The Germanic Stare Down

Zuerst bitte ich um Entschuldigung, ich weiß die Forensprache ist deutsch, doch zu diesem Thema finde ich leider nur eine deutsch sprachige Quelle, der Rest ist leider in englisch.

Ich wundere mich schon länger über diese deutsche Eigenart des Starrens. Doch so richtig bewusst wurde es mir aber erst als ich eine längere Zeit im Ausland gelebt habe.
Die Menschen dort schienen sich einfach um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern und nahmen mich so überhaupt nicht wahr, was auch ganz in meinem Interesse ist.
Nun habe ich mal ein wenig im WWW geschaut und siehe da, mir geht es wohl nicht alleine so.
Hauptsächlich Touristen und Expats schildern dort ihre Erfahrungen mit dem sog. German Stare Down, sie geben auch teils witzige Ratschläge wie man wie man sich dagegen "wehren" kannn.

http://bittegitte.blogspot.de/2009/01/german-stare.html

Nur eine Sache ist mir in Deutschland ein bißchen unangenehm gewesen, und zwar, dass einen alle Leute anstarren. Deutsche begutachten unweigerlich andere Menschen, denen sie auf der Straße, in der Straßenbahn oder im Straßencafé begegnen. Ausländer werden darauf in interkulturellen Trainings vorbereitet.

http://www.spiegel.de/international/the-germanic-stare-down-watcha-lookin-at-granny-a-418068.html

Welcome to Germany, the land where a bit of intense eye contact is a daily occurrence -- so much so that many expats and visitors have dubbed it the “Germanic Stare Down." But it’s actually two things: the first, a rather creepy kind of Big Brother-esque surveillance; the second, a glaring gaze that feels like an ocular challenge but is pretty harmless.

http://whygermansstare.blogspot.de/

In many societies this is seen as offensive, rude, belligerent, defiant or even inhuman- but not in Germany. What are they staring at? Is something wrong with me? Do I stare back?

http://www.uberlin.co.uk/a-year-in-berlin-five-things-weve-learned/

Germans stare.
This one took a bit of getting used to. For the first few months we just couldn’t understand what the hell was wrong with people or, more importantly, with us! We initially put it down to the locals not being used to seeing exotic London folk like us (we’re the only ones here, right?), but we now know this is just their way and not to take it too personally. Also, I’ll win any staring contest so BRING IT ON BEATCHES!!

Selbst ein englisch sprachiges Forum widmet sich dieser faszinierenden Marotte ;)
http://www.toytowngermany.com/lofi/index.php/t16167.html

Nun wie sind eure Erfahrungen damit? Und vor allem würde mich interessieren woher diese Eigenart kommt?

@rapture
Wir sehen einfach am besten aus, wir bewundern uns sozusagen dauernd gegenseitig ;)

Ich empfehle dir mal das Buch "Planet Germany". Da kommt das mit dem Starren glaube ich auch drinnen vor.

Mir persönlich ist das allerdings noch nicht so aufgefallen.

Attraktive Frauen schaue ich mir an, und an guten tagen diese sogar mich ;) Aber ansonsten gehen mir die meißten anderen menschen eigentlich ziemlich am ..... vorbei. Die starre ich dann zumindest nicht bewusst an.

Da kommt mir die Frage auf:

Kennt ihr diesen Moment wenn eine S-oder U-Bahn in einen Tunnel einfährt und alle leute plötzlich hektisch im Zug rumgucken weil sie nicht wissen wohin mit ihrem blick sobald es kein "draußen" mehr gibt ???

Gruß, JimmyWho

@JimmyWho

JimmyWho schrieb:Kennt ihr diesen Moment wenn eine S-oder U-Bahn in einen Tunnel einfährt und alle leute plötzlich hektisch im Zug rumgucken weil sie nicht wissen wohin mit ihrem blick sobald es kein "draußen" mehr gibt ???

Japp kenne ich und vermeide ich tunlichst indem ich immer was zum lesen mit dabei habe! ;)
Mit dem starren hatte ich es auch nie. Ich bin in Berlin aufgewachsen und da kanns schon mal sein wenn man den falschen zu lange anguckt, dass es Stress gibt.

JimmyWho schrieb:Kennt ihr diesen Moment wenn eine S-oder U-Bahn in einen Tunnel einfährt und alle leute plötzlich hektisch im Zug rumgucken weil sie nicht wissen wohin mit ihrem blick sobald es kein "draußen" mehr gibt ???

Kenne ich nur zu gut. xD

Also ich starre nie andere Leute an. Ich achte sogar ganz gezielt darauf irgendwelche Fremden immer nur kurz anzusehen.

puh, also Starren ist nervig, ok. Aber mir ist immer noch lieber die Mitmenschen anzusehen als die ganze Zeit bewusst wegschauen zu müssen.
Irgendwie wird doch kaum noch Augenkontakt hergestellt. Ist doch traurig.

vertrauen ist gut, kontrolle besser. deutsche sind die geborene controller. so entsteht eben qualtät. :)

allerdings in südlichen kulturen, wird man nicht nur angestarrt, sondern ausgefragt, was man so alles treibt. ist auch nicht ohne.

Ich starre oft, besser gesagt, ich schaue gerne viele Menschen an.
Ist das tatsächlich typisch Deutsch?

Billy73 schrieb:vertrauen ist gut, kontrolle besser. deutsche sind die geborene controller. so entsteht eben qualtät. :)

Mir ist das bei anderen Deutschen aber ehrlich gesagt nie so direkt aufgefallen. Meistens sind die doch auch mit sich selbst beschäftigt, gucken weg, etc. Besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Dann müssen die Südländer die besseren Controller und Manager sein. Stimmt vorne und hinten nicht, deine Theorie @Billy73 :D

Ja lol, das stimmt, wenn man ne Weile im Ausland war, faellt es einem echt auf. :)

@vincentwillem

die südländer schaun und fragen sich zwar viel, aber denken sich dabei nichts :) die haben oft weder die fähigkeiten noch den willen bzw. lust protokolle anzulegen.

Billy73 schrieb:vertrauen ist gut, kontrolle besser. deutsche sind die geborene controller. so entsteht eben qualtät. :)

Aber wieso sollte man mich kontrollieren wollen, wenn ich einfach nur in der Bahn sitze und mich um mich selbst kümmere?

Billy73 schrieb:allerdings in südlichen kulturen, wird man nicht nur angestarrt, sondern ausgefragt, was man so alles treibt. ist auch nicht ohne.

Das ist wahr aber mir gefällts, bin da selbst etwas neugierig ^^

hawaii schrieb:Ist das tatsächlich typisch Deutsch?

Scheint wohl so. Als ich in England gelebt habe ist mir sowas nie aufgefallen. Klar kam mal ein flüchtiger Blick aber nie so das man fixiert wurde.

rapture schrieb:Aber wieso sollte man mich kontrollieren wollen, wenn ich einfach nur in der Bahn sitze und mich um mich selbst kümmere?

ich stelle mir das so wie der "data" aus star trek vor. man sieht ein phänomen und versucht es zu analysieren und legt es geistig in die datenbank geordnet ab.

Ist mir nicht aufgefallen.
Ihr habt andere Dinge die etwas seltsam sind, wenn man neu nach Deutschland kommt, aber den stare down habe ich nicht wahrgenommen. Aber vielleicht sollte ich darauf achten wenn ich länger zurück zuhause bin, und dann wieder nach Deutschland komme.

@rapture
Schön das du das Thema mal ansprichst! Hatte heute vormittag noch mit einem Freund darüber gesprochen, wie unhöflich und respektlos so ein Verhalten ist.
Das kurze Anschauen ist ja kein Problem aber das permanente Anstarren (gerade morgens in der Bahn) ist schon sehr nervtötend - selbst wenn jemand sehr aufällig ist schau ich nur kurz hin anstatt im "Ewigkeiten" in die Augen zu starren.
Auf dem Land ist`s ja ganz schlimm aber auch hier-in Berlin- passiert es ständig, dass man von tölpelhaften Unsympathen angestarrt wird.

Wenn ich merke, dass ich "angegafft" werde, spreche ich die Leute freundlich an, ob ich ihnen nicht helfen kann, einem wollte ich schonmal ein Passfoto geben.

Einfach mal in die Offensive gehen, schließlich muss man sich ja nicht alles bieten lassen.

Ich wurde grade vor einer Woche von einem älteren Mann angestarrt, ich saß am See und hab einfach gechillt als ich ihn entdeckte in etwa 50m Entfernung mit einem Fernglas im Busch. :D
Ich hab ihm zugewinkt und als er merkte, dass seine Tarnung aufgeflogen war, verschwand er schnell.

Sowas ist einfach krank find ich...

Jetzt könnte man natürlich verschiedene Thesen aufstellen:

Der Deutsche starrt Leute mit dem Selektionsblick auf der Rampe an: Arbeitsfähig bzw. Gas.

Der Deutsche starrt Leute mit dem Blick barbarischer Germanenhorden an: Plündern lohnt - oder lohnt nicht.

Der Deutsche hat so ein langweiliges TV-Programm, dass er einfach andere Leute anstarren muss.

Der Deutsche ist wahlweise Blockwart (West) oder Stasi-IM (Ost): Wer kommt da, was macht der, wohin geht der und ist das staatsgefährdend?

Der Deutsche (Ost) fragt sich: Darf der in die national befreite Zone rein oder trete ich ihn besser tot?

Der Deutsche (West) fragt sich: Will mir der mein Fahrrad, meine Frau, meinen Arbeitsplatz wegnehmen?

Der migrationshintergründige Deutsche sagt: Kucksu? Kommsu Krankehaus!

Der nordfriesische Gastronom fragt sich: Kann ich dem blöden Touri ein acht Tage altes Fischbrötchen für 10 Euro andrehen? Oder ist der Däne?



Ich fühle mich hierzulande nicht mehr oder weniger angestarrt als andernorts.

Piorama schrieb:Das kurze Anschauen ist ja kein Problem aber das permanente Anstarren (gerade morgens in der Bahn) ist schon sehr nervtötend - selbst wenn jemand sehr aufällig ist schau ich nur kurz hin anstatt im "Ewigkeiten" in die Augen zu starren.

Sehe ich auch so, jeder schaut mal kurz wenn man einen auffälligen, Markanten Menschen sieht.
Aber wenn man mir direkt in die Augen sieht, für länger als 15sek. sehe ich das Provokation und Herausforderung.

7.62 schrieb:Einfach mal in die Offensive gehen, schließlich muss man sich ja nicht alles bieten lassen.

So muss das! Wir sind ja schließlich nicht im Zoo! Als mich eine ältere Dame länger fixiert hatte, habe ich beim aussteigen einfach mal gefragt ob sie mit mir eine Cafe trinken gehen will, denn sie hätte mich so lange angeschaut. Ganz rot isse geworden und hat schnell aus´m Fenster geguckt ;)

als ich ihn entdeckte in in etwa 50m Entfernung mit einem Fernglas im Busch. :D

Du meinst eher Spannen und das Strafbar! Und ja krank auch ;)

Ich merke das gar nicht, weil ich meist immer und überall mit irgendwas beschäftigt bin.
Wenn man nicht aufpasst, renne ich auch gerne mal wen um. ;)
Und wenn ich es merke, blende ich das aus - fertig!