@MissAnthrop MissAnthrop schrieb:Ein Tautropfen? Das wär wohl das Letzte, woran ich gedacht hätte. Aber ja, das ist ein wirklichi sehr gutes Beispiel dafür.
Das Wissen, dass sie nicht gefährlich sind besitze ich ja. Trotzdem reagier ich manchen Situationen dann so ängstlich.
Darf ich fragen, wie jung Du bist?
Nein, das ist nicht negativ gemeint, es ist einfach so, dass wir nur das richtig sehen und interpretieren können, was wir bereits kennen und vielleicht eine Kleinigkeit darüber hinaus. Und im Lauf unseres Lebens lernen wir immer wieder eine Kleinigkeit dazu. Oder genauer: unser Gehirn lernt dazu.
Und alles was wir noch nicht kennen kann Angst auslösen.
Zum Thema "sehen lernen":
Als ich den Lichtpunkt zum ersten Mal sah, war er so weit entfernt, dass weder die Parallaxe, noch die Fokussierung meiner Augen dem Gehirn eine verwertbare Information liefern konnten, wie weit der Punkt tatsächlich entfernt war. Da keine deutliche Referenz sichtbar war, die meinem Sehzentrum helfen hätte können, hat dieses eben eine willkürliche Entfernung angenommen und da ich aus dem Fenster schräg nach unten blickte und die Entfernung vom Sehzentrum etwas zu kurz geschätzt wurde, schien der Punkt in der Luft zu hängen.
Und diesen Eindruck hatte mein Gehirn "gelernt" und gespeichert.
Als ich dann aus der Haustür kam, war die Entfernung immer noch nicht für mein Sehzentrum bestimmbar und da die geringfügig nach unten gerichtete Blickrichtung auch keine wirklich brauchbare Information lieferte, interpretierte mein Gehirn die Blickrichtung als horizontal (es hatte ja "gelernt", dass der Punkt in der Luft schwebte) und ich "sah" den Punkt immer noch in der Luft schweben.
Beim Näherkommen wanderte die Blickrichtung dann immer mehr schräg nach unten, bist die Augen so weit schräg nach unten schauen mussten, dass mein Gehirn merkte: Hoppla, da stimmt etwas nicht und das Bild neu und diesmal korrekt interpretierte.
Übrigens sah ich später, als ich wieder in der Wohnung war, den Punkt völlig korrekt auf dem Boden - mein Gehirn hatte dazugelernt.
Ein ähnliches Phänomen kannst Du als Autofahrer (Neuling) erleben, wenn Du in der Dunkelheit zu einem LKW aufholst - Du scheinst zunächst kaum näher zu kommen, wenn der LKW nicht gerade wie ein Christbaum beleuchtet und daher nicht als solcher erkennbar ist. Wenn Du dann näher rankommst, scheint der LKW plötzlich immer schneller näher zu kommen und irgendwann, vielleicht wenn der Abstand auf 70 oder 100 Meter geschrumpft ist, merkst Du - Hoppla, das ist ja ein dicker Brummer. Vorher hatte Dein Gehirn an der gewohnten Größe eines PKW (Abstand der Rücklichter) Mass genommen und die Entfernung falsch eingeschätzt.