarette geraucht habe, habe ich mir eine Karotte genommen und bin mit dieser Karotte an den Ort gegangen, an dem ich auch mit der Zigarette gegangen wäre- und ja, selbst nach dem Essen, bin ich aufgestanden und habe auf der Terrasse noch eine Karotte gekaut. Nach weiteren zwei, drei Wochen, habe ich es dann über´s Herz gebracht und habe meine alten Zigarettenschachteln verschenkt. Wenn ich das jetzt so schreibe, dann klingt es so easy, aber ich habe wirklich oft innerlich mit mir gerungen und das starke Bedürfnis nach eine Zigarette verspürt. Dabei meine ich gar nicht nur dieses Kopfbedürfnis, sondern dieses Gefühl, welches entsteht, wenn man einen kräftigen Lungenzug nimmt. Das ging soweit, dass ich mir kleine Blätter zusammengrollt habe und an diesen kräftig gezogen habe, so als wäre es eine Zigarette (ausprobieren, hilft wirklich!) .
Nach etwa 3-4 Monaten rauchfreier Zeit habe ich dann mit dem Walken angefangen (Wohne im Tal, es geht also anfangs immer bergauf...) Früher hatte ich das Gefühl, es zerreißt mir gleich meine Lunge... Jetzt hatte ich das Gefühl zwar auch noch, aber es setzte ein paar Meter später ein, war nicht mehr so intensiv und hielt auch nicht so lange an (und mit der Zeit ist es völlig verschwunden).
Immer wenn ich dann ins Schwitzen und Keuchen kam, habe ich die übelsten Hustenanfälle bekommen... Juchhu, die Lunge reinigt sich, dachte ich mir. Es dauerte auch noch viele Monate, bis ich nicht mehr so viel Husten musste.
Nach rund 10 Monaten rauchfrei hatte ich von einen Tag auf den anderen plötzlich das Gefühl, ich hätte meine letzte Zigarette erst vor wenigen Minuten ausgemacht, plötzlich war dieses Verlangen und die Sucht wieder so stark zu spüren, dass ich das genau so gegooglet habe. Und siehe da, nach etwa 9-12 Monaten baut die Lunge Mikronikotin ab, was bei vielen Menschen dazu führt, dass sie wieder rückfällig werden, da dieses Bedürfnis für einige Tage wieder stärker wird. Mit dem Wissen gelang es mir, auch diese blöde Zeit zu überstehen.
Und so vergingen die Jahre und nun sind es, wie gesagt, bald sieben.
Noch heute gibt es Momente, in denen das Bedürfnis da ist, aber sie kommen immer seltener und verschwinden quasi augenblicklich wieder. Manchmal in großen Stresssituation z.B. dem Tod meines Sohnes, aber auch so banale Sachen wie das Runterkurbeln des Autofensters ...
:D (Jahrelang hab ich mir eine Zigarette angezündet, sobald ich im Auto saß und das ist wohl noch tief im Unterbewusstsein verankert). Manchmal träume ich sogar, dass ich wieder angefangen habe zu rauchen und bin soooo erleichtert, wenn ich realisiere, dass es nur ein Traum war.
Was ich aber mit meinem ganzen Text eigentlich sagen möchte, ich denke, es ist auch immer etwas Glück dabei, wenn es einem gelingt tatsächlich rauchfrei zu bleiben. Ich habe zig Versuche hinter mir, die alle gescheitert sind, bis ich es irgendwann einfach nicht mehr versucht habe... Ich bin auch überzeugt davon, dass ich sofort wieder Rückfällig werden würde, wenn ich noch mal eine Zigarette (oder Wasserpfeife) rauchen würde.
Rauchen ist blöd! Ich wünsche jedem, der versucht von den kleinen, gemeinen Sargnägeln wegzukommen von Herzen viel Erfolg!
Liebe Grüße