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Was war Euer erschreckenstes Erlebnis mit einem anderen Menschen?
16.05.2013 um 22:06Um es kurz vorauszuschicken: Mir sind im Leben schon eine ganze Reihe unangenehme Dinge passiert, die mir große Angst gemacht haben. So wäre ich mit 13 fast von einem Mann ins Auto gezerrt worden, der mir gewiss nicht nur die Umgebung zeigen wollte.
Später habe ich für eine Firma gearbeitet, bei der ich bei Anbruch der Dämmerung schleunigst nach Hause ging, weil es immer wieder Einbrüche und Diebstähle gab, die letztendlich nur Interne begangen haben konnten. Und jener ältere Herr, der sich, nachdem er eben noch freundlich mit mir und meiner Freundin geplaudert hatte, plötzlich umdrehte und -ohne sich darum zu kümmern, dass ihn Leute beobachteten - die Kränze auf einem frischen Grab anzündete, war durchaus auch unangenehm.
Mein erschreckenstes Erlebnis mit einem anderen Menschen hatte ich allerdings als kleines Kind von 5 oder 6 Jahren mit einer Frau. Ich besuchte damals mit meiner Oma eine Großtante, die in einer Institution lebte, die es heutzutage in dieser Form wohl gar nicht mehr gibt: Nämlich in einem "Heim für allein stehende Frauen".
Meine Großtante war eine liebe, nette Frau und, wie meine Oma auch, ausgesprochen kinderlieb. Trotzdem muss ich mich gelangweilt haben. Ich bettelte solange bis ich das Zimmer der Tante verlassen und auf dem Gang spielen durfte. Was ich dort machte, weiß ich nicht mehr. Ich war schon auf dem Weg zurück zum Zimmer meiner Tante und wenige Schritte von der Tür entfernt als mir plötzlich eine Frau den Weg vertrat.
Die Frau war jung, 20 oder höchstens 25 Jahre alt, aus der Sicht eines kleinen Kindes groß und ganz normal in Jeans, kurzärmlige Bluse und eine enganliegende kurze Weste gekleidet. Sie hatte kurzes rotbraunes Haar, ein auffallend blasses und teigiges Gesicht und trug eine große, hässliche Hornbrille.
Sie begann mich auszufragen: Was ich hier mache? Wieso ich allein auf dem Gang sei? Wie ich hieße? Die Fragerei an sich wunderte mich nicht. Mitte der 70iger Jahre des vorigen Jahrhunderts war -nicht nur für Kinder - jede Menge verboten - "Ballspielen im Hof untersagt"- und Erwachsene, die sich berufen fühlten die Einhaltung dieser Verbote zu überwachen, traf man als Kind jeden Tag. Ich hielt die Frau also für eine Angestellte des Heims, der es nicht passte, dass da ein Kind allein auf dem Gang unterwegs war.
Ich war eigentlich auch schon mit 5 oder 6 ein freches, vorlautes Kind, das Erwachsenen gerne mal patzige Antworten und notfalls halt schleunigst weg lief. Dieser Frau, die nicht viel älter als meine älteste Cousine war, beantwortete ich allerdings jede Frage brav wie ein Lämmchen. Sie machte mir vom ersten Augenblick an intensiv Angst.
Der Grund dafür war, wenn ich mir die Szene heute wieder vor Augen rufe, dass sie mich zwar starr anschaute, aber irgendwie trotzdem nicht zu sehen schien. Ihre Arme hingen leblos an ihren Seiten herab, sie rührte - das fiel mir besonders auf - keinen Finger ihrer knochigen Hände, wippte aber ständig auf den Füßen langsam vor und zurück, während sie mir mit einer Stimme monoton wie ein Roboter immer weitere Fragen stellte.
Nach einer Ewigkeit, die wohl in Wirklichkeit nur eine oder zwei Minuten lang war, ging hinter der Frau, die Tür zum Zimmer meiner Tante auf und meine Oma stand da. Meine Oma war eine sehr energische Frau, die keinem Streit aus dem Weg ging. - Sie behauptete sogar nach einem Streit schmecke ihr grundsätzlich das Essen besser. Aber bei dieser Begegnung fühlte ich sofort, dass meine Oma vor dieser Frau genauso viel Angst hatte wie ich.
Was dann geschah, weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, die Frau stellte meine Oma zur Rede, wie sie es denn wagen könne ein Kind in das Heim zu bringen, und meine Oma gab eine ganz ungewohnt beschwichtigende Antwort. Das nächste, an das ich mich genau erinnere , ist, dass meine Oma mich an der Frau vorbei ins Zimmer zerrte und meine Tante, die wohl hinter der Tür gewartet hatte, die Tür schloss und den Schlüssel zweimal umdrehte.
Beide waren sehr aufgeregt. Meine Tante zitterte sogar. Sie wollten genau wissen, was die Frau mich gefragt und was sie getan hatte. Dann warnten sie mich eindringlich vor der Frau. Das sei eine Verrückte, die von den eigenen Eltern gezwungen worden wäre von zu Hause aus und ins Heim zu ziehen, weil sie es nicht mehr mit ihr ausgehalten und vor ihr Angst gehabt hätten. Allein auf den Gang zu gehen habe ich mich bei diesem Besuch nicht mehr getraut.
Ein oder zwei Jahre später döste ich am Ende einer Familienfeier auf dem Sofa zwischen meiner Oma und meiner Mutter. Sie glaubten ich sei eingeschlafen und würde nichts hören. Meine Oma erzählte, dass am Tag zuvor meine Großtante bei ihr angerufen hätte: „Die Verrückte, die bei ihr im Heim haust, ist von der Polizei festgenommen worden. Sie hat eine andere Heimbewohnerin angegriffen und so schwer verletzt, dass die Frau auf dem Weg ins Krankenhaus starb.“
Später habe ich für eine Firma gearbeitet, bei der ich bei Anbruch der Dämmerung schleunigst nach Hause ging, weil es immer wieder Einbrüche und Diebstähle gab, die letztendlich nur Interne begangen haben konnten. Und jener ältere Herr, der sich, nachdem er eben noch freundlich mit mir und meiner Freundin geplaudert hatte, plötzlich umdrehte und -ohne sich darum zu kümmern, dass ihn Leute beobachteten - die Kränze auf einem frischen Grab anzündete, war durchaus auch unangenehm.
Mein erschreckenstes Erlebnis mit einem anderen Menschen hatte ich allerdings als kleines Kind von 5 oder 6 Jahren mit einer Frau. Ich besuchte damals mit meiner Oma eine Großtante, die in einer Institution lebte, die es heutzutage in dieser Form wohl gar nicht mehr gibt: Nämlich in einem "Heim für allein stehende Frauen".
Meine Großtante war eine liebe, nette Frau und, wie meine Oma auch, ausgesprochen kinderlieb. Trotzdem muss ich mich gelangweilt haben. Ich bettelte solange bis ich das Zimmer der Tante verlassen und auf dem Gang spielen durfte. Was ich dort machte, weiß ich nicht mehr. Ich war schon auf dem Weg zurück zum Zimmer meiner Tante und wenige Schritte von der Tür entfernt als mir plötzlich eine Frau den Weg vertrat.
Die Frau war jung, 20 oder höchstens 25 Jahre alt, aus der Sicht eines kleinen Kindes groß und ganz normal in Jeans, kurzärmlige Bluse und eine enganliegende kurze Weste gekleidet. Sie hatte kurzes rotbraunes Haar, ein auffallend blasses und teigiges Gesicht und trug eine große, hässliche Hornbrille.
Sie begann mich auszufragen: Was ich hier mache? Wieso ich allein auf dem Gang sei? Wie ich hieße? Die Fragerei an sich wunderte mich nicht. Mitte der 70iger Jahre des vorigen Jahrhunderts war -nicht nur für Kinder - jede Menge verboten - "Ballspielen im Hof untersagt"- und Erwachsene, die sich berufen fühlten die Einhaltung dieser Verbote zu überwachen, traf man als Kind jeden Tag. Ich hielt die Frau also für eine Angestellte des Heims, der es nicht passte, dass da ein Kind allein auf dem Gang unterwegs war.
Ich war eigentlich auch schon mit 5 oder 6 ein freches, vorlautes Kind, das Erwachsenen gerne mal patzige Antworten und notfalls halt schleunigst weg lief. Dieser Frau, die nicht viel älter als meine älteste Cousine war, beantwortete ich allerdings jede Frage brav wie ein Lämmchen. Sie machte mir vom ersten Augenblick an intensiv Angst.
Der Grund dafür war, wenn ich mir die Szene heute wieder vor Augen rufe, dass sie mich zwar starr anschaute, aber irgendwie trotzdem nicht zu sehen schien. Ihre Arme hingen leblos an ihren Seiten herab, sie rührte - das fiel mir besonders auf - keinen Finger ihrer knochigen Hände, wippte aber ständig auf den Füßen langsam vor und zurück, während sie mir mit einer Stimme monoton wie ein Roboter immer weitere Fragen stellte.
Nach einer Ewigkeit, die wohl in Wirklichkeit nur eine oder zwei Minuten lang war, ging hinter der Frau, die Tür zum Zimmer meiner Tante auf und meine Oma stand da. Meine Oma war eine sehr energische Frau, die keinem Streit aus dem Weg ging. - Sie behauptete sogar nach einem Streit schmecke ihr grundsätzlich das Essen besser. Aber bei dieser Begegnung fühlte ich sofort, dass meine Oma vor dieser Frau genauso viel Angst hatte wie ich.
Was dann geschah, weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, die Frau stellte meine Oma zur Rede, wie sie es denn wagen könne ein Kind in das Heim zu bringen, und meine Oma gab eine ganz ungewohnt beschwichtigende Antwort. Das nächste, an das ich mich genau erinnere , ist, dass meine Oma mich an der Frau vorbei ins Zimmer zerrte und meine Tante, die wohl hinter der Tür gewartet hatte, die Tür schloss und den Schlüssel zweimal umdrehte.
Beide waren sehr aufgeregt. Meine Tante zitterte sogar. Sie wollten genau wissen, was die Frau mich gefragt und was sie getan hatte. Dann warnten sie mich eindringlich vor der Frau. Das sei eine Verrückte, die von den eigenen Eltern gezwungen worden wäre von zu Hause aus und ins Heim zu ziehen, weil sie es nicht mehr mit ihr ausgehalten und vor ihr Angst gehabt hätten. Allein auf den Gang zu gehen habe ich mich bei diesem Besuch nicht mehr getraut.
Ein oder zwei Jahre später döste ich am Ende einer Familienfeier auf dem Sofa zwischen meiner Oma und meiner Mutter. Sie glaubten ich sei eingeschlafen und würde nichts hören. Meine Oma erzählte, dass am Tag zuvor meine Großtante bei ihr angerufen hätte: „Die Verrückte, die bei ihr im Heim haust, ist von der Polizei festgenommen worden. Sie hat eine andere Heimbewohnerin angegriffen und so schwer verletzt, dass die Frau auf dem Weg ins Krankenhaus starb.“